Kapitel Sieben

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Kapitel 7:

Mir schien es wie eine Ewigkeit vorzukommen.

Mein Vater dachte wohl, dass ich mit den anderen unterwegs war, denn nachdem er die Haustür aufgeschlossen hatte und reingekommen war, hatte er nicht zuerst in mein Zimmer gesehen. Das tat er eigentlich immer um zu sehen wie es mir ging...

Und auch wenn es mir nach dem Gespräch mit Holly erstaunlich gut ging, wollte ich doch jemanden, der mich kurz in den Arm nahm und mir Trost spendete.

Aber vielleicht war mein Vater von vornherein die falsche Person dafür...

Ja, es erschien wie eine Ewigkeit, ... wie ich hier so saß... still vor mich hin starrte und wartete.

Du musst andere Menschen wieder an dich dran lassen, Em´ hatte Holly gesagt, gerade noch, vor zwei Stunden...

Vielleicht sollte ich das... Vielleicht sollte ich es einfach wirklich machen, mich den anderen öffnen und ihnen erzählen was vorgefallen war...

Nein.

Das konnte ich nicht. Alle würden mich mit diesem bemitleidenden Blick ansehen und wieder würde mich jeder behandeln, als wäre ich Porzellan.

Aber Nancy... Ich würde Nancy nach diesem Vorfall bestimmt verlieren und das wollte ich nicht. Und mit Nancy auch die anderen... Oliver, Amanda und Seth...

Etwas wackelig stand ich auf und trat aus meinem Zimmer. Von unten hörte ich den Fernseher laufen. Wahrscheinlich sah mein Vater sich die Nachrichten an oder einen Actionfilm, denn die Sirenen der Polizei tönten durch das Zimmer und ließen mir schon wieder Tränen in die Augen steigen.

Die Hände auf die Ohren gepresst, eilte ich in das Badezimmer und schloss die Tür zu. Ich schaltete das Licht an und erschrak vor mir selbst. Mein ganzes Gesicht war aufgequollen. Meine Augen und alles drum herum war rot, ach was, mein ganzes Gesicht war rot vom Heulen. Bei dem Anblick hätte ich auch direkt wieder damit anfangen können...

Ich drehte den Wasserhahn auf und steckte den Stöpsel in den Ausfluss, um das Wasser daran zu hindern abzulaufen, und suchte währenddessen nach einem Haargummi.

Meine Haare also zum Zopf gebunden, und das Wasser wieder abgedreht, stützte ich rechts und links, vom Waschbecken, meine Hände ab und tauchte mit dem Kopf ein. Das Wasser war kalt, doch nach einigen Sekunden gut auszuhalten.

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Und ich zog den Kopf wieder heraus und rang nach Atem. Mit der Hand fuhr ich immer wieder über´s Gesicht und versuchte das tropfende Wasser daran zu hindern, in Augen oder Mund zu tropfen. Als ich wieder einigermaßen ruhig atmen konnte, tauchte ich wieder ein. Hielt diesmal aber nicht mehr so lange aus und zog auch kein drittes Mal mehr in Erwägung.

Inzwischen war mein Gesicht zum Glück nicht mehr so geschwollen. Ich zog den Stöpsel heraus und zog das Haargummi aus meinen Haaren.

Ein bisschen Föhn und ein bisschen Make-up, und dann musste ich nur noch Nancy finden...

Nervös stand ich vor Seth´s und Oliver´s Wohnung und traute mich einfach nicht auf die Klingel zu drücken. Eigentlich war ja geplant gewesen, dass Nancy und ich, uns heute Abend in einer Bar vergnügen wollten, aber alleine wollte ich da nicht aufkreuzen... Das sie alleine dort hin gehen würde, war auch nicht so wahrscheinlich und der Ort, wo ich sie wahrscheinlich am ehesten antreffen würde, war wohl hier... Aber das war nur eine Vermutung, die löchriger gar nicht sein konnte und so wollte sich auch meine Hand nicht dazu ermutigen lassen sich zu heben und auf diesen kleinen Schalter zu drücken.

Toter gesucht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt