Xie Lian 3

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,,Cheng... Ich muss noch mal raus. Das Feuerholz geht uns aus." Er sah mich besorgt an.,,Willst du, dass ich mit dir gehe?" Ich schüttelte den Kopf.,,Nein. Es gibt noch viel, das du ihnen zu erklären hast. Ich brauche nicht lange." Lan Zhan stand auf.,,Ich gehe mit dir. Mich interessiert das Gerede eines Dämons sowieso nicht wirklich." Ich lächelte dankbar. Natürlich wusste ich, dass ihn die Erklärung sehr wohl interessierte. Natürlich tat sie das. Er war immerhin noch nie einem Dämonenkönig begegnet. Es freute mich trotzdem, dass er sich bereit erklärte, mit mir zu gehen. Ich stand auf und lächelte breit.,,Vielen Dank.",,Pass auf dich auf.," rief Cheng mir hinterher. Als wir das Haus verlassen hatten, seufzte ich tief.,,Seit ich die meisten meiner Fähigkeiten verloren habe, ist Cheng so übervorsichtig.",,Er... Liebt dich wirklich... Dass ein Dämon solche Gefühle haben kann..." Ich kicherte.,,Erstaunlich, nicht wahr? Als Kultivierter sollte ich das Land beschützen. Aber stattdessen habe ich mich in den größten Feind der Menschen verliebt. Ich bin erbärmlich.," murmelte ich leise, Trauer stach in mein Herz wie ein Dolch. Lan Zhan zuckte nur mit den Schultern.,,Offiziell ist Wei Ying ja eigentlich auch Mo Xyanyu. Wüssten sie, dass er der Patriarch ist, vor dem sie alle angst haben, dann... Ich bin genauso erbärmlich, oder nicht?",,Eigentlich finde ich es super mutig, mit dem Mann in der Himmelsnische zu leben, den man liebt, obwohl der dort einst hingerichtet wurde. Das finde ich auch von ihm stark. Ich würde um nichts auf der Welt wieder zurück wollen." Er sah zum Himmel auf.,,Anfangs hatte er keine Wahl. Aber mitlerweile genießt er es glaube ich, wieder dort zu sein. Ich für meinen Teil finde es ja wirklich beeindruckend, dass du gedacht hast, einen Dämon dahin mitnehmen zu können." Ein verlegenes Lächeln zuckte über mein Gesicht.,,Ich war zu naiv. Ich habe nur daran gedacht, ihn bei mir zu haben. Wenn es um ihn geht, bin ich wie blind. Und das war ich früher noch mehr, als die Liebe noch frisch war. Er ist so mächtig, ich dachte wirklich, ich könnte ihn verstecken.",,Bereust du es?" Ich blickte zu Boden, ich musste kurz darüber nachdenken.,,Nein.," antwortete ich schließlich.,,Die ersten Jahre danach waren wirklich sehr schwer. Aber lieber habe ich ein schweres Leben an seiner Seite, als ein leichtes, bequemes Leben ganz alleine da oben. Und ich wurde sowieso immer für einen Versager gehalten, weil ich immer zu weich war und nichts hingekriegt habe. Weil ich nie dazu bereit war, grundlos zu töten und jeder Kreatur eine Chance geben will. Cheng hat mich nie so behandelt. Wärst du nicht auch lieber bei Wei Wuxian, als alleine da oben?" Er hielt inne.,,Du hast recht...," murmelte er dann leise.,,In den Jahren, in denen er tot war, war ich so einsam... Als er dann wieder da war... Ich bin glücklich an seiner Seite." Ich strahlte den Mann an.,,Siehst du? Man kann nicht immer das Richtige tun. Manchmal muss man auch selbstsüchtige Wahlen treffen." In ruhe sammelten wir das Feuerholz.,,Wei Ying ist manchmal ziemlich nervig. Das muss bei Hua Cheng doch noch schlimmer sein..." Ich seufzte.,,Cheng ist unheimlich gut darin, mir auf den Geist zu gehen. Er liebt es, mich zu ärgern. Er kann wirklich schlimm werden. Ich bin froh, dass er jetzt ein neues Ventil gefunden hat. Es gibt Zeiten, da ist er sehr viel in Dörfern am Waldrand oder in der nächst größeren Stadt. Da ist er einige Wochen weg. Seltsam fange ich immer an, seine Spinnereien zu vermissen. Letztendlich zeigt er mir dadurch ja auch seine Zuneigung. Ich bin ihm deswegen also nicht böse. Was ist mit euch? Wei Wuxian muss doch sicher sehr frech sein.",,Das ist er. Er hat auch schon dafür gesorgt, dass ich betrunken werde und sich dann einen Spaß daraus gemacht." Ich lachte.,,Oh welch ein böser Junge!," Allmählich kehrten wir zurück. Es machte mir großen Spaß, mich mit dem Krieger des Gusu Lan Clans zu unterhalten. Er war so höflich und anständig. Er hatte die Manieren, die ich einst ebenfalls gelernt hatte. Ich fühlte mich wieder wie ein ganz normaler Teil der kultivierten Gesellschaft. Als wir die Hütte wieder betraten, lächelte ich und unterhielt mich munter mit Lan Zhan.,,Weißt du... Früher habe ich ebenfalls in dieser Bibliothek gelernt. Ich habe oft meinen Mitschülern dabei zugesehen, wie sie diszipliniert wurden. Aber sie haben selten wirklich gearbeitet...",,Das glaube ich dir. Das machen sie nämlich immer noch nicht." Ich lachte.,,Tja. Das ist doch klar. Die Jugend ändert sich nicht.",,Ihr scheint euch ja wunderbar zu verstehen.," brummte Cheng. Ich nickte.,,Ja. Und was ist mit euch?" Er nickte.,,Ich verstehe mich sehr gut mit ihm. Er ist frech. Fühlt sich an, als wären wir verwandt.",,Das würde mich nicht wundern..." Ich schob das gesammelte Feuerholz in den Kamin und setzte mich zu Cheng.,,Wei Ying. Es wird wirklich Zeit. Wir sollten gehen." Dieser nickte und stand auf.,,Also. Wir kommen bald wieder." Nachdem die Männer verschwunden waren, ließ ich mich in San Langs Arme fallen.,,Hah... Wie erfrischend, wieder einmal mit ein paar Kultivierten zu sprechen..." Der Dämon sah mich unzufrieden an.,,Du machst mich eifersüchtig." Ich sah ihn verdutzt an, bevor ich leise zu lachen begann und meine Arme um seinen Kopf schlang, um ihn zu mir herunterzuziehen.,,Oh, Eifersucht brauchst du nicht zu haben! Meine Seele ist an deine gebunden. Ich könnte mich nicht mehr von dir lösen, selbst wenn ich es versuchen würde." Ich lächelte ihn an.,,Du bist der Sonnenstrahl der mich weckt, die Nährstoffe, die meinen Körper erhalten und der Schlaf, der mich in sicherheit wiegt. Du bist mein Leben. Und daran kann niemand etwas ändern. Du bist zu meinem Bedürfnis geworden. Und die verschwinden nicht einfach." Er lächelte liebevoll.,,Ich liebe dich.",,Ich weiß." Unsere Lippen berührten sich. Als wir uns wieder lösten, steckte San Lang wieder in seiner naturellen Gestalt. Er verwandelte sich nur in seinen dämonischen Körper zurück, wenn wir alleine waren. Es erforderte ihn immer ein gewisses Maß an Kraft, die Fassade seines menschlichen Aussehens aufzubehalten und deswegen entspannte es ihn, in seiner gewöhnlichen Gestalt zu stecken. Er war ein großer, bleicher Mann, mit langem schwarzen Haar, welches vorne zu einigen, losen Zöpfen zusammen geflochten war. Die dunklen, roten Augen, die spitzen Zähne, die Augenklappe auf seinem linken Auge. Für andere mochte er fürchterlich aussehen, für mich war er nur noch attraktiver.

Heavens Official Blessing trifft auf The Grandmaster Of Demonic CultivationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt