Ein Mädchen

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Er stand vor dem Spiegel und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Darüber nachdenkend, was er jetzt machen sollte, ging er wieder ins Wohnzimmer. Xenia saß immer noch auf dem Sofa und starrte gedankenverloren auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers. Seufzend setzte Raphael sich auch aufs Sofa und nahm sie in den Arm. Plötzlich nahm er das Blitzen, wahrscheinlich von der Tür, wahr und Raphael bedeutete Xenia, sitzen zu bleiben.

Mit einem Brief in der Hand kam Raphael wieder zu ihr zurück. Er sah die Furcht in ihren Augen, noch bevor er den Brief aufreißen konnte. Entschuldigend überreichte er ihr das Papier, und sie begann zu lesen.

Xenia starrte auf das Papier und zuckte zusammen, als Raphael es ihr aus der Hand nahm

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Xenia starrte auf das Papier und zuckte zusammen, als Raphael es ihr aus der Hand nahm. Aufmerksam begann er zu lesen, und mit jedem Wort, das er las, bekam er mehr Angst. Konnte Mary wirklich so eifersüchtig sein, dass sie solche Briefe schickte? Sein Blick glitt über Xenias Gesicht und er stockte, als er die Tränen bemerkte, die über ihre Wangen liefen. Ohne lange zu überlegen, hob Raphael sie hoch und setzte sich mit ihr wieder aufs Sofa. Ihre Hände zitterten, als sie sich Zettel und Stift nahm, um zu schreiben. „Ich weiß nicht, was ich machen soll! Die Briefe treiben mich in den Wahnsinn!" „Ich weiß!", Raphael nahm sie nochmal in den Arm. „Wir gehen jetzt zur Polizei!". Man sah, wie er wütend den Stift ins Papier gedrückt hatte. Entschlossen nickte sie.

Eine Stunde später standen Xenia und Raphael im hamburgischen Polizeipräsidium. Hinter der Theke stand ein rundlicher Mann, der mürrisch dreinblickte. Der Schreibtisch war übersät mit Akten und losen Zetteln. Langsam drehte er sich zu ihnen um und wuchtete sich aus dem Schreibtischstuhl, der aussah, als hätte er auch schon bessere Tage erlebt. „Was habt ihr auf dem Herzen?", fragte der Polizist und Raphael legte alle vier Briefe, die Xenia bekommen hatte, dem Polizist vor die Nase. „Sie ist gehörlos!", informierte Raphael ihn, der daraufhin wissend nickte. „Da trifft es sich ja gut, dass ich Gebärdensprache kann", der Mann fing an, für Xenia zu übersetzen. „Ich heiße Eric Roberts", stellte der Polizist sich vor, und wandte sich den Briefen zu. „Sie sagten, der erste Brief kam vor ungefähr zwei Wochen?", fragte der Polizist an Raphael gewandt. Dieser nickte. Dann berichtete Xenia von ihrer Beobachtung, der Frau auf ihrer Einfahrt. „Nun", Mr. Roberts runzelte die Stirn „das riecht stark nach Erpressung! Obwohl Eifersucht auf eine andere Frau ein schwer zu beweisendes Motiv ist. Meiner Meinung nach!" Mr. Roberts seufzte. „Ich werde die Briefe genauestens untersuchen und nach Fingerabdrücken suchen lassen, dafür brauche ich dann auch die Abdrücke von Ihnen beiden", der Polizist ließ seine Hände ruhen und sah Raphael an. „Sie müssen gut auf ihre Freundin acht geben. Bei einer Erpressung ist es wichtig, dass man einen Menschen an seiner Seite hat, dem man vertrauen kann, der einem Halt gibt und einen auffängt, wenn man fällt." Xenia hing an den Lippen des Polizisten und versuchte, zu erraten, was er Raphael erzählt hatte.

Am Abend lag Raphael neben Xenia in ihrem Bett und lauschte ihren gleichmäßigen Atemzügen. Als sie wieder bei Xenia angekommen waren, hatte er sich geweigert, nachhause zu fahren und Xenia mit ihren Gedanken alleine zu lassen. Er hielt es für unverantwortlich und wollte auf keinen Fall zulassen, dass Xenia irgendetwas machte, was sie später bereuen würde. Und jetzt hing er selber seinen düsteren Gedanken nach und konnte nicht einschlafen. Die Worte des heutigen Briefes fraßen sich durch seine Gedanken. „Leider sehe ich mich nun dazu gezwungen, harte Maßnahmen zu ergreifen." Das war ganz klar eine Drohung! Vorsichtig legte er einen Arm um Xenia und zog sie an seine Brust. Er würde nicht zulassen, dass ihr etwas geschah.

Hände sind ihre SpracheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt