9. Kapitel

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and when he looks at me,
i swear i can't breathe.

Ich hatte mich also entschieden. Auch wenn alles und auch wirklich jede meiner Körperzellen mich förmlich anschrie, dass ich nicht zustimmen sollte, tat ich es dennoch. Die Gründe würden mir wahrscheinlich für immer verborgen bleiben. Tat ich es aus Mitleid? Für Mavie? Oder doch nur, weil ich ihn schrecklich attraktiv fand? Ich seufzte. Zumindest mein Vater schien sich darüber zu freuen, dass ich dieses Wochenende nicht zu Hause sein würde, um meine spätzündende Pubertät auszuleben.

Den nächsten Schultag verfolgten mich also die ganze Zeit über plötzliches Herzrasen und Schweißausbrüche. Auch als ich wieder zu Hause war, änderte sich das nicht, und da mein Vater nicht da war, um mir beruhigende Worte zuzusprechen, lief ich unruhig in der Wohnung umher oder las, wenn meine Konzentration es zuließ.

Ich saß gerade im Wohnzimmer und beobachtete kleine orangene Clown-Fische, die glücklich herumschwammen, auf dem Bildschirm unseres Fernsehers, als es plötzlich klingelte. Wie fasziniert ich die kleinen Wesen angeschaut hatte, würde ich wahrscheinlich niemals zugeben.

Es läutete ein weiteres Mal, bis ich es endlich schaffte, aus meiner Schockstarre zu kommen und aufstand. Schnell blickte ich zur Uhr, um überrascht festzustellen, dass es achtzehn Uhr war. Ich kam mir dumm vor, als ich daran zurückdachte, wie ich zuvor wie im Sekundentakt auf die Uhr geschaut hatte und die Zeit jetzt so sehr aus den Augen verloren hatte, dass es mich nun überraschte, bereits loszumüssen.

Als ich mit klopfendem Herzen die Tür öffnete, erblickte ich keinen anderen als Evan, der mich schief angrinste. "Hey.", sagte er, und noch immer wusste ich nicht, was ich sagen sollte, geschweige denn wie ich ihm gegenüber treten sollte. So zu tun, als sei ich die Freundin eines völlig Fremden, war mir bis jetzt noch nicht passiert. "Hi.", sagte ich etwas leiser und versuchte das Piepsen in meiner Stimme zu unterdrücken.

In der Hoffnung, dass er mein Starren nicht bemerkt hatte, sagte ich schnell: "Ich hole meine Sachen."
Ohne auch nur eine Antwort seinerseits abzuwarten, ließ ich ihn dort alleine stehen und ging schnell rauf auf mein Zimmer. Ich hatte bereits eine Tasche mit allem, was ich dieses Wochenende brauchen würde, gepackt und musste nur noch mein Handy suchen, um losfahren zu können. Als ich schließlich auch das fand, lief ich schnell wieder runter, um einem noch immer geduldig wartenden Evan zu begegnen.

Ich zog mir meine Schuhe an und trat hinaus. "Hast du alles?", fragte er mich und ich schloss die Tür hinter mir ab. Ich begegnete seinem Blick und für einen kurzen Moment schien die Welt stehen zu bleiben. "Ja, wir können los.", schaffte ich noch zu sagen, bevor mich der Mut wieder verließ. Warum war ich so unglaublich nervös? Ich atmete tief durch in der Hoffnung, dass mich das etwas beruhigen würde.

"Zwei Freunde von mir begleiten uns. Ich hoffe, das ist okay.", erklärte er mir, als wir uns dem Auto näherten und ich nickte.

Da die Fenster abgedunkelt waren, konnte ich nichts vom Inneren des großen Wagens erkennen. "Wirklich? Sie können echt anstrengend werden.", fragte er mich noch einmal, als ich gerade die Tür aufmachen wollte, und ich sagte bekräftigend: "Wirklich." Bei der Vorstellung daran, dass ich die Fahrt doch nicht alleine mit Evan verbringen müsste, durchfuhr mich ein Strom der Erleichterung. Er seufzte erleichtert und öffnete mir die Tür. Ich murmelte ein Dankeschön und stieg ein.

Augenblicklich richteten sich zwei Augenpaare auf mich, starrten mich förmlich unverhohlen an und ich versuchte peinlich berührt irgendwo anders hinzuschauen. Evan setzte sich vorne auf den Fahrersitz hin und als er endlich losfuhr, ertönte die Stimme des Dunkelhäutigen auf dem Beifahrersitz: "Du bist also Eden." Langsam nickte ich und mein Blick schweifte vorsichtig zu dem Jungen neben mir. Als ich seinen eisblauen Augen jedoch begegnete, schaute ich schnell wieder weg.

"Und die Freundin meines besten Freundes?", fragte er mich skeptisch und schnell schaute ich zu Evan, der meinem Blick im Rückspiegel erwiderte. An seinen Augen konnte ich erkennen, dass er lächelte. Zögerlich antwortete ich: "Offiziell ja." Wieder schaute ich schräg nach vorne zu dem Beifahrer, der mir gerade die Frage gestellt hatte. Er lachte daraufhin bloß und klopfte Evan auf die Schulter. "Hübsch ist sie ja.", sagte er grinsend und ich versuchte zu ignorieren, dass er so sprach, als sei ich nicht anwesend. "Aber an ihren Schauspielkünsten müssen wir echt noch arbeiten.", fügte er hinzu.

Mit rotem Gesicht schaute ich zu dem stillen Jungen neben mich, der noch immer nichts gesagt hatte und inzwischen aus dem Fenster starrte. "Eden, du musst das 'offiziell' aus deinem Satz streichen.", wandte Evans Freund sich wieder an mich. Mein Blick huschte wieder zu ihm und ich nickte widerwillig. "Stell dir einfach vor, du bist unsterblich in meinen besten Freund hier verliebt." Er machte eine dramatische Pause und ich konnte nicht verhindern, erneut rot zu werden. "Und das muss dir einfach jeder abkaufen.", endete er und schaute mich wieder lächelnd an. Ich blickte zu Evan, der bei diesen Worten nur belustigt die Augen verdrehte und mir damit mitteilen wollte, dass ich mich nicht stressen sollte; Alles würde gut werden. Und tatsächlich entspannte ich mich etwas.

Plötzlich veränderte sich die Miene des Beifahrers und er zog die wohlgeformten Augenbrauen zusammen. "Aaron!", entfuhr es ihm empört und er sprach weiter: "Du sagst mal wieder kein einziges Wort. Wäre nett, wenn du dich vorstellen würdest." Nun schaute er anklagend zu dem Jungen mit den eisblauen Augen neben mich und auch ich erlaubte es mir, ihn anzusehen. Noch immer sagte er nichts und der Junge auf dem Sitz vor ihm seufzte dramatisch. "Er ist introvertiert.", sagte er wieder zu mir, als würde das alles erklären und verdrehte die Augen. Nicht wissend, was ich darauf antworten könnte, schaute ich wieder in die schokoladefarbenen Augen des Jungen auf dem Beifahrersitz. "Ich bin übrigens Maxxim. Und nein, du darfst mich nicht Max nennen.", stellte er sich vor und hielt mir eine Hand hin. Bei seinen Worten verkniff ich mir ein Läcjeln und als ich endlich begriff, dass ich seine ausgestreckte Hand ergreifen sollte, legte ich meine kleine Hand schnell in seine.

Ich wollte gerade wieder loslassen, als er auf einmal meine Hand etwas fester packte und sie so umdrehte, dass meine Handfläche nach oben zeigte. Mit der anderen Hand fuhr er über die Linien und ich hörte Aaron neben mir seufzen. "Das kann doch nicht wahr sein.", hörte ich ihn murmeln und überrascht beobachtete ich, wie Maxxim konzentriert meine Hand inspizierte.

So schnell, wie er meine Hand auch untersucht hatte, so schnell ließ er sie auch wieder los und schaute nachdenklich aus dem Fenster. "Wonach hast du geschaut?", fragte ich ihn, doch er antwortete nicht. Sofort blitzte in meinem Kopf das Bild eines Wahrsagers auf. Doch die Vorstellung, dass Maxxim einer war kam mir fremd vor. Aaron neben mir seufzte tief und richtete sich zum ersten Mal an mich. "Nichts. Maxxim ist bloß der geborene Dramatiker.", stellte er fest und der angesprochene zog empört die Luft ein. Es ruckelte leicht, da wir über eine kleinen Bremsschwelle fuhren und ich legte meine Hand auf den kühlen Türgriff, um mich festzuhalten. "Was weißt du schon.", erwiderte er und zu meinem Überraschen fingen die beiden wirklich an, miteinander zu diskutieren. Worüber war mir selbst nicht klar.

Bevor alles ausarten konnte oder Evan etwas einwerfen konnte, fragte ich etwas lauter: "Wie lange dauert die Fahrt?" "Drei Stunden.", ertönte es gleichzeitig von Maxxim und Aaron. 

"Verhext.", sagten beide zur selben Zeit und schauten sich wieder an. "Doppelt verhext.", grinste Maxxim siegessicher. "Das gibt es nicht einmal!", entfuhr es Aaron wütend und sein Freund lachte. "In welchem Jahrzehnt lebst du? Natürlich gibt es das.", sagte er Augen verdrehend und machte das Radio an. Ich stieß die angehaltene Luft aus und schaute aus dem Fenster.

EVAN ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt