Kapitel 4

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Ich hatte mir fest vorgenommen, auch diese Nacht nicht zu schlafen, allerdings war ich zu müde um das zu schaffen.  Morgens kamen wie erwartet wieder die dumpfen Geräusche der Schritte, die Treppe hinunter. Ich spürte die Hitze, welche unbewusst in mir ausbrach und wischte über mein schweißbedecktes Gesicht. Der Mann platzte selbstbewusst in den Raum. Er trug einen Stuhl, eine kleine Kamera und vier Schnüre mit sich. Er stellte den Stuhl in den durchgedrungenen Lichtstrahl und befahl mir in fiesem Ton, mich darauf zu setzen. Zögernd richtete ich mich auf und setzte mich auf den alten, auseinanderfallenden Stuhl. Ich fragte ihn ängstlich was das werden sollte, doch ich bekam nur ein "Halt den Mund" zur Antwort. Er nahm eine Schnur und fing an mein linkes Handgelenk am Stuhl zu befestigen. Ich fing an zu schreien, wollte weg, doch ich machte alles nur noch schlimmer. Er zog die Schnur so fest, dass leichte Schnittwunden entstanden. Das gleiche machte er mit meinem rechten Handgelenk und beiden Füßen. Nun saß ich da, an einem Stuhl gefesselt und hatte keine Ahnung was mit mir geschah. Er nahm die Kamera und legte mir ein Stück Papier auf den Schoß, welches er aus seiner Jackentasche zog. Darauf stand in verschmierter Schrift: "Hallo Mama, hallo Papa. Mir geht es gut, ihr müsst euch keine Sorgen machen. Ich bin in besten Händen hier. Wenn ihr die Polizei alamiert, oder ihr diesen Zettel zeigt, werde ich sterben. Vielleicht, gibt es ein, Bis bald!" Mit einem tränenüberflossenen Gesicht, las ich diese Zeilen. Der Mann meinte, ich solle das sagen, damit meine Eltern bloß nicht auf die Idee kämen die Polizei zu alamieren. Sie sollten wissen, das es mir gut geht. Ich wollte gerade zweifelnde Worte von mir geben, als er die Kamera bereits anmachte. Ich las diesen Text langsam und leise vor, jedoch blickte ich dabei kein Mal in die Kamera. Meine Augen blieben starr, auf dem Stück abgerissenen Papier. Ich brachte es nicht übers Herz in die Kamera zu schauen, wenn meine Eltern in meine leeren Augen sehen würden, würden sie niemals nicht zur Polizei gehen. Ich hatte solche Angst, was mit mir geschah. Was man noch mit mir vorhatte, ob man mich von diesem Stuhl wieder losmachen würde und ob man mich wirklich elendig sterben lassen würden, wenn rauskäme, dass meine Eltern zur Polizei gehen würden. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich meine Eltern nicht einschätzen. Ich hatte keine Ahnung, wie sie reagieren würden, wenn sie das sehen. Der Mann verließ mit letzten, provozierenden Worten das dunkle Kellerloch. Er sagte: "Gut gemacht Kleines. Bist du also doch noch für etwas zu gebrauchen!" Er ließ mich auf dem Stuhl sitzen. Sobald er eine halbe Stunde weg war, fing ich an meine letzten Kräfte zusammen zunehmen und schrie um Hilfe. Außerdem wollte ich nach etwas Brot und Wasser fragen, da ich seit drei Tagen nichts mehr im Magen hatte. Langsam spürte ich jeden einzelnen Knochen und fühlte mich richtig hässlich. Keine Reaktion, auf keinen, jeder einzelnen meiner verzweifelnden Hilfeschreie.

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