20. Kapitel

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I wanted
To explain, but
My soul was
Tied up in
Knots.

Kurz nachdem Evan wieder weggefahren war, durfte ich mich Minuten später von meinem Vater mit Fragen durchlöchern lassen, wie mein kleiner Ausflug denn nun war und warum Evan nicht mit reingekommen war. Und als ich mich endlich umgezogen hatte, verkündete er mir, dass wir gemeinsam kochen würden.

Insgesamt stand ich zwar eher daneben, quatschte ihn über Belangloses voll und beobachtete, wie er hoch konzentriert in dem Topf herum rührte, als würde das Ding jede Sekunde explodieren, doch das machte ihm nichts aus. Tat es nie. Denn Köche würden wir beide wohl niemals werden, doch seine Künste waren definitiv das kleinere Übel im Vergleich zu den meinen.

Die nächsten Schultage hörte ich nichts mehr von Evan oder Mavie. Mit Letzterer hatte ich glücklicherweise noch bei unserem Abschied die Telefonnummer ausgetauscht und wenigstens kam es noch zu dem ein oder anderen kurzen Nachrichtenabtausch, aber das wars auch schon. Sie schien wohl schwer damit beschäftigt zu sein, den Schulstoff, den sie verpasst hat nachzuholen, weil sie sich am Wochenende dazu entscheiden hatte, später abzureisen.

Es war Donnerstag, als Gwendolyn aufgeregt auf mich zu stolziert kam und auffällig laut ein kleines Heft auf die graue Tischplatte unserer Kantine klatschte. Ein paar Mitschüler warfen uns komische Blicke zu und ich schaute sie verwirrt an. "Willst du noch unauffälliger sein?", fragte ich sie leise und wollte mich am liebsten in Luft auflösen. Die ganze plötzliche Aufmerksamkeit würde mich früher oder später umbringen und gerade war es mir lieber, dass das früher geschah. "Das würde ich gerne dich fragen, Eden!", grinste sie mich an und setzte sich auf den Stuhl gegenüber von mir. So aufgeregt war sie lange nicht mehr gewesen. Doof lächelte sie mich an und tippte nervös mit den Fingern auf dem Tisch herum. "Du bist berühmt!", rief sie aus und zwei Mädchen neben uns setzten sich genervt von Gwendolyns Lautstärke weg. Ich warf ihnen einen entschuldigenden Blick zu.

"Was meinst du?", fragte ich sie verwirrt und schob eine kleines Stück Kartoffel in meinen Mund. Gwendolyn jedoch schien keinen Hunger zu haben. Stattdessen drehte die Blondine das Heft, das zwischen uns lag, so schwungvoll um, dass ich die Titelseite nun endlich sehen konnte. Als ich genauer hinsah und erkannte, was oder besser gesagt, wer dort abgebildet war, wich mir jegliche Farbe aus dem bereits ziemlich blassen Gesicht. "Von w-wo hast du das?", stotterte ich atemlos und betrachtete das Foto genauer. Augenblicklich fing mein Herz an zu rasen. Gwendolyn lachte und schaute mich verständnislos an. "Die Frage ist doch wohl eher, wie du es in die Arme von Evan Wright , dem Frauenheld schlechthin, geschafft hast!" Bei ihren Worten wollte ich am liebsten widersprechen, doch ich sagte nichts dazu. Ich kannte ihn noch immer nicht gut genug.

Stattdessen setzte ich also zu einer Notlüge an, doch dass ich das versuchen würde, war ihr wohl von Anfang an klar. Gwendolyn schien das Grinsen noch immer nicht vom Gesicht weichen zu wollen und sie zeigte anklagend mit dem Zeigefinger auf mich. "Schatz, ich würde dich überall wieder erkennen. Keine Ausreden.", forderte sie und ich seufzte. Erneut schaute ich auf das Heft und schluckte. Jemand hatte uns tatsächlich beim Tanzen auf der Gala fotografiert. Ich konnte von Glück sprechen, dass man nur meinen Rücken sah. "Eden, ich verlange Details. Du kannst von Glück sprechen, dass ich es nicht in die weite Welt posaunt habe, dass das Mädchen auf dem Titelblatt meine beste Freundin ist!", drohte Gwen mir und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. "Das würdest du doch nicht tun, oder?", fragte ich zögerlich und sie grinste. "Was glaubst du denn?" Ich stutzte. Doch warum stellte ich sie in Frage? Letztendlich kam ich auf den Entschluss, dass sie es nicht tun würde. Ich vertraute ihr.

EVAN ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt