Kapitel 5

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Rey

Er hatte ihr geschrieben als sie im Geschichtsunterricht saß. 

Können wir reden? 

Sie hatte ihn ignoriert. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt ihn zu blockieren, aber hatte es immer kindisch gefunden wenn Leute es machten nur um ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen. Sie wollte nicht sauer sein. Sie wollte ihn einfach nicht mehr sehen, bis sie ihm das Geld zahlen konnte und danach konnte sie das alles abschließen. Aber sie war wütend oder viel mehr verletzt. Insgeheim schämte sie sich etwas für ihre Reaktion. Dass er sie so wütend gesehen hatte. Sie war wirklich die erbärmlichste Person wenn er in der Nähe war. Aber er genauso.              Er hatte wohl noch nie so verunsichert, gerade zu schamvoll, ausgesehen. Sein Blick war beinahe flehend und diese Unterwürfigkeit stand so im Kontrast zu seiner sonst aufgesetzten Autorität, dass es sie für einen Moment aus der Bahn geworfen hatte. Aber was er getan hatte war inakzeptabel. Die Sache mit ihren Eltern war nichts was sie versuchte zu verstecken. Es war nun mal was es war und sie wollte nun wirklich keine große Sache daraus machen oder zulassen dass es sie definierte, aber er hatte genau das getan. Er hatte sich in ihr Leben eingemischt und ihre Privatsphäre keinen Moment beachtet und dann Dank dafür erwartet? Es passte so perfekt zu dem Bild, das sie von ihm hatte. Ein verblendeter arroganter Egozentriker, der dachte das Grenzen für ihn nicht galten. Sie brauchte keine Hilfe von ihm und ganz sicher brauchte sie keine finanziellen Geschenke. Sie hatte sich alles hier selbst erarbeitet und er minimierte jeden Erfolg, indem er es für Notwendig hielt ihr Hilfe aufzudrücken, nach der sie nicht gebeten hatte. Er verstand nicht was es bedeutete unabhängig zu sein und ja, vielleicht hatte es mit Stolz zu tun, aber er durfte keine Entscheidungen für sie treffen, als hätte er irgend eine Ahnung von ihrer Situation und irgend ein Anrecht darauf. Er wollte sie nicht kennen lernen. Sie war nur irgend ein Mittel um seine Selbstbesessenheit zu kompensieren und sich wie ein guter Mensch zu fühlen und eine Möglichkeit Poe seine Überlegenheit unter die Nase zu reiben. Und darauf hatte sie keine Lust. Sie hatte nicht einmal generelles Interesse an ihm. Er war unaushaltbar und dachte er wäre etwas besonderes weil er über allem stand und sich Mühe gab, sich zu verhalten, als würde ihn nichts interessieren. Er war der größte Albtraum eines jeden Autors, ein Klischee. 

Sie war froh dass sie lediglich eine gemeinsame Klasse besuchten, so hatte sie ihm den restlichen Tag aus dem Weg gehen können. Sie ass Mittag mit Rose und Snap, weil Poe und Finn anscheinend irgendwas dazwischen gekommen war. Sie hatten es nicht weiter spezifiziert und obwohl sie sich etwas verraten fühlte, machte es ihr nichts aus, weil sie gerne Zeit mit Rose verbrachte. Manchmal war sie so daran gewöhnt den ganzen Tag mit ihren Freunden rumzuhängen, dass sie vergaß wie angenehm es war mit Mädchen zu reden. Rose erzählte von ihrem Wissenschaftsprojekt für die anstehende Messe, das sie alleine gebaut hatte. Sie war immer noch beeindruckt von Roses handwerklichen Fähigkeiten. Es wunderte sie nicht, dass sie und Finn sich zueinander hingezogen gefühlt hatten. Sie waren wohl die intelligentesten Schüler ihrer Stufe. Sie saß von der Tür abgewandt, sodass sie Ren nicht ansehen müssen werde, wenn er die Mensa betrat. Nach der Pause setzte sie sich alleine in die Bibliothek und las ihr Buch. Es war irgendwie trist, aber was auch immer. Sie schätzte dass das Verschwinden ihrer Freunde mit Mathe oder irgendwas zusammen hing, aber ehrlich gesagt interessierte es sie kaum. Sie musste nur durch diesen Tag kommen und sich Gedanken machen, wie sie Geld auftreiben konnte und der Rest war irrelevant. 

Kafkas Texte waren ziemlich sehnsuchtsvoll. Er schrieb primär über die Beziehung zu seinem Vater. Sie hatte bereits Metamorphose gelesen, und diese Geschichten waren im Vergleich weniger metaphorisch. Sie beobachtete die Menschen die zwischen den Regalen rumlungerten. Es war der beste Ort für Paare um ungestört rumzumachen und der beste Ort um private Nervenzusammenbrüche zu haben. Sie wollte gerade ihre Sachen packen und gehen, als Finn und Poe zwischen einer Regalreihe hervorkamen. Poe hatte seine Jacke über seine Schulter geworfen und Finn hatte zwei dicke Bücher an seine Brust gepresst. Sie grinsten sich etwas schüchtern an. Poes Gesicht glühte. Rey starrte die beiden verwirrt an. Was zum Teufel machten sie hier? Als sie sie entdeckten blieben sie synchron stehen und erstarrten für eine Sekunde. Sie stand auf und ging auf sie zu.

I am nothingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt