6-Der andere Animagus 1

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Hermine

Ich bemerkte schnell, dass ich nicht direkt perfekt als Eule agieren konnte, dass ich alles erst lernen musste, bevor ich das Tier richtig sein konnte.

Ich versuchte noch immer mich in den Lüften zu halten, obwohl ich zitterte und wackelte und vermutlich sehr erbärmlich aussah, weshalb ich beschloss, mich auf eine große Eiche an der Lichtung niederzulassen. Der rechte Ast war einerseits von ein paar Blättern und kleineren Zweigen verborgen, andererseits konnte ich von dort aus aber auch ziemlich weit blicken und viel beobachten.

So sehr ich auch in meiner jetzigen Form abschalten und entspannen wollte, konnte ich es mir doch nicht nehmen lassen, die Kontrolle über alles zu haben, was um mich herum passierte.

Ich wusste, dass Eulen, verglichen mit anderen Tieren, in der Dunkelheit nicht sehr gut sehen konnten, aber sie sahen trotzdem um einiges besser und schärfer als Menschen. Ich konnte die Maus, 50 Meter entfernt im Unterholz, zuerst hören und kurz darauf auch sehen. Ich war fasziniert.

Als Eule konnte ich meine Umgebung auf ganz andere Weise wahrnehmen: Die Sterne glitzerten deutlicher und wirkten wie viele kleine Hoffnungsschimmer, die von dem großen Mond angestrahlt wurden und eine traumhafte und bezaubernde Atmosphäre schafften. Ich hörte Mäuse, Ratten und andere kleine Tiere in den bunten Blättern auf dem Boden rascheln, Katzen und andere flinke, mittelgroße Tiere um die Bäume huschen und einige große in der Ferne stapfen und brummen.

Meine Krallen schlossen sich fest um das Holz auf dem ich vor einigen Minuten Platz gefunden hatte und mein Gefieder plusterte sich auf. Ich mochte das warme, wohlige Gefühl, das es mir verschaffte.

Ich kuschelte mich etwas ein und kniff meine Augen entspannt zusammen. Als ich aber eine dunkle Gestalt unter den Bäumen am anderen Ende der Waldlichtung sah, erweckte das meine Neugier und ich blickte gebannt in die Richtung. Es war ausgesprochen angenehm eine Eule zu sein, niemand konnte meine wahre Gestalt erkennen.

Ich wunderte mich, wer die Person war, die sich so spät hier im verbotenen Wald herumtrieb und so strengte ich mich an zu hören, was dort hinten passierte. Ich hörte eine flüsternde Stimme, eindeutig eine männliche, einen Zauberspruch flüstern: "Amato, Animo, Animato, Animagus" und die Person verschwand. Ich hörte ein Rascheln und dann war alles vorbei.

Ich konnte meinen eigenen Ohren nicht glauben, aber das musste ich, denn als Eule hatte ich ausgesprochen gute. Es gab einen anderen Animagus hier an der Schule, einen männlichen, da war ich mir sicher. Verdammt, wieso konnte ich nicht hören, wer genau es war.

Jetzt hatte ich einen Grund mehr, öfters in den Wals zu entfliehen. Ich nahm mir vor, mich in der Bibliothek umzuschauen nach den registrierten Animagi unserer Zeit. Es gibt dort ein magisches Buch, das alle Gesetze und verändernde Informationen des Zaubereiministeriums beinhaltet und stets aktualisiert wird; da müsste ich was finden. Wobei ich schon ein unterbewusstes Gefühl hatte, das mir sagte, dass er nicht registriert sein würde.

Ich beschloss in die Richtung zu fliegen in die das Tier gelaufen ist, also erhob ich mich langsam in die Lüfte und lernte immer besser meinen Flug zu kontrollieren. Ich spürte wie der Wind unter meine Flügel blies, mir Aufschwung verlieh und ich mich für kurze Zeit einfach gleiten lassen konnte.

Ich versuchte verdächtige Geräusche vom Boden zu vernehmen, die mich zu dem anderen Animagus führen könnten. Irgendwie musste er sich doch menschlich verhalten, denn er sah definitiv nicht nach einem Lehrer aus, der Umhang ist ein anderer, also würde er sich doch noch nicht allzu lange verwandeln können.

Oder war es überhaupt ein Schüler bzw. jemand von unserer Schule? Es konnte eigentlich nur so sein, die Hexen und Zauberer aus Hogsmeade und anderen Gegenden waren gar nicht dazu in der Lage auf unser Gelände zu kommen.

Der andere Animagus- DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt