16. Kapitel: Sei du selbst

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„Hera, es...es tut mir leid."

„Spare es dir einfach, Kanan."

Die Twi'lek ließ sich nicht beirren und ging weiter den Gang entlang, welcher sie zu Ezras Krankenzimmer führte. Kanan folgte ihr wie eine begossene Loth – Katze und kam nicht zu Wort, was Hera verhinderte. Der ehemalige Jedi hatte sofort das Schießtraining mit Teepo beendet und war mit Ahsoka zur Krankenstation geeilt, wo Hera ihn schon erwartet hatte. Was Sabine und Zeb anging, so warteten die ungeduldig vor der Station, da sie nicht zu Ezra reindurften. Jedenfalls noch nicht.

„Ich kann nicht glauben, wie du dich so abscheulich verhalten konntest", zischte Hera und Kanan schien mit jeden Wort immer kleiner zu werden. Und er wusste selbst, dass er dieses Verhalten seiner Frau nur allzu gut verdient hatte.

Es war Hera gewesen, die Ezra im Frachtraum gefunden hatte. Bewusstlos. Sie hatte Zeb informiert, der sofort da gewesen war, um Ezra zur Krankenstation zu bringen. Sie hatten ausschließen müssen, dass Ezra weitere Schäden davongetragen haben könnte. Chopper war zum Frachtraum gekommen und es hatte sich herausgestellt, dass der Droide den Streit zwischen Kanan und Ezra genau mitbekommen hatte. Wodurch Hera einen genauen Einblick hatte, was genau geschehen war und weshalb Ezra einen Zusammenbruch erlitten hatte.

Es war unnötig zu sagen, dass Hera mehr als erbost war. Und Kanan nicht die geringste Chance hatte auch nur ein Wort zu seiner Verteidigung zu sagen – wenn es denn eines gab.

„Hera..."

Die Twi'lek ignorierte ihn und blieb vor der Tür vor Ezras Krankenzimmer stehen.

„Ich sehe jetzt nach unserem Jungen."

„Und ich?"

Hera drehte sich um und funkelte ihn an.

„Du bleibst erstmal hier und rührst dich nicht vom Fleck, Caleb Dume", zischte sie leise.

Das war für Kanan der deutlichste Beweis, dass sie wütend war. Oder mehr außer sich. Wie eine Statue blieb er stehen, während Hera das Zimmer betrat. Allein.

Er verschränkte die Arme und blickte zu Boden. Kein Wort konnte das rechtfertigen, was er getan hatte. Hera hatte jeden Grund auf ihn wütend zu sein, dass war ihm nur zu sehr bewusst. Er war es ja auch auf sich selbst. Der ganze Selbsthass, die Zweifel, sein Schmerz, seine Furcht...er fühlte so viele Emotionen, die er in den letzten Monaten unterdrückt hatte. Und dieses Mal war es mehr als offensichtlich, dass es ihm zuzuschreiben war. Er hatte Ezra wehgetan, er hatte ihn fürchterlich verschreckt und verängstigt...noch dazu hatte er seine Wut über sich selbst, seine Abneigung gegen sich und gegen die Macht...er hatte es an Ezra ausgelassen, welcher mit den falschen Fragen die letzten Nerven zerstört hatte, die noch von seinem Streit mit Ahsoka übrig gewesen waren.

Und nun befand sich Ezra auf der Krankenstation, konnte erhebliche Schäden davongetragen haben und er war an allem Schuld. Alle Fortschritte, jede Möglichkeit des Vertrauens...war ohne Zweifel zunichte. Kanan konnte froh sein, falls Ezra ihn überhaupt noch sehen wollte.

Was das für ihren Wunsch bedeutete, geschweige denn für den Moment wo Ezra sich wieder erinnerte, wollte er sich gar nicht vorstellen. Vermutlich hatte er mit diesem Streit alles kaputt gemacht.

„Es tut mir wirklich leid. Das wird nicht wieder vorkommen."

Kanan blickte auf und erkannte überrascht, dass Hera schon wieder aus dem Zimmer kam, gefolgt von dem Arzt. Doktor Vale machte ein ernstes Gesicht und rückte sich die Brille zurecht, als er die Tür von Ezras Krankenzimmer schloss.

„Das will ich auch hoffen. Er hat gute Fortschritte gemacht, die vollkommen zunichte sein können. Sein Körper ist noch immer sehr angeschlagen und er muss es in jeder Hinsicht langsam angehen. Ein solcher Zusammenbruch hat dem nicht gerade geholfen", erwiderte er aufgebracht. Kanan blickte schuldbewusst zu Boden, während Hera nickte und ausatmete.

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