Kapitel 21

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2. Februar.

Wie spät ist es?

Akaashi bewegte sich leicht im Bett und stieß ein leises Grunzen aus. Er kümmerte sich nicht darum, nachzusehen. Es war ihm egal.

Der Himmel war schon schwarz. Er kam zum Schluss, dass es vermutlich ungefähr fünf Uhr nachmittags war. Also war es ihm egal. Es war ihm egal, ob es sieben am Morgen, oder acht am Abend, oder zwölf Uhr nachts war, oder ob die Zeit komplett aufhörte zu laufen.

Das Einzige, das ihm nicht egal war, war die Tatsache, dass Bokuto immer noch mit ihm war, neben ihm, atmend, lebendig.

Das Einzige, was ihn interessierte war, dass Koutarou noch immer da war.

Akaashi bewegte seinen Kopf zur Seite und berührte Bokutos Nacken mit seiner Stirn.

Bokutos Bewegungen kamen verspätet, aber er reagierte trotzdem, als er sich zu Akaashi umdrehte um sein Kinn auf seinem Kopf abzustützen. Das weiche Haar gegen Bokutos Kinn tröstete ihn und er entspannte sich.

Akaashi mochte es, wenn das passierte. Es würde weitere Krämpfe in Bokutos Körper ein wenig mindern, was ihm erlaubte, mehr zur Ruhe zu kommen, als es eigentlich möglich war. Akaashi wusste nicht, weshalb er diesen Effekt auf ihn hatte, aber er tat es, und das war alles was ihn interessierte.

Der Tag war außergewöhnlich kalt, aber Akaashi war froh, dass das Krankenzimmer für Bokuto beheizt wurde. Aber trotzdem litt Bokuto unter Zitteranfällen, die in kurzen Abständen kamen und für mehrere Sekunden anhielten, da sein Körper zu schwach war, um das Beben weiterhin durchzuführen.

AKaashi ging immer sicher, dass er Bokuto dicht an sich hielt, sobald dies passierte, einfach nur damit er wusste, dass er für ihn da war. Dass er keine weitere Illusion war, die sein Kopf hervorrief. Akaashi murmelte auch leise Dinge, um kurze, meist einseitige Konversationen zu führen. Er fragte normalerweise immer ja oder nein Fragen, die Bokuto mit einem Nicken oder Kopfschütteln beantworten konnte. Aber manchmal antwortete er nicht auf die Fragen, selbst wenn Akaashi zweimal fragte.

Er würde nicht immer Antworten bekommen, dessen war sich Akaashi bewusst, aber trotzdem fuhr er fort, immer mehr Fragen zu stellen. Manchmal würde er auch einfach nur etwas erzählen, das ihm gerade durch den Kopf ging.

Es war seltsam, wie je weniger Bokuto fragte, Akaashi mehr sprach.

Seinen Kopf in Bokutos Nackengrube entspannend blinzelte Akaashi und sah ins nichts, seine Augen auf keine bestimmte Sache fokussiert... Manchmal erinnerte er sich, dass Kenma das auch tat. Seine Hand hielt einen von Bokutos sehr dünnen Armen und sein Daumen würde gelegentlich über ihn streichen, um ihm etwas Trost zu spenden.

Sie teilten sich die selbe marine blaue Decke und drängten sich darunter zusammen, um so viel Wärme wie möglich zu halten. Während Akaashi leise da lag, hörte er Bokutos angestrengtem Atmen zu, er öffnete seinen Mund um zu sprechen.

„Koutarou?"

Er sprach gerade so laut, dass Bokuto ihn hören konnte. Er fühlte wie er sich als Antwort an seinem Kopf bewegte, also fuhr er fort. Er atmete einmal tief ein und blinzelte das Brennen in seinen Augen weg.

„Ich will, dass du weißt, dass... ich es nicht bereue dich getroffen zu haben."

Bokuto bewegte sich nicht viel. Er atmete jetzt nur noch.

„Ich bin... sehr froh darüber, dass ich dich getroffen habe. Und dass ich dich kennengelernt habe..."

Akaashi machte eine lange Pause und sprach für eine Weile nichts. Aber dann redete er weiter.

„Also... danke, Koutarou, dass du mich an dem Tag im Gang angesprochen hast... Und dass du mich fragtest ob alles in Ordnung war. Weil ich war es damals nicht. Aber... ich bin es, jetzt."

Er rutschte mit seinem Kopf auf Bokutos Brust hinunter, Akaashi lehnte sich an seine dürre Gestalt. Akaashi hörte dem beschleunigten Herzschlagen von Bokuto zu und wusste, dass das seine Reaktion auf seine Worte waren.

Akaashi schloss seine Augen neben ihm. Er fand nichts mehr zum Sagen. Er erlaubte stattdessen seinen Aktionen, für ihn zu sprechen. Er zog sich näher an Bokuto heran und vergrub sein Gesicht in der Wärme seines Nackens. Er konnte fühlen wie sich Bokuto sein Kinn gegen seinen Kopf rieb, so wie er es immer tat. Es scheiterte nie daran, Akaashi zu trösten. Er atmete den vertrauten Geruch ein, den er liebgewonnen hatte, und atmete leise gegen Bokutos hervorstehendes Schlüsselbein aus.

Akaashi spürte, wie sich ein schwacher Arm an seiner Schulter hochzog und dort ruhte. Als Antwort darauf rutschte er näher und erlaubte seinem Körper sich zu entspannen. Sein Atmen wurde in kürzester Zeit gleichmäßig und er fühlte, wie er langsam in den warmen Schlaf glitt, ohne sich dagegen wehren zu können.

Benommen flüsterte Akaashi noch die letzten Worte, „Gute Nacht, Koutarou," bevor er in einen tiefen Schlaf fiel.

Er träumte von nichts Spezifischem. Er litt nicht unter Albträumen, aber er hatte auch nichts, dass einem Traum glich. Da war nichts. Nur Dunkelheit.

In Another Life (deutsche Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt