37| Tastatur

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»Wohin gehst du?«
Mein Bruder lief an mir vorbei. Er drehte sich zu mir, als er mir eine Antwort gab. »Ich treffe ein paar Freunde.«
Nikita verließ das Haus und somit war ich alleine.
Ich widmete mich wieder meinem Laptop. Meine Fingerspitzen lagen auf der Tastatur, während ich angestrengt über die Worte nach dachte, welche ich schreiben sollte. ».Komm schon, Rino«, murmelte ich. »Schreib einfach auf wie es dir geht.«
Als wäre es das einfachste der Welt begann ich mit den Worten »Ich fühle mich-« und der Rest blieb noch offen.
Im Moment fühlte ich so einiges, doch wirklich in Worte fassen konnte ich es nicht.

»Also, du wärst fast gestorben. Hattest du Angst«, begann ich mein Selbstgespräch.
Sind wir mal ehrlich, allen würde es besser gehen wenn ich tot bin.
Ich löschte die Wörter wieder, kaum hatte ich sie getippt. »Du hasst Cecile«, fiel es mir wieder ein.
Aber ich habe ihr Leben ruiniert.
Auch diesen Satz löschte ich wieder.
„Aber das rechtfertigt noch lange nicht ihr Verhalten«, gestand ich.
Cecile startete einen zweiten Mordversuch, nachdem ich ihr das Herz rausgerissen habe und drauf getreten bin.
Wieder betätigte ich die lösch Taste meines Laptops.
Ich blickte auf den Strich der provokant immer wieder aufblinkte. »Ich hab's verstanden. Ich bin ein schlechter Mensch!«, brüllte ich meinen Bildschirm an.
Ich legte den Laptop weg. »Blödes Internet, mit seinen blöden Ratschlägen«, meckerte ich. »Führe ein Tagebuch, bla bla. Hilft dir über deine Gefühle klar zu werden, bla bla. Ich kann es nicht mehr hören! Dann ist der Schlüssel zu meinem Herz nun mal irgendwo mehr versenkt worden! Und wenn schon!«
Genervt stand ich auf und tigerte durch den Raum.
»Nicht jeder kann seine Gefühle mitteilen. Vermutlich sind sie einfach besser hinter der Mauer aufgehoben. Komm damit klar!«
Wütend trat ich den Stuhl um, welcher krachend zu Boden fiel. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Hände und versuchte mich zu beruhigen. »Das führt doch zu nichts.«

Das Klingeln der Haustür brachte mich zurück in die Realität. Schnell sammelte ich mich wieder und öffnete die Tür. „Es ist so schön dich wieder zu sehen", grüßte mich die Frau mir gegenüber. Sie trug ein kleines Baby in ihren Armen. Neben ihr standen zwei Kinder. Ein Mädchen, welches die Hand ihrer Mutter hielt und ein Junge, der ungeduldig daneben stand. „Hier hast du sie."
Sie reichte mir vorsichtig ihr Baby. „Wie bitte?", fragte ich überfordert. „Nikita hat gemeint, dass er heute auf sie aufpassen wird", erklärte sie mir, überrascht davon, dass ich nichts wusste. „Ist er denn da?", fragte sie mich, schon fast panisch. „Ich bin mir sicher, dass er gleich Zuhause ist."

„Was meinst du, du kommst nicht hier her? Du hast es ihr versprochen!"
Während ich Natalie in den Armen schaukelte, saßen die beiden anderen Kinder gelangweilt vor dem Fernseher. „Rino, halb so wild. Pass du doch einfach auf sie auf."
„Nikita! Du kommst sofort nach Hause und kümmerst dich um die Kinder", verlangte ich erzürnt. Das Baby in meinen Armen begann zu schreien. „Du schaffst das schon", versicherte mir mein Bruder und legte auf, bevor ich was erwidern konnte. „Was willst du?", jammerte ich, doch als Antwort bekam ich nur lautes Geschrei. „Mir ist langweilig", jammerte Boris. Ich atmete tief durch, bevor ich die nächste Nummer wählte. „Natasha, bitte sag mir dass du Zeit hast", flehte ich. „Tut mir leid, Rino. Gerade nicht, was ist denn los?", fragte sie besorgt. „Ich muss auf ein paar Kinder aufpassen und du weißt ja wie ich mit Kindern bin", erklärte ich.
Ich wählte noch vier weitere Nummern und Natalie hatte währenddessen ihr Geschrei nicht unter Kontrolle gekriegt. „Bitte, hör auf", flehte ich. „Ich habe Hunger", jammerte Alina, ohne auch nur das kleinste Bisschen zu helfen.
Es klingelte heute zum zweiten Mal an der Tür. Panisch legte ich die schreiende Natalie in ihr Körbchen und ging an die Tür.
„Kai, das ist nicht der richtige Zeitpunkt", meinte ich genervt. „Was stimmt denn nicht?", fragte er argwöhnisch. „Ich muss auf ein paar Kinder aufpassen", erklärte ich erschöpft. „Und wenn ich so darüber nach denke, kommst du genau richtig", fügte ich mit besserer Laune hinzu. Ich nahm seine Hand und zog ihn rein.
„Natalie hört nicht auf zu schreien", seufzte ich.

Er nahm sie hoch und wog das kleine Mädchen in den Armen. Ich wusste nicht wie, aber Kai schaffte es, das Baby zu beruhigen.

„Mir ist langweilig", hörte ich von Boris.
„Ich habe Hunger", weinte Vika.

Kai war eine Art Lebensrettung. Er begann nämlich zu kochen und räumte auf. Ich saß nur etwas ratlos daneben und beobachtete Kai bei der Arbeit.

Er beschäftigte die Kinder und brachte dann alle zum Essen. Ich stocherte ein wenig unbeholfen in meinem Essen rum.

Kai war so beschäftigt mit dem Baby, dass er ausnahmsweise nicht bemerkte wie ich keinen Bissen nahm.

Danach machte Kai einen Film an, während ich die Küche ausräumte. Ich beobachtete die vier für einen Moment wie sie den Beginn des neuen Disney Films sahen, bevor ich mich zu ihnen setzte.

Natalie lag friedlich schlafend neben Kai, während die anderen beiden vollkommen friedlich neben ihm saßen.

Ich setzte mich dazu, schweigend sahen wir uns dem Film an als alle drei gegen Ende eingeschlafen waren. „Du kannst das gut mit Kindern", sagte ich leise.

„Ich helfe dir immer wieder gerne", grinste Kai selbstgefällig. „Willst du mal deine eigenen Kinder haben?"

„Irgendwann mal", erwiderte Kai.
„Ich möchte keine eigenen Kinder."
Er nahm meine Hand in seine. „Dann will ich auch keine."

„Ich werde meine Meinung auch nicht irgendwann ändern", fügte ich hinzu. „Egal ob du deine Meinung änderst oder nicht, ich unterstütze dich vollkommen. Es ist dein Körper."

Ich sah auf unsere Hände. Er war so unglaublich liebevoll und verständnisvoll.
„Falls wir, was eher unwahrscheinlich ist, jemals ein Kind adoptieren dann kümmern wir uns beide um dieses Kind."

Kai grinsen wurde breiter.
„Was immer du sagst."
„Warum grinst du so übertrieben glücklich."
„Ich finde einfach den Gedanken an eine gemeinsame Zukunft schön."

„Ich auch", lächelte ich.







Dieses Mal ein weniger düsteres Kapitel. Ich habe versucht auch mal die schönen Aspekte im Leben zu zeigen, denn manchmal möchte man nicht mehr so wie bisher weiter machen. Es ist schwer an eine bessere Zukunft zu glauben und ich wünschte ich könnte behaupten es wird leichter. Die Wahrheit ist, es wird nie leichter, aber dafür werden wir nicht die selben Probleme in 10 Jahren haben die wir jetzt haben.
Wenn euch dieses Kapitel gefallen hat, dann zeigt mir das gerne mit einem vote.

Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt