Kapitel 4 : Der erste Schultag

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Die ersten Sonnenstrahlen rissen mich am nächsten Morgen aus meinem Schlaf. Müde öffnete ich die Augen und blinzelte ein paar mal, bis ich klar sehen konnte. Ich schien die einzige zu sein, die schon wach war. Eigentlich nicht übel. Müde gähnte ich und streckte mich. Leise schob ich meine Bettdecke weg und stand langsam auf. Es war ein wunderschöner Morgen; die sommerliche Sonne war noch da aber die Blätter nahmen allmählich die Farbe des Herbstes an. Es war so wundervoll und harmonisch da draußen, ich musste einfach einen Spaziergang machen.
Mit einem Blick auf die Uhr wusste ich, dass mir dafür noch genügend Zeit blieb. Etwas mehr als eine Stunde hatte ich. Auf leisen Sohlen schlich ich mich ins Bad und machte mich fertig. Schnell kämmte ich meine Haare - besser gesagt versuchte ich, sie zu bändigen. Als ich in den Spiegel blickte, sahen zwei graue, trübe Augen zurück. Die Reaktionen der Schüler nagten noch immer an mir. Ich sah an diesem Tag besonders blass aus. Generell war ich wegen meiner dunklen Haare immer sehr blass. Mein schmaler Körperbau trug nicht gerade zu einem gesunden Aussehen bei, aber das war nun mal ich. Ich sah häufig ein wenig müde und krank aus. Warum sollte ich auch anders aussehen? Schließlich wurde ich entweder gemieden oder beleidigt. Ich hatte kaum etwas in meinem Leben, was mir Freude bot. Aber dieser Spaziergang würde meinen Morgen um einiges verbessern.

Schnell ging ich aus dem Bad, nahm meine Schuhe und lief leise aus dem Schlafsaal, durch den Gemeinschaftsraum und schließlich raus auf den Flur, wo ich mir letzten Endes meine Schuhe anzog. Innerlich hoffte ich, den Weg nach draußen zu finden, während ich wieder einmal durch die Gänge irrte. Es wirkte hier beinahe wie ausgestorben, nicht eine Menschenseele war zu dieser Uhrzeit auf den Gängen. Selbst die Gemälde wirkten noch verschlafen. Schmunzelnd über die Tatsache, dass Bilder müde sein können bog ich in einen Gang ein, von dem ich glaubte, er führe mich zum Ausgang. Tatsächlich tat er genau das und ich wollte die große Tür aufschieben, jedoch ohne jeden Erfolg.
Stimmt, Sicherheitsvorkehrungen wegen Sirius. Anscheinend würde nichts aus meinem Spaziergang werden. Niedergeschlagen wandt ich der Tür den Rücken zu und trottete langsam zurück. Vermutlich gab es einen Geheimgang nach draußen, aber ich kannte bis auf den vom Vortag keinen. Und ich kannte nicht einmal das Losungswort.

Möglicherweise ist die große Halle schon geöffnet, dann kann ich in Ruhe essen, schoss es mir durch den Kopf. Der Einfall gefiel mir, also nahm ich Kurs auf den besagten Raum. Zu meiner Freude ließ sich die Tür öffnen und ich trat hinein. Vereinzelte Lehrer saßen bereits oben an ihrem Tisch und nahmen ihr Frühstück zu sich. Auf den langen Tafeln standen Brötchen, Brote, Früchte, Teekannen und Kaffee, Marmeladen, Rührei und noch viel mehr Essen. Es würde ewig dauern alles zu probieren und vermutlich hätte ich jeden Morgen etwas neues probieren können. Begeistert setzte ich mich ans Ende einer Bank und griff nach einem Brötchen. Es war noch warm und roch sehr gut. Ich genoss es in Ruhe essen zu können ohne angestarrt zu werden. Vielleicht würde ich es jeden Tag so machen. ,,Guten Morgen, Miss Black.'', sagte Dumbledore freundlich, als er sich an seinen Platz am Lehrertisch setzte. ,,Guten Morgen, Professsor Dumbledore.'', antwortete ich lächelnd und trank einen Schluckt Kaffee. So gut hatte ich ewig nicht mehr gefrühstückt, vielleicht sogar noch nie.

Meine erste Unterrichtsstunde war Zaubertränke bei Snape. Das würde auf jeden Fall interessant werden. Mein Vorteil war es, dass Zaubertränke an der alten Schule eins meiner besten Fächer war. ,,Black.'', zischte Snape, während er mir einen gehässigen Blick zuwarf. Wenn man vom Teufel spricht, dachte ich mir. Sein Blick war vermutlich die Vorfreude, mich im Unterricht bloßzustellen oder fertigzumachen. Und das ,,Black'' ? War das eine Art Gruß? Aber warum sollte er mich grüßen ? Aus diesem Mann wurde man nicht schlau. Aber letzten Endes konnte mir das egal sein. Als ich aufgegessen hatte, kamen die ersten Schüler an und setzten sich an ihre Plätze. Ich machte mich auf den Weg zum Schlafsaal, um meine Sachen zu holen. Ich hatte Lupin noch nicht beim Frühstück gesehen, aber vermutlich schlief er noch. Und der Unterricht fing erst in einer halben Stunde an. Als ich meine Sachen geholt hatte, machte ich mich auf den Weg zum Klassenraum. Zu meiner eigenen Überraschung fand ich den Weg recht schnell und nach ein paar Minuten war ich da.

Vereint [Remus Lupin ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt