8.

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Die nächsten Tage verliefen ruhig. Wir räumten die Wohnung oben weiter auf, ich erlaubte Steve wieder aufzustehen und seine Wunde war schon fast wieder ganz verheilt. Peter und ich kochten jeden Tag für alle, einfach um auf andere Gedanken zu kommen. Es war eine komische Stimmung. Keiner sprach darüber, was passiert war oder was noch geschehen würde. Aber jeder war angespannt. Wir wussten alle, dass das nicht das Ende war. Vor allem die Anwesenheit von Bruce, Bucky, Sam und Scott ließ uns das nicht vergessen. Trotzdem schien es so, als würden wir alle versuchen diese Tatsache zu verdrängen. Allen voran Nat. Sie gab es nicht zu, doch ich konnte ihr ansehen, dass sie Angst hatte und sich immer noch schuldig fühlte. Sie verbrachte die meiste Zeit in dem Zimmer und trainierte, allein. Sie verbrachte kaum Zeit mit uns. Nur zum Essen, kam sie hoch. So wollte ich sie auch gerade zum Abendessen holen, als ich vor der Milchglastür stoppte. Ich konnte Nat darin weinen hören. Ich ließ ihr noch etwas Zeit, bevor ich in das Zimmer trat. „Hey Kat…“, versuchte Nat sich an einem Lächeln. „Hey… Nat ich… Bist du okay?“, kam ich langsam auf sie zu. „Ja…“, nickte sie, ohne mich anzuschauen. „Du kannst mit mir reden.“, lächelte ich sie aufmunternd an und setzte mich neben sie an die Wand, an der sie saß. „Ich weiß…“, meinte Nat und begann dann zu weinen. „Oh Nat.“, legte ich meine Hand auf die ihre. „Ich habe es vermasselt okay. Es ist meine Schuld. Ich habe alles vermasselt. Das war ja zu erwarten!“ „Nat?“, schaute ich sie unsicher an, so verzweifelt hatte ich sie noch nie erlebt.  „Nichts macht Sinn, aber ich weiß nicht, warum…“, schluchzte sie dann. „Oh Nat, warum sagst du denn nichts?“, nahm ich sie jetzt in die Arme und strich über ihre wieder roten Haare. „Weil…, weil ich…ich die starke bin.“, murmelte sie in meine Schulter. „Ja, du bist die starke Agentin aber Nat, du bist auch ein Mensch.“ „Bin ich das?“ „Ja, du bist ein Mensch. Du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Du bist wie meine große Schwester.“, zog ich sie noch enger zu mir. „Danke, Kleine.“, schlang sie ihre Arme ebenfalls enger um mich. Wir blieben einfach noch eine ganze Weile so sitzen, bis Nat sich langsam von mir löste und sich ihre Tränen wegwischte. „Du bist eigentlich hier, weil es essen gibt, oder?“, fragte sie dann. Ich nickte und so gingen wir nach oben zu den anderen. Keiner Fragte, weshalb wir solange gebraucht hatten. Wir aßen gemeinsam und gingen dann alle ins Bett. Am nächsten Morgen traf ich Peter wieder in der Küche. Die anderen schliefen alle noch. Somit kümmerten wir uns ums Frühstück und planten schonmal, was wir alles für die nächsten paar Tage einkaufen wollten. Die meiste Zeit hatten wir uns die Lebensmittel liefern lassen, doch gestern Abend hatten Peter und ich beschlossen, wir würden heute mal einkaufen gehen, einfach um mal rauszukommen. So machten wir uns direkt nach dem Frühstück auf. „Gott, frische Luft.“, lachte ich, als wir den Tower verließen. „Das kannst du laut sagen.“, lachte auch Peter und wir liefen fröhlich die vollen Straßen entlang. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so froh sein würde, einkaufen zu gehen.“, meinte Peter als wir vor dem Supermarkt standen. Ich lachte nickend. Wir nahmen uns einen Einkaufswagen und kauften ein. Naja, besser gesagt, schob Peter mich durch die Gänge und ich sammelte alles ein. Wir hatten einen riesen Spaß, auch auf dem Weg nach Hause, lachten wir viel da uns eine Tüte gerissen war. Wir hatten in eine Seitengasse gehen müssen, damit Peter die Tüte mit einem seiner Netzte flicken konnte. Es hatte sich so aufgeregt, dass ich vor lauter lachen kaum Atmen konnte. Es war das erste Mal seit Wochen, dass ich wieder richtig lachen konnte. Und so schien es auch Peter zu gehen, denn seine Augen strahlten richtig. Doch als wir in der Wohnung ankamen, war unsere Ausgelassenheit wie weggefegt. Irgendetwas stimmte nicht. Alle saßen im Wohnzimmer auf der neuen Couch und meine Eltern fehlten. Wie angewurzelt blieben Peter und ich stehen. „Was ist los?“, fragte ich, als ich bemerkte, dass Wanda und Natasha weinten. „Kate, Peter können wir reden?“, meinte da Steve. Peter stellte die Tüten aber und wir gingen zu den Erwachsenen. „Kat, komm her.“, klopfte Nat neben sich und als ich mich setzte zog sie mich in ihre Arme. „Deine Mum ist eben zusammengebrochen. Anscheinend wurde sie während des Kampfes verletzt. Tony ist sofort mit ihr ins Krankenhaus. Er hat vor fünf Minuten angerufen. Es tut mir leid Kleine, aber deine Mum ist gerade gestorben. Es tut mir so leid.“, flüsterte sie mir in Ohr. Völlig erstarrt löste ich mich aus Nats Umarmung. Mir war so schlecht. Ich hatte die Kontrolle über meinen Körper vollkommen verloren. Ich stand auf, doch sank ich sofort zu Boden. Ich fing an zu schreien und warf mich in Natashas Arme, als sie sich neben mich kniete. Ich schrie und weinte. „Katie, bist du okay? Was ist denn los?“, drang Peters verunsicherte Stimme zu mir durch. Seine Stimme zitterte so sehr. Dann hörte ich wie Steve es ihm erklärte. Ich schaute auf. Immer noch liefen mir die Tränen meine Wange hinunter. Peter sank auf die Knie und begann bitterlich zu weinen. Ich konnte das nicht mit ansehen. Langsam stand ich auf und ging in die Küche, wo ich mich über die Spüle beugte und mich übergab. „Kleines, sieh mich an, okay?“, legte da Steve eine Hand auf meinen Rücken und hielt mir die Haare aus dem Gesicht. Ich übergab mich noch zwei Mal, bevor ich mich an ihn lehnte und in seine traurigen Augen blickte. Er half mir mich hinzusetzen und setzte sich dann neben mich. „Es wird alles gut, lass es raus, Kleines.“, meinte er und nahm mich in seine Arme, wo ich in seine Schulter schluchzte. Steve strich mir beruhigend über den Rücken, doch ich beruhigte mich nicht. Eher im Gegenteil. Ich weinte nur noch mehr und bekam kaum noch Luft. Steve lehnte mich nun mit dem Rücken an die Theke. „Ganz ruhig Kleines. Du musst atmen. Ein und aus.“, nahm er sanft meine Hand und atmete mit mir. „Wann wird es besser?“, fragte ich ihn schluchzend. „Oh Kleines.“, meinte Steve nur. Ich sah ihm an, dass er überfordert mit der Situation war. „Wann wird es besser Steve?“, schrie ich ihn nun an. „Komm her, Kleines.“, zog er mich zu sich. Ich beruhigte mich wieder etwas und kurz darauf versuchte er mir aufzuhelfen, doch meine Beine sackten wieder zusammen. „Ich bin so müde! Ich kann nicht mehr! Es tut so weh! Mach, dass es aufhört! Bitte mach, dass es aufhört!“, brüllte ich, während mir die Tränen nur so die Wangen hinunterflossen. Kurz darauf berührte eine warme Hand, die meine und zwei starke Arme schlossen mich in eine Umarmung. Es war Peter. Ich warf mich in seine Arme und schluchzte in seine Schulter.
 
 „Schhh.“, strich er über meinen Rücken. „Ich bin hier. Du bist nicht allein.“, flüsterte er in meine Haare und hielt mich einfach weiter fest. Ich weiß nicht, wie lange ich in seinen Armen lag oder wie lange ich geweint hatte. Ich weiß nur, dass ich irgendwann aufgestanden bin und wieder zu den anderen ins Wohnzimmer gegangen bin. „Hey, Kleines.“, stand Steve auf und kam auf mich zu. „Hey.“, lächelte ich und ließ ihn mich umarmen. „Wisst ihr wann mein Dad wiederkommt?“, fragte ich dann in die Runde. „Nein, er muss noch einiges klären.“, meinte Clint und klopfte neben sich aufs Sofa. Ich setzte mich also neben ihn und blieb den Rest des Tages stumm. Ich wusste nicht nur was ich sagen sollte, sondern bekam auch nicht wirklich etwas mit. Ich schaute nur auf meine Hände und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Als es dann endlich dunkel draußen wurde, bestellten wir etwas zu essen und ich aß ein wenig, einfach nur, dass die anderen nichts sagen mussten. Nach dem Essen stand ich auf und wollte in mein Zimmer, doch davor blieb ich stehen. Ich konnte jetzt nicht schlafen. Aber ich wollte auch nicht wach bleiben. So stand ich einfach vor meiner Tür stehen und tat nichts. „Katie?“ Ich schreckte auf und drehte mich zu Peter um. „Katie, ist alles okay?“, erkundigte er sich sofort. Ich nickte nur und trat dann in mein Zimmer. Hinter mir schloss ich die Tür und ließ mich weinend an der Tür zu Boden gleiten. Meine Knie hatte ich unter mein Kinn gezogen und schluchzte in meine Hände, bis ich kaum noch atmen konnte. Ich holte mein Handy raus, ich musste jetzt die Stimme meines Dads hören. Somit rief ich ihn an. „Dad…Dad?“ Ich versuchte normal zu atmen, doch schaffte es kaum. Ich zog mich an der Tür hoch und sank kurz darauf neben meinem Bett auf die Knie. „Dad… ich glaube… ich… Ich glaube es passiert wieder.“, weinte ich, als mir das Handy aus der Hand fiel. Ich verlor die Kontrolle und meine Hände begannen einzufrieren. Um mich herum bildete sich eine dünne Schicht auf Eiskristallen. Da ging die Tür auf und ich blickte in Peters braune Augen. „Katie?“, fragte er überfordert. Auf der anderen Seite der Leitung hörte ich meinen Dad panisch meinen Namen rufen. „Kate, ich bin auf dem Weg. Versuche zu atmen. Peter, rede mit ihr. Ich bin gleich da.“, hörte ich meinen Dad sagen, bevor er auflegte. „Katie. Du musst atmen. Du kannst das.“, hockte sich da Peter mit etwas abstand vor mich. „Ich..ich kann nicht. Peter, bitte geh. Ich darf dich nicht verletzten. Ich darf dich nicht auch noch verlieren.“, schluchzte ich. „Das wirst du nicht. Niemals. Das Verspreche ich dir. Du muss nur ganz ruhig atmen. Katie! Schau mich an. Du kannst das!“ Peter kam langsam auf mich zu und ich sah in seinen Augen, dass er Schmerzen hatte, als er das Eis berührte. „Peter, bitte.“, murmelte ich schwach. Er schüttelte nur den Kopf und kam immer näher. Als er dann direkt vor mir saß, nahm er meine Hand in die seine. „Du kannst das“, flüsterte er schwach. Ich versuchte es mit all meiner Kraft, doch konnte ich das Eis nicht kontrollieren. „Peter bitte.“, flehte ich. Doch er schüttelte nur wieder den Kopf. „Ich weiß, dass du das kannst. Ich vertraue dir. Ich liebe dich.“, meinte er da, lehnte sich vor und küsste mich. In dem Moment, in dem sich unsere Lippen berührten, wurde das Eis in meinem Zimmer zu Schnee und es schneite. Lächelnd löste Peter seine Lippen wieder von meinen und sank erschöpft in meinen Schoß. „Danke.“, lächelte ich ebenfalls und strich durch seine weichen Haare. Da flog die Tür auf und mein Vater rannte in mein Zimmer. „Oh Gott.“, blieb er wie angewurzelt stehen. „Alles gut, Dad.“, meinte ich nur und mit einem Wink, war der ganze Schnee weg. „Was ist passiert?“, kniete er sich neben Peter und mich. Peter richtete sich wieder auf und lehnte sich ans Bett, an dem auch ich lehnte. „Ich…“, ich wusste nicht was ich sagen sollte. „Alles gut mein Schatz. Ich weiß.“, nahm mein Dad mich da in den Arm und ich begann erneut zu weinen. Ich bekam nur am Rande mit wie Steve Peter hoch half und ihn aus dem Zimmer führte. Als ich mich wieder beruhigt hatte, strich mein Vater mir die Tränen weg. „Peter?“, fragte ich sofort. „Alles gut, wenn du willst kannst du zu ihm.“, meinte mein Dad und half mir auf. Wir verließen mein Zimmer und trafen auf Sam. „Wo ist Peter?“, erkundigte ich mich. „In seinem Zimmer, ihm geht es gut.“, erklärte der Mann und mein Dad half mir noch in Peters Zimmer, da ich noch ziemlich wackelig auf den Beinen war. „Hey, Katie.“, lächelte der Junge mich an und setzte sich langsam auf. „Ich lass euch dann mal allein. Wenn ihr was braucht, ruft ruhig.“, meinte mein Dad und verließ das Zimmer. „Wie geht es die?“, wollte ich wissen, als ich mich neben Peter setzte. „Alles gut, nur müde. Bleibst du bei mir?“ Ich nickte und kuschelte mich an Peter unter die Decke. Er legte seine starken Arme um mich und flüsterte: „Ich meinte das vorhin ernst. Ich habe mich in dich verliebt Katie.“ Ich drehte mich zu ihm um und küsste ihn einfach sanft. Wir lächelten uns an und schliefen Arm in Arm ein.

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