Kapitel 35

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Ich hörte nicht auf ihren Ruf, sondern ich rannte einfach aus dem Haus. Dicht gefolgt von Timo, der noch immer ein wenig wackelig auf zwei Beinen wirkte.

Erstaunlicherweise kamen wir nicht weit, denn ich rannte direkt in den muskulösen Körper von Jupiter. Abrupt blieb ich stehen. Er schien nicht so überrascht mich zu sehen, wie ich ihn.

"Was machst du hier?", hörte ich die Stimme meiner Mutter. "Wir haben überall nach dir gesucht."

"Wir müssen hier weg", warnte ich sie und ignorierte ihre Frage.

Jupiter schien die SItuation deutlich besser zu erfassen, als Mama. Wobei ich nicht genau wusste, wie viel er ihr mittlerweile erzählt hatte.

Ich hörte, wie es hinter mir laut wurde und drehte mich panisch um. Doch ich sah weder Venus, noch Amor. Da stand ein Mann in den 50ern, der vollkommen verwirrt drein schaute. Er scannte mit seinem Blick die Straße und schien sie vollkommen anders wahrzunehmen als ich. Insbesondere die Autos hatten es ihm angetan. Auch wirkte nicht sicher auf seinen Beinen und wankte ein wenig. War auch er in ein Tier verwandelt worden? Waren alle Banne gebrochen worden? Konnte er deshalb auch fliehen?

"Wer bist du?", fragte ich und wich sicherheitshalber nach hinten zurück.
Timo war direkt an meiner Seite. Beschützend wie immer.

Der Blick des Mannes wanderte zu mir und war voller Angst. Er schien mehr Angst vor mir als ich vor ihm zu haben.
"Emil", antwortete er heiser, als hätte er schon ewig nicht mehr gesprochen. "Ich heiße Emil."

NEIN! DAS KONNTE DOCH NICHT WAHR SEIN!

"EMIL?", sprudelte aus mir heraus. "DER EMIL?"

Er sah mich unschlüssig an und ich versuche eine Ähnlichkeit zu dem Foto zu erkennen, das ich damals auf dem Dachboden gefunden.

Es waren die gleiche Augen. DAS WAR ER! Oh mein Gott, er war seit Jahrzehnten hier festgehalten worden und das wahrscheinlich auch in Form eines Tieres. Und all das nur, weil er sich in die vermeintlich falsche Frau verliebt hatte.

Er zuckte unschlüssig die Schultern und schien vollkommen überfordert. Natürlich wusste er nicht, wer der Emil war.

"Du kommst mit uns mit", ließ ich ihn wissen und packte ihn am Arm, um mit zu ziehen. Ich konnte es kaum erwarten ihn Oma vorstellen zu können. Beim Anblick von Emil konnte ich sehr gut verstehen, warum sie sich damals in ihn verliebt hatte. "Nun kommt, wir müssen hier weg", forderte ich nun auch die andere auf.

Doch keiner bewegte sich, denn alle starrten auf etwas, das sich hinter mir befand. Ich drehte mich um und sah Venus dort stehen. Neben ihr war Amor.

Erstaunlicherweise strahlte sie nicht die Bedrohung, wie sonst aus. Trotzdem traute ich ihr nicht. Mit kleinen Schritten versuchte ich Distanz zwischen sie und mir zu bringen. Emil und Timo zog ich möglichst unauffällig mit mir mit.

"Ich werde dir nichts mehr tun", sprach sie mit eisernem Ton und sah mich dabei an. "Und auch nicht dem Kind", schob sie noch nach.

"Das will ich dir auch geraten haben", unterbrach Jupiter sie ernst.

"Sie ist eine Nachfahrin von Amor. Genau wie das Kind in ihr." Sie sah kurz zu Amor, dann wieder zu mir. Es lag viel Vertrautheit in ihrem Blick. Ihn in menschlicher Form zu sehen, schien für sie eine Art Offenbarung gewesen zu sein, der sie nicht mehr widerstehen konnte. "Ich werde keinem Nachfahr von Amor etwas antun. Dessen könnte ihr euch sicher sein. Ich habe alle Banne gegen Amora aufgehoben und ich werde keine neuen mehr aussprechen."

"Moment", hörte ich die mutige Stimme meiner Mutter. "Was genau heißt das?"

"Das ihr wieder lieben könnt", sagte sie, als wäre es unbedeutend. Dabei würde sich für sehr viele Frauen ab sofort viel ändern. Sie würden erfahren können, was Liebe war.

Ich sah in Mamas Augen, wie es Klick machte. Bis jetzt hatte sie nicht gewusst, dass überhaupt ein Liebesbann auf ihr lag. Ich hatte diese Information nur dank Jupiter gehabt.

Ich sah zu Mama, vor allem aber auch zu Jupiter. Dieser schien vor Freude außer sich zu sein. Denn nun hatten er und Mama doch noch eine Chance.

"Danke", antwortete Jupiter knapp und nickte ihr zu.

Jetzt wäre der Zeitpunkt gewesen, an dem Venus sich für all den Mist, den sie verbockt hatte, entschuldigen könnte. Doch soweit ging ihre Großherzigkeit dann doch nicht. Sie ließ einfach die Tür ins Schloss fallen.

Verdutzt blieben wir zurück.

Dann umarmte mich Timo stürmisch und hob mich leicht in die Luft. Er küsste mich und der Schrecken der letzten Tage schien für einen Moment vergessen. Ohne ihn hätte ich nicht leben können. Ich schmiegte mich an seinen Körper und ich spürte, wie langsam begann die Anspannung von mir abzufallen.

"Ich bin so froh, dass wir daraus sind! Und das es dir und deinem Kind gut geht."

Meinem Kind... Es war nicht nur mein Kind. Es war unser Kind. Und ich fand, dass es an der Zeit war das zu erfahren.

Er war der Vater.

"Timo, es gibt etwas, das ich dir sagen muss", sprach ich im ernsten Ton. Mein Herz begann schneller Blut durch meinen Körper zu pumpen. "und ich weiß, dass das im ersten Moment überfordernd sein kann, aber ich denke trotzdem, dass das etwas sehr Gutes ist."

"Okay", sagte er zögerlich. "Du machst mich ein wenig nervös."

Zurecht! Denn, was er jetzt erfahren würde, wird sein Leben komplett auf den Kopf stellen.

"Das Kind ist von dir. Du bist der Vater."

AmoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt