𖧷 TWENTY 𖧷

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Zärtlich wischte er mir die Tränen von den nassen Wangen, die mir unaufhaltsam aus den Augen quollen. Ich hatte es nicht einmal bemerkt, dass ich noch immer weinte, weshalb ich krampfhaft versuchte, das zurückzuhalten, was meine Verletzlichkeit gerade in diesem Augenblick so unglaublich betonte. Und ich scheiterte. Stattdessen spannte sich mein Körper nur zuckend an.

"Hey Jeongguk, alles gut...", versuchte mich Jimin zu beruhigen, der sich in diesem Moment aus mir rauszog, sich aber noch immer über mir abstützte. Sofort hatte ich das Gefühl, er hätte einen Teil von mir genommen, als würde etwas fehlen, was den nächsten Ansturm an Tränen auslöste. Diese liefen vereinzelt aus meinen Augenwinkeln, weshalb ich einfach meine Augenlider schloss, schließlich war gerade sowieso alles verschwommen - meine Sicht, sowohl wahrscheinlich auch meine ganze Welt.

"Hast du Schmerzen?", fragte er mich noch immer mit einer so gefühlvollen Stimme, weswegen sich mein Brustkorb rasselnd zusammenzog. "Nein", verließ es einzig meinen Mund, gefolgt von einem erstickten Laut. Vorsichtig öffnete ich wieder meine Seelenspiegel, doch hätte ich es lieber lassen sollen, denn Jimins besorgter Blick war so unglaublich durchdringend, sodass ich schon beinahe glaubte, er könne meine Zweifel entdecken.

"Ich seh' doch, dass irgendwas ist. Du kannst es mir sagen Jeongguk...hab...hab ich irgendwas falsch gemacht? Hat es dir nicht...gefallen?"
Doch das Einzige, was ich gerade sah, waren seine Zweifel. Nur durch mein Verhalten, begann sein Selbstbewusstsein zu bröckeln, bis nur noch ein verunsicherter Mann vor mir saß. In diesem Moment war er genau wie ich - überfordert. Er war es mit meinem Verhalten und ich war es wegen meines Herzens. Deswegen drückte ich mich aus der Matratze, setzte meine Füße auf den Boden.

"Es liegt nicht an dir, Jimin. Du hast nichts falsch gemacht und...es hat mir gefallen - ziemlich..."
Für wenige Sekunden verweilte ich genau in dieser aufrechten Position, starrte meine nackten Oberschenkel an, bis ich ein letztes Mal kräftig einatmete und mich hochstemmte.

"Wo willst du hin?", hauchte er, blinzelte mich vom Bett aus überrascht an.
"Ich...ich hab noch was wichtiges vergessen, zuhause. Ich muss jetzt gehen. Tschüss Jimin und danke...für alles..."
Mit diesem Satz sammelte ich all meine zuvor verlorenen Kleidungsstücke vom Boden auf, zog mir diese schnell über und trat hastig aus Jimins Tür. Ich durchquerte seine Wohnung, schenkte keinem seiner Kunstwerke auch nur einen Funken an Aufmerksamkeit. Meine Hand griff wie ferngesteuert nach meinem dünnen, schwarzen Mantel und meine Füße schlüpften in meine Schuhe.

Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, verließ ich seine Wohnung, rannte das Treppenhaus hinunter. Ich wusste, dass er mir nicht folgen würde, warum sollte er auch? Mit Schwung stieß ich die Eingangstür auf, wurde direkt von klammer Kälte empfangen, die mir mit dem ersten Schritt entgegenschlug. Doch war es keinesfalls schlecht, vielleicht würde sie mir ja auf dem Heimweg dabei helfen, meine Gedanken wieder etwas zu sortieren.

Dazu müsste ich aber zu aller erst aber einmal wissen, wie ich überhaupt heimkam, immerhin war es tief in der Nacht. Der Mond schien nicht besonders hell, war von einer Wolkendecke umgeben, die ihn nur matt scheinen ließ. Nebel hing in der Luft, während dieser durch das Flackern einer Straßenlaterne geschnitten wurde - unheimlich.

Fröstelnd nestelte ich mein Handy aus meiner Jackentasche hervor, dessen grelles Licht meine Augen zusammenkneifen ließ. Dennoch öffnete ich sie wieder, tippte auf Maps und zoomte näher an meinen Standort ran. Zu Fuß müsste ich nur knappe fünfzehn Minuten gehen, weswegen sich sofort meine Beine in Bewegung setzten.

Mein Handy fand seinen Weg wieder zurück in meine Hosentasche, während ich immer schneller durch die Straßen lief. Immer schneller, immer verlorener, bis ich schließlich vor dem Eingang des Studentenwohnheimes ankam. Dieses sperrte ich schnell auf, ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen.

Als ich in meinem Zimmer ankam, schmiss ich mich sofort in mein Bett, vergrub mein Gesicht im Kissen. Was war nur plötzlich los mit mir? Es war zum verrückt werden, weswegen ich schon beinahe in mein Kissen geschrien hätte, doch das Einzige, was meiner Kehle entsprang, war ein weiteres Schluchzen. Warum verdammt weinte ich?! Und warum verdammt hörte mein Herz nicht mehr auf, wie ein wildes Tier, das seinem Käfig entfliehen wollte, zu schlagen.

Es tat weh - keine Frage, aber warum? Weitere erbärmliche Laute entkamen mir, für die ich mich sicherlich geschämt hätte, wenn ich nicht alleine gewesen wäre. Mit Gefühlen hatte ich es, wie bekannt nicht so. Keiner wusste von meinem Geheimnis, außer Yoongi. Doch den wollte ich nun auch nicht um Rat fragen, was würde er mir schon erzählen können? Zwar versuchte er, so gut wie möglich sich in meine Lage hineinzuversetzen, doch war es vollends unmöglich...als Liebender. Und ich verstand es, immerhin war ich nun mal anders.

Doch hatte ich eben unglaublichen Herzschmerz, was bekanntlich ein Anzeichen für etwas war, das ich immer so abstoßend, gar belastend fand. Es ging schlichtweg nicht und da war ich mir sicher.

Wenn ich mir da mal bewusst gewesen wäre, was alles für ein Chaos ausbrechen würde, bloß weil ich es mir nicht eingestehen konnte. Es ergab halt keinen Sinn in meinen Augen und daran hielt ich fest, viel zu sehr. An einer Sexualität, mit der ich mich immer identifizieren konnte, doch plötzlich doch nicht mehr so recht...

𖧷𖧷𖧷𖧷𖧷

Yeah this Chap was kinda hard, war mir nicht sicher, wie genau ich das jetzt schreiben sollte...hoffe ihr habt trotzdem Jk's Gedankengang nachvollziehen können...

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𝐇𝐈𝐒 𝐓𝐀𝐓𝐓𝐎𝐎𝐒 | jikook ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt