Kapitel 8:
Ich schloss die Haustür auf und spähte in den Flur. Wahrscheinlich war Vater gar nicht da und ich musste ihm erst mal nicht unter die Augen treten. Als ich niemanden im Wohnzimmer entdeckte eilte ich die Treppen hoch und machte leise die Tür in meinem Zimmer zu.
Geschafft....
Ich stütze mich mit dem Rücken gegen die Tür und sank zu Boden. Und lächelte...
Ja ich lächelte wirklich. Ich konnte es selbst kaum glauben und presste mir meine Hände ins Gesicht. Zum ersten Mal, nach Thomas´Tod, lächelte ich richtig wieder... Nicht gestellt, nein, ungezwungen und ehrlich...
Ich war frei! Ich fühlte mich als könnte ich fliegen. Als wäre die Last, die eben noch auf meinen Schultern lag, weg, und jetzt wäre ich so leicht wie eine Feder....
Seth...
Ich legte meinen Finger auf meine Lippen und verharrte so. War er vielleicht meine Rettung? Vor diesem tiefen dunklen Abgrund? Konnte er mir helfen, mein wahres Ich und mein richtiges Leben wieder zu finden?
Jetzt legte ich meine Hand auf mein pochendes Herz und sah mich im Zimmer um. Ich musste noch mit Nancy reden... Das war immer noch nicht geklärt.
Ich musste mich umziehen... Ich trug noch immer die Sachen vom Vortag. Vielleicht sollte ich direkt nochmal unter die Dusche gehen....?
Aber zuerst griff ich nach meinem Handy und wählte Nancys Nummer.
Nein... ich konnte noch nicht wieder mit ihr reden...
Aber schon zu spät. Ein leises Klicken und dann ertönte ihre Stimme.
„Emi?“
„Hi, Nancy..“ erwiderte ich und biss mir auf die Lippe. Verdammt. Ich hatte viel zu voreilig gehandelt und gar nicht überlegt was ich ihr jetzt sagen konnte.
„Sollen wir uns vielleicht treffen?“ wagte ich vorsichtig und wartete dann nervös auf ihre Antwort.
„Um 4 bei Seth. Du hast einiges zu erklären... Bis später.“
Mein Herz blieb stehen. Einiges zu erklären? Bei Seth?
„Okay bis später“ flüsterte ich beinahe und legte auf.
Sie klang nicht gerade erfreut. War da vielleicht doch etwas zwischen Nancy und Seth, was er mir verschwiegen hatte?
Unbehagen machte sich wieder in mir breit und verflogen war der kurze Moment der Zufriedenheit.
Ich hatte doch jetzt nicht unsere Freundschaft aufs Spiel gesetzt... oder?
Nervös und mit klopfenden Herzen stand ich wieder, wie gestern, vor Seth´s und Oliver´s Wohnungstür und musste all meinen Mut zusammen fassen um endlich die Klingel zu drücken.
Nancy war diejenige die die Tür öffnete und sah mich ausdruckslos an. Eigentlich konnte es doch gar nicht sein, das sie wegen so einer Kleinigkeit so sauer war?! Oder?
„Hi Emi. Komm doch rein.“
„Hi.“ sagte ich eingeschüchtert und betrat den Flur.
Noch bevor ich etwas machen konnte, spürte ich ihre Hände in meinem Rücken und wurde etwas unsanft ins Wohnzimmer befördert. Dort erwarteten mich schon die anderen drei.
„Was ist hier los?“ fragte ich verunsichert und drehte mich zu Nancy, die mit verschränkten Armen hinter mir stand.
„Das wollen wir von dir wissen.“ mischte sich Amanda ein und knetete ihre Finger in Oliver´s Hand. Seth stand mit besorgter Miene daneben, und alle schienen etwas ganz bestimmtes zu meinen.

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Toter gesucht!
RomanceDer Tod ihres besten Freundes nimmt die 22 jährige Emilia sehr mit. Um ihr Leben weiter leben zu können beschließt sie aus der gemeinsamen Wohnung in Briggston auszuziehen und fortan, ca. 100 Meilen weiter weg, bei ihrem Vater in Jacksonville zu ble...