2.9 Worst Generation

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Law

Ich wusste nicht, wie viel Zeit bereits vergangen war, doch es interessierte mich auch reichlich wenig. Alles woran ich denken konnte, waren unsere miteinander vereinten Hände und unsere Körper, die immer wieder sanft aneinander stießen. Momentan tanzten wir zu ,,Hunger" gesungen von Ross Copperman.

,,When you're not next to me, i'm incomplete". Auch wenn es angehem warm im Saal war, zierte meine Haut aufgrund der Lyrics eine feine Gänsehaut. Ich hätte nie damit gerechnet, dass Kid derart romantisch sein konnte, doch umso mehr freute es mich. Generell überraschte er mich seit Anbeginn unserer Reise.

Angefangen mit seiner Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft mir gegenüber, hin zu seinem Einfallsreichtum der uns beide vor den Vogekäfig gerettet hatte, weiter zu seinem beinahe nervtötenden Optimismus und dem mir ähnlichen Sinn für Gerechtigkeit. Seit Wochen entdeckte ich jeden Tag aufs neue andere Seiten und jedes Mal viel mir auf, wie sehr ich ihn unterschätzt hatte.

Die Begegnung auf dem Sabaody Archipel hatte mir gereicht um ihn als Idioten abzustempeln, und verdammt, ich dankte Gott und der Welt das ich die Chace bekommen hatte, mich eines besseren belehren zu lassen.

,,Über was denkst du nach?", fragte der Hüne sanft lächelnd, wie als wüsste er bereits was in mir vorging. ,,Über unsere erste Begegnung", antwortete ich wahrheitsgemäß, was meinen Gegenüber zum schmunzeln brachte. ,,Wieso ausgerechnet jetzt?". ,,Ich weiß nicht, ich denke ich suche nach dem Moment, indem du es geschafft hast gedanklich in die Idiotenabteilung zu rutschen."

Kid schnaubte. ,,Vielleicht solltest du lieber über den Moment nachdenken, indem ich es geschafft habe wieder rauszukommen." ,,Wer sagt das es diesen gibt?", neckte ich ihn und setzte dazu mein typisch arogantes Lächeln auf.

,,Nagut, dann mache ich eben den Anfang", meinte Kid, überlegte kurz und fuhr schließlich fort, ,,ich denke, als ich erkannt habe, dass diese herablassende Art und die Emotionslosigkeit nur gespielt ist, hast du mein Interesse geweckt. Ich wollte wissen, wieso du bist wie du eben bist."

Ich schluckte schwer. ,,Look into my eyes and say you want me too, like I want you". Verdammt, wieso konnte ich das nicht? Und wieso passten diese beschissenen Texte andauernd so gut?! Immernoch völlig überfordert von seinem Geständnis stellte ich einfach die erstbeste Frage, die mir gerade in den Sinn kam. ,,Wenn ich doch ach so eingebildet gewirkt habe, wieso hast du dann für mich gelogen? Oder nein, wieso hast du mich überhaupt erst gerettet? Hättest du mich einfach liegen lassen, müsstest du jetzt nicht hier sein."

So wie die Worte meinen Mund verliesen, bereute ich sie augenblicklich. Er war wahnsinnig nett, versuchte sein bestes um uns einen schönen Abend zu gestalten und machte erste Andeutungen was seine wahren Gefühle betraf. Ich dagegen überhäufte ihn mit Vorwürfen und ging seinen Fragen meist aus dem Weg. Das war alles andere als fair, doch er schien es locker zu nehmen.

,,Du sagst das, wie als wäre es schlimm für mich hier mit dir sein zu müssen. Ich kann dir versichern, dass es nicht so ist. Ganz im Gegenteil, momentan bin ich tatsächlich ein recht glücklicher Mensch." Ungläubig schüttelte ich den Kopf, doch er war noch nicht fertig.

,,Was deine Fragte betrifft, wieso ich dich trotz meiner eher negativen Einschätzung deines Charakters gerettet habe, nun ich denke, dass liegt schlicht und einfach daran, dass ich schon immer etwas mehr in dir gesehen habe." War das seine Art mir zu sagen das er schon lange in mich verliebt war? Oder interpretierte ich mal wieder viel zu viel hinein?

Auf der Flucht - Wenn aus Feinden Freunde werden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt