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[Pov Akaashi]

Als ich das nächste mal die Augen öffnete, war es noch viel zu früh am Morgen, doch das bekam ich nur am Rande mit. Viel mehr achtete ich auf Bokuto. Sein Kinn war auf meinem Kopf gebettet und seine Arme waren um meinen Oberkörper geschlungen. Und auch, wenn ich eigentlich nicht noch mehr mit ihm verbunden sein wollte, da das den "Abschied" noch schwerer machen würde, kuschelte ich mich noch näher an ihn, sodass ich von seiner Wärme und seinem Geruch eingehüllt wurde.

Ich hatte das Gefühl, dass ich betrunken wurde. Denken konnte ich nicht mehr richtig, ich wollte einfach für immer so liegen bleiben, in seinen Armen.

Ich seuftzte einmal zufrieden aus und schmiegte mich noch mehr an ihn.
Wie mir generelle körperliche Nähe doch gefehlt hatte. Meine Eltern waren da nicht ganz so, eher ziehmlich kalt und auch wenn ich von außen oft genauso wirkte, sehnte ich mich nach dem hier. Nach dieser Atmosphäre, nach dem Gefühl und nach Koutarou. Warum ist mir das nicht früher klar geworden, schließlich war Bokuto ziemlich anhänglich und ich bin sicher, er hätte mich oft umarmt, für ihn zwar freundschaftlich, aber dennoch wäre ich ihm näher gewesen.

Aber wie sollte es nun weitergehen?

Bevor ich eine Antwort finden konnte, bewegte sich der Grauhaarige neben mir. ,,Keiji?", flüsterte er leise. Was sollte ich antworten? Ich wusste es nicht, also entschied ich mich so zu tun, als ob ich schlafen würde. Mein Gesicht konnte er nicht sehen, also stellte sich das als gar nicht so schwierig heraus.

,,Hmm.", gab er nur noch von sich und zog mich, wenn das überhaupt noch geht, noch näher zu sich und vergrub seine Nase in meinen Haaren. Nach ein paar Sekunden war es wieder so, als ob nichts passiert wäre und er schlief wieder tief und fest.

Seinen warmen Atem konnte ich ganz klar an meiner Kopfhaut spüren und egal, was irgendwo in der Welt gerade passierte oder auch nur wenige Meter von uns entfernt geschah, ich würde mich sicher fühlen, denn ich lag in seinen Armen und ich war in der Geborgenheit, die von ihm ausging, praktisch gefangen. Und da ich nicht vorhatte, etwas daran zu ändern, viel ich einfach auch zurück in einen erholsamen Schlaf.

Als ich erneut aufwachte, lag ich immer noch in seinen Armen stand aber so schnell wie möglich auf, als ich merkte, dass er auch langsam wach wurde. Also fing ich an, das Wasser im Wasserkocher zu erhitzen und schon mal etwas Kaffeepulver in die Tasse zu geben. Zucker und Milch brauchte ich nicht, wenn schon sollte man seinen Kaffee schwarz genießen.

Ich griff einmal nach meinem Handy, um nach der Uhrzeit zu sehen.

,,Morgen.", kam es verschlafen vom Bett.

,,Dir auch einen guten Mittag, Koutarou.", antwortete ich und goss das kochende Wasser in die Tasse. Es war schon fast 12 Uhr also konnte man durchaus nicht mehr wirklich von "Morgen" reden.

Ich hörte ein angestrengtes, genervtes Stöhnen und das Knarzen des Bettgestells hinter mir, worauf ich mich mit dem moosgrünen Gefäß in der rechten Hand zum Älteren umdrehte. Dieser führ sich mit beiden Händen übers Gesicht und schnaufte danach laut die Luft aus seinen Lungen.

Ob er das von vorhin ansprechen würde?

Er erhob sich vom Bett und kam mit krummem Rücken auf mich zu geschlürft. Kurz vor mir blieb er stehen, packte sacht mein Handgelenk, schob es in seine Richtung und nippte dann einmal an der Tasse.

Was?
,,Seit wann trinkst du Kaffee?", fragte ich und nun war ich es, der einen Schluck vom dunklen, heißen Getränk nahmen.

,,Keine Sorge, das war zu ekelhaft, das Zeug kannst du behalten.", grummelte er und setzte sich dann auf einen der Stühle.

,,Ich mach schon.", meinte ich, als sein Bauch grummelte und er seinen Kopf, welchen er vorher auf seinen Armen abgelegt hatte, hob und in meine Richtung sah. Ich holte Toast und verschiedene Belege, sowie Butter, Messer und 2 Bretter und trug die Sachen zum Tisch.

,,Was darf's sein?", fragte ich und zeigte ihm die Auswahl.
Er winkte nur ab und meinte, dass er es alleine belegen kann.

Also ging ich mit den Toastscheiben zum Toaster und kam mit dem knusprigen Weißbrot und noch einem Marmeladenglas in der Hand wieder an den Tisch. Schnell legte ich es ab, bevor ich mich noch verbrannte, weil das Toast doch noch ziemlich heiß war. Bokuto nahm sich eins, dann die Marmelade und eins der Buttermesser und beschmierte das Toast mit der rötlichen Masse. Er drehte das Marmeladenglas zu, doch anstatt sein Toast zu essen legte er noch eine Scheibe Käse oben drauf.

,,Keinen Kaffee mögen, aber das da essen?", fragte ich und deutete auf die Marmelade, die schon fast heruntertropfte, während Koutarou einen großen Bissen nahm.

,,Mahhh, hmm wah.", meinte er kauend.

,,Rede doch nicht einfach mit vollem Mund, ich will diese Verbindung nicht auch noch mit deiner Spucke vermischt und kleingekaut sehen, da wird mir schlecht.", beschwerte ich mich, musste mir aber ein kichern verkneifen. Bokuto fing daraufhin an zu lachen umd kaute schnell auf, um sich nicht zu verschlucken und fing dann erneut an zu lachen, was mich mitzog.

,,Ich meine das ernst, lach mehr, es ist toll.", sagte er, als es wieder ruhig wurde und er mir direkt in die Augen sah und sich etwas über den Tisch zu mir beugte.

,,Ehm, klar ich-", ich unterbrach mich selbst und wurde leicht rot. Als ich nach einer Antwort gesucht habe, waren meine Augen kurz durch den Raum gewandert, doch jetzt, als ich zurück zum Größeren sah, war sein Blick auf meine Lippen gerichtet. Ich wurde nervös und biss einmal auf meine Unterlippe, weil ich das oft machte, wenn mir etwas unbehaglich war. Jedoch sah er sie immernoch an. Ich sah nun auch nicht mehr in seine Augen.

Seine Haare lagen wild auf seinen Kopf und waren nicht nach oben gegelt wie sonst. Seine Wangen zierte ein leichter Schleier von Röte und sein Mund war einen Spalt weit geöffnet. Auch ich lehnte mich mehr über den Tisch. Er wollte mich doch küssen oder? Sah ich das falsch? Ich war mir so unsicher, denn auch wenn ich durchaus Chancen gehabt hätte, hatte ich noch nie einen Kuss, es war nicht so, dass ich es nicht wollte. Aber ich brauchte erst Gefühle, die stark genug sind für sowas und das hier war das erste Mal, dass ich so etwas empfand.

Mein Bauch kribbelte und ich spürte ein Prickeln auf meine Haut. Ich lehnte mich noch weiter nach vorn und schloss die Augen, gespannt darauf wartend, dass Bokuto die letzten Zentimeter überbrückte, doch da kam nichts. Verwirrt öffnete ich die Augen und sah mein gegenüber an welcher sich in seinem Stuhl sogar etwas weiter nach hinten lehnte und mich mit einem Blick ansah, den ich nicht zuordnen konnte. Sofort zog auch ich mich zurück und starrte auf das einzelne Toast auf meinem Brett.

Ich biss mir einmal sehr stark auf die Unterlippe, lehnte meinen Kopf weiter nach vorne, sodass er mein Gesicht nicht sehen konnte und verzog eine hässliche Fratze, um die Tränen zurückzuhalten, während ich den Schmerz in meiner Brust versuchte, herunterzuschlucken.

Ich war so dumm, egal was er tat, er wollte mich nicht küssen, das war nur ein dummer Wunsch von mir. Er war wahrscheinlich immer noch schlaftrunken und konnte noch keinen klaren Gedanken fassen. Ich Idiot, wie konnte ich das nur denken. Meine Sehnsucht nach ihm machte mich verrückt, das war es. Er war einfach er und ich zu naiv.

Das hat man also davon, wenn man zu viele Emotionen zeigt...
Wie konnte ich das nur zulassen?

,,Entschuldige mich bitte.", meinte ich nur, erstickte ein Schluchzen, stemmte mich mit den Händen auf dem Tisch ab, stand auf und flüchtete fast schon ins Bad.



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Oh, bin ich gemein🤭 keine Sorge, ich hab damit gerade mein eigenes Herz gebrochen.🙂

Ja gut, vielleicht dauert das zwischen denen noch, oder doch nicht👉😏👉

Bitte achtet nicht auf mich ich bin komisch.

LG
Sam~

I want you to stay ||BokuAka||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt