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Nachdem ich einige Stunden später aufwachte, blinzelte ich angestrengt mit den Augen. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er einfach in tausende Teile zerspringen. Als ich mich aufsetzte, sah ich auf dem Nachttisch ein Glas Wasser und Aspirin. Daneben lag ein Zettel.
>> Hallo Schatz, Dad und ich sind arbeiten. Wir sehen uns heute Abend. Die Aspirin helfen dir bei deinem Kater. Kuss, Mum. <<, stand auf dem Zettel und ich musste grinsen. Ich nahm die Tablette und spülte sie mit dem gesamten Glas Wasser runter. Ich verweilte noch eine halbe Stunde im Bett, bis die Tablette anfing zu wirken. Danach ging ich duschen und zog mir im Anschluss etwas bequemes an. Die Wahl fiel auf eine Leggings mit Hoodie. Selbst den BH ließ ich weg. Als ich die Vorhänge aufzog, blendete mich die Sonne. Ich nahm mir ein Kissen vom Sofa und legte mich auf die Hollywoodschaukel vor der Haustür. Ich genoss die Wärme der Sonne und schloss die Augen. Irgendwann schreckte ich auf, weil etwas auf mich sprang. Erschrocken riss ich die Augen auf und schaute in das Gesicht von Dodger. Ich streichelte ihn und fragte, "Wo ist denn dein Herrchen, Dodger?". "Liegt noch im Bett.", sagte Lisa. Ich setzte mich auf und schaute sie lächelnd an. Dodger sprang von mir und lief über die Wiese.
"Tut mir leid. Dodger hat dich gewittert und wurde ganz nervös.", sagte Lisa.
"Schon okay. Wie geht es dir?", fragte ich und umarmte sie kurz.
"Gut. Und dir? Wie schlimm ist der Kater?". "Mir geht es ganz gut. Heute einfach ein bisschen Ruhe. Chris schläft also noch? Was ist mit Scott?".
"Chris schläft wie ein Stein. Scott ist garnicht in seinem Bett. Vielleicht schläft er bei Lance.". "Und deswegen gehst du mit Dodger Gassi.". "Ja. Der Arme muss ja auch mal.".
"Darf ich dich ein Stück begleiten?". "Natürlich, Liebes.". Wir gingen los und Dodger blieb stets neben mir. Immer wieder schaute er zu mir hoch.
"Das mit deiner Trennung tut mir leid.", sagte Lisa irgendwann.
"Schon okay. Er war ein Idiot.".
"Wie war eure Feier gestern?".
"Großartig. Wir hatten sehr viel Spaß. Chris hat mich sogar nach Hause gebracht, weil mein Bruder mich nicht alleine gehen lassen wollte.".
"Ich weiß. Ich war wach, weil ich Durst hatte und da kam Chris durch die Tür. Wir haben kurz geplaudert. Allerdings wirkte er etwas nachdenklich.".
"Ach, das hat man manchmal. Was machst du heute?".
"Ich werde gleich einkaufen fahren. Danach schauen wir mal. Und du?".
"Ich werde mich gleich wieder auf die Schaukel setzen und nichts tun.".
"Klingt doch ganz entspannt.". Wir kamen zurück zum Haus meiner Eltern und ich hockte mich hin. Dodger stellte sich mit den Vorderpfoten auf meine Knie und sah mich an. "So mein Süßer, jetzt geht es wieder nach Hause.", sagte ich und kraulte ihn. Danach verabschiedete ich mich und Lisa ging weiter. Ich nahm mir ein Buch und setzte mich wieder auf die Schaukel. Mit Kopfhörern versehen, vertiefte ich mich und las weiter. Irgendwann vernahm ich einen Schatten und schaute auf. "Hey du.", sagte Scott und setzte sich neben mich.
"Hey. Wo warst du denn?", fragte ich.
"Ich bin auf dem Sofa eingeschlafen und Lance hat mich einfach liegen lassen. Jetzt bin ich gerade auf dem Heimweg und habe dich gesehen.", sagte er.
"Das ist aber nett von ihm.", sagte ich grinsend. "Hat mein Bruder dich gestern gut abgeliefert?".
"Ich sitze hier, also was denkst du?".
"Stimmt auch wieder. Was machst du noch so?".
"Nichts. Absolut nichts.".
"Warum gehst du nicht mit Chris spazieren?". "Warum sollte ich? Dodger war eben draußen.".
"Ihr solltet mal miteinander sprechen.". "Worüber?".
"Sein Blick gestern, hat alles gesagt.".
"Was für einen Blick meinst du?".
"Als du den schwulen Bruder küssen musstest.".
"Wie hat er denn geguckt?".
"Als wäre er lieber an meiner Stelle.".
"Scott, du hast dir das bestimmt nur eingebildet. Außerdem hatte er seine Chance bereits vor Jahren.".
"Warum hast du ihm nie gesagt, dass du ihn mochtest?".
"Weil er einen Tag später wieder gegangen ist.".
"Und?".
"Was und?".
"Warum hast du es nicht trotzdem getan?". "Keine Ahnung. Ist doch auch egal.", sagte ich und lehnte mich an ihn. Scott lehnte seinen Kopf auf meinen und wir saßen einfach da, ohne zu sprechen. Wieso sollte ich mit Chris, nach all den Jahren darüber sprechen? Das hätte nichts mehr geändert. Außerdem stehen genug Frauen Schlange, nur um ihm einmal die Hand zu schütteln. Wieso sollte er bei solch einer Auswahl, ausgerechnet mich wählen? Ich war einfach froh, in Scott einen so tollen Freund  gefunden zu haben.
"Zerbrich dir jetzt nicht den Kopf, wegen dem was ich sagte.", flüsterte er irgendwann. "Woher weißt du, dass ich darüber nachdenke?".
"Du denkst zu laut. Nein, Spaß. Ich kenne dich einfach zu gut.".
"Was soll ich dazu sagen?".
"Nichts. Du musst nichts dazu sagen.".
"Na dann.", sagte ich und lächelte.
"Ich muss jetzt dringend nach Hause.", sagte Scott.
"Duschen?".
"Ja. Du kennst mich zu gut.". Er stand auf und zog mich nochmal in seinen Arm.
"Wir sehen uns.", sagte er.
"Auf jeden Fall.", sagte ich und er ging. Ich lief in die Küche und machte mir einen Kaffee. Während die Maschine neben mir blubberte, versuchte ich den Gedanken wieder los zu werden. Hätte Scott nicht einfach den Mund halten können? Jetzt saß ich hier verkatert rum und plagte mich mit meinen Gedanken. Als der Kaffee durch war, nahm ich mir die Tasse und setzte mich wieder zurück. Ich zog die Beine an mich, stützte die Arme ab und hörte wieder Musik. Als dann Demons von den Imagine Dragons kam, drückte ich das Lied rasch weg, weil es mich an den Abend erinnerte, den ich mit Chris verbrachte. Mir erschien der Gedanke einfach als absurd, dass er am Abend zuvor eifersüchtig gewesen sein soll. Nachdem ich die Tasse ausgetrunken hatte, stellte ich sie auf den Boden und legte mich hin. Dann entschied ich mich, ein Nickerchen zu machen.

Childhood Memories // Chris Evans x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt