41. Kapitel

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Loving you was
The most
Exquisite form
Of self
Destruction.

"Weißt du, was dieses Papier überhaupt aussagt? Was es für eine Bedeutung hat?", fragte sie mich plötzlich nach einer langen Pause mit zusammengezogenen Augenbrauen und ich antworte nicht. Vermutungen hatte ich viele, doch sicher war ich mir bei keiner so richtig. Ich presste die Lippen zusammen. "Die Firma hatte niemals den Wrights gehört. Wenn das mit den passenden Beweisen herauskommt-" Sie beendete ihren Satz nicht, doch ich glaubte bereits zu wissen, was passieren würde. Sie würden sie verlieren. Ihre Augen funkelten und ich blinzelte. Zögerlich legte ich meine Hände in meinen Schoß, verhakte die Finger ineinander und wägte ab, ob ich ihr trauen konnte oder nicht. Sagte sie die Wahrheit? "Mit meiner Hilfe, könntest du beweisen, dass der Tag vor zwölf Jahren kein Unfall war." Eine Gänsehaut überzog meinen Arm. Ich kniff misstrauisch die Augen zusammen und sie lehnte sich selbstbewusst in ihrem Stuhl zurück. Sie lächelte wissend und sagte leise: "Lass uns die Sache ein für alle Male klären." Doch etwas passte nicht in das Bild. Ein Puzzleteil fehlte.

⚜⚜⚜

Die Tage vergingen rasend schnell und dennoch erschien es mir zu langsam. Wie verrückt schaute ich auf die Uhr und hoffte, dass die folgenden Tage schneller vergingen. Mavie hatte mir aufgeregt erzählt, dass ich herzlich zu einem Essen mit ihr und ihrer Familie eingeladen wurde. Offensichtlich war ich eine Art Ablenkung für sie. Laut Mavie, war es, wenn andere Menschen dabei waren, weniger... angespannt zwischen ihnen.
Ich für meinen Teil nahm mir jedoch nur eine Stunde Zeit, um meinen Vater zu überreden, weil ich hoffte, Antworten auf meine vielen Fragen zu finden. Innerlich glaubte ich jedoch bereits seit längerem der Theorie, dass der Brand vor zwölf Jahren kein Unfall war. Dass Evans Familie etwas damit zu tun hatte. Dieser hatte sich wie immer in der Zwischenzeit nicht bei mir gemeldet. Nicht wegen des Essens und auch sonst nicht. Wahrscheinlich war er zu beschäftigt mit der Firma.


Meine innerliche Unruhe ließ sich also mit verschiedenen Dingen begründen. Doch wenn mein Herz raste oder meine Wangen rot wegen meiner Gedanken waren, dann war es nur aus einem bestimmten Grund. Wegen einer Person.

Überraschenderweise war es heute Mavie, die mich von zu Hause abholte. Sie hatte praktisch darauf bestanden, mich nicht durch die aufkommende Kälte des Winters laufen zu lassen und wartete nun mit einem breiten Lächeln auf den Lippen auf mich. "Eden.", sagte sie dann, als ich in ihren Wagen einstieg und sie sah mich mahnend an. Noch immer war es komisch zu glauben, dass sie tatsächlich ein bisschen älter als ich war. "Mavie?", entgegnete ich mit einem Schmunzeln und sie seufzte schwer. "Du musst lernen, dich etwas mehr zu beeilen.", stellte sie dann fest und ich schaute sie verwirrt an. Eigentlich war es immer nur eine Frage von Minuten gewesen, bis ich da war. Von Mavie konnte man definitiv nicht dasselbe behaupten. "Wir werden darüber jetzt keine Diskussion führen.", sagte ich, und sie verdrehte die Augen. "Aber auch nur, weil du weißt, dass ich recht habe.", flötete sie dahin und ich schaute aus dem Fenster, sagte nichts. Alles andere hätte sie wahrscheinlich nur dazu animiert, erst richtig anzufangen.

Während der Fahrt vergaß sie glücklicherweise sogar schnell unsere kleine Unstimmigkeit und regte sich stattdessen lautstark über die Fahrer auf. "Idiot!", rief sie irgendwann und im selben Moment fragte ich mich, ob der Grund für ihre Wut und Aufregung nicht doch ein anderer war. Ich beobachtete sie vorsichtig von der Seite, doch als sie wieder fluchte, verwarf ich den Gedanken, sie überhaupt darauf ansprechen zu wollen.

Außerdem lag mir auf der Zunge eine ganz andere Frage. Ich sprach sie aus: "Wie ist das eigentlich mit euren Eltern?" Sie warf mir einen komischen Seitenblick zu und ich starrte wieder nach vorne auf die Straße.
Ich konnte mich noch sehr gut an den Abend erinnern, an dem Evan behauptet hatte, dass sie nicht den gleichen Vater teilten. Soweit ich wusste, war Arthur Evans leiblicher Vater. Doch mehr hatte ich nicht herausgefunden und Lücken gab es auf jeden Fall, da Mavie ein Jahr jünger war. "Mein Vater ist tot, falls du das meinst.", erklärte sie fast schon belanglos und ich presste die Lippen zusammen. "Das tut mir leid.", murmelte ich. Sie schüttelte den Kopf. "Das muss es nicht. Ich verstehe, dass es Fragen aufwirft. Nicht viele wissen, was genau passiert ist. Meine Mutter hat den Vorfall so weit wie möglich von der Presse ferngehalten." Sie seufzte. "Für die Firma." Langsam nickte ich und grübelte weiter über ihre Worte nach, selbst als sie bereits ein anderes Thema anschnitt.

Als wir dann jedoch hielten, waren jegliche Gedanken über Mavies traurige Vergangenheit wie ausgelöscht. Nun drehten sie sich um jemand ganz anderen. Braune Augen. Gemeinsam stiegen wir aus und gingen auf die große Eingangstür zu. Mavie schmunzelte mich von der Seite an und sagte: "Ich muss meiner Mutter sowieso noch beim Kochen helfen." Ich kniff die Augen zusammen und sie lachte. "Denkst du, ich bemerke dein Starren nicht?", flüsterte sie und sie erwiderte meinen Blick kurz bevor sie die Tür öffnete. Meine Wangen färbten sich in einem tiefen Rotton und ich sah weg. Dieses Blickduell hatte sie wohl gewonnen. 

EVAN ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt