Kapitel 3

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Ben

Er schlief nicht gut. Er lit schon seit seiner Kindheit an chronischer Insomnia und obwohl es ihm während der Schulzeit einfacher fiel einzuschlafen, gerade wenn Snoke ihn mit extra Arbeit überschüttete, gab es Tage an denen er für Stunden wach in seinem Bett lag und nicht im Stande war die Augen zu schließen.  Heute war eine dieser Nächte. Sein Haar war noch immer nicht ganz trocken und seine noch immer kühle Haut zitterte unter der Decke weil er die Duschräume um diese Uhrzeit regulär vermied und Hux das Fenster in der Nacht strikt offen hielt. Gleich würde sein Körper sich aufwärmen, aber noch stellte ihn die Decke nicht zufrieden. Er hatte Reys Bücher und ihren Rucksack auf der Heizung ausgebreitet und hoffte nervös darauf dass sie bis zum nächsten Tag trocknen würden. Er fühlte sich idiotisch. Im ersten Moment leugnete er ein Snob zu sein und im nächsten schlug er ihr vor sie solle einfach ihre Eltern zahlen lassen. Gott, er wollte nicht, dass sie ihn für verzogen hielt, obwohl er es wahrscheinlich war. Er lebte von einem monatlichen Zuschuss, von dem er selbst nach Wöchentlichen Essen, Bar Besuchen und Einkaufen immer noch genug Geld für zusätzliche Ausgaben hatte. Es war wahrscheinlich die Sache, für die er sich am meisten schämte, und das schlimmste war, er dachte er verdiene es. Er dachte er habe ein Anrecht auf Luxus, nur weil seine Eltern ihn ignorierten. Ihr Geld auszugeben war eine schöne Art ihnen ihr fehlendes Interesse heimzuzahlen. Er war verkorkst auf die privilegierteste Art und Weise. Er dachte an ihre Tränen und er hatte Angst, dass er sie ausgelöst hatte. Er hatte schon immer eine Schwierigkeit Leuten beim Weinen zu sehen, er verabscheute die Hilflosigkeit. Und er wusste was für eine Macht Wörter hatten. Ihm gefiel Wut. Es war die Form in der jeder am menschlichsten und verletzlichsten war. Wut lockte jeden aus seiner Schüchternheit. Er hatte ein ähnlich provokatives Gen wie sein Vater. Trotz allem hatte ihre Reaktion aber zu emotional und instinktiv gewirkt als dass sie als bedeutungslos und banal bezeichnet werden konnte. Er wusste, dass sie ein Stipendium erhalten hatte, eine der drei Schüler ihrer Stufe. Vielleicht waren ihre Eltern aus weniger reichen Verhältnissen, er hatte das Bedürfnis es herauszufinden, obwohl er sich bewusst war, dass es nichts mit ihm zu tun hatte, und er kein Recht auf das Wissen hatte. Es spielte nicht mal eine Rolle. Er fetischisierte keine Lebensverhältnisse. Aber wenn es ihm half sie besser zu verstehen und ihre Gefühle vielleicht zu verschonen, war das nicht etwas positives? Vielleicht aus einer verzogenen Perspektive und seine Perspektive war so verzogen wie es nur ging. Er musste an das denken was sie im Englisch Unterricht zu einem vollkommen Leben gesagt hatte und er musste innerlich lachen. Sie hatte Recht, nichts spielte eine Rolle, nichts hatte Bedeutung. Der Gedanke klang undankbar, aber hatte seine Richtigkeit. Er kramte blind unter seinem Bett herum bis seine Hand eine Dose berührte. Er kippte zwei Tabletten in seine Handfläche und schluckte sie. Als er jünger war, war er so sehr von ihnen abhängig gewesen, dass er nun die Fähigkeit besaß sie ohne Wasser herunter zu spülen. Nicht gerade eine Leistung mit der man angeben konnte. Zwei war eine Ausnahme, aber weil er mittlerweile so oft auf sie verzichten konnte, war es in seinen Augen legitim. Er mochte das unnatürliche Gefühl der Müdigkeit dass sich in seinem Körper und Kopf ausbreitete. Wie ein Kaffee in der früh, nur radikaler und natürlich gegensätzlich. Die Gedanken wurden langsam weniger und auch etwas sinnfreier, bis er gar nicht mehr dachte.


 Rey

Den Tag zu überstehen erforderte sehr viel Kraft und Willensstärke. Es war einer der Tage, an denen man mit dem ersten Atemzug feststellte, dass man scheiß Stunden vor sich hatte. 

Es wurde nicht mal besser als Finn ihr Tee und Croissant überreichte und Poe zu einer Anekdote aus dem gestrigen Sportunterricht überging. Irgendwas lag in der Luft und sie schien die einzige zu sein, die es riechen konnte. Sie war abwesend und passiv in den kleinen unbedeutenden Gesprächen und fügte nur kleine sarkastischen Kommentare hinzu. 

I am nothingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt