1.7 Bibliothek

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Law

Zwei Wochen waren nun vergangen. Da Kid keinen gescheiten Navigator hatte waren wir zu erst in die falsche Richtung gefahren, was uns ziemlich viel Zeit gekostet hatte. Wie ich Zeitverschwendungen doch hasste!
Zumindest verstand ich mich mittlerweile etwas besser mit Eustass, was die Fahrt etwas erträglicher machte.
In Kürze würden wir an der Insel Resuma ankommen, der letzte Stop vor der Insel Resake wo meine Crew bereits auf mich wartete. Letztendlich hatte Eustass zugestimmt mich dorthin zu bringen und hatte gemeint das dass alles nur ein Scherz gewesen sei. Wenn ihr mich fragt hat er einfach nur Schiss das ich meine Drohung in die Tat umsetze.

Naja im Endeffekt war es egal, Hauptsache ich bekam was ich will. Ich schloss die Augen und genoss den Wind der sanft mit meinen Haaren spielte. Ich war gerade alleine an Deck, stand an der Reling und blickte hinaus aufs Meer. Es war ein wunderbarer Moment der Ruhe. Doch natürlich hielt er nicht lange.

,,Hey Trafalgar", rief Eustass Kid, ,,was stehst du da so rum? Wir kommen gleich an, mach dich gefälligst Abmarsch bereit!". Schon wieder ein Befehl. Konnte der Typ nichts in normalem Tonfall sagen?! Ich ignorierte ihn und sah weiterhin aufs Meer.
Wie nicht anders zu erwarten regte Eustass sich furchtbar auf: ,,Was fällt dir ein mich zu ignorieren?! Hör mir gefälligst zu wenn ich was sage sonst kannst du was erleben!". Der arme denkt wirklich er hat eine Chance gegen mich. Ich grinse bei dem Gedanken daran was ich alles mit ihm anstellen könnte vor Freude. Mit meinem über Jahre perfekt trainierten leichten, arroganten Lächeln drehe ich mich zu ihm um und meinte nur: ,,Komm wieder runter". Da ich momentan keine Lust auf einen Kampf mit diesem Hitzkopf hatte ging ich mit diesen Worten einfach nur an ihm vorbei und verschwand unter Deck.

Nach einer halben Stunde kamen wir endlich an. Auf Eustass' Befehl hin teilten sich alle in Gruppen auf und machten Besorgungen was Proviant, Hygieneartikel und Medikamente angeht. Ich für meinen Teil ging los in Richtung einer Bibliothek, vielleicht finde ich ja etwas interessantes. ,,Hey, wohin gehst du?", höre ich die Stimme des Rothaarigen hinter mir. ,,Zur Bibliothek", antwortete ich knapp. ,,Wasn das?", fragte Eustass irritiert. Geschockt blieb ich stehen und drehte mich langsam zu ihm um. Das konnte unmöglich sein ernst sein! Nichtmal ich hielt ihn für so dumm.

Als er meinen fassungslosen Gesichtsausdruck sieht fängt er an zu brüllen vor lachen und macht schnell ein Foto. ,,Lösch das sofort!", knurrte ich gereizt. Normalerweise war ich ein Typ der kaum Emotionen zeigte, aber dieser Idiot schaffte es immer und immer wieder mich auf die Palme zu bringen. ,,Du...Du hast das doch nicht ernsthaft... geglaubt, oder?", fragte Eustass, immer wieder von seiner lauten Lache unterbrochen. Wütend drehe ich mich um und laufe meinen Weg weiter.
Zu meinem Leidwesen höre ich seine lauten Schritte die mir rasch nachkommen. ,,Hey, jetzt warte doch mal", sagte er immernoch belustigt, ,,tut mir leid okay? Ich wollte dich nicht verärgern, aber das du immernoch keinen Sinn für Ironie hast ist wirklich traurig".

Ich antwortete ihm nicht sondern legte einfach nur einen Zahn zu und lief weiter. Doch so leicht ließ er sich nicht abschütteln. Mit ein paar großen Schritten überholte er mich und stellte sich vor mich. ,,Geh mir aus der Sonne", fauchte ich. ,,Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt", erwiderte er, ,,Nun komm schon, wir gehen zusammen zur Bibliothek".
Da er mir auf Schritt und Tritt folgte blieb mir sowieso keine andere Wahl. Gemeinsam betraten wir den Laden und ich steuerte zielstrebig auf die Abteilung mit Medizin Büchern zu. Eine Weile vertiefte ich mich in eines von ihnen, bis mir auffiel das der Rothaarige mich schon eine längere Zeit lang nicht belästigt hatte. Stirnrunzelnd legte ich mein Buch bei Seite und suchte nach ihm. In der Abteilung für bekannte Persönlichkeiten und deren Zitate fand ich ihn schließlich. Die Stirn in Falten gelegt las er in einem dicken Buch.

,,Den Schmerz meiner Einsamkeit fühlte ich erst, als die Menschen den Fehler meiner Geschwätzigkeit lobten und die Tugend meines Schweigens schmähten", zitierte er Khalil Gibran ohne aufzusehen. Verständnislos blickte er das Buch an. ,,Das macht doch garkeinen Sinn", brummte er.
Ich verdrehte die Augen. ,,Vielleicht ist dieses Buch etwas zu hoch für dich Eustass-ya", erwiedere ich.
Er ignorierte mich und zitierte Goehte: ,,Wer sich dem Gesetzt nicht fügen will, muss die Gegend verlassen, wo sie gelten". Er lachte auf: ,,Oder man haut ihnen einfach aufs Maul und ändert die Gesetze". Abermals verdrehte ich die Augen und schüttelte den Kopf, musste aber dennoch grinsen.
Der Rotschopf blätterte etwas weiter im Buch, nun fing er an Shakespeare zu zitieren: ,,Denn steinerne Grenzen können Liebe nicht fernhalten..."
,,...und was Liebe kann, das wagt Liebe zu versuchen", vollendete ich den Satz.

Für einen kurzen Moment sahen wir uns nur in die Augen. Okay, das ist jetzt echt weird. Mit einem schiefen Grinsen brach Eustass schließlich die komische Stimmung. ,,Ja genau, so geht's weiter. War ja klar das du sowas beknacktes auswendig kannst", zog er mich auf. Ich zuckte nur mit den Schultern. ,,Bist du fertig? Solansam bekomme ich echt Hunger, lass uns was essen gehen".
Der Größere nickte und Gemeinsam verließen wir die Bibliothek.

Mittelweile dämmerte es schon, obwohl es gerade mal 16 Uhr war. Naja um die Winterzeit herum war das normal. Da sich keiner von uns hier auskannte, liefen wir einfach mal drauf los auf der Suche nach einem Restaurant. Nach einer Weile fanden wir einen Italiener am Rande der Insel. Von unserem Platz aus hatte ich einen hervorragenden Ausblick auf das Meer. Eustass saß mir gegenüber mit dem Rücken zum Fenster, und als uns der Kellner die Speisekarte brachte zündete er die Kerze zwischen uns an. Verdammt, dachte der etwa wir wären ein Paar?
Ich sah dem Rothaarigen an das er sich das selbe fragte und es ihm ebenfalls missfiel. Und schon war sie wieder da, diese unangenehme Atmosphäre.

Da ich nicht wusste was ich sonst tun sollte griff ich nach der Speisekarte und suchte mir etwas zu essen aus. Ich entschied mich für einen Salat und ein Pizzabrot, Eustass wählte eine große Lasagne. Nachdem wir beide unsere Bestellung aufgegeben hatten und der Kellner abgezogen war fing er an zu grinsen. ,,Was ist so lustig?", fragte ich ihn. ,,Das ist doch nicht ernsthaft alles was du essen willst? Wie wird man von sowas satt?". ,,Nicht jeder möchte übermäßig viele Kalorien zu sich nehmen", meinte ich schulterzuckend.
,,Wie als ob du dir Gedanken über zu viele Kalorien machen musst", lachte Eustass, ,,Du bist der reinste Lauch, erzähl mir doch nichts!".

Auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ, seine Bemerkung über meine Figur traf mich. Ich hatte es so satt mit ständig anhören zu müssen wie dünn ich doch war. Zum einen stimmte das nicht, ich war weder untergewichtig noch schmächtig gebaut. Ich wuchs nur eben mehr in die Länge als in die Breite und viel Hunger hatte ich eben auch meistens nicht. Ich zuckte nur mit den Schultern und blickte nach draußen. Nachdenklich nippte ich an meiner Cola. Ich kniff die Augen zusammen. Durch den grauen Himmel bewegte sich irgendwas in Richtung Erde. Zuerst konnte ich es nicht richtig erkennen, doch als ich begriff was es war verschluckt ich mich promt an meinen Getränk. Panisch spuckte ich einen Teil über den Tisch und rang nach Luft.

,,Alter, was geht denn jetzt ab?!", fragte Eustass irritiert und verärgert zugleich. Ich deutete mit weit aufgerissenen Augen hinter ihn. Mittlerweile war das etwas am Rand der Insel gelandet, bzw. ein ganzer Haufen davon. Dünne, weiße Fäden die die ganze Insel wie eine Kuppel umschlossen. ,,Was zum Teufel...", murmelte der Rothaarige.
Wir saßen in der Falle! Das, was die ganze Insel umschloss war nichts geringeres als De Flamingos Vogelkäfig!

Auf der Flucht - Wenn aus Feinden Freunde werden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt