Kapitel Eins

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Kapitel 1:

Heute Morgen wurde der erfolgreiche Architektur-Student Thomas Darwell in Briggston beerdigt. Angehörige haben sein erstes Werk als Grabstein anfertigen lassen und sind immer noch darüber erschüttert, wie Thomas sterben konnte. Das Autopsie Ergebnis wollen die Polizisten noch nicht der Öffentlichkeit preisgeben, aber böse Zungen behaupten eine Überdosis Heroin hätte zum Tod geführt...“

Ich drückte den Power-Knopf der Fernbedienung und im selben Moment war der Bildschirm schwarz. Ein tiefer Atemzug sollte eigentlich neue aufkommende Tränen zurückhalten, wurde aber von einem Schluchzen zunichte gemacht.

Erschöpft sank ich auf das breite graue Sofa und zog weinend meine Beine an.

Die Tasche, die ich eben noch in der Hand gehalten hatte, ließ ich sinken und krallte mich schließlich am Sofa fest.

Alles war wie ein Albtraum. Nichts von alledem konnte real sein. Es durfte einfach nicht real sein!

Das Vibrieren meines Handys riss mich jäh aus meiner Verzweiflung und rasch hob ich ab.

„Emilia. Wo steckst du? Soll ich dich abholen?“

Mein Vater klang besorgt und mit einem Blick auf die Uhr verstand ich auch warum.

Ich wollte schon vor 4 Stunden bei ihm sein. Jetzt war es kurz nach 11.

„Nein, Daddy. Ich komme jetzt. Ich glaube ich habe jetzt alles eingepackt was ich brauche. Den Rest hole ich irgendwann...“

„Pass auf dich auf mein Kind.“

Damit beendete er das Gespräch und ich stand langsam auf.

„Thomas...“ flüsterte ich leise in mich hinein und trat wahrscheinlich für eine lange Zeit noch ein letztes Mal in sein Zimmer.

Alles sah aus wie immer. Bis auf das nicht gemachte Bett war alles schön geordnet und strukturiert. Nichts konnte mich davon überzeugen dass mein bester Freund hier vor 5 Tagen gestorben war. Jeden Moment würde er die Haustür aufschließen und mir mit einer Tüte Gepäck einen schönen Abend wünschen. Wir würden noch ein bisschen Fernsehen und dann schlafen gehen. Und am nächsten Morgen würde ich dann Brötchen vom Bäcker holen und Kaffee machen und zusammen würden wir frühstücken. Um dann zusammen in die Uni zu fahren.

Doch egal wie lange ich wartete blieb das Klicken des Schlosses aus und schweren Herzens verließ ich die Wohnung mit einem mulmigen Gefühl.

Tage später stand unerwarteter Besuch vor unserem Haus. Meine Mutter war mit meiner kleinen Schwester vorbei gekommen und hatten das Wochenende mit meinem Vater und mir verbracht. Wofür ich wirklich dankbar war.

Trotz allem konnte nichts die Leere in meinem Leben füllen die der Tod von Thomas verursacht hatte. Und ich bezweifelte ob ich jemals darüber hinweg kommen konnte...

Wahrscheinlich nicht...

Nach über 10 Jahren langer Freundschaft konnte man nicht einfach vergessen... 4 Jahre hatten wir zusammen gewohnt und es war schon fast so als wären wir ein altes Ehepaar gewesen. Nichts ging ohne den anderen und auch für alles andere wurde nur entschieden wenn der andere damit einverstanden war. Das fing an mit Abendessen und endete mit Partnerwahl.

Immer hatten wir uns super verstanden bis auf die ersten beiden Jahre unseres gemeinsamen Wohnens in denen ich mich unheimlich stark in ihn verliebt hatte. Und auch das hatten wir überstanden und standen uns näher denn je, obwohl alles im reinen Bereich der Freundschaft geblieben war...

Umso weniger konnte ich verstehen dass er einfach gegangen war...

Obwohl ich alles über ihn wusste, hatte ich keine Ahnung davon dass er je an Drogen interessiert war oder konnte mir nicht vorstellen wie er einfach von einen Moment auf den nächsten einfach den Schritt gewagt hatte, etwas so absurdes aus zu probieren. Er selbst war ja immer strikt gegen Drogen gewesen und hatte noch nicht mal geraucht...

Toter gesucht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt