Kapitel 10

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Auf dem Feld angekommen, traute ich meinen Augen nicht. So viele Kinder und größten Teils Mädchen pflückten Baumwolle. Aber auch alte Menschen, wie der krüppelige Mann unserer Mutter und viele andere machten hier ihre Arbeit. Er zögerte nicht lange und zeigte uns rasch die Vorgehensweise des Pflückens. Eigentlich ganz simpel, aber sobald uns ein Fehler unterlief, wurden wir mit tötenden Blicken oder bösen Worten attackiert. Schnell fiel mir ein kleiner Junge im geschätzten Alter von vielleicht fünf Jahren ins Auge. Er saß mit traurigem Blick am Rand einer Reihe der Anlage. Eine Frau, ich nahm an seine Mutter, arbeitete ein paar Meter von ihm entfernt, achtete allerdings ganz genau darauf was der kleine machte. Sudhir betrachtete mich und bemerkte meine kleine Konzentrationslücke. Er kam auf mich zu und schlug mir heftig ins Gesicht. Ich schrie und merkte das warme Blut schnell aus meiner Nase laufen. Amelie schaute auf und rannte zu mir. Sie schlug den Mann zurück und stellte sich schützend vor mich. Das hätte sie damals besser nicht riskiert. Daraufhin versuchte der alte Krüppel sie zu Boden zu schlagen, bis ein junger, gut aussehender Mann daher kam und den Krüppel festhielt. Er schrie ihn an, bis er endlich aufhörte sich zu wehren. Der junge Mann ließ ihn los, allerdings ging er direkt wieder auf Amelie los und trat sie zu Boden. Mit seinem stumpfen Messer schlug er um sich, bis er meinen Oberarm schließlich traf. Schmerzen überkamen mich, welche ich immer noch spüre wenn ich diese tiefe Narbe anschaue. Selbst der junge Mann konnte nichts dagegen tun, sonst hätte er sich womöglich selber noch in Gefahr begeben. Während unsere leibliche Mutter herbeieilte, richtete sich Amelie erbrechend wieder auf. Ich sah ihre zitternden Beine und die Tränen in ihren ausdruckslosen Augen. Mittlerweile waren die Blicke aller hier anwesenden Arbeiter auf uns gerichtet. Unsere Mutter flüsterte leise: "Arbeitet einfach weiter, sonst hört er niemals auf und schlägt euch tot. Anne, deinen Arm verarzte ich heute Abend und gegen dein Erbrechen Amelie bringe ich dir gleich ein Kraut welches du schlucken musst. Seid am besten einfach still und konzentriert euch auf die Arbeit, anders geht das hier nicht. Wenn ich versuche mich zu wehren, haben wir gar nichts außer noch mehr Ärger und Verletzte! Tut mir leid, aber ich weiß das ihr stark seid, haltet durch, irgendwann wird alles gut." Natürlich gehorchten wir, ich meine was hätten wir auch anderes tun sollen? Uns blieb ja keine andere Chance, als ihr zu vertrauen. Als der Alte sah, das wir wieder anfingen zu arbeiten, hörte er auf und ging zurück an seine Reihe. Er gab noch ein paar Worte von sich, aber ich glaube, ich bin bis heute zu froh, dass ich nicht weiß was er damals sagte. Amelie und ich erlaubten uns keine Fehler mehr und hielten mühsam durch. Nicht einmal eine Pause von fünf Minuten wurde einem gestattet. Das hieß, von früh Morgens bis spät Abends auf dem Feld, ohne ein Fleck Schatten in einer Hitze bei 40 Grad und noch wärmer Baumwolle pflücken. Schönes Leben!


HEY LEUTE,

ICH WÜRDE MICH AUCH SEHR ÜBER EIN PAAR KOMMIS ZU DER GANZEN BISHERIGEN STORY FREUEN!

DANKE, VIEL SPAß WEITERHIN!!


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