So schnell wie der erste Tag vergangen war, konnte ich nur hoffen den zweiten Tag ebenfalls schadlos zu überstehen.
Das stetige Hin- und Herschaukeln des Schiffes hatte am Abend dazu geführt, dass ich schnell eingeschlafen war. Kaum hatte ich die Nachricht, dass ich gut angekommen war und mich schon eingelebt hatte, per SMS an meine Mutter gesendet, hatte ich mich in mein Bett gelegt. Meine Augen waren zugefallen, da hatte mein Kopf das Kissen noch nicht einmal berührt. Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie Mia am Abend wiederkam, geschweige denn am nächsten Tag früh morgens wieder aus der Kabine schlich. Ich hatte geschlafen wie ein Stein.
Vielleicht war ich deshalb so früh eingeschlafen, weil der Tag so anstrengend war. Auf jeden Fall wachte ich an diesem Morgen von allein auf. Und ich war sogar ausgeschlafen, dabei hatten wir gerade einmal sechs Uhr. Ich stand auf und wagte einen Blick nach draußen, durch das kleine Bullauge.
Andere Crewmitglieder waren mit ihren Innenkabinen, ohne Fenster, nicht so gut dran wie Mia und ich. Dafür schwankte der Boden im Inneren des Schiffes nicht so stark wie außen. Trotz der frühen Stunde war es hinter der dicken Scheibe relativ hell.
Die Wellen türmten sich nach und nach auf und schlugen krachend gegeneinander, sodass die Gischt ihren Weg bis an mein kleines Fenster fand. Ich zuckte etwas zusammen, als eine besonders große Welle gegen die Scheibe traf und die kleinen Wassertropfen im nächsten Moment gemächlich nach unten liefen.
Eine Weile schaute ich noch nach draußen, aber da es nichts zu sehen gab außer Wasser, da wir mittlerweile auf dem offenen Meer angelangt waren und das Land wahrscheinlich schon vor Stunden hinter uns gelassen hatten, machte ich mich daran die Kabine aufzuräumen. So viel es eben nach einem Tag an Bord schon aufzuräumen gab.
Ich schüttelte mein Plumeau auf, hatte dabei allerdings vergessen, dass die Kabine nicht sonderlich groß war und schlug deshalb meine Hand mit voller Wucht gegen den Bettpfosten.
Ich unterdrückte einen kleinen Schmerzensschrei, der Mia geweckt hätte, wenn sie noch im Zimmer gewesen wäre und biss mir auf die Hand. Warum musste so etwas auch immer mir passieren?
Ich hatte mit der Zeit ein gewisses Talent dafür entwickelt Pech förmlich anzuziehen. So auch Kaffeefleck eins und zwei vom letzten Tag. Ich schüttelte den Kopf. Das war leider typisch ich, doch darüber wollte ich jetzt nicht mehr nachdenken.
Ich sollte mich eigentlich für meine Arbeit fertig machen. Mich anziehen, etwas essen gehen und dann mit Pablo und Francesco zu den Kabinen huschen und diese sauber machen.
Meine Hand lag schon am Saum meiner inzwischen wieder weißen Bluse, als es mir wieder einfiel. Kinderdienst! Ich sollte ja die Kinder von Frau und Herr... äh... Unbekannt hüten.
Die drei entzückenden Kinder, wie Frau Hoffenmeier sie beschrieben hatte. Das hatte sie zwar im Brustton der Überzeugung gesagt, nur glaubte ich ihr immer noch kein Wort.
Wieso kümmerte sie sich nicht selbst um die Kinder, wenn sie sie so hinreißend fand? Warum musste sie mir das Ganze aufbürden? Wenn ich so recht überlegte, hätte ich jetzt sogar viel lieber Betten gemacht und Staub gewischt, anstatt kleine Kinder zu unterhalten. Wie klein waren sie überhaupt? Das hatte mir die Dame natürlich nicht gesagt. Was wenn ich sogar Windeln wechseln musste?
Ich schüttelte mich. Nein, so fies konnte selbst Frau Hoffenmeier nicht sein. Ich konnte nur hoffen, dass ich damit recht behielt. Vor allem, weil ich in solch einer Situation gnadenlos untergehen würde.
Wenn ich das babysitten vom Nachbarskind außen vorließ, hatte ich eigentlich keinerlei Erfahrung, was das Hüten und Bespaßen von Kleinkindern anging.
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Meeresrauschen
PrzygodoweIn Soleas Leben geht so einiges mächtig schief, dabei versucht die 18-jährige lediglich ihre Arbeit zu erledigen. Doch an Bord des Kreuzfahrtschiffes MYSTERY geschehen merkwürdige Dinge, denen sie auf den Grund gehen muss. Und dann wäre da noch de...