Kapitel 7 (Teil 1)

7 2 0
                                    

Mit zitternden Händen kramte ich mein Handy hervor, nicht auf die SMS achtend die ich bekommen hatte. Ohne darauf zu achten tippte ich Jessies Nummer ein. Nach kurzem klingeln ging sie ans Telefon.

"Blake? Warum bist du gelaufen? Spinnst du!", rief sie sofort. Völlig außer Atem konnte ich erst nicht antworten. "Blake was ist los? Hallo?".

"Jemand hat mich verfolgt!", zischte ich.

"Was?", rief sie. "Verarsch mich nicht!".

"Jessie hör auf! Ich verarsche dich nicht! Ich bin gelaufen, weil der Bus nicht kam...in irgendeiner komischen Seiten Straße...wurde ich dann plötzlich verfolgt, von irgendjemand keine Ahnung wer das war!".

"Oh Gott süße!", rief sie. "Gehts dir gut?".

Ich lachte bitter.

"Keine Ahnung!", ich hob meine freie Hand. Sie zitterte immer noch. "Ich möchte gerade einfach nur aufhören zu zittern!".

"Ich würde ja kommen. Aber ich komme hier jetzt auch nicht weg!".

"Nein bleib einfach am Telefon!", bat ich sie. "Ich muss gleich aussteigen...lass mich nicht allein!".

Jessie sagte nichts, während ich die Stopp taste drückte und kurze Zeit später ausstieg.

"Jessie ich laufe jetzt los!", sagte ich und bog in meine Straße ein.

"Ok ich bin dran!".

"Erzähl mir was! Ich habe das Gefühl, das ich gleich wahnsinnig werde!", flüsterte ich. Ich war allein auf der Straße, doch traute ich mich nicht zu laut zu sprechen. Warum auch immer?

Ich schaute ununterbrochen hinter mich, und drückte meine Tasche mit meiner freien Hand gegen mich. Hinter jedem Busch, hinter jedem parkenden Auto, hinter jeder Häuserecke und im Schatten jedes Baumes vermutete ich jemanden.

"Was soll ich erzählen?Blake ich habe ein schlechtes Gewissen! Hättest du doch nur bei mir geschlafen.", seufzte sie.

"Musst du nicht!", beruhigte ich sie. "Wenn der Bus pünktlich gekommen wärewäre das alles nicht passiert!".

Als meine Haustür in Sicht kam, beschleunigte ich meine Schritte, rannte über die Straße und zog, zittrig meinen Schlüssel aus meiner Tasche. Ich schloss die Tür auf, quetschte mich hindurch und drückte sie mit aller Kraft zu.

"Bist du zu Hause?", meldete sich Jessie. Schnaufend stieg ich die Stufen zu meiner Wohnung hoch. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, schob ich den Riegel vor und lehnte mich dagegen.

"Ja, jetzt!", kaum hatte ich das ausgesprochen, spürte ich wie sich mein Puls normalisierte. "Was ist da bitte passiert Jessie? OMG!".

Ich konnte es nicht fassen. Es war alles so surreal. Das war eine dieser Vorfälle, von denen man immer in Zeitungen las oder in den Nachrichten hörte. Allerdings passierte so etwas doch immer anderen. So kam es mir immer vor. Das es nun mir passiert war, wollte nicht in meinen Kopf.

Mein Hirn wollte nicht verstehen was da passiert war. Auch wenn mir nach heulen zumute war, kam keine einzige Träne zum vor schein. Ich stand unter Schock.

"Koch dir einen Tee und leg dich hin!", schlug Jessie vor.

"Dein Ernst!", rief ich aufgebracht. Ich schleuderte meine Tasche in die Ecke und trat meine Schuhe hinterher. Meinen Mantel warf ich auf die Couch als ich ins Wohnzimmer lief.

"Ich weiß gerade nicht einmal, wo mir der Kopf steht. Und ich soll mich hinlegen und Tee trinken? Willst du mich eigentlich verarschen! Ich wurde gerade von irgend so einem Spast verfolgt! Er ist hinter mir her gerannt ich wäre fast von Autos überfahren worden, als ich über die Kreuzung gerannt bin. Ich bin gerade am Durchdrehen Jessi sag mir nicht ich soll Tee trinken, ich bräuchte jetzt wohl eher einen Schnaps!", während ich sie durchs Telefon anschrie, lief ich unruhig im Wohnzimmer auf und ab. Mein Herz hämmerte wie wild gegen meine Brust und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.

"Blake?", sagte Jessi besorgt. "Du musst dich beruhigen...BLAKE! Beruhig dich jetzt!".

Mit geschlossenen Augen versuchte ich meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich atmete tief ein und aus, während ich mir mit der Faust auf den Brustkorb klopfte.

