Das Wochenende war zu kurz. Am frühen Morgen weckte mich der schrille Ton meines Weckers, der mir das Bedürfnis gab ihn an der Wand zu zerbersten, doch in diesem Moment war ich zu müde um mich zu bewegen.
Vielleicht sollte ich einfach liegen bleiben und weiter schlafen, das würde mir gut tun. Ich schielt den Wecker aus und das war der Moment in dem ich wieder klar denken konnte.
"Tu nicht so als hättest du das verdient" erinnerte ich mich selbst und richtete mich auf. Natürlich verdiente ich nichts, was mir gut tat. Jeder Tag aufs neue begann damit, dass man mir schwere Steine in den Rucksack legte.
Jeden Tag wurden es immer mehr und niemand würde kommen um sie mir abzunehmen. Ich fragte mich, was geschieht wenn der Rucksack einfach zu schwer wird? Ist das Limit nicht irgendwann erreicht? Vielleicht, werden mich all die Brocken einfach unter sich begraben. Es wäre so einfach nachzugeben. Aufzugeben. Doch irgendwie habe ich das schon. Ich habe mich selbst aufgeben und das bereits vor langer Zeit.
Ich wollte aufgeben, doch das wäre zu einfach. Für mich war bisher nie etwas einfach. Ich musste es bisher immer auf harte Weise lernen. Ich bin noch nicht bereit zu sterben und ich wünschte mich würde endlich jemand aus diesem furchtbaren Teufelskreis rausholen. Aus dem ich nur noch ausbrechen wollte, doch ich selbst dafür nicht mehr stark genug war. Ich wollte endlich keine Last mehr sein und wünsche mir einfach zu gehen.
Es fühlte sich an als würde ich schreien, dass man mich rausholen soll. Jedoch hörte mich Niemand. Ich stehe vor dem Abgrund und niemand holt mich da weg.
Als ich mich im Spiegel sah, war das erste was ich an diesem Tag fühlte Selbsthass. Ich sah in mein abscheuliches Gesicht, welches ich so sehr verachtete. Frust stieg in mir auf und für einen Moment entfuhr mir ein Schluchzer, während ich mein ekelhaftes Spiegelbild anstarrte.
Ich versuchte meine Augenringe zu verdecken, da ich eine weitere Nacht ohne Schlaf verbrachte. Irgendwie versuchte ich mein Gesicht mit Schminke zu verschönern, jedoch war jeder Versuch hoffnungslos. Außerdem versuchte ich meine Haare zu retten. Ich sah anders aus, jedoch hasste ich mein Spiegelbild genau so sehr wie vorher. Es war nutzlos.
Ich wühlte in meinem Kleiderschrank um was passendes zum Anziehen zu finden, jedoch würde nichts gut an mir aussehen. Als ich mich im Spiegel ansah war ich nur noch mehr enttäuscht von mir selbst. Ich habe zugenommen. Ich war wieder zu dick. Ich sah schrecklich aus. Ich hasste mich selbst.
Ich hatte Tränen in den Augen. Niemals werde ich gut genug sein. Niemand wird mich jemals Lieben. Ich werde alleine bleiben. Ich war unausstehlich.
Ich blickte in mein niederträchtiges Spiegelbild und schluckte den Klos im Hals runter. Nachdem ich auch meine Tränen getrocknet habe versuchte ich mich an einem Lächeln.
Als ich meine Mundwinkel anhob, spürte ich wie meine Seele ein bisschen mehr zerbrach, doch es ging nicht anders. In der Gesellschaft, besonders als Frau bin ich offensichtlich dazu verpflichtet immer zu zu lächeln. Ich frage mich immer woher ich diese Kraft hernehme, doch dann fehlt mir ein, dass das mein Alltag ist, so geht es mir jeden Tag, ich war einfach daran gewöhnt. Es heißt die Zeit heil alle Wunden, jedoch kann keine Schnittwunde heilen, wenn man immer und immer wieder zusticht.
Ich ging in die Schule, tief in Gedanken versunken. Heute war so ein Tag an dem man mich nicht mit meinem Gedanken alleine lassen sollte. Jedoch war ich das nun mal, allein. Meine Gedanken nahmen mich vollkommen ein. Sie fraßen mich von innen heraus auf. Ich spürte wie sie immer stärker wurden.
Ich überlebte jedoch. Der Schultag war zu Ende. Ich war vermutlich die erste die aus der Tür stürmte. Ich verschwand in einer Ecke, wo mich niemand finden würde. Den gesamten Tag über haben meine Gedanken Zeit gehabt zu wachsen.
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Dangerous Love
JugendliteraturEine schwere Vergangenheit sorgte dafür, dass Rino's Vater sie und ihre Mutter nach Frankreich schickte. Bereit ihr altes ich hinter sich zu lassen, stellte sie sich den Problemen eines normalen Teenagers: Depressionen, Angstzustände und Stress. Das...