Kapitel 8 - Geheilt

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„Warte!", rief James, doch Will hörte nicht mehr auf ihn. Mit großen Schritten hastete er um die Siegessäule herum und verschwand aus ihrem Sichtfeld. Elaras Herzschlag beschleunigte sich. Sie waren zu spät gekommen. Hannah hatte den Ring bereits von der Spitze der Säule geholt.

Dennoch, vielleicht konnten sie ihn ihr wieder abnehmen. Sie umrundeten die Säule, Mondlicht schien auf die Wiese drum herum. Elara entdeckte Will und Hannah nur Sekunden, bevor James dem Feuer-Elementary etwas zubrüllte, ihre Nichte zögerte, dann aber den Arm ausstreckte und das Prickeln von Magie Elara den Atem raubte.

„Will", stieß sie hervor als der Junge mit einem Aufschrei gegen Stein krachte und reglos zu Boden fiel. Ihr Blick schoss zurück zu Hannah. Sie stand da wie eine Raubkatze kurz vor dem Angriff. Kleine Blitze zuckten um ihre Finger, ihr Gesicht lag halb im Schatten.

„Zu spät", säuselte sie. „Ihr seid zu spät. Ich habe den Ring."

„Hannah", murmelte Elara flehend. Der Anblick des jungen Mädchens, in deren Augen so viel Hass funkelte, traf sie tief. Gleichzeitig stieg Wut in ihr auf. Hannah erwiderte ihren Blick ohne zu blinzeln. Das Prickeln von Magie verstärkte sich. Zu spät erkannte Elara, was ihre Nichte gerade tat. Schon gehorchte ihr Körper nicht mehr ihren Befehlen.

„Greif ihn an." Hannahs Stimme klang beschwörend, lockend und rau. Sie versuchte, sich gegen den Einfluss der Magie zu wehren. Vergeblich. Der Befehl nagte an ihr, alles in ihr drängte sie, ihn auszuführen. So verzweifelt, dass sie ihm nicht länger widerstehen konnte. Mit einem Sprung warf sie sich auf James und riss ihn zu Boden, ehe sie sich aufrappelte, bereit, erneut anzugreifen. Er stand auf, fixierte sie, beobachtete ihre Bewegungen. Elara fühlte nichts bis auf den Drang, sich ein weiteres Mal auf ihn zu stürzen.

Auf einmal wurde seine Miene weich. „Es tut mir leid, Liebling." Seine kräftigen Hände packten ihre Arme, verdrehten sie so rasch, dass sie innerhalb von Sekunden bewegungsunfähig war, dann sah sie seinen Ellenbogen auf ihr Gesicht zufliegen. Schmerz explodierte hinter ihren Schläfen. Der Zwang der Magie fiel von ihr ab wie eine zweite Haut.

„Was ...?", hauchte sie verwirrt, ehe James' Gestalt vor ihren Augen zu verschwimmen begann, ihre Knie nachgaben und sie in Dunkelheit fiel.

„Elara." Eine drängende Stimme holte sie aus ihrer Ohnmacht zurück. James. Mühsam schlug sie die Augen auf. Über ihr leuchtete der Mond. Dann kamen die Erinnerungen zurück gemeinsam mit pochenden Kopfschmerzen und einer Übelkeit, die ihr das Abendessen die Speiseröhre hinauftrieb. Hustend rollte sie sich auf die Seite, schluckte gegen den sauren Geschmack von Galle an.

„Wo ist Hannah?"

James schlang ihr einen Arm um die Taille, half ihr hoch, hielt sie, als Schwindel sie übermannte.

„Sie ist geflohen. Mit dem Ring."

„Und Will?

„Wach, aber er braucht dringend medizinische Hilfe. Sein Rücken scheint einiges abbekommen zu haben."

„Kein Krankenhaus", entgegnete Elara. „Dort würden sie nur unnötig Fragen stellen."

„Also zurück zum Hotel." James nickte.

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Helen entfuhr ein erschrockener Laut, als sie die Tür des Hotelzimmers geöffnet hatte, nachdem James geklopft hatte.

„Oh mein Gott, Will. Was ist passiert?"

„Gleich", erwiderte James gepresst und schob sich in den Raum – Will mehr tragend, als das dieser selbst ging. Elara folgte ihm langsam. Diese verdammten Kopfschmerzen. Sie ließ zu, dass ihre Schwester sie zu einem Sessel führte, ehe sie James vom Bett scheuchte, um sich Will anzunehmen.

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