2| Psychologe

68 8 1
                                    

„Du kannst doch nicht einfach die Schule verlassen!", brüllte die Furie in der russischen Sprache. „Mitten im Unterricht den Lehrer zu ignorieren und das Schulgebäude zu verlassen!", schrie meine Mutter.

„Was ist los mit dir? Glaubst du das ist in Ordnung? Das achte Mal in zwei Wochen", erinnerte sie mich lauthals. Gefolgt von bekannten russischen Flüchen. „Du hast schon wieder ein Verweis bekommen!", belehrte mich die Frau und schleuderte einen Brief auf den Tisch.

„Du kannst deine Lehrer nicht so behandeln, du musst sie respektieren!"
Diesen Teil habe ich im ehrlich zu sein nie verstanden. Wieso sollte ich jemanden respektieren, der mich nicht respektiert?

Doch zurück zum Thema.
„Du musst morgen wieder zur Schulpsychologen! Der Direktor und die Vertrauenslehererin wollen dich sprechen!", schimpfte meine Mutter.

Erschöpft lies sie sich auf den Küchenstuhl sinken und rieb sich ihre Schläfen. „Wann hört das auf", fragte sie mich mit müder Stimme.

Das Gewitter war vorbei, der Donner lies nach und einen unerträgliche Stille legte sich über die Küche. Wenn die Wahrheit zu sagen doch nur einfach wäre.

Doch ich wusste genau wie meine Mutter auf meine Antwort reagieren würde. Mein einziges Ziel war es die Aufmerksamkeit meines Vaters zu bekommen.

Das ironische war, dass meine Eltern immer noch verheiratet waren, obwohl sie in zwei verschiedenen Kontinenten leben. „Ich kriege das hin", versprach ich. Das stimmte nicht. Ich bekam mein gesamtes Leben nicht auf die Reihe.

Wir schwiegen für einen Moment, wir beide waren enttäuscht von mir. „Mom?", brach ich die Stille. Sie blickte mit verquollenen Augen auf. „Ich muss los, sonst komme ich zu spät", sie nickte nur.

„Ich hab dich lieb", fügte ich hinzu, bevor ich meine Tasche nahm und das Haus verlies. Selbst für mich war es seltsam wie ich das alles tat um die Aufmerksamkeit einer einzigen Person zu bekommen. Meine Mutter redete täglich mit meinem Vater wenn ich nicht da war, die langen Telefonate in ihrer Anrufliste bewiesen es.
Vielleicht sprachen sie über mich und dann würde mein Vater mit mir reden.

Mit mieser Stimmung betrat ich das Schulhaus, doch meine Laune wurde noch schlechter als ich ins Klassenzimmer kam. Die Schulpsychologen 'wie-hieß-sie-noch-gleich?', sprach mit meinem Lehrer.

Ich ging direkt auf meinen Platz mit der Hoffnung sie würden mich übersehen, doch dem war nicht so. „Rino, kommst du bitte mit mir?", bat mich die alte Frau. Genervt drehte ich um und ging den Bekannten weg zu ihrem Büro entlang.

Ich setzte mich auf den Stuhl und stellte die Beine breit auseinander. „Wärst du so freundlich und setzt dich ladylike hin?", bat mich die alte Frau mit einem höflichen Lächeln. Ich sank noch tiefer in den Stuhl und setzte mich breiter hin.

„Dir ist bewusst wieso du hier bist?", fragte sie mich. „Das übliche?", riet ich. „Bei dir ist vieles üblich. Spezifisch geht es darum, dass du ein weiteres Mal den Unterricht ohne Wiederkehr verlassen hast."

Ich werde euch dieses langweilige Gespräch ersparen. Dankt mir später. Es endete damit dass die Frau mal wieder nicht aus mir schlau geworden ist. Ich habe sie nur noch mehr verwirrt. Sie ist verschiedene Gründe für dieses Verhalten mit mir durchgegangen. Während sie ihren endlosen Monolog führte, konnte ich den Schlaf den ich letzte Nacht verpasste nachholen.

Gerade war ich auf dem Weg zur Vertrauenslehrerin. Eine Frau mittleren Alters, welche immer nach Zigaretten noch. In ihrer Freizeit kümmerte sie sich um ihre Problemschüler. Sie war wohl die einzige kompetente in diesem Bildungshaus.

Unser Gespräch war interessanter als das mit der Psychologin, aus dem einfachen Grund dass nur sie redete. Sie beschwerte sich über ihre Kollegen und dass ihr Chef seinen Job nicht konnte. Doch selbst bei diesem lockeren Gespräch hielt ich dicht.

Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt