29.

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Magnus

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich alles wieder etwas beruhigt hatte. Und erst als Izzy wieder komplett wach war und allen mehrfach versichert hatte das es ihr gut ging, schienen wir alle wieder atmen zu können.

"Sollen wir jetzt mal nach deinem Arm sehen?" fragte Jace an Alexander gerichtet, wodurch sich die ganze Aufmerksamkeit auf ihn lenkte.
"Wieso, was ist mit deinem Arm?" wollte seine Schwester wissen und er seuftzte einmal abwertend.
"Garnichts, ich hab ihn mir ausgerenkt, aber das geht schon." spielte er es herunter. Trotzdem vielen mir seine angespannten Schultern und sein Gesicht, welches noch etwas blasser war als sonst, auf.
"Danke, Alec." flüsterte Isabelle, die wusste das er es um sie zu retten getan hatte und warf sich ihm in die Arme.

Kurz zuckte er schmerzerfüllt zusammen und keuchte auf ehe er einmal scharf die Luft einzog, denn seine Schwester war auch gegen seinen verletzten arm gekommen.
"Ich wusste das du lügst." sagte sie mit einem entschuldigenden Grinsen. "Wir müssen deine Schulter wieder einkugeln." entschied sie und wollte schon entschlossen anpacken, als Alexander sie stoppte.
"Ist ja gut Iz, aber so geht das nicht und außerdem solltest du dich erstmal ausruhen." meinte er.

Etwas beleidigt schnaubte sie.
"Wenn nicht ich es mache, wer dann?" fragte sie schnippisch und ich musste leicht schmunzeln. "Mit dem Arm von Jace wird das jedenfalls nichts." bemerkte sie und wir alle konnten ihr nur zustimmen. Auch Simon viel eher weg, da er nicht sonderlich gut stehen konnte und sich vermutlich auch nicht trauen würde richtig anzupacken. Allerdings traf letzt genannter Punkt auch auf Clary und mich zu.

"Magnus macht es." sagte Alexander fest und überrascht, als auch leicht geschockt sah ich ihn an. Ich würde ihm nicht wehtun können.
Aber die Hoffnung, die aus irgendeinem Grund in seinem Blick zu sehen war, den er mir zu warf überzeugten mich nicht zu widersprechen.

"Ok, ich machs." stimmte ich zu und glaubte für einen kurzen Moment Erleichterung in seinen Augen sehen zu können.
"Gut. Während wir uns darüm kümmern, könnt ihr, Simon und Clary, ja schonmal versuchen ein neues Feuer zu machen. Jace kümmerst du dich weiter um Iz?" ordnete Alec wieder alles.
"Wie sollen wir denn ein Feuer zustanden bringen? Es ist alles klitschnass." überlegte Clary verzweifelt.
"Versucht es einfach irgendwie." meinte ich, obwohl ich selbst keinen Plan hatte wie das funktionieren sollte.
"Und ich brauche übrigens keinen Aufpasser." warf Izzy noch zu Alexanders Rede ein.
"Das weiß ich Iz, wir wollen doch nur sichergehen und überprüfen ob du nicht doch irgendwie verletzt bist." beschwichtigen sie ihr Bruder und schließlich stimmte sie zu.

Nachdem alles geklärt war, gingen Alexander und ich etwas abseits. Ich bemerkte das er beim aufstehen kurz schwankte und war mir ziemlich sicher, dass seine Schulter nicht nur ein bisschen schmerzte.

"Danke, dass du das machst." sagte er leise und ich wurde nervös.
"Alexander, ich hab Angst. Ich hab sowas noch nie gemacht und ich will dir nicht wehtun." erkläre ich und sanft lächelt er mich an.
"Ich erklärs dir." sagte er schlicht, ehe er mir zeigte was ich zu tun hatte, wie ich anfassen und welche Bewegung ich ausführen sollte. Und auch wenn er es sehr gut erklärte, traute ich mich nicht so wirklich.

Tief atmete er durch und bereitete sich somit auf den Schmerz beim einränken vor. Auch ich brauchte eine kurze Atempause um mich zu beruhigen, ehe ich meine Hände an seinen Arm und seine Schulter legte.
"Okay, eins... zwei... drei." zählte ich laut, ehe ich die mir erklärte Bewegung ausübte.
Alec schrie auf und sofort tat es mir leid. Es schien fast noch schlimmer als in dem Moment wo er sich die Schulter ausgekugelt hatte. Schmerzerfüllt hörte ich ihn keuchen und als er sich aus seiner vor Schmerz zusammengekrümmten Position wieder aufrichtete, sah ich wie seine Augen schimmerten. Mein Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken, das er meinetwegen solche Schmerzen hatte, sodass meine Brust schmerzte.

"Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid." rief ich erschrocken und er schüttelte den Kopf.
"Nein, alles gut. Das ist dein erstes Mal gewesen, das macht nichts." sagte er möglichst ruhig und warf seine Haare die ihm in die Stirn hingen etwas zurück. " Du musst beim nächsten mal mehr Kraft und Druck anwenden." meinte er und stellte sich wieder mir gegenüber auf.

Ich hatte es nicht geschafft. Ich hatte es nicht richtig gemacht und jetzt musste er da nochmal durch. Innerlich gab ich mir gerade eine Backpfeife, weil ich es vergeigt hatte und ihn somit nochmal durch diesen Schmerz schickte.

"Du schaffst das Magnus. Ich glaub an dich." sagte er mit so viel Vertrauen in der Stimme, dass es mir warm ums Herz wurde. Der tiefe Blick, den er mir durch seine wunderschöne blauen Augen zuwarf verstärkte dieses Gefühl nur noch.

Zittrig legte ich meine Hände wieder an seinen Arm und dieses Mal sah ich deutlich seine Angst.
"Also gut. Eins... zwei..." fing ich an, wurde aber von ihm unterbrochen.
"Magnus!" stoppte er mich.
"Ja?"
"Kannst du mir etwas erzählen, währenddessen? Ich hab mal gehört es tut weniger weh wenn man nicht damit rechnet." fragte er leise und es brach mir fast das Herz. Er wirkte in diesem Moment so verletzlich und normalerweise ließ er sich so etwas nicht ansehen, aber jetzt war selbst aus seiner Stimme die Unsicherheit zu hören.
"Ja, natürlich." stimmte ich also zu.

Ich überlegte kurz, aber dann viel mir etwas ein.
"Weißt du, ich habe einen Kater. Er heißt der große Vorsitzende Miautzetung." Fing ich an, wurde aber von einer Art glucksen unterbrochen. Alec lachte und in dem Moment war es das schönste was ich hören könnte.
"Wie kommt man denn darauf seine Katze so zu nennen?" wollte er immernoch glucksend wissen.
Nun musste auch ich schmunzeln und zuckte die Schultern.
"Ich weiß nicht." gab ich zu. "Vermutlich ist er einfach der Typ Kater dafür." sagte ich immernoch grinsend und kurz sahen wir uns einfach  nur still an.
"Weiter." flüsterte Alexander dann um mich zum weiterreden zu bringen und erinnerte mich dadurch auch wieder an meine eigentliche Aufgabe. Diesmal würde ich es schaffen. Ich wollte ihn nicht nochmal unnötig verletzten.

"Also gut. Ich weiß, viele sagen das es nicht zählt und finden es seltsam, aber meine absolute Lieblingsfarbe ist Glitzer." erzählte ich, während ich mir einen Ruck gab und dieses Mal mit mehr Druck seine Schulter einränkte.

Wieder schrie er auf, jedoch kürzer als vorher und hatte sich auch schneller wieder unter Kontrolle. Innerlich hoffte ich, dass es daran lag, dass es diesesmal nicht ganz so sehr wehtat wie zuvor.

Schmerzlich lachend stieß er die Luft aus ehe er sagte: "Die meisten Leute finden auch das seltsam, aber ich liebe Nudeln mit Ketchup. Vermutlich würde ich es sogar eins meiner Lieblingsessen nennen."
Erleichtert lachte ich auf. Wir hatten es geschafft und es ging ihm gut.

Also begaben wir uns wieder auf den Weg zurück. Er hatte nicht gesagt warum wir überhaupt gegangen waren und es nicht beim Lager erledigt hatten, aber ich vermutete das es ihm vor den anderen unangenehm war und er keine Aufmerksamkeit oder Sorge verursachen wollte. Zwar hatten sie mit Sicherheit seine Schreie gehört, aber es war doch nochmal etwas anderes.

Kurz befor wir da waren hielt er mich kurz am Arm zurück.
Fragen blickte ich ihn an.
"Ich wollte mich nur bedanken." sagte er.
"Ach keine Ursache, aber nächstes mal überlasse ich das hoffentlich wieder den Ärzten." scherzte ich, aber sein Blick blieb ernst.
"Ich meinte nicht nur für das, sondern für alles."

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