Kapitel 6 : Alleine

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Am nächsten Morgen wurde ich durch Gemurmel geweckt. Schläfrig öffnete ich meine Augen einen Spalt breit und erkannte zwei Männer, die an meinem Bett standen. Gähnend rieb ich mir die Augen, als ich hörte, wie einer der beiden, es klang nach Snape, redete : ,, Miss Black, hätten Sie die Güte mir das selbe zu erzählen, wie Professor Lupin? Bezüglich des Vorfalls.'', murmelte er seine Frage, wobei ich wusste, dass diese eine Aufforderung war. Seine schwarzen, emotionslosen Augen starrten mich an und innerlich wurde mir eiskalt. ,,Severus, es war nichts wichtiges, aber dennoch peinlich. Vielleicht möchte sie nicht mit dir darüber reden.'', antwortete Professor Lupin mit etwas Nachdruck in der Stimme und ich hätte schwören können, dass er sich ein Stück zwischen mich und Snape schob. Ich war gerührt, dass er sein Versprechen einhielt und mich sogar verteidigte.

Der Mann in schwarz gab einen undefinierbaren Laut von sich, woraufhin Lupin sich anspannte. Von jetzt auf gleich wurde mir wahnsinnig schwindelig und ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde explodieren. Es fühlte sich an, als würde mein Körper mich zwingen gewisse Erinnerungen wach zu rufen und ich verkrampfte mich, während ich versuchte dagegen anzukämpfen. Ich konnte nicht nachdenken. Ich verweigerte ihm die Erinnerung an den Vortag und ließ ihn dafür an meiner Kindheit teilhaben. Zu dem Zeitpunkt fiel mir Denken schwer, aber ich war dennoch sicher, dass Snape mit dem Laut einen Zauber gewirkt hatte und sich nun in meinen Gedanken befand. Schwer atmend konzentrierte ich mich auf meinen vierten Geburtstag, an den Kuchen den Sirius mir gebacken hatte und an die Spiele, die mein großer Bruder mit mir gespielt hatte. Für einen  kurzen Augenblick entspannte ich mich und war glücklich, da es vorbei zu sein schien, wurde dann aber wieder schmerzlich weggerissen und es wurde immer schwerer, dagegen anzukämpfen. Mir fehlte die Kraft. Durch einen dumpfen Aufprall erwachte ich aus meiner Trance und rieb mir die pochende Schläfe.

Wutentbrannt stand Lupin neben mir, von Snape keine Spur. Erschöpft richtete ich mich auf blickte in sein besorgtes Gesicht. ,,Er war in meinem Kopf, oder?'', flüsterte ich und grimmig nickte mein Gegenüber. Was hoffte er überhaupt zu finden? Eine Verschwörung von mir und Sirius oder gar Mordkomplotte ? Ein schmerzerfülltes Stöhnen aus Richtung Boden antwortete auf meine ungestellte Frage, wo Snape sich gerade befand. Vorsichtig richtete ich mich weiter auf und blickte über die Bettkante. Ich erschrak kurz, als ich den Tränkemeister auf dem Boden sah. Seine Nase blutete und sein Zauberstab lag ein paar Meter weg von ihm. Hatte Lupin ihn etwa ? ,,Ich wollte nicht, dass er dir das antut.'', brach dieser die Stille und sah wie gebannt auf seine Füße. Er selbst schien schockiert zu sein. ,,Ich hab ihm mehrmals gesagt, dass er es lassen sollte. Er reagierte nicht. Ich wollte ihn entwaffnen, doch er war schneller. Er ließ mir keine Wahl, ich konnte das nicht mit ansehen, verstehst du?'', sprach Lupin und seine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. Seine Augen wurden trüb und er blickte auf das Blut an seiner Hand, die er die ganze Zeit zu einer Faust geballt hatte. Ich verstand, wie er sich fühlte und komischerweise kribbelte es in meinem Bauch, während ich realisierte, dass er Snape K.O gehauen hatte, um mich zu beschützen. ,,Ich bin nicht aggressiv. Ich will nicht, dass du denkst ich'', fing er an, stoppte jedoch als ich ihm lächelnd eine Hand auf den Oberarm legte. ,,Es ist alles in Ordnung, nur sollte sich jemand schnellstens um Snape kümmern.'', sprach ich und mein Blick wanderte etwas besorgt zu diesem, der sich nach seinem Stöhnen nicht mehr gerührt hatte.
Lupin kaute auf seiner Unterlippe und legte seine Hand in den Nacken. Verlegen sah er mich an und zuckte mit den Schultern. Ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen und stand vorsichtig und langsam auf. Offensichtlich kannte sich der Professor nicht sonderlich gut mit den heilenden Künsten aus. Das Lachen war viel mehr auf seine Haltung und seine Mimik bezogen. Lächelnd sah er zurück, ehe ich mich neben Snape auf den Boden sinken ließ und mir seine Nase genauer ansah.
Ich hatte mich früher ein wenig mit den heilenden Künsten beschäftigt, da ich es angesichts der Zeiten für sinnvoll hielt. Vorsichtig nahm ich meinen Zauberstab und sprach ,,Episkey.'''. Mit einem Knacken richtete sich die lange Nase und Snape riss die Augen auf. Er starrte mich eiskalt an. Ich rechnete mit keinerlei Dank und war ehrlich gesagt besorgt um Lupin, daher stand ich instinktiv auf und stellt mich ein Stück vor ihn. ,,Animalische Bestie.'', spuckte er ihm vor die Füße, dann verließ er mit schnellen Schritten den Krankenflügel. ,,Meinen Sie, das wird Folgen haben? Für Sie?'', fragte ich ein wenig ängstlich und drehte mich zu ihm um. ,,Ich denke nicht, schließlich ist er verbotener Weise in deinen Kopf eingedrungen.'', gab Lupin zurück und lächelte. ,,Ich muss mich viel zu häufig bei Ihnen bedanken, aber... danke. Wirklich danke, für alles. Für Ihre Ehrlichkeit, dafür dass Sie mich beschützen und für mich da sind.'', murmelte ich nach einiger Zeit und bemerkte erst als die Worte meinen Mund verließen, dass ich die ganze Zeit vor ihm stand. Er legte sanft seine große Hand auf meine Schulter und unsere Augen trafen sich. Seine Augen waren etwas besonderes. Ich verlor mich ein wenig in ihnen. Er tat es mir gleich, zumindest wirkte es so.

Vereint [Remus Lupin ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt