In diesem Kapitel bekommt ihr eigentlich alles, was meine Geschichten ausmacht... Viel Romantik und Drama.
Ich bin sehr gespannt, wie ihr es findet.
Kleiner Hinweis: dies ist eine Fanfiktion, beruht nicht auf wahrem, nur auf dem, was ich mir ausdenke.Viel Spaß!
Eure ReniawenP. S. : bei so viel Urlaubsfeeling und Recherche über Barcelona, die unglaublichen Spaß gemacht haben, bekomme ich soooo sehr Fernweh 😩😩. Ich hoffe sehr, dass das alles bald wieder möglich ist.
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Wince
Wince fühlte die Enttäuschung tief in sich, hatte er sich doch so sehr auf diese eine Woche mit Alvaro gefreut. Und verdammt, nicht einmal jetzt bekam Alvaro es hin, dass sie wirklich nur Zeit für sich hatten. Natürlich konnte niemand etwas dafür, Wince wusste doch selbst am besten, wie das war. Und er freute sich doch auch, sehr, dass Sobrenatural so erfolgreich war.
»Ehrlich, es tut mir leid«, wiederholte Alvaro und Wince sah ihm an, dass es ihn wirklich zerriss. Er musste beinahe schmunzeln, weil Alvaros Blick so kleinlaut war, als würde er sich gerade eine Strafpredigt von seinem Lehrer abholen. »Ich komme sofort nach den Terminen zurück, es ist glaube ich auch alles hier in Barcelona.«
»Dein Glück«, schmunzelte Wince. »Alles gut. Ich weiß doch, wie das ist. Ich mein… klar ist das Scheiße, aber was soll’s. Bummel ich eben allein durch Barcelona und schau mir die hübschen Spanier an.«
Er wollte Alvaro aufziehen, und natürlich gelang ihm das auch. »Ey«, boxte Alvaro ihm prompt in die Seite. »Das hab ich jetzt nicht gehört.«
Wince grinste, legte eine Hand an Alvaros bärtige Wange und fragte rau: »Wann ist dein erster Termin?«
»Morgen Vormittag«, gab Alvaro zurück.
»Dann sollten wir die Zeit bis dahin nutzen, nicht wahr?« Er schob seine Hand in Alvaros Nacken, zog ihn zu sich und einte ihre Lippen erneut. Gott, er war so verrückt nach diesem Mann.
»Auf jeden Fall«, murmelte Alvaro an seinen Lippen, und ehe Wince sich versah, hatte Alvaro ihn in die Kissen seines großen Bettes gedrückt. Vertrauensvoll ließ Wince sich nach hinten sinken. Er liebte Alvaros Wohnung jetzt schon, sie war groß, hell, modern eingerichtet, sie hatten einen ähnlichen Geschmack, was Möbel betraf. Er fühlte sich jetzt schon wohl, nach diesen wenigen Stunden hier, wusste, dass er Barcelona lieben würde. Kaum, dass er aus dem Flugzeug gestiegen war, hatte er die Gedanken und den Tourstress beiseite schieben können l, wollte sich nun nur noch auf Alvaro konzentrieren und freute sich auf jeden einzelnen Tag, den sie hatten.
Alvaro küsste ihn tief, lag nah neben ihm, richtete sich nun leicht auf und legte sich auf Wince. Wince raunte, als ihre Mitten sich berührten, spreizte die Beine und legte beide Hände in Alvaros Nacken, um ihn zu sich zu ziehen.
Alvaro bewegte sich leicht gegen sein Becken, Wince keuchte in ihre Küsse und wollte seine Hände an Alvaros Seite nach unten gleiten lassen, aber Alvaro war schneller. Rasch küsste er sich über Winces Schlüsselbein zu seiner Brust, ließ seine Zunge feuchte Kreise ziehen. Tiefer küsste er sich, Winces linke Hand tauchte in diese wundervollen dichten Haare und er hob sich etwas in die Berührung dieser großartigen Zunge, als Alvaro an seiner Leiste angekommen war. Hingebungsvoll widmete Alvaro sich dieser, dann endlich küsste er sich über Wincents Erregung, bis er ihn ebenfalls in den Mund nahm. Und, Gott es war so unfassbar gut. Wince stöhnte auf, krallte seine freie Hand in die Bettdecke, auf der sie lagen. Schon zuckte sein Becken in Alvaros Mund, seine Liebkosungen waren so intensiv, dass Hitze durch Winces Körper schoss.
»Gott, Alvaro, was machst du«, stöhnte Wince auf, als Alvaro von ihm abließ aber nur um sich über seine gesamte Länge zu küssen und ihn erneut aufzunehmen.
»Wie du mir…«, grinste Alvaro, saugte ihn noch intensiver und Wince spürte, dass er sich nicht mehr lange würde zurückhakten können.
»Alvaro, nicht…«, stöhnte er, zuckte in Alvaros Mund und fiel zurück in die Kissen, als Alvaro sich zurück zog.
»Verdammt«, keuchte er, Alvaro rutschte zu ihm hoch und einte ihre Lippen erneut, während Winces Hand zwischen ihre Körper glitt. Er konnte nicht mehr warten, wollte Alvaro, jetzt, sofort.
»Warte«, raunte Alvaro, küsste ihn noch einmal, beugte sich dann zur Seite und Wince hörte eine Schublade klappen. Er lächelte, legte sich auf die Seite und winkelte das linke Bein ein wenig an. Schon spürte er Alvaros warmen Körper wieder nahe bei sich, feuchte Küsse bedeckten seine Schulter und seinen hinteren Nacken, während Alvaros Linke Hand über Winces Seite auf seinen Oberschenkel glitt und dort herrliche Kreise zog. Den rechten Arm schon Alvaro unter Winces Kopf, Wince richtete sich leicht zur Seite auf, drehte den Kopf, sodass er Alvaro küssen konnte. Schon fand einer von Alvaros Fingern seine empfindlichste Stelle, Wince keuchte mit offenem Mund an Alvaros Lippen, als ein Finger sanft, aber doch zielsicher in ihn glitt und Alvaro ihn achtsam vorbereitete.
Stöhnend küsste Wince Alvaro, bewegte seine Hintern Alvaro entgegen. Gott, er wollte ihn so sehr. Frustriert stöhnte er an Alvaros Lippen, als dieser einen Finger zurück zog, doch nur, um einen zweiten dazu zu nehmen.
»Alvaro, ich will dich«, keuchte Wincent schwer atmend, drehte sich noch ein wenig mehr auf die rechte Seite, sodass Alvaro sich positionieren konnte.
»Und ich dich«, stöhnte Alvaro, küsste sich plötzlich kontrastreich sanft über Wincents Schulter und Wincents Augenlider flatterten, als er Alvaros harte Erregung an seinem Eingang spürte.
»Mach… bitte«, stöhnte Wince ungehalten, dann schob Alvaro sich vorsichtig und achtsam, immerhin war ihr letztes Mal zwei Wochen her, in ihn.
Wince hielt die Luft an, es war so unglaublich gut. Er hatte es so sehr vermisst, und er hätte nichts dagegen, wenn sie in dieser Woche einfach im Bett blieben.
Vorsichtig einte Alvaro sie, hielt inne und gab Wince kurz Zeit, sich an das Gefühl zu gewöhnen. Noch immer sanft küsste Alvaro sich weiter über Winces Schulter, seine rechte Hand hielt Wince fest an der Brust, nahe bei sich. Langsam begann Alvaro sich zu bewegen, Wince stöhnte tief, sein Kopf sank nach hinten gegen Alvaros Halsbeuge. Alvaros linke Hand streichelte nach vorn, griff nach Winces Erregung und massierte ihn, und Wince fühlte die Wellen der Lust durch seinen Körper rauschen. Er drehte den Kopf, fahrig küsste Alvaro ihn, spielten ihre Zungen miteinander, während Alvaro sein Tempo erhöhte. Rasch fanden sie einen gemeinsamen Rhythmus, aber Wince wollte nicht auf diese Art. Er liebte diese Stellung, doch er wollte Alvaro in die Augen sehen.
»Ich will dich ansehen«, keuchte er, Alvaro Küste ihn tief, zog sich aus ihm zurück und Wince drehte sich rasch auf den Rücken.
Er keuchte, als Alvaro ihn zu sich zog, vor ihm kniete, seine Beine auseinander hob und sich erneut positionierte. Winces Augen fielen zu, als Alvaro sich in ihn schob und sich über ihn legte, Wince schlang seine Arme um Alvaros Nacken und zog ihn zu fahrigen, leidenschaftlichen Küssen zu sich.
Tief trieb Alvaro sich in ihn, wurde rasch wieder schneller, und Wince fühlte, wie nah er schon war. Als Alvaro dann erneut nach seiner Erregung griff, brauchte es nur noch ie paar Handgriffe und Wince spürte seinen Körper erzittern. »Alvaro, ich… ich kann nicht mehr…«, entfuhr es ihm, dann zog sich sein Körper zusammen und Wince ergoss sich über seinen Bauch.
Er hörte nur, wie Alvaro ungehaltener stöhnte. Dann stieß er noch ein, zweimal tief in Wince, küsste ihn fahrig, kam mit einem letzten lauten »Gott, Wince« und sank schwer atmend über Wince zusammen.
Erschöpft lagen sie ein paar Minuten so da, nachdem Alvaro sich vorsichtig zurückgezogen hatte und neben Wince in die Kissen gesunken war. »Verdammt«, grinste Alvaro irgendwann, beugte sich zu Wince und küsste ihn sanft. »Eigentlich wollte ich damit bis heute Abend warten. Ich hab nämlich eine Überraschung für dich.«
»Oh, was ist es?«, richtete Wince sich sofort auf de Ellbogen auf. Überraschungen waren noch besser als den Tag lümmelnd im Bett mit diesem wunderbaren Mann zu verbringen.
»Sag ich dir nicht«, gab Alvaro grinsend zurück. »Überraschung. Ich hoffe, du hast Hunger und… vielleicht ein Hemd mitgebracht? Hatte ich vergessen, dir zu sage, sorry.«
»Hab nen Bärenhunger«, strich Wince sich über den Bauch. »Und ja, ich hab auch zwei, drei Hemden dabei. Wusste ja nicht, was du so vorhast.«
»Okay, dann… kommst du mit ins Bad?«, fragte Alvaro schmunzelnd.
»Auf jeden Fall.« Nach dieser Begrüßung und dem Flug vorher freute Wince sich auf eine Dusche.
Wince war überrascht, dass es bereits zwanzig Uhr war, als sie aufbrachen. Er hatte sich für ein dunkelblaues Jeanshemd über einem dünnen weißen Shirt entschieden, eine schwarze Hose dazu und Sneakers dazu; er war noch dabei, seine Haare in Alvaros Schlafzimmer, wo ebenfalls eine große Kommode mit Spiegel stand, ein wenig zu stylen, als Alvaro den Raum betrat und Wince tatsächlich kurz die Sprache wegblieb.
Er trug ein graues Shirt unter einem beigen Hemd, das er offen gelassen hatte die Arme ein wenig hochgekrempelt, sodass es seine Muskeln und seine wunderschönen braunen Augen betonte und Wince musste einmal hart schlucken. Er sah so verboten gut aus, dass Winces Herz doppelt so schnell schlug in dem Wissen, dass dieser wunderbare Mann zu ihm gehörte.
»Wow«, riss ihn Alvaro aus seiner Starre und erst jetzt bemerkte Wince, dass Alvaro ihn seinerseits anstarrte. »Also, ich kann’s ehrlich gesagt kaum abwarten, dir das nachher wieder auszuziehen.«
Seine Stimme klang heiser und Wince musste grinsen. »Ich… auch nicht«, musste er aber zugeben.
Alvaro kam zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Wince bemerkte, dass er sich rasiert hatte, seine Haare fielen wild durcheinander wie eh und je, und sein Lächeln stahl sich tief in Winces Herz. »Vamonos, mi amor«, schmunzelte Alvaro und Wince dachte erneut, wie sehr er es liebte, Alvaro Spanisch reden zu hören.
Ein lautes Knurren aus Winces Magengegend bestätigte Alvaro in seinem Plan, lachend griff er nach seinem Schlüssel und sie verließen das Apartment in Richtung Aufzug.
»Und wohin gehen wir jetzt?«, fragte Wince, als sie vor dem Haus standen und in ein Taxi gestiegen waren. Alvaro nannte dem Fahrer irgend eine Adresse, warf Wince dann einen warmen Blick zu und schmunzelte.
»Lass dich doch mal überraschen«, gab er zurück, deutete dann während der recht kurzen Fahrt in die Innenstadt Barcelonas hierhin und dorthin und erwies sich als ausgezeichneter Barcelona-Kenner. Das Taxi hielt vor einem Hotelkomplex, und während Alvaro zahlte, fragte Wince sich kurz, was zum Henker er vorhatte.
»Das ist ein Hotel«, sagte er leicht dümmlich und deutete auf das Gebäude.
»Jaah«, grinste Alvaro. »Aber nicht nur. Komm halt einfach mit.«
Natürlich begegneten ihnen neugierige Blicke, überall, und Wince musste sich immer wieder daran erinnern, dass Alvaro hier ein Star war; er nicht. Es fühlte sich unglaublich gut an, einmal unerkannt alles genießen zu können, auch wenn er es selbstverständlich liebte, in Deutschland zu sein. Aber manchmal wurde es einfach zu viel, auch wenn all dies ein Teil seines Lebens war.
Zu Winces Verblüffung betraten sie das Hotel. Aber sie wandten sich im Foyer nach rechts ts zum Fahrstuhl und er sah sehr genau, was dort an der Anzeigetafel im obersten Stock stand: Restaurante El Sueno de Picasso.
»Das Restaurant ist im obersten Stock?«, fragte Wince erstaunt.
»Nicht nur das«, grinste Alvaro geheimnisvoll. Als die Fahrstuhltüren sich schlossen, beugte er sich kurz zu Wince und küsste ihn sanft, Wince seufzte leise und genoss den nahen Moment. Dann schon piete der Fahrstuhl und sie gingen durch einen breiten Eingang hinaus auf eine riesige Dachterrasse.
»Das ist ein Rooftop Restaurant«, sagte Alvaro, deutete auf die vielen Tischgruppen, die Bar und die kleinen Nischen mit Sofas, Laternen und gemütlichen Sitzecken. »Wenn du mich fragst, das beste Restaurant in Barcelona. Ich liebe diesen Ort hier, weil du einen wunderschönen Blick über die Stadt hast, wenn es später dunkel wird, ist es einfach nur schön hier. Das Essen ist großartig und ich liebe es, hier zu sitzen, den Sonnenuntergang zu beobachten und Wein zu trinken.«
»Ich wusste gar nicht, dass du so ein Romantiker bist«, knuffte Wince Alvaro lachend in die Seite. »Es ist echt wunderschön hier. Wo sitzen wir?«
Dass Alvaro öfter hier war, zeigte sich, als einer der Kellner ihn mit Handschlag begrüßte. Er stellte sich auch Wince vor, dann führte er sie zu einem Zweiertisch in einer etwas abgelegenen Ecke um die Bar herum. Von hier aus hatten sie einen wirklich atemberaubend schönen Blick über die Dächer Barcelonas bis zum Strand in der Ferne.
»So ein wunderschöner Ort«, sagte Wince, schaute sich um und schoss ein paar Fotos. »Ich liebe Barcelona jetzt schon.«
»Sollen wir ein Foto posten?«, schlug Alvaro vor und Wince warf ihm einen Blick zu. »Ich mein, wir werden eh die nächsten Tage gesehen und bevor sie uns auf die Pelle rücken, beugen wir Spekulationen gleich vor.«
»Gute Idee«, nickte Wince. Er hatte wirklich keine Lust, sein Gesicht auf allen möglichen Klatschseiten im Internet zu sehen, bloß weil Fans ihn in Barcelona fotografiert hatten.
Alvaro trat zu ihm an das Geländer, die Skyline und den Strand im Hintergrund, dann legte er einen Arm um Wince. Und Gott, er roch so unglaublich gut, dass Wince ihn am liebsten direkt hinter die Bar gedrängt hätte, aber das musste noch warten. Sie posteten das Foto beide; Wince schrieb dazu: »Kurztrip und Auszeit ins wunderschöne Barcelona; ich liebe es jetzt schon. Natürlich mit Kurzbesuch bei meinem Freund @alvarosolermusic.«
Alvaro postete das Foto ebenfalls, mit dem Text »Great to have you here, my friend @wincentweiss«, und nachdem sie die Getränke, Wein und eine Flasche Wasser, schon bestellt hatten, widmete Wince sich dem Essen.
»Also, du kannst hier alles essen, es schmeckt alles großartig«, sagte Alvaro und übersetzte ihm die Speisekarte. »Der Fisch ist mega lecker und super frisch, aber das Fleisch ist ebenso gut.«
»Was nimmst du?«, fühlte Wince sich leicht überfordert.
»Den Seeteufel mit Ofenkartoffeln«, meinte Alvaro. »Als Vorspeise nehmen wir die Patatas bravas, das sind diese kleinen gebratenen Kartoffeln, die haben hier drei Dips dazu. Wenn du Fleisch essen willst, nimm das Rib Eye oder das Lammkarree.«
»Spinat ist nicht so meins«, gab Wince zu. »Aber ich liebe Lamm. Bestellst du?«
Selbstverständlich übernahm Alvaro das, und währenddessen scrollte Wince durch die ersten Kommentare unter ihrem Foto. Jeanette hatte sofort ein Herzchen sagelassen und schrieb: »Ihr Schnuckies! Ich bin neidisch! Genießt es!« Dann musste er lachen, denn sogar Mark hatte auf das Herzchen geklickt und »Gönnt euch!«, mit einem applaudierenden Smiley und einem Sonnenbrillensmiley dahinter kommentiert. Kurz dachte Wince daran, dass er Paddy seinen Sing Text hatte schicken wollen; er hatte den Song tatsächlich im Flugzeug fertig geschrieben, weil seine Gefühle einfach durchdrehen und er seine Gedanken aufschreiben musste. Er beschloss, Paddy den Text morgen zu schicken, wenn Alvaro bei seinem Termin war.
Das Essen schmeckte wirklich großartig, und irgendwann lehnte Wince sich pappsatt zurück. Allmählich versank die Sonne im Meer, die Laternen auf der Dachterrasse flammten auf, leise Musik drang aus Lautsprechern von irgendwo her. Die Dachterrasse war gut gefüllt, aber die Gäste unterhielten sich leise, aßen, genossen den Ausblick und die noch sehr warmen Temperaturen. Sie hatten sich über alles Mögliche unterhalten, Alvaro bestellte noch eine zweite Flasche Wein und sie gönnten sich noch eine Crema Catalana. Wince genoss jede Sekunde des Abends, liebte es, hier zu sitzen, an diesem wunderschönen Ort, mit diesem perfekten Mann, fühlte sich wirklich glücklich und fragte sich, wo wohl der Haken war. Vermutlich war ihr größter Haken, dass sie sich diese gemeinsame Zeit hart erkämpfen mussten – und dass das wohl auch so bleiben würde.
»Wince, ich… ich freu mich wirklich, dass du da bist«, sagte Alvaro da, die Teller waren längst abgeräumt, und Wince schaute erstaunt auf. Worauf wollte er jetzt hinaus? »Ich meine… ich will nicht, dass du denkst, dass ich das nicht will. Wegen… unseres Telefonats gestern.«
Augenblicklich verstand Wince, was er meinte. »Alles gut«, versicherte er rasch, wollte doch jetzt eigentlich nicht über diese Sache reden. Nicht an einem solchen Abend. »Ich war, glaube ich, auch ein bisschen drüber. Tut mir leid, dass ich einfach aufgelegt hab. An dem Tag…« Er stockte, gingen die Gedanken doch schon wieder it ihm durch. Es war kein Abend für ein solches Gespräch, andererseits hatte Alvaro es auch verdient, dass er sich entschuldigte. Sich erklärte. Es war nur so schwer, darüber zu reden – vermutlich, weil Wincent vorher noch nie über seine widersprüchlichen Gefühle geredet hatte.
»Was war an dem Tag, Wince?«, fragte Alvaro leise. »Bitte, du kannst doch mit mir über alles reden. Wir sind doch nicht nur... Ach, du weißt schon. Ich will für dich da sein.«
Er lehnte sich nach vorn, beinahe berührten sich ihre Hände auf der Tischplatte. In seinen dunklen Augen spiegelte sich der Schein der kleinen Kerze, die der Kellner vor einiger Zeit schon angezündet hatte. Wince senkte die Augen, drehte bedrückt das Weinglas in seinem Händen. »Ich weiß doch selbst nicht, was manchmal los ist. Das sind einfach Gedanken, die… überfallen mich. Ich kann das nicht… kontrollieren.«
»Was für Gedanken?«, fragte Alvaro sanft.
Wince hob die Schultern. »Alle möglichen. Es wird mir zu viel. Alles. Sie wollen alles von mir, verstehst du. Meine Fans. Ich meine, ich wollte es so, ich liebe das ja, aber… manchmal wird es einfach zu viel.«
»Weil du ihnen nicht geben kannst, was sie wollen? Wegen…«, fragte Alvaro.
»Weil ich schwul bin?«, vollendete Wince den Satz. »Ja, auch… ich weiß nicht. Es scheint sie gar nicht zu interessieren. Sie wollen trotzdem alles. Keine Ahnung, es ist einfach…«
»Vielleicht brauchst du einfach mal ne Pause«, riet Alvaro ihm. »Dein Programm dieses Jahr ist doch auch echt heftig. Sing meinen Song, die ganzen Vorbereitungen dafür, zwei Touren, das ist doch Wahnsinn.«
»Ich kann jetzt keine Pause machen«, erwiderte Wince. »Ich muss das durchziehen. Ich… bin so froh über diese Woche jetzt, hier, mit dir, das kannst du dir nicht vorstellen. Klar war es krass und es ist anstrengend, aber… ich wollte so unbedingt herkommen.«
Alvaros Lächeln war sanft, seine Hand berührte tatsächlich Winces kurz. Er schaute sich flüchtig um, aber niemand achtete mehr auf sie. Es war dunkel inzwischen, einige Tische auch leer. »Ich bin auch echt froh, dich hier zu haben«, sagte er und Winces Herz fühlte sich gleich ein wenig leichter an. »Und das mit den Terminen tut mir verdammt leid.«
»Schon gut, wirklich«, versicherte Wince. »Es tut mir schon gut hier zu sein. Mal… etwas anderes zu sehen.« Tatsächlich war es das nicht ganz, aber Wince wollte Alvaro nicht noch mehr beunruhigen. Die quälenden Gedanken wurde er immer noch nicht los aber vielleicht würde sich das in den nächsten Tagen bessern. Wince hoffte es sehr.
»Zahlen wir und fahren nach Hause?«, fragte Alvaro plötzlich mit leicht rauer Stimme.
Ein Schauer huschte über Winces Rücken, er nickte, wollte unbedingt mit diesem Mann allein sein. Nur Alvaro und er. »Auf jeden Fall«, nickte er zustimmend.
»Ey, das gibt’s ja nicht«, staunte Wince etwas später, als sie im Taxi saßen. »Guck mal, wer auf gefällt mir geklickt hat bei unserem Foto.« Seine Stimme zitterte beinah vor Aufregung, Alvaro grinste ihn an und schaute auf Wincents Handy. »Sarah Connor gefällt unser Foto.«
»Wie schön von ihr«, meinte Alvaro und lachte über Winces zitternden Finger. »Bekommst du jetzt Schnappatmung?«
»So ähnlich«, grinste Wince zurück. »Mann, ich lieb sie einfach so. Das ist echt krass.«
»Ist ja auch ein cooles Foto«, schmunzelte Alvaro. »Ah, wir sind endlich da. Komm.«
Lächelnd folgte Wince Alvaro ins Haus. Sie waren kaum in der Wohnung angekommen, als Wince sich an die Wand gedrängt wieder fand, weiche Hände an seinen Wangen, bärtige Lippen auf seinen. Genießerisch seufzte er in den tiefen Kuss, schmunzelte, weil es beinahe schien, als wollt Alvaro irgendetwas nachholen, so tief war der Kuss, dabei hatten sie doch erst vor wenigen Stunden miteinander geschlafen.
»Gott, das wollt ich schon den ganzen Abend tun«, raunte Alvaro da an seinen Lippen. Atemlos ließ er von Wince ab, aber nur so, dass warmer Atem über Winces Lippen streifte. Alvaro legte beide Hände an den ersten Knopf seines Hemdes, ein warmer Blick in Winces Augen folgte und ein Schauer jagte über Winces Körper. Wie konnte es sein, dass er so verrückt nach diesem Mann war? »Wir müssen uns echt was überlegen«, raunte Alvaro mit dunkler Stimme und Winces Herz schlug bis zum Hals, als er die ersten Knöpfe quälend langsam öffnete. »Lange halt ich das nicht mehr aus, dich nicht küssen zu dürfen.«
»Du meinst… wir sollten… jetzt schon?«, fragte Wince verblüfft, dabei hatte er doch gedacht, dass die Öffentlichkeit Alvaros größtes Problem war – was er ja auch durchaus verstand. Er wollte sein Privatleben doch auch so irgend es möglich war aus der Öffentlichkeit fernhalten.
»Vielleicht noch nicht direkt jetzt, aber… sehr bald«, sagte Alvaro. »Wenn das okay ist für dich. Wince, ich will mit dir zusammen sein, mit allen Konsequenzen. Ich kann das nicht mehr lang, neben dir stehen und… so tun, als wäre da nichts. Jedenfalls keine zweieinhalb Jahre wie Mark und Paddy.«
Wince war vollkommen sprachlos, schaute zwischen Alvaros Augen hin und her, schlang dann seine Arme um Alvaros Hals und einte ihre Lippen. »Ich… weiß echt nicht, was ich sagen soll«, flüsterte er, dabei gab es doch nur eines, das er als Antwort sagen konnte. »Ich liebe dich.«
Es kam aus tiefstem Herzen, und auch wen es starke Worte waren, meinte Wince jedes davon ernst. So ernst wie schon lange nichts mehr.
Alvaro raunte in den folgenden Kuss, öffnete die restlichen Knöpfe von Winces Hemd und schob es ihm mit einem erneuten Blick in Winces Augen über die Schultern. »Y te amo, mi amor.«
Und es war das Schönste, was Wince jemals gehört hatte.
»Schau mal, Paddy und Mark haben es sich auch gutgehen lassen«, grinste Alvaro, als sie viel später, es war schon beinahe Mitternacht, eng beieinander in Alvaros Bett lagen und noch ein wenig durch Instagram scrollte. Sie hatten beide ein Foto einer Flasche Ramazzotti, daneben zwei Gläser und im Hintergrund der Sonnenuntergang in der Walker Bay gepostet. Paddy hatte »I’ll always be coming back to you, beautiful South Africa« dazu geschrieben, Mark einfach nur zwei Herzchen gepostet. Auch Gentleman hatte ein Foto gepostet; offenbar hatten auch sie ihren Urlaub sehr genossen.
»Oh ja, aber die fliegen ja morgen nach Hause«, sagte Wince, denn selbiges hatte Paddy ihm heute morgen geschrieben. Sie wollten morgen telefonieren.
»Ich hoffe echt, dass die Randale bei Paddys Konzerten aufhören«, sagte Alvaro besorgt. »Das hat ihn ganz schön fertig gemacht.«
»War ja auch krass«, meinte Wince. »Wir telefonieren morgen. Wenn du mich eh hier alleine lässt…« Er grinste, war es doch nicht ganz ernst gemeint.
»Na toll«, brummte Alvaro. »Jetzt hab ich noch ein schlechteres Gewissen.«
»Alles gut, wirklich«, schmunzelte Wince, drehte den Kopf und küsste Alvaro sanft. »Ich krieg den Tag schon rum.«
Alvaro verschwand nach dem Frühstück am nächsten Morgen. Wince ließ sich Ziet, räumte alles auf, zog sich dann nochmal um und nahm die Zettel, auf denen Alvaro ihm beim Frühstück aufgeschrieben hatte, welche Bahn er in die Altstadt nehmen konnte. Die Altstadt war am schönsten, hatte er gesagt, und das stimmte tatsächlich. Begeistert schlenderte Wince durch die schmalen Gassen, genoss vor allem, dass ihn hier wirklich niemand kannte. Er besorgte Geschenke für seine Mutter, seine Schwester und seinen Opa, trank mittags einen Espresso in einem kleinen, versteckt gelegenen Café, schoss überall ein paar Fotos und fand, dass Barcelona die schönste Stadt war, die er je besucht hatte.
Am frühen Nachmittag war er zurück in Alvaros Wohnung, gerade um Paddys Videocall anzunehmen. »Hi Wince, nice to hear from you, man«, begrüßte Paddy ihn. So wie Wince es im Hintergrund sah, war er schon zurück in ihrer Münchner Wohnung. »Und, wie ist Barcelona?«
»Wunderschön«, schwärmte Wince. »Echt, ich war gerade bummeln, Alvaro hat irgendeinen Termin, und es ist einfach traumhaft. Morgen fahren wir an den Strand.«
»Klingt, als geht es euch echt gut, was?«, schmunzelte Paddy.
Unwillkürlich huschte ein Schatten über Winces Gedanken. »Ja, also… uns geht’s gut, wirklich. Alvaro hat gestern gesagt, dass er mich liebt. Und… verdammt, ich lieb ihn auch. Wir werden uns bald outen.«
Paddys Blick wurde direkt ernster. »Plant das gut«, warnte er. »Mit euren Managements, den Sponsoren und allen. Das sollte gut vorbereitet sein.«
»Werden wir«, versprach Wince. »Wir haben ja mit euch die besten Vorbilder.«
Paddy schmunzelte erneut. »Wir freuen uns wirklich für euch. Alvaro tut dir gut, nicht wahr?«
»Ja«, gab Wince zu. »Mit ihm ist alles… irgendwie anders.« Er musste schmunzeln in Gedanken an seinen Song, der doch so gut passte, obwohl er die Nummer lange bevor er Alvaro kennengelernt hatte, geschrieben hatte. »Aber einfach perfekt.«
»Und… wie geht’s dir?«, fragte Paddy da, durchaus ein wenig besorgt, und Wince seufzte. Also hatte auch er das Foto in ihrer Gruppe gesehen.
»Naja, ich…«, begann Wince, brach aber dann ab und fuhr sich durch die Haare.
»My friend, du weißt, du kannst mit mir reden«, meinte Paddy sanft. »Ich weiß genau, wie du dich fühlst.«
»Es wird einfach alles zu viel«, sagte Wince leise. »Letztens beim Stage diving haben sie versucht, mir das T-Shirt auszuziehen. Ich… hatte plötzlich panische Angst, ich dachte, sie lassen mich gar nicht mehr auf die Bühne. Es war so…«
»Beängstigend?«, fragte Paddy so verständnisvoll, dass es Wince beinah Tränen in die Augen trieb. »Weil du es nicht mehr kontrollieren kannst?«
Wince schluckte hart, weil es das ja genau traf. »Ja«, sagte er leise. »Ich meine, ich… liebe es doch auch, kann mir nichts anderes mehr vorstellen als Musik zu machen, aber…«
»Wince, ich weiß ganz genau, wie du dich fühlst«, sagte Paddy mit warmer Stimme. »Mir ging es doch damals genauso. Sie wollen alles von dir und du weißt, dass du ihnen das nicht geben kannst. My friend, unternimm etwas, bevor die Gedanken zu viel werden. You know what it did to me. Don‘t let it go that far.«
Wince schluckte schwer. »Was soll ich denn tun?«, fragte er verzweifelt.
»Nimm dir eine Auszeit«, sagte Paddy ernst. »Jetzt. Am besten sofort. Du brauchst Abstand, Ruhe, musst dich selbst wieder finden.«
»Das… geht nicht so leicht«, erwiderte Wince. »Ich hab Termine, das ganze Jahr, also mindestens bis in den November. Ich Ann doch nicht einfach…«
»Wince, du musst«, wurde Paddy eindringlicher. »Ernsthaft, damit ist nicht zu spaßen. Das sind Depressionen, zumindest der Anfang davon. Lass nicht zu, dass das dein Leben bestimmt.«
Wince senkte die Augen. »Also glaubst du, ich… sollte zum Arzt gehen?«, fragte er und wusste ja, dass Paddy ihm so etwas nicht einfach so raten würde.
»Ja, das glaube ich«, nickte Paddy. »Ich hab es damals jahrelang in mich hinein gefressen. Du weißt, was das mit mir gemacht hat. Du hast die Chance, das jetzt zu bekämpfen. Bitte, du bist so jung, verspricht mir, dass du das nicht auf die leichte Schulter nimmst. Please don’t let this control your life.«
»Mache ich nicht«, versprach Wince, dachte an seine bewegende Geschichte, die Paddy ihnen bei Sing meinen Song erzählt hatte.
»Ich weiß, wie das ist, Wince«, fuhr Paddy fort. »Jeder will alles von dir, aber wir können nicht jede Konzertanfrage, jedes Interview, jede Veranstaltungsanfrage annehmen. Wir müssen mal nein sagen, wir brauchen Pausen. Mit 40 und mit… 26.«
»Aber die werden sagen, dass ich es mir doch ausgesucht hab«, erwiderte Wince. »Ich wusste doch, was auf mich zukommt und… ich wusste doch vorher, wie krass das alles wird.«
»Niemand steckt in deiner Haut, Wince«, meinte Paddy sanft. »Ich hab im Kloster gelernt, dass auch wir Musiker das Recht, haben, zu sagen, wenn es uns zu viel wird. Wir haben auch ein Leben. Eines, das nur uns etwas angeht. Und das solltest du dir bewahren. Jetzt, wo es noch nicht zu spät ist.«
»Aber was soll ich machen?«, fragte Wince leise. »Nach Hause, oder…«
»You know what’s best for you, buddy«, antwortete Paddy. »You’ll find out. Just... Talk to a doctor, to your Management. You need a break, mate.«
»Das werde ich«, versprach Wince, denn er spürte, dass Paddy mit jedem Wort Recht hatte. Er wusste, was diese Gedanken waren, und er wollte dagegen ankämpfen. »Du, Paddy, ich… hab nen Song geschrieben, also… eigentlich eher aufgeschrieben, wie es mir geht, es ist bestimmt zu krass, aber dürfte ich es dir vielleicht schicken? Ob es zu krass ist?«, fragte er zögernd.
»Of course, du kannst mir alles schicken«, meinte Paddy. »Ich bin schon sehr gespannt. Und… schreib mir, was du tun wirst, okay?«
»Mache ich«, versprach Wince weiter, fühlte sich tatsächlich erleichtert, über alles reden zu können. Mit jemandem, der ihn verstand. »Danke, Paddy. Für alles, du weißt schon.«
»Always, my friend«, sagte Paddy. »Du weißt, du kannst mich immer anrufen, Wince. Oder schreiben. Ich bin immer da für dich, und Mark auch. You are not alone in this, buddy.«
»Danke«, wiederholte Wince, fühlte den Kloß im Hals, aber er wusste, dass Paddy recht hatte. Er musste etwas unternehmen.
Alvaro kam leider erst spät nach Hause, aber Wince nutzte die Zeit. Er schickte Paddy tatsächlich den Songtext, telefonierte mit seinem Management. Er spürte tief in sich, dass Paddy Recht hatte. Er wollte nicht, dass die Gedanken sein Leben bestimmten, wollte den Wince von früher wieder finden. Paddy war inzwischen wie ein großer Bruder für Wince, Mark ebenso, und wenn Paddy ihm riet, etwas zu unternehmen, sollte er das auch tun. Selbstverständlich war seine Managerin ein wenig schockiert, aber auch ihr war natürlich nicht entgangen, dass es Wince nicht gutging. Wince erschrak ein wenig, weil das offenbar mehr Menschen aufgefallen war, als er gedacht hatte.
»Wincent, ich finde gut, dass du etwas unternehmen willst, und wir helfen dir natürlich, wie wir können«, versprach sie. »Ich schau mal welche Termine wir absagen können. Gibt es etwas, das du unbedingt spielen möchtest?«
»Stars for free«, sagte Wince sofort, weil dort auch Sarah Connor und Lena auftreten würden und Wince sich seit feststand, dass er eingeladen war, darauf freute. »Egal was ist, das will ich unbedingt machen. Alle drei Veranstaltungen.«
»Okay«, nickte seine Managerin. »Ich melde mich, ja? Genießt die Woche in Barcelona, ich lasse dich auch in Ruhe, versprochen. Ich schreibe dir nur, falls sich schon etwas ergibt.«
»Danke«, sagte Wince, fühlte sich sehr erleichtert und dankbar, so verstanden zu werden.
Als sie am nächsten Tag zum wunderschönen Strand Barceloneta fuhren, nahm Wince sich vor, mit Alvaro zu reden. Die schlenderten eng nebeneinander an der ewig langen Promenade entlang, an der sich Bars und Restaurants aneinander reihten, und Wince störte sich nicht daran, dass Alvaro immer wieder Blicke folgten. Irgendwann zogen sie die Schuhe aus und wateten durch den weichen Sand, und ein wenig fühlte es sich an wie in Miami oder Kalifornien.
»Ich… hab ja gestern mit Paddy telefoniert«, sagte Wince irgendwann, als sie auf der Mauer, die den Strand von der Promenade abgrenzte, saßen und die Füße in den warmen Sand schoben.
»Oh, und was hat er gesagt?«, erkundigte sich Alvaro.
Kurz und stockend berichtete Wince von ihrem Gespräch. »Ich… ich will das auch machen«, endete er, spürte plötzlich Alvaros Hand zwischen ihren Schenkeln beruhigend an seiner, er auf die Mauer gestützt hatte, und lächelte flüchtig. »Ihr habt beide Recht. Ich brauche eine Auszeit. Ich hab auch schon mit meinem Management telefoniert, sie versuchen, alles was geht abzusagen.«
Alvaro legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter und Wince bemerkte erst jetzt, dass er ein wenig zitterte, obwohl es an die 30 Gras warm war. »Ich bin stolz auf dich, Wince«, sagte er. »Wirklich. Wir stehen das zusammen durch, okay? Egal, was du tust, ich bin da.«
Wince lächelte dankbar. »Ich weiß gar nicht, womit ich dich verdient hab«, sagte er leise. »Ich hab auch keine Ahnung, was ich machen werde jetzt, wohin ich soll… Paddy sagt, ich werd es rausfinden. Vielleicht erstmal einfach nach Hause. Ans Meer.«
»Du kannst natürlich auch bleiben, solange du willst«, bot Alvaro an, aber Wince straffe die Schultern und schüttelte den Kopf.
»Nein, ich… muss nach Hause. Zu einem Arzt und… mit den Jungs sprechen. Vor allem das.«
»Okay«, sagte Alvaro, drückte nun sich kurz Winces Hand, und es fühlte sich so unglaublich gut an. »Ich bin da, okay?«
»Danke«, antwortete Wince leise und musste die Tränen zurück halten. Jetzt, wo der Stress ein wenig vom ihm abfiel, spürte er wie müde er war. Müde und erschöpft. »Es tut mir leid, dass ich…«
»Wince, niemand ist perfekt«, sagte Alvaro sanft. »Wir bekommen das wieder hin. Jeder hat mal Probleme.«
»Ich will ja gar nicht so sein«, erwiderte Wince leise. »Ich will wieder… dass es so ist wie früher.«
»Wird es«, versprach Alvaro. »Es ist nicht schlimm, sich helfen zu lassen, Wince. Wenn ich irgendetwas tun kann… ich tu alles.«
»Ich bin einfach nur froh, dass du da bist«, sagte Wince und lächelte. »Du bist… das Beste, was mir seit langem passiert ist.«
»Das glaub ich nicht«, widersprach Alvaro. »Du musst das positive wieder sehen, Wince. Wir haben so viele Geschenke dieses Jahr gehabt. Südafrika war das Beste. Die Musik hat uns dahin gebracht.«
Wince nickte gedankenverloren. »Du hast Recht. Es ist nicht alles schlecht. Ich seh das… echt nicht mehr. Es ist nur noch…«
»Dunkel?«, traf Alvaro es auf den Punkt. »Wo es dunkel ist, gibt es auch wieder Licht, mi amor. Wir schaffen das, hm?«
»Ja«, nickte Wince, schaute auf das Meer hinaus und wusste plötzlich, wohin er gehen würde, um seine Auszeit zu nutzen. »Ich will nach Hause«, sagte er. »Nach Hause, eine Weile, und… hier sein. Bei dir.«
Alvaro drückte seine Hand. »Du kannst immer zu mir kommen. Wir checken einfach später mal meine Termine.«
Das taten sie, Wincent telefonierte noch einmal mit seiner Managerin, die zuerst alle Konzerte im August ansagte, bis auf die Stars for free-Reihe. Am nächsten Tag schrieb sie ihm, dass sie in Berlin einen Termin für ihn bei einem Psychologen vereinbart hatte. Wincent fragte lieber nicht, wie sie das auf die Schnelle hinbekommen hatte, aber sie schrieb ihm, dass es jemand war, der schon einige Prominente behandelt hatte. Wince war ein wenig mulmig zumute, einem Fremden von seinen Problemen zu erzählen, aber er fühlte, dass er etwas tun musste. Und er wollte nicht damit warten.
Er rief seine Jungs von der Band zu einem langen Videocall, entschuldigte sich bei ihnen, dass er nicht mit ihnen geredet hatte. Natürlich hatten Benni und die anderen vollstes Verständnis, waren froh, dass er sich eingestanden hatte, dass er Hilfe brauchte. Und Wince spürte, dass es so nicht mehr weiterging. Er genoss die restlichen Tage in Barcelona sehr. Alvaro hatte zwar Termine, aber sie hatten auch viel Zeit zusammen, verbrachten jedoch die meiste Zeit am Strand und in Alvaros Wohnung. Sie redeten viel, Wince telefonierte noch einmal mit Paddy, der ihm Mut machte und sagte, dass er stolz war auf ihn. Er schrieb eine lange Nachricht in ihrer Sing meinen Song-Gruppe, entschuldigte sich für alles.
Natürlich hatte er zu Beginn der Woche auch seine Mutter angerufen und gesagt, dass er vielleicht eine Weile nach Hause kommen würde. Selbstverständlich machte auch sie sich große Sorgen, und Wince freute sich wahnsinnig, seine Familie nach lange Zeit endlich wiederzusehen.
Am Tag vor seiner Abreise nach Hause schlenderte Wince noch einmal durch die Altstadt von Barcelona, überlegte, wie es wäre, hier zu leben, wo ihn niemand kannte. Aber andere Stars bekamen es auch hin, in Deutschland zu leben, Mark und Paddy sogar als geoutetes Paar. Soweit er es mitbekommen hatte, waren Paddys erste Konzerte glücklicherweise ruhig verlaufen. Offenbar war es tatsächlich nur eine Gang gewesen die es auf ihn abgesehen hatte. Wince wusste, er würde das hinbekommen – mit Hilfe seiner Familie und Alvaro.
Er verbrachte den Nachmittag zuhause bei Alvaro, packte seinen Koffer und hörte Musik, als plötzlich ein Anruf einging. Es war seine Mutter, und Wincent nahm das Gespräch erstaunt entgegen. »Wince, Schatz, wo bist du gerade, noch in Barcelona?«, fragte sie ohne Umschweife und Wince erstarrte innerlich. Er war aufgestanden, weil er hinaus auf Alvaros Terrasse hatte gehen wollen, wollte gerade die Terrassentür aufschieben, als er an der Stimme seiner Mutter hörte, dass sie weinte.
»Ma?«, fragte Wince alarmiert. »Was ist… ist etwas passiert?«
»Wince, ich bin zurück!«, hörte Wince Alvaro im Flur, doch er antwortete ihm nicht. »Ich geh sofort duschen, ich schwitze wie Hölle. Komme gleich.«
Aber Wince hörte nur das leise Schluchzen seiner Mutter. »Wince, ich… du… du musst nach Hause kommen. Dein Opa, er ist… er hatte einen Unfall.«
Wince hatte das Gefühl, als würde ihm jemand den Boden unter den Füßen wegziehen. Er sackte gegen die Wand, fühlte sein Herz einen Schlag aussetzen. »Was… was ist mit Opa?«, fragte er leise und stockend.
Für einen Moment war es still in der Leitung. »Ma?«, wiederholte Wince angsterfüllt. »Was ist mit Opa? Bitte sag es mir.«
»Er…«, begann seine Mutter, schien zu versuchen, sich zu sammeln. »Wince, mein Schatz, er war im Krankenhaus, er musste notoperiert werden, aber er… er hat es nicht geschafft. Er ist…«
»Nein«, flüsterte Wince tonlos, fühlte, wie seine Beine unter ihm wegsackten. »Nein, bitte, bitte nicht…«
»Er ist seinen Verletzungen erlegen, Wince. Dein Opa ist verstorben, vor ein paar Stunden. Wince? Schatz?«
Wince schluchzte auf, fuhr sich mit der freien Hand in die Haare. Das Handy glitt ihm aus der Hand und schlug auf dem Boden auf, er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und sank an der Wand herunter zu Boden.
Die Welt um ihn herum begann zu verschwimmen.
Im selben Moment nahm Wince wie aus einem Nebel wahr, wie Alvaro zu ihm gestützt kam. Vielleicht hatte ihn das Klatschen des Handys auf dme Boden alarmiert. »Wince?«, legte Alvaro eine Hand auf seine Schulter. »Scheiße, was ist denn passiert?«
»Mein… mein Opa«, hauchte Wince, blinzelte, atmete schwer, bekam keine Luft mehr. »Er hatte einen Unfall«, brachte er stockend hervor und Alvaro starrte ihn entsetzt an. Dann sprangen Tränen aus Winces Augen. »Er ist tot! Mein Opa… ist tot
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Nur Ein Herzschlag entfernt
RomanceWie geht es nach ihrer Sing meinen Song-Reise, während der sie sich Hals über Kopf ineinander verliebten, mit Alvaro und Wincent weiter? Hat eine Liebe auf Distanz, zwischen mehreren Ländergrenzen, Konzerttouren, Tonstudio und Terminen überhaupt ein...