2. Kapitel

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I noticed everything.
I just acted like I didn't.

Gwen schien meine Unschlüssigkeit an meiner gerunzelten Stirn bemerkt zu haben, und bevor ich etwas einwenden konnte, zog sie mich, so schnell sie auf ihren wackeligen Schuhen konnte, in Richtung Eingang. Dort begrüßte uns überglücklich ein Mädchen, welches nicht einmal mehr gerade laufen konnte und dementsprechend so wirkte, als könnte sie sich in diesem "angetrunkenen" Zustand wahrscheinlich nicht mehr an ihren eigenen Namen erinnern. Als wir in das Wohnzimmer eintraten, ließ ich den Blick in jeden Winkel meiner teuer aussehenden Umgebung schweifen.

Glücklicherweise beachtete uns niemand, da jeder seinen eigenen Rausch zu durchleben schien. "Darf ich dir vorstellen? Eden Bennett." Gwendolyn legte ihre Hand auf meinen Rücken und schob mich in die Richtung eines blonden Jungen, der sich die Haare zu einem tiefen Zopf gebunden hatte. Ich stolperte, fiel fast hin, als er mich plötzlich an der Hüfte packte und unangenehm nahe zu sich zog. "Sehr erfreut.", lächelte er süß und ich löste mich mit roten Wangen von ihm, um meiner Freundin kurz daraufhin einen wütenden Blick zuzuwerfen. Sie zuckte mit den Schultern. "Ich wünschte, ich könnte dasselbe behaupten.", nuschelte ich eher zu mir selbst und war in diesem Moment glücklich für die laute Musik, die meine Stimme übertönte.

"Was?", fragte er verwirrt mit zusammengekniffenen Augenbrauen und ich schüttelte den Kopf. "Ist egal. Wie heißt du?", lenkte ich ab. "Yanis." Ich gab mir die Mühe zu lächeln, weil ich mir nicht anders zu helfen wusste, und sagte schlicht: "Cool." Ich wollte Gwendolyn gerade am Arm packen und mit ihr in die Küche verschwinden, als ich mir auffiel, dass sie sich schon längst aus dem Staub gemacht hatte. Wütend schnaubte ich und drehte mich fast wie in Zeitlupe wieder zu Yanis. Gleichzeitig konnte ich es Gwen nicht wirklich übel nehmen, schließlich war sie zwischen uns beiden die Einzige, die es sich zum Ziel gemacht hatte, heute Abend Spaß zu haben.

Ich wollte gerade laut fluchen, als meine Augen seine grauen trafen und ich förmlich spürte, wie ihm das im selben Moment genug Mut gab, um die folgenden Worte auszusprechen: "Magst du Tanzen?" Mein Kopf war wie leer gefegt und ich starrte ihn mit leicht geöffnetem Mund an.

Ich wollte nicht tanzen. Aber wie würde ich ihm das sagen? "Tut-" Im selben Moment umfasste er meine Taille und zog mich auf die Tanzfläche. Ich riss meine Augen auf, doch ihn schien meine Reaktion nichts auszumachen. Stattdessen begann er sich im Tanz der Musik zu bewegen, während ich stocksteif stehen blieb.

Ich wollte gerade ansetzen etwas zu sagen, als ich mich an meiner Speichel verschluckte und anfing zu husten. Yanis hörte auf zu tanzen, ließ mich fast schon angewidert los und ich verdrehte die Augen über seine Reaktion. Fürs Tanzen hatte es jedenfalls gereicht. Ich klopfe mir auf den Brustkorb und nuschelte ein nicht ernst gemeintes "Sorry.". Er reichte mir einen roten Becher und ich trank ihn in einem Zug aus. Es dauerte nicht lange, bis meine Wangen kurz daraufhin anfingen zu prickeln und sich eine wohlige Wärme in meinem Magen breitmachte. Ich seufzte leise.

"Da bist du ja!", ertönte plötzlich eine Stimme neben uns, als ich mich endlich beruhigt hatte, und ich drehte verwirrt den Kopf in die besagte Richtung. Ein Mädchen mit langem schwarzem Haar in unserem Alter eilte auf uns zu und stützte sich als sie bei uns angekommen war auf die Knie, als sei sie gerade einen Marathon gelaufen.

Yanis und ich tauschten verwirrte Blicke miteinander, als sie sich abrupt wieder kerzengerade hinstellte und meinen Arm umfasste. "Ich habe dich überall gesucht." Sie schaute mich mit vielsagenden Blicken an und ich räusperte mich. "Kennen wir-" Bevor ich meinen Satz beenden konnte, rammte sie mir unauffällig den Ellenbogen in die Seite und ich zischte. Sie sah mich mit zusammengekniffenen Augenbrauen und weit aufgerissenen Augen an und schaute zu Yanis. "Wir sind gleich wieder zurück." Der Blonde nickte nur sichtlich verwirrt und fuhr sich dann durch die Haare.

Das fremde Mädchen packte meinen Oberarm und zerrte mich in die Küche, wo ein Pärchen herumknutschte, aber schnell den Raum verließ, nachdem es von meiner Begleiterin herausgescheucht wurde. "Du darfst dich jetzt bedanken.", sagte sie, nachdem sie mit ihrem Arm den Tisch blitzschnell frei räumte, indem sie die Becher herunter warf.

Ich sagte nichts, wickelte unbeholfen die Arme um mich und beobachtete sie stumm. Sie hielt zwei Becher unter den Wasserhahn, säuberte sie und knallte sie auf die nun freigeräumte Kücheninsel. Sie nahm sich eilig eine Flasche mit hochprozentigem Alkohol und schüttete in beide Becher etwas ein, ungeachtet darauf, ob sie kleckerte. "Ich heiße Mavie und du?", fragte sie, wie beiläufig und doch in Eile. "Eden." Sie lächelte und hielt mir energisch einen Becher hin. "Gefällt mir.".

Zögerlich nahm ich den Becher entgegen. "Kann ich nur zurückgegeben.", erwiderte ich und lächelte schief. Wir stießen an, doch ich stockte und sah ihr überrascht zu, wie sie die brennende Flüssigkeit in einem Zug austrank. Sie zuckte mit den Schultern. "Sorry für die fehlenden Manieren, aber ich hab's eilig." Ich lachte und trank auch meinen Becher bis zur Hälfte aus. "Warum?", erwiderte ich. Mavie wollte gerade antworten, als wir plötzlich Geschrei hörten.

"Wo ist sie?!", brüllte eine männliche Stimme und die Musik wurde abrupt ausgeschaltet. "Scheiße.", murmelte sie und band sich schnell die schwarzen Haare zu einem lockeren Zopf. "Lass uns jetzt lieber schnell abhauen, bevor es unschön wird.", richtete sie sich an mich und ich schaute sie verständnislos an.

"Suchen die dich?", fragte ich überrascht und zeigte mit dem Daumen hinter mich. "Ja." Sie machte eine kurze Pause. "Aber vor allem deren Sachen." Sie deutete auf ihre kleine silberne Handtasche, lachte und packte wieder mein Handgelenk.

EVAN ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt