Kapitel 2

8 3 0
                                    


Vor Schreck presste ich meine Lippen aufeinander, bis sie sich weiß anliefen. Ich spürte wie meine Beine weich wurden. Das konnte doch nicht sein! Wie war das möglich? Ich stolperte einige Schritte zurück, bis ich hinter mir die kalte Steinwand spürte. Kraftlos ließ ich mich gegen den Backstein sinken. Mein Herz heftig gegen meine Brust, als ich nach Luft ring. In diesem Moment realisierte ich gar nicht, wie verpestet sie war. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie der Detektive sich in Bewegung setzte und zu mir herüber eilte. „Mrs Nichols geht es ihnen gut? Brauchen sie einen Arzt? Können sie aufstehen?" ich schüttelte nur den Kopf, während Lewis mich weiterhin mit Fragen löcherte. Er rief einige andere Polizisten, um mir hoch zu helfen, doch das nahm ich kaum wahr. Ich war zu sehr benebelt von dem Gestank und den Anblick meiner toten Mutter auf dem Boden. Ich hörte, dass sie mich ins Hospital bringen wollten, doch ich schüttelte nur erneut den Kopf. Ich wollte einfach nur nach Hause, ich brauchte keinen Arzt, nur ein wenig Ruhe. „Bringen sie mich bitte einfach nach Hause", hauchte ich und versuchte die Beamten ein wenig von mir weg zu scheuchen. „Aber Ma'am...", setzte Lewis an, doch ich unterbrach ihn. „Es geht mir gut, ich brauche nur etwas Zeit, um das zu verarbeiten! Bitte rufen sie mir eine Kutsche."

Widerwillig riefen die Beamten eine Kutsche und begleiteten mich aus der Gasse hinaus; auf den letzten Metern zur Kutsche ließ ich sie jedoch hinter mir. Bevor ich den Kutscher ein Zeichen gab, um los zu fahren, blickte ich noch einmal in Richtung der Gasse, in der meine Mutter lag, wobei mir ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Welcher Mensch, oder besser gesagt welches Wesen war zu so etwas Grausamen in der Lage? Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Mr. Lewis auf mich zueilte. Ich schob das kleine dreckverschmierte Fenster hinunter, da der Detektive aussah, als wolle ihr noch etwas sagen. Als er leicht schnaufend vor mir zum Stehen kam hob ich erwartungsvoll eine Augenbraue und sah ihn an. „Bitte verzeihen sie Ma'am, aber wäre es möglich, dass ich heute Nachmittag noch einmal bei ihnen vorbeikommen würde? Es gibt da noch ein paar Fragen, die ich ihnen gerne Stellen würde. Natürlich verdächtige ich sie nicht, wir brauchen nur mehr Informationen über das Opfer. Und da sind sie als Tochter natürlich der beste Ansprechpartner.", erklärte er hastig. Innerlich stöhnte ich auf. Ich würde wohl kaum zu meinem freien Tag kommen, schließlich musste ich ja auch noch einige Besorgungen machen. Vielleicht sollte ich wirklich mal in den Urlaub aufs Land fahren, so wie Mrs. Evans es mir geraten hatte. „Natürlich, das ist kein Problem. Wann gedenken sie vorbei zu kommen?" „Wäre 16 Uhr für sie in Ordnung? Ich weiß leider noch nicht, wann ich hier fertig bin." Das macht nichts Sir. 16 Uhr ist vollkommen in Ordnung, sollten sie es nicht schaffen ist das auch nicht schlimm. Sie haben meine Adresse?" Auf meine Frage hin nickte der Inspektor und kehrte zu seinen Kollegen zurück. „Ein auf Wiedersehen, hätte auch niemandem wehgetan.", grummelte ich und klopfte gegen die Decke der Kutsche, woraufhin sich diese in Bewegung setzte. Der Rückweg fühlte sich viel länger an als die Hinfahrt und es fühlte sich an, als würde etwas Schweres in meinem Magen liegen. Sicher Mutter und ich hatten uns nie richtig gut verstanden, aber letzten Endes war sie doch Familie. Doch ich dachte nicht mehr darüber nach, da in diesem Moment die Kutsche vor meinem Haus hielt. Rasch bezahlte ich den Kutscher und huschte dann ins Haus. Dort wechselte ich von dem Rock in ein dunkelgrünes Kleid mit schwarzen Stickereien und begann mir auf einem kleinen Zettel aufzuschreiben, was ich alles vom Markt brauchte. Außerdem musste ich noch einen Stoff abholen, den Mrs. Evans bestellt hatte. Aus der Besenkammer holte ich einen der alten Weidenflechtkörbe und verstaute meinen Einkaufszettel in der Tasche meines Mantels. Die Straßen Londons waren belebt an diesem Morgen, weshalb ich es vorzog eine der Abkürzungen durch die vielen Seitengassen zu nehmen. Ehe ich mich versah fand ich mich in der Culmstock street wieder. Eine Einkaufsmeile der Mittelschicht, die direkt neben dem Landbroke Square Park lag. Ich beschloss zuerst den Stoff für Mrs. Evans ab zu holen und danach meine Einkäufe zu erledigen. Wachsam überquerte ich die Straße, um nicht von einer der vielen Droschken, die die Straße hinab rauschten, überfahren zu werden, bevor ich die Tür zu George Mence Stoffhaus öffnete. Es war ein kleiner gemütlicher Laden der nicht viel her zu machen schien, doch Mrs. Evans schwor auf die Qualität des Stoffes. Ein helles Klingeln ertönte, als ich den Laden betrat und direkt wurde ich von der drinnen vorherrschenden Wärme umhüllt. An den Wänden stapelten sich links und rechts Stoffe, die feinsäuberlich nach Farben sortiert waren, bis unter die Decke. Am Anfang hatte ich Angst, dass sie alle auf mich fallen würden, doch mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt. Ich hatte kaum fünf Schritte getan, da eilte schon der Besitzer, George Mence, auf mich zu. Mr. Mence war ein kleiner rundlicher Mann, mit schwarzem Schnurbart und krausen Haaren, die aussahen, als würden sie nicht al zu oft gewaschen werden. Über seinen Bauch spannte sich eine verwaschene rote Samtweste, die kurzen Stummelbeine steckten in einer schwarzen Tweed Hose, aus deren Hosentasche eine kupferne Taschenuhr mit den Initialen „GM" baumelte. Er musterte mich mit seinen kastanienbraunen Augen, das linke leicht vergrößert, durch das silberne Monokel, dass er auf dem linken Auge trug. „Sie sollten öfters grün tragen, es steht ihnen. Also was kann ich heute für sie tun Miss Nichols? ", meinte er mit tiefer Stimme und musterte mein Kleid. „Vielen Dank Sir. Ich bin hier, um den Stoff ab zu holen, den Mrs. Evans bestellt haben." „Ah ja der Stoff. Einer der Wertvollsten, den ich je verkauft habe, kein Wunder Hellen ihn sich direkt gekrallt hat. Warten sie hier, während ich ihn aus dem Lager hole." Mit diesen Worten verschwand er hinter einem der roten Vorhänge hinter dem Tresen. Mr. Mence nannte Mrs. Evans immer beim Vornamen; die beiden kannten sich schon seit sie Kinder waren und wie Flöhe durch die Felder von Mrs. Evans Vater hüpften. Sie erzählte mir manchmal von ihrer gemeinsamen Kindheit, wenn wir nach Feierabend noch im Laden aufräumten. Ich war ganz in Gedanken versunken, sodass ich gar nicht bemerkte, dass jemand meinen Namen rief. „Cath! Cath! Hallo Erde and Catherin Nichols bist du da?" Überrascht schreckte ich hoch und suchte nach dem Besitzer der Stimme. Erst jetzt bemerkte ich wie Angelina Coleman wie verrückt mit den Armen vor meinem Gesicht herumwedelte. Ich blinzelte verdutzt und trat einen kleinen Schritt zurück. Nun bemerkte ich auch Marietta Craig und Rosella Treadway die neben der rothaarigen standen und mich besorgt ansahen. Alle drei hatten vor zwei Jahren genau wie ich in der Schneiderei gearbeitet, nun waren sie aber alle verheiratet und hatten aufgehört zu arbeiten. „Geht es dir gut Kleines? Du wirkst so abwesend.", fragte Marietta und legte den Kopf schief. Erst jetzt bemerkte ich ihren runden Babybauch. „Kleines." So hatten sie mich immer genannt, und dass, obwohl ich nur zwei Jahre jünger als sie war. Angelina knuffte die blonde Frau leicht in den Arm. „Marie! Sowas fragt man doch nicht, wenn man gerade erst seine Mutter verloren hat!", zischte sie leise und warf ihrer Freundin einen vorwurfsvollen Blick zu. Sie wussten es also schon. Scotland Yard war nie besonders gut darin gewesen, so etwas vor der Presse geheim zu halten. Ich seufzte. „Also steht es schon in der Times nehme ich an." „Oh Darling! Es tut mir ja so leid! Wie schrecklich das für dich gewesen sein muss. Ist es war, dass du ihre Leiche identifiziert hast? Wie konnten sie dir bloß so etwas Grauenhaftes zeigen? So zerbrechlich wie du bist.", platzte es plötzlich aus Rosella heraus, während sie mich in eine viel zu enge Umarmung zog. Ich verdrehte leicht die Augen. „Und ich dachte immer Blonde wären die Dummen" ertönte eine leise Stimme in meinem Kopf, doch ich schob sie schnell zur Seite. Die Schwarzhaarige war ein herzensguter Mensch und hatte immer für gute Stimmung in der Schneiderei gesorgt. Und wollte man den neusten Tratsch hören, war man zu eben dieser Frau gegangen. „Es ist schon okay, danke euch", presste ich hervor und streichelte Rosella etwas unbeholfen über den Rücken. Gott sei Dank lies sie mich daraufhin auch gleich wieder los, ansonsten wäre ich wahrscheinlich erstickt. Ich lächelte die drei sanft an, während diese mich weiterhin besorgt musterten. Angelina räusperte sich. „Du hast unser aller Mitleid Cath. Und ich weiß, dass ich meine Nase in diese Angelegenheit nicht hineinstecken sollte, aber bitte sei vorsichtig da draußen. Einen Mord wie diesen begeht man nicht einfach so, weil man dazu gerade in der Stimmung ist." Die Rothaarige wollte noch weiterreden, doch Marietta fiel ihr ins Wort. „Genau! Was wenn jemand es auf deine Mutter und dich abgesehen hat?", fragte sie panisch, eine Hand auf ihrem Bauch ruhend. Erneut lächle ich. „Es ist nett von euch, dass ihr euch Sorgen um mich macht, aber das müsst ihr nicht. Ich glaube eher, dass ihr Mörder Streit mit ihr hatte, ihr wisst ja, dass das nicht gerade selten vorkam. Warum sollte er also mich umbringen. Mutter wäre das ja sowieso egal gewesen." Nun war es Angelina die seufzte. „Sei bitte trotzdem vorsichtig Catherine. Man weiß nie wie die Menschen ticken und so wie du manchmal redest denke ich manchmal, dass es dir nichts ausmachen würde zu sterben.", sagte sie, während sie meine Hände in ihre nahm und leicht drückte. Ich wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment kam Mr. Mence wieder aus dem Lager zurück, den Stoff auf den Händen balancierend, als wäre er aus purem Gold. Dankend nahm ich ihm den Stoff ab, Mrs. Evans hatte schon im Voraus bezahlt. Während Mr. Mence wieder hinter den Tresen zurück kehrte, wendete ich mich wieder meinen Ex-Kolleginnen zu. „Entschuldigt mich jetzt bitte, ich muss noch ein paar Besorgungen machen und um drei kommt die Polizei bei mir vorbei, wegen ein paar Fragen bezüglich meiner Mutter.", sagte ich lächelnd und verließ, ohne eine Antwort abzuwarten den kleinen Laden. Am Marktplatz kaufte ich Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch und ein paar Gewürze, sowie einen Earl Grey. Meinen hatte ich vor ein paar Wochen aufgebraucht, und nun da ich Besuch bekam brauchte ich natürlich neuen. Eigentlich hatte ich vorgehabt noch kurz in der Schneiderei vorbei zu schauen und den Stoff direkt ab zu geben, doch dazu war kaum Zeit mehr. Als ich auf die Uhr sah war es bereits 15 Uhr und ich musste mich beeilen, denn mein Haus sah nicht gerade aus wie das einer allein wohnenden Frau Anfang 20, sondern eher wie die Höhle eines Bären. Der Verkehr hatte sich inzwischen gelegt, weswegen ich den Weg über die Hauptstraße nahm. Ich lief die Straße hinab und betrachtete die luxuriösen Bauten, die sich links und rechts an den Bürgersteigen entlang reihten. Sie fühlten sich wie uneinnehmbare Festungen an, genau wie damals, als ich noch klein gewesen war. Mit offenem Mund war ich immer vor den großen Häusern mit kunstvollen Steinornamenten und goldenen Türklopfern, die so verflochten und magisch aussahen, wie die Broschen, die an den Kleidern der adeligen Frauen steckten. Mutter hatte mich am Arm gepackt und weiter gezerrt und mich darüber ausgescholten, dass ich nicht wie ein dummes Hühnchen Löcher in die Luft starren solle. Irgendwann hatte sie aufgehört mich mit auf den Markt zu nehmen, genauso wie sie aufgehört hatte Lebensmittel zu kaufen, sondern ihr „ervögeltes" Geld für Alkohol ausgegeben. Ich merkte, wie ich mich anspannte, während ich die Straße hinab lief. Erneut steigt in mir Wut auf, Wut über die Kindheit, die ich nie hatte, Wut über meine Mutter, der ich so egal gewesen war. Für sie war ich immer nur ein Klotz am Bein gewesen, eine Last, die sie nicht wollte. Ich gönnte ihr den Tod von ganzem Herzen, jede einzelne Faser meines Körbers fühlte sich an, als würde sie ein Fest feiern, bei dem Gedanken, dass sie nun endlich Tod sei. Doch tief drinnen, in einer kleinen Ecke meines Kopfes weinte ein kleiner Teil meiner Seele. Letztendlich war sie doch meine Mutter gewesen. In meine Gedanken versunken, lief ich beinahe wieder an meiner Haustür vorbei. Ich machte mitten auf den Bürgersteig gehrt und lief wieder zurück, die Steinernen Stufen hinauf, bis zu meiner Haustür. Hastig fischte ich den Schlüssel aus meinem Ausschnitt und öffnete die Tür. Im haus war es still, natürlich war es das, schließlich lebte ich allein. Mit einem leisen Klicken viel hinter mir die Tür ins Schloss. Ich trug meinen Korb in die Küche und begann meine Einkäufe in die Vorratskammer zu räumen. Schnell warf ich einen Blick auf die Uhr im Salon. Ich hatte noch ungefähr eine halbe Stunde, bis der Detektive hier auftauchen würde. Ich begann also die Kissen auf dem Sofa und den Sesseln aufzuschütteln und den Staub von den Regalen und Fensterbrettern zu wischen. Anschließend ging ich zurück in die Küche, um Tee aufzusetzen. Warum rannte ich eigentlich durch die Gegend, wie ein aufgescheuchtes Hühnchen? Ich benahm mich als würde ihre Königliche Hoheit Königin Victoria zu Besuch kommen. Dabei war es nur ein Beamter von Scotland Yard. Vollkommen verwirrt über mein kindisches Verhalten nahm ich die Teekanne wieder vom Herd. Wenn Lewis mich ausgerechnet zur Tea Time mit seiner Anwesenheit beglücken musste, brauchte er nicht von mir zu erwarten ihm Tee zu servieren. Dazu konnte er schön nach Hause gehen. Ich wollte mich gerade ein bisschen weiter ärgern, da würde ich zum zweiten Mal heute durch das Klingeln an der Tür erschreckt. „Wenn man vom Teufel spricht." Dachte ich. Ich strich mein Kleid glatt und eilte zur Tür. Ich atmete noch einmal tief ein, bevor ich den Türknopf drehte. Vor mir stand ein sich nervös umsehender Edward Lewis. „Entschuldigen sie bitte die Störung, aber ich bin auf der Suche nach dem Haus von- Oh ich bin also doch richtig. Guten Nachmittag Miss Nichols." Ich zog leicht eine Augenbraue nach oben. Ich dachte er wüsste, wo ich wohne. „Ich bin nicht kurzfristig umgezogen Mr Lewis. Bitte kommen sie doch rein." Ich öffnete die Tür noch ein Stück mehr und trat zur Seite, um ihn hinein zu lassen. Der Mann nickte mir kurz dankend zu und betrat den Flur, zu meiner Missbilligung, ohne sich davor die Schuhe abzutreten. Immer musste man hinter Männern herräumen. Mit einem leichten Kopfschütteln schloss ich die Haustür und führte, den etwas verloren dreinblickenden Lewis in den Salon. Dieser lies sich, mit dem grauen Mantel über dem Arm, auf einen der dunkelgrünen Polstersessel nieder, während ich in der Küche verschwand, um den Tee zu holen. Nach ein paar Minuten kehrte ich mit zwei Tassen Jasmin Tee und einer Zuckerdose zurück, die ich in der Mitte des Wohnzimmertisches platzierte. Der Detektive griff nach seiner Tasse und begann mit einem bewunderten Blick meine Einrichtung zu inspizieren. „Ich muss wirklich sagen Ma'am ihr Ehemann hat einen hervorragenden Sinn für Inneneinrichtung." Für einen Moment muss ich mich zurückhalten nicht zu lachen. „Sie Täuschen sich. Ich bin nicht verheiratet, geschweige denn in einer Beziehung.", sage ich und nehme einen Schluck von meinem Tee. Lewis sah mich an, als hätte er einen Geist gesehen. „Nicht? Ich hätte schwören können, dass sie bei ihrer Schönheit schon seit Jahren verheiratet sind. Wer verdient denn sonst das Geld? Und was ist mit Kindern? Wer sorgt für sie?" Innerlich übergab ich mich, deswegen konnte ich Männer nicht ausstehen. Immer sahen sie sich als das stärkere Geschlecht an. In ihren Augen waren wir Frauen nur Würmer, die vor ihnen kriechen sollten. Ich war mit einem gewissen Hass gegen Männer aufgewachsen. Die Freier und Kunden meiner Mutter hatten mich nie wirklich gut behandelt und einige von ihnen hatten versucht sich an mir zu vergreifen, als ich noch ein Kind war. Zum Glück hatte ich davor immer verschwinden können. Lewis räusperte sich und riss mich zurück in die die Realität. „Nun ich arbeite als Schneiderin und habe mir das hier alles selbst erarbeitet. Außerdem dachte ich wir wären hier, um über den Mord an meiner Mutter zu sprechen, anstatt mich über mein Leben auszufragen.", erwiderte ich, mit einem zuckersüßen Lächeln, welches allerding nicht meine Augen erreichte. Etwas perplex sah mich mein Gegenüber an. Er hatte doch nicht ernsthaft erwartet, dass ich anfangen würde mich über mein Leben zu beklagen, weil ich selbst arbeiten gehen musste, und kein Mann seinen Abkömmling in meinen Uterus gepflanzt hatte. „Ja ich schätzte sie haben Recht, wir sollten besser zum Wesentlichen kommen." Der kalte Unterton in Lewis Stimme war kaum zu überhören. Also war er wohl auch eines dieser sexistischen Arschlöcher, die dachten, dass Frauen nur zum Kinderkriegen und kochen da waren. Mir war klar, dass ich nicht so schnell über Menschen urteilen sollte, aber ich hatte genügen solcher Männer getroffen, um sie mittlerweile innerhalb von Minuten erkennen zu können. Dabei hatte ich immer gedacht, dass Leute in Positionen und Jobs, wie Lewis in diesen Ansichten etwas weiter vorgeschritten waren. Denn auch wenn die meisten so dachten und es so von der Gesellschaft erwartet wurde, gab es ab und an Menschen, die anders dachten und sich diesen Standards widersetzten. Persönlich hatte ich so jemanden noch nicht getroffen, aber eine alte Frau hatte mir als ich klein war immer von Ländern erzählt, in denen Männer und Frauen gleich berechtigt wurden, in denen Frauen eine eigene Meinung hatten und deren einziger Zweck im Leben nicht heiraten und Kinder kriegen waren. Ich hatte immer davon geträumt in eines dieser Länder zu reisen und mein eigenes Leben zu leben. Doch diesen Trau, hatte ich schon vor langer Zeit aufgeben müssen. Der Detektive begann mir Fragen, über meine Mutter zu stellen, wie sie gelebt hatte, ob sie irgendwelche Feinde hatte und ob ich einen Verdacht hatte. Eine halbe Stunde lang, löcherte der Mann mich mit Fragen, bei manchen fragte ich mich, ob sie wirklich nützlich für die Ermittlungen waren. Als ich ihn zur Tür brachte, drehte er sich noch einmal zu mir um. „Was ich sie noch fragen wollte Miss Nichols. Hätten sie vielleicht Lust, mit mir irgendwann einen Tee trinken zu gehen? Der Tod ihrer Mutter, muss sie aus der Bahn geworfen haben und als Ermittlungsleiter, ist es meine Pflicht für das Seelische Wohlergehen der Angehörigen zu sorgen." Die Kälte in seiner Stimme war vollkommen verflogen. Dreckiger Heuchler. Am liebsten hätte ich ihm das ins Gesicht gesagt, aber das ging natürlich nicht. Stattdessen zwang ich mir erneut ein Lächeln aufs Gesicht und sagte: „Nun die nächste Woche habe ich sehr viel in der Schneiderei zu tun, aber an sich gerne. Sie werden mich doch über die Ermittlungen auf dem Laufende halten, oder nicht?" Ich konnte fast sehen wie das kleine Gehirn hinter Lewis Stirn arbeitete. Ich wusste, dass er mir eigentlich nichts erzählen durfte, aber mit den richtigen Worten und passendem Blick würde er mir gerade zu aus der Hand fressen. „Natürlich Ma'am. Ich werde sie so gut ich kann über die Fortschritte der Ermittlung informieren.", erwiderte der Blondhaarige und setzte einen Kuss auf meinen Handrücken. Anschließend drehte er sich um und ging davon. Ich beobachtete den Mann noch für einen Moment, wie er den Bürgersteig entlang schlenderte und beinahe mit einem anderen Mann zusammenstieß. Er hatte angebissen.



Hey! Das ist das 2. Kapitel. Es hat etwas länger gedauert, aber jetzt ist es fertig. Ich würde mich sehr über Rückmeldungen und Schreibtipps freuen.  Noch ein schönes Wochenende! 

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 15, 2021 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Midnight MurderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt