Dark Deeps- Nichts ist wie es scheint

1. Kapitel

Claudia Schacht saß in ihrem Garten und war gerade dabei, etwas auf ihrem iPad nachzusehen. Sie legte letzteres kurz zur Seite, um ihre dunkelblonden Haare zu einem Dutt hoch zu stecken und kaum hatte sie das gemacht und nach ihrem iPad gegriffen, stand plötzlich Sophie Weiß vor ihr. Claudia sah sie schmunzelnd an und meinte " Ich habe dir doch gesagt, dass du dich vorher ankündigen sollst". Sophie sagte " Ja, das weiß ich. Aber so macht es mehr Spaß ". Claudia musste grinsen und dann hörte sie wieder zwei Stimmen, die sie nur allzu gut kannte. " Haben wir was verpasst?". " Ja, wir wollen mitkriegen, wenn jemand mal wieder Mist gebaut hat". Claudia drehte sich auf ihrer Gartenliege um und sah, wie Jessica Strahl und Lea Ehrlich auf die Terrasse kamen. Claudia sah die beiden fragend an und Jessica klärte sie auf " Deine Mutter hat uns rein gelassen". Nachdem das geklärt war, sagte Claudia " Tja, ich habe zwar nicht erwartet, dass ihr so spontan hier aufkreuzt, sonst hätte ich noch Kuchen gebacken oder was gekocht, aber jetzt wo ihr da seid, setzt euch. Ich werde mal versuchen, in der Küche was essbares aufzutreiben". Mit diesen Worten stand sie auf, die anderen drei setzten sich und warteten bis Claudia wieder kam. Sie hatte es noch geschafft, ein paar Kekse und Eistee aufzutreiben und darüber machten sich die Mädchen jetzt her. Für Mitte Mai war es schon ziemlich warm in Bad Segeberg, der Heimatstadt der vier Mädchen. Sie waren schon lange die besten Freundinnen und das würde wohl auch für immer so bleiben. Claudia und Jessica hatten sich bei ihrer Einschulung kennen gelernt und waren von da an unzertrennlich gewesen, weshalb sie nach der Grundschule auch gemeinsam von der Heinrich- Ranzau- Schule ans Städtische Gymnasium gewechselt waren. Dort hatten sie Lea kennen gelernt und sich mit ihr angefreundet. Und als schließlich Sophie in der siebten Klasse zu ihnen gewechselt kam, waren sie zu einem kompletten Kleeblatt geworden. Als sie so da saßen meinte Lea " Nur noch zwei Monate bis zu den Sommerferien. Könnt ihr euch das vorstellen? Nach den Sommerferien sind wir in der 13. Klasse, aber dann geht auch der ganze Abi- Stress los und vor den Ferien schreiben wir auch noch einige Arbeiten". Jessica lachte auf und meinte " Ja, stimmt! Da reichen sechs Wochen Ferien einfach nicht". " Ach, kommt schon. Für euch ist das doch kein Problem" mischte sich Sophie ein und Claudia meinte " Ja, genau! Wenn das jemand zu 100% im Schlaf schafft, dann ihr beide." Unrecht hatte sie nicht, denn Jessica war mit einer Gymnasialempfehlung ans Städtische gekommen, während Claudia ihre Eltern lange hatte bearbeiten müssen, damit sie ihre Tochter dort anmeldeten. Immerhin hatte sich ihre große Schwester Yvonne, 22, vier Jahre älter und erfolgreicher als Claudia, dafür eingesetzt, sodass ihre Eltern es letzten Endes doch getan hatten. Yvonne hatte nämlich ihren Eltern erzählt, Jessica hätte einen guten Einfluss auf Claudia und dass sie sich ganz bestimmt rein knien würde. Außerdem hatte sie ihre Eltern darauf hingewiesen, dass sie selbst auch keine Gymnasialempfehlung gekriegt hatte, ihre Eltern sie dennoch am Städtischen Gymnasium angemeldet hatten, sie dort auch gute Noten geschrieben hatte und heutzutage brauchte man einfach einen möglichst hohen Abschluss, um im Leben weiter zu kommen und so hatte sie ihre Eltern überzeugt. Anfangs hatte sich Claudia etwas schwer getan, aber dank Jessica hatte sie die Probezeit überstanden und durfte an der Schule bleiben. Lea war auch nicht dumm, denn sie hatte bisher nie eine schlechtere Note als Zwei gehabt, wofür Claudia sie insgeheim bewundert hatte. Und als Jessica sie in der fünften Klasse gefragt hatte, ob Lea, die noch keine Gruppe hatte, nicht mit ihnen die Gruppenarbeit machen wollte, war daraus eher eine Gruppenunterhaltung geworden und sie hatten eine 2+ bekommen, was Claudia sehr beruhigt hatte, da sie bis heute darum kämpfte, ihren Schnitt von 3,6 nicht noch weiter zu verschlechtern, während Lea einen Schnitt von 2,0 und Jessica einen von 2,3 hatte. Daher hatten sie keine Probleme damit, die folgenden Klassenarbeiten ebenfalls zu meistern. Claudia dagegen würde sich nochmal einige Nachmittage freischaufeln müssen um zu lernen, falls das überhaupt möglich war. Denn sie hatte jeden Montags bis 15 Uhr Schule, Mittwochs bis 16 Uhr und Freitags sogar bis 17 Uhr. Am Dienstag und Donnerstag hätte sie ausreichend Zeit, denn an diesen beiden Tagen hatte sie nur bis 13 Uhr und 14 Uhr Schule. Natürlich waren die Hausaufgaben auch noch da, aber die konnte sie ja mit den Mädels zusammen machen. Claudias Ziel war es nämlich, ein genauso gutes Abi zu machen wie Yvonne, wenn nicht noch besser, da man die beiden ständig miteinander verglich und alle bewunderten immer alles, was die perfekte Yvonne erreicht hatte. Diese war nämlich gerade dabei Jura zu studieren und sie sowie ihre Eltern hielten nicht viel von Claudias Zukunftsplänen, denn sie wollte Schauspielerin werden und hatte auch das nötige Talent. Ihre Eltern wünschten sich natürlich, dass ihre jüngste Tochter das tun konnte, was sie liebte, aber Herr und Frau Schacht waren auch realistisch, da sie von Claudia verlangten etwas richtiges zu lernen, so wie ihre Schwester. Gerade gestern hatten sie wieder so ein Gespräch über Claudias berufliche Zukunft geführt, da Claudia ihren Eltern wieder einmal klar machen wollte, dass sie nach dem Abi direkt auf die Schauspielschule gehen wollte und diesmal hatte sich Yvonne, die blöde Verräterin, nicht hinter sie gestellt, sondern hatte ihren Eltern zugestimmt. Wenigstens war ihre Tante Margret auf ihrer Seite, sie war Musical-Darstellerin und lebte in Hamburg. Zu ihr konnte Claudia immer kommen, wenn sie reden wollte und sie hatte ihr sogar schon ein paar Schauspielschulen rausgesucht, bei denen sie sich bewerben konnte. Allerdings hatte sie Claudia geraten, sich am besten gleich in der Prüfungszeit zu bewerben, da das immer besser kam und diesen Tipp würde sie sich zu Herzen nehmen. " Hey, woran denkst du gerade?" kam es von Jessica, die auf der Liege neben ihr lag und sie jetzt eindringlich ansah. Claudia winkte ab und meinte " An nichts besonderes, ich habe nur so nachgedacht". Jetzt mischte sich Lea ein und meinte " Mir scheint, du denkst in letzter Zeit ein bisschen zu viel nach. Was ist denn los?". " Geht es etwa wieder um die Schauspielschule?" bohrte Sophie nach und und Claudia erklärte " Ja, aber ich kriege das hin, meine Tante gibt mir Rückendeckung. Aber ich muss zusehen, dass ich durch die nächsten Arbeiten meinen Schnitt verbessere". " Achso, der Konkurrenzkampf mit Yvonne. Alles klar" begriff Jessica und Sophie meinte " Mach dir deswegen nicht ins Hemd. Aus diesem Grund hast du ja die drei besten Freundinnen der Welt, die dir helfen werden. Da wir gerade davon sprechen: Wer hilft mir in Bio weiter? Freiwillige vor". Jessica erklärte sich schließlich bereit, die Bionachhilfe für Sophie zu spielen und als das geklärt war, genossen die Mädchen noch den Rest des Nachmittags. Als Lea und Sophie schließlich aufbrechen mussten, kamen Claudias Eltern gerade nach Hause und verabschiedeten die zwei. Als die beiden schließlich weg waren, wollte sich Jessica auch auf den Weg machen, aber Frau Schacht bot ihr an, bei ihnen zu übernachten. Jessica nahm die Einladung an, da sie schon 19 Jahre alt war und nachdem sie ihre Eltern angerufen hatte, um zu sagen wo sie war, gingen Claudia und Jessica nach oben in Claudias Zimmer und ließen nach einem Gespräch über ihre Zukunft den Tag mit einer Folge von The Originals ausklingen.

Die nächsten zwei Monate vergingen schneller als gedacht. Claudia und Sophie bekamen in den Arbeiten, die noch geschrieben wurden, ganz gute Noten, genauso wie Lea und Jessica, aber das war ja auch nicht anders zu erwarten. Schließlich war der letzte Schultag vor den Sommerferien da und weil es so schönes Sommerwetter war, beschloss die Klasse den Tag am Segeberger See zu verbringen. Sie würden um 11 Uhr dort Schluss machen und den Tag beenden, wenn es Zeit war. Als die Klasse den See erreicht hatte, setzten sich alle irgendwo hin. Manche gingen zum Bootshaus, andere zum Tretbootfahren oder in das kleine Café am See. Die vier Freundinnen machten es sich auf einer Bank bequem und Lea meinte " Also, wenn ich die Uhr richtig lese, dann sind wir in genau zweieinhalb Stunden Abiturienten". " So toll ist das auch wieder nicht" sagte Claudia und Sophie meinte " Ich verstehe auch nicht, was alle immer so toll daran finden. Ich gehe mir kurz ein Eis holen. Wer kommt mit?". Claudia stand auf, um mitzugehen und als die beiden zu Lea und Jessica zurück kamen, setzten sie sich und Sophie fragte " Glaubt ihr, wir bekommen nochmal eine neue Schülerin in die Klasse?". Jessica schüttelte den Kopf und meinte " Du glaubst doch nicht, dass sich jemand freiwillig die Mühe macht und im letzten Schuljahr die Schule wechselt". Lea stimmte ihr zu, aber Claudia hielt sich raus. Sie genossen noch die Zeit, bis ihre Klassenlehrerin offiziell verkündete, dass die Ferien angefangen hatten. Das wollten die vier feiern, indem sie heute alle bei Lea übernachten würden. Leas Eltern hatten nämlich einen tollen Wintergarten, in dem sie gerne im Sommer übernachteten. Und in diesem Augenblick wussten die Mädchen noch nicht, was sie nach den Sommerferien alles erwarten würde.