Nachdem ich mich von meinem Dad verabschiedet und mich bei ihm dafür bedankt hatte, dass er mich schon zu solch einer frühen Morgenstunde wieder zurück in meine Heimatstadt gefahren hatte, ging ich mit festen Schritten auf das Gebäude vor mir zu. Es war zwar ein kleiner Laden, dafür aber mit seinen blinkenden Leuchttafeln ziemlich auffällig, sodass es nicht gerade selten vorkam, dass sich Passanten kurzfristig dazu entschlossen, sich ein Kunstwerk in die Haut eingravieren zu lassen.
Mit Schwung drückte ich die etwas schwerere Eingangstür auf, an der eigentlich ein Schild hing das darauf hinwies, dass noch geschlossen sei, doch schlüpfte ich nur hastig mit den ersten Sonnenstrahlen ins Innere. Das helle Klingeln der winzigen Glocke oberhalb der Türschwelle erklang, als die Tür hinter mir zufiel, sodass ich augenblicklich die Aufmerksamkeit des jungen Mannes hinter der Theke auf mich zog. Sofort schnellten seine katzenförmigen Augen zu mir herauf, weiteten sich kaum merklich, als er mich erkannte.
Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich näher auf ihn zutrat. Der Grund meines Besuches war eigentlich ganz banal. Ich hatte gestern ziemlich viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, wie ich die Sache nun angehen sollte und was meine nächsten Schachzüge wären. Dabei kam ich nicht um den Gedanken herum, mich, bevor ich zu Jimin gehen und ihm meine Liebe gestehen würde, vorher noch mit einer ganz bestimmten Person zu treffen. Und diese Person starrte mich gerade eben noch immer überrascht an, kratzte sich kurz an der Augenbraue, bis er seine nächsten Worte herausbrachte.
"Jeongguk? Was machst du denn hier?"
Verwundert kam Yoongi vom Tresen hervor, direkt auf mich zugelaufen. Besorgt musterte er mich, zog kritisch seine Augenbrauen zusammen, als er meinen Ausdruck nicht deuten konnte. "Können wir vielleicht kurz reden?", fragte ich ihn, obwohl ich ganz genau wusste, dass er förmlich dafür brannte, zu erfahren, was ich schon so früh hier tat.Dennoch nickte er nur, führte mich nach hinten in den Mitarbeiterraum seines eigenen Tattoo Studios und blickte mich gespannt an.
"Ist etwas passiert?", konnte er es sich dennoch nicht verkneifen, worauf er aber nur von mir ein Kopfschütteln bekam."Es ist alles gut Yoongi... ich..." Ich suchte nach den richtigen Worten, fand diese aber nicht wirklich. "Ja weißt du, eigentlich ist doch etwas passiert", kam es dann doch von mir, wobei ich nervös von einem Bein auf das Andere trat.
"Egal was es ist, du kannst es mir sagen, Ggukie", meinte er noch immer besorgt, versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln, was aber scheiterte.Kurz schloss ich meine Augen, öffnete sie mit einem selbstsichereren Ausdruck und atmete einmal tief durch. "Ich bin in Jimin verliebt."
"Du bist was?" Ungläubig blinzelte er mich an, war wahrscheinlich eben genauso verwundert, wie ich es gestern war, als mein Dad dasselbe meinte.
"Ich liebe Jimin", wiederholte ich also nochmal."Geht das denn überhaupt? Ich mein, du... du... nichts gegen dich, aber meintest du nicht, dass du aromantisch bist? Und dass du nicht liebst und es auch nicht brauchst?"
"Anscheinend geht es, sonst hätte ich keine romantischen Gefühle für Jimin."Wieder stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich an den Schwarzhaarigen denken musste. Was er wohl davon halten würde, wenn ich ihm meine Liebe gestehen würde? Würde er mir glauben oder doch nur denken, dass ich seine Worte nur aus Mitleid erwiderte?
So viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf umher, Gespräche, die noch nicht einmal geführt wurden, ich mir trotzdem schon das Ende von diesen ausmalte. Situationen, in denen ich nicht wüsste, ob Jimins Lächeln echt war oder nur den Schmerz hinter dessen Fassade verbergen sollte.
"Hast du es ihm denn schon gesagt?", unterbrach der Blondschopf meine wirren Gedankengänge und beförderte mich wieder ins hier und jetzt.
"Nein. Wir hatten gestern Streit und er ignoriert all meine Versuche, mit ihm in Kontakt zu treten."
"Himmel, ihr habt gestritten? IHR? Dass ich sowas noch miterlebe! Und was war der Auslöser?"
"Er hat mir seine Liebe gestanden..."Darauf lachte Yoongi bitter auf, schlug sich mit der Hand an die Stirn und wandte seinen Kopf ab.
"Und du hast ihm einen Korb gegeben??"
Zaghaft nickte ich, biss mir betreten auf die Unterlippe. "Aber zu meiner Verteidigung, da wusste ich noch nicht, was meine Gefühle zu bedeuten hatten! Erst als ich mit meinem Dad darüber gesprochen hatte, wurde mir klar, dass ich ihn liebe...""Ach Ggukie", murmelte er, während er mich plötzlich in seine Arme zog. "Du hast es schon nicht leicht", seufzte er und strich langsam meinen Rücken auf und ab. "Vielleicht solltest du aber trotzdem zu ihm gehen und mit ihm reden. Er wird es sicherlich verstehen, immerhin liebt er dich schon beinahe abgöttisch. Das hätte sicherlich auch ein Blinder vom Mond aus gesehen."
Leise musste ich deswegen kichern, legte meinen Kopf auf der Schulter meines besten Freundes ab. "Wirklich so auffällig?" Er brummte zustimmend. "Ziemlich auffällig."
"Dann sollte ich vielleicht echt mit ihm reden."
Langsam löste ich mich wieder von ihm, war in diesem Moment so unendlich dankbar, ihn als meinen besten Freund zu haben."Ja das solltest du."
Mein Herz begann zu rasen, als ich mir vorstellte, wie ich dem Älteren gegenübertreten würde und mir wurde unglaublich warm. "Kann ich vielleicht doch noch etwas bei dir blieben?", sah ich meinen besten Freund mit großen Augen an. "Ich glaub, ich brauch noch etwas, um das durchziehen zu können...""Aber natürlich. Wenn du willst, kannst du auch einen Kunden übernehmen, heute ist wahnsinnig viel los. Und somit könntest du auch etwas runterkommen, das Tätowieren hat dich bis jetzt ja immer beruhigt."
Sofort willigte ich ein und liefen darauf gemeinsam wieder zurück zur Theke vor, wo er ein dickes Buch aufschlug, was wohl sein Terminkalender darstellen sollte und sich die anstehenden Kunden durchsah.
"In einer halben Stunde kommt ein Kunde, der gestern Abend noch kurzfristig einen Termin haben wollte. Und da er sein Motiv schon selbst designt hat und sich sicher ist, was er sich stechen lassen möchte, ist auch kein Beratungsgespräch nötig gewesen, weswegen er den Termin bekommen hat. Da das aber so kurzfristig ist, überschneidet sich der Termin mit einem anderen Kunden. Könntest du ihn bitte übernehmen?"
"Selbst designt? Ein besonderer Kunde also", überlegte ich laut, fand den Gedanken, dass sich ein Kunde selbst die Mühe gemacht hatte, sich sein eigenes Kunstwerk zu entwerfen ziemlich cool, weswegen ich schon neugierig war, was für eine Art Mensch er war.
"Ja ein ganz Besonderer", erwiderte Yoongi, wobei seine Augen aufblitzten und er verschmitzt grinste. Weswegen er so breit grinste und was das Aufblitzen seiner Augen zu bedeuten hatte, sollte ich auch schon eine halbe Stunde später erfahren, als dieser besondere Kunde, Yoongis Tattoo Studio betrat...
𖧷𖧷𖧷𖧷𖧷
Wer das wohl sein mag xD
DU LIEST GERADE
𝐇𝐈𝐒 𝐓𝐀𝐓𝐓𝐎𝐎𝐒 | jikook ✓
FanficKunst verbindet Menschen auf verschiedenste Weisen miteinander. Aber was ist wirklich Kunst? Schöne Wandgemälde, erschaffen aus den teuersten Farben der Welt? Skulpturen und Plastiken bestehend aus edelstem Material? Tattoos auf der Haut, verschnö...