Kapitel 43

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Müde lausche ich den viel zu fröhlichen Worten der vor mir sitzenden Therapeutin

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Müde lausche ich den viel zu fröhlichen Worten der vor mir sitzenden Therapeutin. Meine eigentliche Ärztin ist heute nicht im Haus und ihre Vertretung macht mich irre!

Mit meinen Händen umklammere ich das schwarze eingebundene Buch auf meinem Schoß, welches ich zu meinen Therapiestunden mitnehme. Sanft fahre ich mit meinem Zeigefinger, in die eingegravierten Wörter des Einbands.

Es sind nicht die äußeren Umstände, die das Leben verändern, sondern die inneren Veränderungen, die sich im Leben äußern.

Am Anfang war mir die tiefere Bedeutung dieses Satzes nicht bewusst, doch umso mehr ich mit dem Tagebuch und meinen fast täglichen Therapiestunden verbracht habe, desto mehr verstand ich wie wahr sie eigentlich sind.

Das Tagebuch begleitet mich mittlerweile durch den ganzen Tag. Egal wo ich hingehe.

Jeder positive oder negative Gedanke der mir durch den Kopf geht, findet seinen Platz im inneren des Buches. Ich notiere mir jedes noch so kleines Erfolgserlebnis welches mich glücklich gemacht hat, damit ich mir das Geschriebene an meinen schlechten Tagen zurück in Erinnerung rufen kann.

Trotzdem würde ich mir gerade am liebsten die schwarze Kapuze meines Pullovers über den Kopf ziehen, damit ich mir diesen Mist nicht mehr anhören muss!

Im Nachbarzimmer findet gerade die übliche Gruppentherapie statt, die ich jedoch nicht verordnet bekommen habe.

Die Gruppe ist nur für Menschen gedacht, die nicht mit ihrem sozialen Umfeld umgehen können. Vor den anderen Teilnehmern sollen sie lernen sich zu öffnen und über ihre Gedanken und Gefühle zu sprechen.

Fast drei oder vier mal die Woche, setzen sie sich also mit den Therapeuten zusammen und führen verschiedene Übungen zur Stärkung von Teamgeist und Vertrauen durch.

Ich bin tatsächlich ziemlich froh darüber, nicht an so einer Therapie teilnehmen zu müssen und die Einzelstunden über mich ergehen lassen zu können.

Die einzelnen Therapiestunden scheinen aber auch ihren Zweck zu erfüllen. Mit verschiedenen Übungen aus dem Bereich der Achtsamkeit, fällt mir nicht mehr so schwer darüber zu sprechen wie ich mich fühle. Es ist mir zwar noch unangenehm, doch ich schäme mich nicht mehr für meine Empfindungen.

Durch die bewusste Anwendung der Achtsamkeit konzentriere ich mich auf meine Gefühle und deren Auslöser, um effektiv zu verhindern das meine Emotionen mich überrollen. Selbst die durchgeführten Übungen, schreibe ich mir in mein Tagebuch, damit ich sie nicht irgendwann vergesse und irgendwann wiederholen kann.

Eine davon habe ich bereits gerade eben angewendet, als ich die Textur und die Beschaffenheit meines Tagebuchs erfühlt habe. Das Buch ist mittlerweile eines meiner Alltagsgegenstände die ich vorher für so selbstverständlich gehalten habe. Mein gewohntes Umfeld nehme ich somit gleich auf einem ganz anderem Level war.

Love is a Cocktail (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt