4. Kapitel: Alles auf Anfang

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Das Erste, was Ezra wahrnahm war ein seltsamer Geruch. Er wirkte stechend und irgendwie penetrant. Langsam kam er zu Bewusstsein, seine Augen öffneten sich leicht, doch das Licht blendete ihn und er schloss sie wieder.

Wo bin ich? Das...das riecht nicht nach meinem Käfig. Und der Boden fühlt sich auch nicht so...weich an. Und normalerweise ist es auch nicht so hell....

Doch noch etwas fiel ihm auf. Etwas, was er nie wirklich gehabt hatte: Er spürte keine Schmerzen. Nichts. Das...das konnte nicht sein. Er verspürte immer Schmerzen. Er konnte sich nicht an einen Tag erinnern, wo er keine gehabt hatte. Nun auch das mit dem Erinnern war eine Sache bei ihm. Aber diese war vollkommen unwichtig.

Der Junge unternahm einen zweiten Versuch und blinzelte etwas, dann öffnete er die Augen. Nur um dann festzustellen, dass er sich nicht in seinem Käfig befand.

Wo bin ich? Das...wo...Was ist passiert?

Dann erinnerte er sich schließlich an die Auktion. Sie war wie jede andere gewesen...Oder? Nein, nein da war etwas gewesen was anders war. Diese seltsamen Fremden, sein neuer Meister, der ihn erworben hatte. Sie hatten ihn...umarmt? Wieso hatte sie das getan? Und sie hatten ihn bei einem seltsamen Namen genannt. Wie war der noch gleich?

Der Sklave kniff die Augen zusammen und versuchte sich zu erinnern, aber er bekam den Namen einfach nicht zusammen. Aber vermutlich hatte er dann auch keine Bedeutung für ihn, denn sonst würde er sich erinnern...hoffte er jedenfalls.

Er runzelte die Stirn, als er sich im Raum umsah. Es war ein weißes, steriles Zimmer mit zwei Betten und in einem lag er. Der Raum war nicht gerade groß, aber dieses Bett war so seltsam bequem und er hatte eine Decke und...es fühlte sich alles so ganz anders an, als wie er es gewohnt war. Als wie er es kannte.

Wie...wieso bin ich hier?

War da nicht...Diese Twi'lek gewesen? Hatte sie ihn nicht verbunden? Nein, das konnte nicht sein. Niemand hatte das bisher getan. Niemand kümmerte sich um ihn. Er hatte keinen Wert. Keinen Namen. Keine Zukunft. Er war ein Sklave und sein einziger Sinn im Leben bestand darin seinem Meister zu dienen. Wieso sich also Gedanken darum machen, wenn er bald sowieso weitergegeben würde? Er war ein Nichts, keine Person. Ein Gegenstand. Und das sollte er schließlich endlich akzeptieren. Wenn er weiter diese Gedanken haben würde, dieses kurze Aufbäumen...dann würde er immer weiter bestraft werden.

Der Junge tat sich eine Hand gegen die Stirn und schnaubte.

„Du bist ein dummer, erbärmlicher Gegenstand. Du bist nichts wert, du bist ein Nichts. Begreife es endlich!"

Er hatte einzig und allein seinem Meister zu dienen. In nichts anderem bestand sein Lebensinhalt.

Die Tür öffnete sich und der Junge hob den Kopf. Sein neuer Meister trat ein und zwar mit einem Tablett in den Händen und einem Lächeln im Gesicht. Das war so ungewohnt für den jungen Sklaven. Wieso lächelten sie ihn immer an? Was sollte das?

"Guten Morgen, Kleiner. Geht es dir besser? Bist du ausgeruht?"

Ezra wusste diese Fragen nicht zu deuten. Sprach er mit ihm? Offensichtlich, denn er sah ihn abwartend an und noch immer mit diesem Lächeln im Gesicht.

"Ich wünsche Euch einen angenehmen Morgen, Meister."

Dann fiel ihm auf, dass dieser noch immer das Tablett mit Frühstück trug und er in einem Bett lag. Etwas, was ihm sein neuer Meister nicht verzeihen würde. Schnell hatte er die Decke zur Seite geschlagen und war dabei aufzustehen, den Blick gesenkt und den Kopf ehrfürchtig geneigt - so wie es sich gehörte.

"Ich bitte um Vergebung, Meister. Lasst es mich für Euch tragen. Es wird nicht wieder vorkommen."

Das Lächeln von Kanan verschwand. Er stellte das Tablett auf den Nachttisch und sah zu Ezra. Dieser blickte ihn nicht an und hatte noch immer nicht den Kopf gehoben.

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