Ein Trick der bei mir schon immer funktioniert hatte. Die Thymusdrüse, die unter dem Brustbein, mittig auf dem Brustkorb lag wurde so stimuliert und baute Stress ab.

"Ganz ruhig! Du bist jetzt zu Hause! Dir kann nichts mehr passieren!", sagte sie, und half mir damit wirklich mich zu beruhigen. Schließlich setzte ich mich auf die Couch und sah meiner Hand dabei zu wie sie zitternd auf meinem Oberschenkel lag.

"Warum kann ich nicht aufhören zu zittern?", fragte ich eher mich selbst.

"Du stehst unter Schock!", antwortete Jessi. "Hast du irgendwelche Beruhigungstropfen?". Ich seufzte stand auf, um im Bad in meinem Medizinschrank nach zu sehen.

"Ja ich habe Baldriantropfen!".

"Nimm davon welche...vielleicht helfen sie ja., Jessi seufzte und ich schlurfte in die Küche, um die Tropfen in etwas Wasser aufzulösen. Das Gas leerte ich nur zögernd. Baldrian gehörte nicht zu meinen Lieblingsgeschmacksrichtungen.

"Glas leer?".

"Ja!"

"Versuch dich abzuregen!", wiederholte sich Jessi. "Du kannst es nicht ändern! Dir ist nichts passiert! Du bist jetzt in Sicherheit...Ok?"

"Ja...ich verstehe nur nicht warum diese Person hinter mir her war. Mir hinterhergerannt ist. Sie war aus dem nichts aufgetaucht!", erklärte ich.

"Vergiss es Blake! Das war irgendein Spast...ich will gar nicht Wissen was er geplant hatte.", zischte sie. "Die Welt ist voll mit kranken Menschen. Daran können wir leider nichts ändern!".

Wow! Jessi gab sich wirklich Mühe mich runter zu bringen. Tief im inneren spürte ich die Panik immer noch Lodern. Was erwartete ich auch? Es war erst 40 Minuten her, dass ich all das erlebt hatte. Der Baldrian würde ewig brauchen, bis er wirken würde. Dafür war noch immer viel zu viel Adrenalin in mir. Auch wenn meine Hände langsam aufhörten zu zittern, wurde mir plötzlich kalt. Gänsehaut breitete sich über meinen gesamten Körper aus. Es wurde sogar so heftig, dass ich mit den Zähnen klapperte. Jessi sagte mir ich solle mir eine Wärmflasche machen und mich auf die Couch legen. Sie blieb die gesamte Zeit am Telefon. Auch wenn wir nicht viel miteinander sprachen, fühlte ich mich so wenigstens nicht allein. Mein Körper schien sich gerade zu beruhigen, als ein Klingeln an der Tür mich Komplett in die Panik zurückwarf.

"Jessi...Jessi! OMG!", rief ich panisch, als ich von der Couch sprang.

"Hat es grad geklingelt?", fragte sie aufgebracht.

"JA!", schrie ich in den Hörer.

"OMG!", zischte sie.

"Gott hilft mir jetzt auch nicht! Was soll ich machen...Ruf die Polizei!".

"Warte Mal! Guck aus dem Fenster!", rief sie über mein panisches Schluchzen hinweg. Ich schaltete das Licht aus. Und tapste mit zittrigen Knien in Richtung Fenster. Von dort konnte man gut erkennen, wer vor der Tür unten stand. Ich schob die Vorhänge ein Stück zur Seite und schaute hinaus. Dann spürte ich wie sich meine Kehle zu schnürte.

"Blake? Siehst du wen?", flüsterte Jessi, was eigentlich keinen Sinn machte, doch darauf achtete ich gerade nicht.

Ja, dort unten stand eine Person, die ihre Kapuze aufgezogen hatte. Sofort hatte ich wieder die Gestalt, die mich verfolgt hatte vor Augen.

"Halloo?".

"Jessi...diese komische Person steht vor meiner Tür!", ich schlug mir entsetzt die Hand vor den Mund. Sie wusste, wo ich wohnte. Sie wusste meinen Nachnamen? Sie war mir bis hier hin gefolgt!

"Blake! Ich ruf die Polizei!", rief Jessi ins Telefon.

Ich sah wie die Person einen Schritt vor machte. Als es erneut klingelte, entfuhr mir ein Schrei.

"BLAKE!", rief Jessi panisch. Die Person jedoch schien meinen Schrei gehört zu haben. Sie machte einen Schritt zurück und trat in das Licht der Straßenlaterne. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und schaute hoch zu meinem Fenster. Als das Licht das Gesicht der Person traf und es erhellte, erkannte ich...

🌛MOONCHILD🌜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt