Wie die zeit verfliegt

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Kapitel 5 - Wie die Zeit verfliegt

Dein Training bei Urokodaki begann irgendwann im Herbst. Der genaue Monat war dir dabei nicht bekannt, doch es spielte im Endeffekt auch keine weitere Rolle. Tatsache war, das die beiden Kamado Geschwister hier noch nicht aufgekreuzt waren. Das Geschehnis rund um Tanjiros Familie fand ebenfalls irgendwo zwischen dem späten Herbst und dem Anfang des Winters statt. Das wiederum konnte nur bedeuten das Tanjiro entweder im laufe der nächsten Wochen seinen ersten auftritt hatte oder – im besten Fall – erst nächstes Jahr.

Tatsächlich wäre es dir weitaus lieber wenn Tanjiro erst später aufkreuzen würde. Das hieß nämlich dass du Zeit hattest. Das du dir ein kleinen Vorsprung verschaffen konntest und dich besser für alles was noch stattfinden würde wappnen konntest. Du warst vielleicht aus irgendeinem Grund in dieser Geschichte gestrandet, doch das musste noch lange nicht bedeuten das du auch zu einem der Hauptcharaktere wurdest. Ganz im Gegenteil, wenn du unvorsichtig warst, konnte es durchaus passieren das du als einer dieser Nebencharaktere endetest, die keinen weiteren Sinn haben als ins Gras zu beißen.

Und das wäre eher... unvorteilhaft.

Es war nunmal ein Fakt das du nicht davon ausgehen konntest, dass du genauso talentiert wie Tanjiro oder einer der Hashira warst. Du warst nur ein normales Mädchen, das sich bis vor einigen Tagen noch nicht einmal dazu hochringen konnte regelmäßig Sport zu machen.

Ergo: alles an Zeit was du zum trainieren bekommen würdest, würdest du mit offenen Armen empfangen.

Du wärst mehr als nur nutzlos, wenn du zum Zeitpunkt der Haupthandlung hinterherhinken würdest.

Außerdem wolltest du nicht sterben. Weder bei der Final Selection, noch bei allem was danach folgen würde. Zwar konnte das durchaus passieren, aber du wolltest wenigsten versuchen diesem Schicksal so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.

Also tatest du brav das einzig richtige. Du ließest dich von Urokodaki herum scheuchen, zwangtest dich dazu jede von seinen beschissenen Übungen so gut es ging und noch besser durchzuziehen und verfluchtest alles und jedem um dich herum im Sekundentakt. Es war die pure folter. Das pure Verderben.

Das erste mal in deinem leben wünschtest du dir innig sportlicher zu sein. Doch leider gottes, warst du eine faule Sau.

Und das machte sich bemerkbar. Es waren erst wenige Tage vergangen, doch du fühltest dich dauerhaft so als würdest du sterben. Deine Muskeln schmerzten- nein, sie brannten wie die Hölle höchstpersönlich. Deine Lunge war durchgehen überfordert und von dem Rest wolltest du erst gar nicht anfangen. Du wurdest morgens in aller früh aus dem Bett gescheucht, durftest den ganzen Tag Ausdauer und Muskeltraining absolvieren, nur um jeden Abend erneut diesen verdammten Scheiß Berg herunter zu kraxxeln.

Mittlerweile verabscheutest du diesen Berg wirklich.

Jeden Tag zierten neue Verletzungen deinen Körper. Kaum war ein Kratzer verheilt, hattest du dir die nächsten drei bereit geholt. Die Tatsache das seine Fallen bereits nach einigen Tagen schon anfingen schwieriger zu werden machte die Sache nicht besser. „Gefährlichere Situationen, zwingen dich dazu schneller zu lernen.", hatte er dabei lediglich gesagt und dich erneut irgendwo auf dem Berg sitzen lassen. Die Position von wo aus du den Mount Sagiri herabsteigen musstest war ebenfalls jedes mal anders. Damit du dir auch ja nicht die Fallen merken konntest und dich mehr bemühen musstest überhaupt einen gescheiten Weg zu finden.

Dieser Kerl konnte dich wirklich mal kreuzweiße. Er ließ dir wirklich keine Pause.

Es war hart, doch so sehr es dir auch missfiel, du wusstest das es so das beste war.

Denn wenn du eins nicht leugnen konntest, dann das du fortschritte machtest. Zwar nur langsam und stetig, doch sie waren vorhanden. Du hieltest jeden Tag ein kleines bisschen länger aus bevor du außer Puste gerietest, dein Muskelkater wurde trotz stetigem Training weniger und deine Berg-herab-kletter Zeiten wurden kürzer. Natürlich kostete es dich noch immer eine halbe Ewigkeit den Berg zu überwinden, daran gab es keine zweifel. Doch wenigstens merktest du das dieses Höllentraining nicht komplett umsonst war.

Es lohnte sich tatsächlich.

Es war knapp einen Monat später in dem dir die vergangenen Geschehnisse wieder verhärtet in den Sinn kamen. Die meiste Zeit warst du zu beschäftigt damit das Training irgendwie zu überleben, doch heute war es irgendwie anders. Vielleicht lag es daran das seit dem vermeidlichen Tod deiner Schwester genau 30 Tage vergangen waren, vielleicht warst du aber auch einfach nur neben Spur.

Urokodaki sah sich das ganze einige Zeit lang unparteiisch an, ehe du abgelenkt wie du warst, beim rennen einen recht großen Stein übersahst und über diesen stolpertest. Dein Aufprall auf dem Boden war dabei alles andere als sanft.

Urokodaki seufzte daraufhin nur kurz. „Stop.", überrascht hobst du deinen Kopf leicht vom Boden hoch um ihn verwirrt anzublicken. „Stop?"

„Wir machen für heute Schluss."

Du blinzeltest einmal kurz, rappeltest dich wieder auf und wandest deinen Blick zum Himmel nur um festzustellen das es gerade einmal Mittagszeit war. „Warum den das? Es ist doch noch ziemlich früh?"

Erneut seufzte Urokodaki. „Du bist mehr als nur abgelenkt! Bekomme erst einmal deine Gedanken und das was dich bedrückt in den griff, sonst wird jegliches Training nichts bringen."

„Ich bin nicht bedr-", wolltest du schon ansetzen, wurdest jedoch mitten im Satz unterbrochen. „Mach dir nichts vor. Du weißt genau so gut wie ich das dich etwas nicht ganz loslässt."

Darauf hin bliebst du einen Moment lang still. War es wirklich so offensichtlich? Zwar war dir bewusst dass du heute nicht ganz bei der Sache warst, doch das es schwerwiegend genug war das selbst Urokodaki sein Training unterbrach, verwunderte dich um ehrlich zu sein sehr.

„Es gibt da zatsächlich etwas, über das ich nachdenke.", entkam es dir leise.

Urokodaki nickte kurz um dir zu symbolisieren dass du fortfahren konntest. Was wurde das hier gerade bitte? Ausfragerunde? Machte dein Lehrer jetzt einen auf Seelen Klempner?

Nun warst du daran kurz zu seufzen, ehe du einen Entschluss fasstest. „Sag Urokodaki-san... wo kann ich hier in der Gegend ein Grab aufstellen?"

.
.
.
„Ein Grab?"

„Ja... vor kurzem ist jemand gestorben der mir sehr wichtig war. Dank den Dämonen hatte ich weder eine Leiche noch überhaupt die möglichkeit ein Grab aufzustellen. Vielleicht ist es irgendwie dumm ausgerechnet jetzt doch noch ein Grab errichten zu wollen, doch ich-...", du stopptest dich selber mitten in deinem Redefluss. War womöglich tatsächlich albern jetzt noch eine Gedenkstätte errichten zu wollen? Hattest du überhaupt noch das recht dazu wo du Yunas Umstände doch fast einen ganzen Monat verdrängt und ignoriert hattest? Vor allem ohne festen beweis für ihren Tod? Immerhin konnte es durchaus sein das sie-

Nein.

Das war zu unwahrscheinlich. Zu unmöglich.

Sie war mit ziemlich großer Sicherheit Tod. Und was hattest du getan? Du hattest es einfach akzeptiert, weitergemacht als wäre nichts gewesen und alle Gedanken um sie in die hinterste Ecke deines Kopfes verschoben.

Du warst wahrlich eine schreckliche Schwester.

„...folge mir.", war es Urokodakis Stimme die dich aus deinen selbstzweifeln riss.

Überrascht ranntest du ihm hinterher als er ohne noch einmal zurück zu blicken in den Wald lief. Seine Schritte wurden jedoch schnell wieder langsamer und passten sich einer komfortablen Geschwindigkeit an.

Den Waldabschnitt in den er dich nun führte war dir komplett unbekannt. Hier waren weder fallen, noch Wege oder ähnliches. Es war lediglich ein Stück unberührtes Land.

Gute Zehn Minuten später lichteten sich die Bäume wieder und ihr betratet eine kleine aber schöne Lichtung.

Eine Lichtung in deren mitte Gräber in die erde gerammt wurden.

Alles um dich herum war unberührt, komplett naturbelassen und teilweise verwildert. Lediglich die Gräber waren fein säuberlich aneinandergereiht und perfekt gepflegt.

Im Grunde befandest du dich auf einem kleinen, von Urokodaki selbst angelegten Friedhof.

„Wenn du willst kannst du das Grab hier errichten."

Du nicktest kurz angebunden unfähig etwas zu sagen. Im nächsten Moment war Urokodaki auch schon wieder verschwunden und ließ dich mit den schlichten, aus Holz geritzten Kreuzen zurück.

Du warst dir nicht sicher ob du dazu in der Lage wärst auch nur annähernd so ein hübsches Kreuz zu errichten, wie er es mit jedem der anderen Gräber getan hatte, doch... du würdest es versuchen.

Gesagt getan. Es war nicht unbedingt eine der leichtesten aufgaben passendes Holz zu finden und dieses in eine ansprechbare Form zu bringen, doch es funktionierte.

Irgendwie jedenfalls.

Zwar kostete es dich mehrere Stunden an Zeit und so eine Splitter in den Fingern, doch als die Sonne anfing langsam dem Horizont zu nähern warst du fertig. Das kreuz war Schlicht, ohne große Verzierungen und auch die eingeritzte Inschrift sagte nichts weiter als 'Yuna', doch das reichte dir komplett.

Du kamst dir noch immer mehr als nur merkwürdig vor, als du das Kreuz so gerade wie nur möglich neben den anderen in den Bodens stecktest.

In gewisser Weise fühlte es sich für dich so an als hättest nicht das recht dazu. Als wäre deine Tat mehr als nur anmaßend. Gegenüber Yuna, aber auch gegenüber den anderen Personen die hier ihre Ruhe finden wollten.

Kurz schweifte dein Blick über die anderen Gräber. Die Namen auf den beiden Gräbern, die direkt neben dem deiner Schwester standen, waren dir nicht gerade unbekannt.

Vor allem einer dieser Name stach dir dabei ins Auge.

Sabito.

Aus irgendeinem Grund wolltest du auch allen anderen Personen die hier lagen dein gedenken zollen, weswegen du dich umgehen daran machtest Blumen zu sammeln. Zwar wusstest du nicht ob es zum japanischen Brauch gehörte Blumen auf Gräber zu legen, doch wenigstens der Gedanke dahinter sollte zählen. Die Blumen selbst sammeltest du nicht direkt an der Lichtung, sondern etwas entfernt, aber immer noch nah genug das du dich nicht verlaufen würdest. Als du genug beisammen hattest platziertest du vor jedem Grab welche, faltetest deine Hände kurz in eine Gebetsposition und fuhrst mit dem nächsten Grab fort, bis du bei dem deiner Schwester angelangt warst.

Du beließt die Prozedur dabei kurz, entschuldigtest dich noch einmal innerlich dafür das du keine bessere Schwester sein konntest, ehe du dich umwandtest.

Du warst kein Mensch der sich in seine Trauer hineinstürzen wollte. Es war nun mal so wie es war, das musstest du schweren Herzens akzeptieren.

Es war einfacher so schnell wie möglich weiter zu machen.

Beim gehen fiel dein Blick erneut noch einmal kurz auf das Grab von Sabito. Für einen kurzen Moment erlaubtest du dir trotz der traurigen Umstände ein lächeln.

„Ich freue mich schon darauf dich kennen zu lernen, Sabito."

Das dir im nächsten Moment durchsichtig schimmernde, blaugraue Augen hinterher blickten, bekammst du allerdings nicht mehr mit.

Die Tage die darauf folgten vergingen wieder einigermaßen ereignislos, du trainiertest, verfluchtest alles innerlich und begannst auch endlich mal damit dir Abends – sofern du dazu noch imstande warst – Notizen über alles zu machen was dir so im Kopf herumschwirrte. Jeder noch so kleine Fakt fand den weg auf das Pergament. Du fingst mit einfachen Steckbriefen an, über Tanjiro, Nezuko, Zenitsu und Inosuke bis hin zu den Hashiras und schlussendlich auch zu all den bekannten Dämonen, einschließlich Muzan selbst. Manchmal waren es nur kurze Beschreibungen von ihrem Aussehen und ihren Fähigkeiten, manchmal ihre Vergangenheit und manchmal auch irgendwelche Fakten wie Alter, Gewicht, Geburtsdatum und ähnliches. Halt eben alles an was du dich noch erinnern konntest.

Um so mehr du die Charakter im Anime und Manga mochtest um so mehr wusstest du logischerweise auch über sie. Teilweise wunderte es dich trotzdem selber, wie gut du dich doch noch an eigentlich banale Sachen erinnern konntest, wie zum Beispiel das Rengoku 72kg wog und 177cm groß war.

Warum zum Teufel hattest du dir diesen ganzen Kram noch mal gemerkt?

Nicht das dass unbedingt etwas schlechtes wäre, doch jetzt wo diese Charaktere tatsächlich existieren, kamst du dir schon ein wenig wie ein Stalker vor.

Neben allerlei an Informationen versuchtest du auch immer eine kleine Skizze von der jeweiligen Person anzufertigen. Zwar wusstest du noch recht gut wie jeder aussah, doch es konnte nie schaden seine Erinnerungen ein wenig aufzufrischen.

Tatsache war jedoch dass du diese Aufzeichnung gut aufbewahren musstest. Niemand durfte deine Notizen jemals zu Gesicht bekommen. Absolut niemand. Entweder könnten dadurch nämlich die falschen Informationen an die falsche Person geraten oder... man würde dich schlicht und ergreifend für einen kompletten Freak halten.

So kam es auch das du deine Notizen immer sorgfältig verstecktest. Es dauerte einige mehr oder weniger sicher Plätze lang, ehe du eine lockere Planke im Boden von Urokodakis Gästezimmer entdecktest, unter die du perfekt all deine Papiere schieben konntest ohne das es jemandem auffallen würde.

Eigentlich war dein Leben bislang noch recht simpel. Zwar war das Training anstrengend, doch du genossest die Routine die sich dadurch in dein Leben eingeschlichen hatte. Es war für dich wie du Ruhe vor dem Sturm.
Einzig und allein die Tatsache das du nun fast durchgehend mit deinem Schwert an deiner Seite trainieren musstest, war etwas gewöhnungsbedürftig und teilweise auch alles andere als leicht. Wie sich herausstellte konnten Katanas ganz schön klobig und in manchen Situationen auch unglaublich nervig sein.

Als einige Wochen später auch so langsam der Winter ins Land zog und die Tag alle nach einander wie in einem Rutsch verstrichen, fingst du an dich sicherer zu fühlen.

Als der erste Schnee fiel wurdest du hingegen wieder etwas nervöser. Fragtest dich ob vielleicht gerade zu dieser Zeit irgendwo die Familie Kamado abgeschlachtet wurde oder ob Tanjiro bereits auf dem weg zum Mount Nagiri war. Doch mit den Tagen verstrich auch deine Nervosität wieder.
Urokodaki erhielt keine Briefe per Krähe die auf ein Empfehlungsschreiben von Tomioka hinweisen konnten und auch Besuch blieb wie sonst auch, komplett aus.

Es blieb komplett Ruhig.

Irgendwann nahmst du deine Nervösität gar nicht mehr war und machtest weiter wie zuvor. Du warst dir mittlerweile sicher, das Tanjiro dieses Jahr noch nicht zu Gesicht bekommen würdest.

Du warst also tatsächlich ein Jahr vor Tanjiro hier eingetroffen. Das war... auf gewisse weise beruhigend. Auch wenn es wohl eine glatte Lüge war, wenn du behaupten würdest dass du Tanjiro und auch Nezuko nicht endlich gerne kennenlernen würdest. Ganz im Gegenteil. Zwar warst du froh über die Zeit die du bekammst, doch kribbelte es dich trotzdem ungemein in den Fingern.

Du wolltest die beiden unbedingt treffen. Genauso wie die ganzen anderen Charaktere. Wie Zenitsu und Inosuke oder Rengoku, Shinobu und ja selbst Sanemi würdest du gerne kennen lernen.
Doch... einfach noch nicht jetzt.

Den jetzt gerade, musstest du einfach nur stärker werden. So viel stärker.

Das Training verschaffte dir erstaunlich gute Fortschritte. Im Gegensatz zu deinen üblichen Verhältnissen war deine Ausdauer stark gestiegen, zwar war sie laut Urokodaki noch immer grottig, doch immer noch um ein weites besser als vorher. Deine Körper fühlte sich mittlerweile stärker an, ja sah sogar trainierter aus, du fühltest dich durch die ganzen Atemübungen im allgemeinen gelassener und du entdecktest stärken an dir, bei denen du vorher nicht wusstest das sie überhaupt existieren.

Eine dieser Sache die dir recht schnell aufgefallen war, war deine Agilität, bei der du auch gewillt war sie so gut wie möglich zu verbessern. Ja, deine Ausdauer mag noch immer überarbeitungswürdig sein, doch dafür warst flinker als je zuvor.

Es fiel dir mit jedem Tag einfacher in knappen Situationen auszuweichen.

Da die Fallen auf dem Berg Sagiri noch immer kontinuierlich schwerer wurden, kamst du einfach nicht drum herum die eine oder andere Falle unwillentlich auszulösen, doch da du mittlerweile geübter im Ausweichen warst, verletzten die wenigsten davon dich noch wirklich.

Das einzige was bei dir und auch bei Urokodaki noch immer Unschlüssigkeit aufwarf war dein Schwert. Die meiste zeit blieb es Weiß. Nur ganz selten – und dann auch nur für eine kurze Zeitperiode – verfärbte es sich.

Was dich jedoch am meisten daran verwirrte war, das weiß und Lila nicht die einzigsten Farben blieben. Es kam eine neue dazu.

Rot.

Der Grund dafür war dir noch immer schleierhaft. Zwar hattest du mittlerweile deine Vermutungen, doch sicher warst du dir dabei nicht.

Es war in einem Moment der Wut, in einem Augenblicke der puren Rage über dich selber, weil etwas was du bereits seit Stunden versuchtest einfach nicht funktionieren wollte, als du wütend gegen einen unschuldigen Baum tratst. Wenn du ehrlich sein solltest wusstest nicht einmal warum du so extrem wütend darüber warst, doch du warst es in diesem Moment nun einmal.

Und genau dieser Moment war es auch der dein Katana in einer Bordeaux roten Farbe erstrahlen ließ. Fasziniert von der schönen Farbe vergaßt du dein Wut augenblicklich wieder und beruhigtest dich, nur um mit ansehen zu müssen wie das Rot wieder verschwand.

Wirklich wütend wurdest du danach nicht mehr und auch die Rote Farbe blieb verschwunden.

Zwar war das auf der einen Seite durchaus frustrierend, auf der anderen jedoch regte es die Zahnräder in deinem Kopf dazu an sich mal wieder etwas mehr zu bewegen.

In dem Moment in dem du wütend wurdest, wurde dein Schwert rot.

Weiß war es immer dann wenn du hauptsächlich gelassen warst und die Farbe lila trat verdächtig häufig auf wenn du an eeine Schwester dachtest.

Wenn du traurig warst.

Was wäre also - nur mal rein theoretisch angenommen – wenn die Farbe deiner Klinge etwas mit deinen Gefühlen zu tun hatte?

Diese Vermutung war zwar ziemlich weit hergeholt, doch um so mehr du dir deinen Kopf darüber zerbrachst, umso möglicher erschien es dir im Endeffekt doch.

Einziges Problem dabei war das du es nicht so einfach testen konntest. Denn die Sache hatte einen kleinen, aber bedeutenden haken.

Die Gefühle mussten stark sein.

Und wütend oder traurig zu werden, war nämlich gar nicht so einfach, wenn man nun mal keinen Grund dazu hatte.

Deine Versuche gezielt eins der beiden Gefühle zu erzeugen versagten kläglich. Die ersten male passierte gar nichts und das Schwert blieb Weiß. Erst als du deine Theorie mit den Gefühlen schon fast wieder verwerfen wolltest, erhieltest du die ersten kleinen Bestätigungen.

Du dachtest an alles annähernd traurige was dir in den Sinn kam, den Tod deiner Schwester, obdachlose Katzen und Hundebabys, Menschen die gefoltert, benutzt und betrogen wurden und an noch so viele mehr Sachen, bis sich schließlich das erstmal etwas an deinem Schwert tat. Es wechselte seine Farbe nicht sofort und der Begriff knallig war auch weit hergeholt, doch tatsächlich bekam das strahlende weiß erst einen leichten lila Schimmer der sich langsam aber sich in einen zarten, pastel Lilanen Ton verwandelte. Die Farbe war nicht annähernd so intensiv wie sonst, doch sie war vorhanden.

Somit bestätigte sich deine Vermutung also das die Fabre des Schwertes deine Gefühle wiederspiegelten.

Ob das eher gut oder eher schlecht war, war jedoch fraglich. Immerhin standen einige entscheidende fragen noch offen. Gab es noch mehr Farben? Würde die Farbe dein Atemtechniken beeinflussen? Wenn ja, inwiefern? Und vor allem, wie sollte das ganze im Kampf funktionieren? Dich selbst dazu zu bringen sehr wütend oder sehr traurig zu werden konnte doch im Kampf niemals gut für dich enden.

Fragen über Fragen überschlugen sich in deinem Kopf, auf die du allesamt keine Antwort wusstest.

Dennoch solltest du so schnell wie möglich Urokodaki über deine neuen Erkenntnisse aufklären. Vielleicht würde er ja etwas mehr mit den neuen Informationen anfangen können.

Du hofftest es jedenfalls.

Diese Hoffnung blieb dir jedoch nicht lange erhalten. Den auch Urokodaki war komplett Ahnungslos.

„Dein Schwert ändert also seine Farbe je nach dein Gemütslage?"

Du nicktest einmal träge während du dein noch immer Pastel lila farbendes Schwert aus der Scheide zogst. Zwar war es gut das es noch immer lila war, doch das lag lediglich daran das du noch immer verstimmt warst.

Denn dummerweise hattest du dich so sehr auf deine bitteren Gedanken eingelassen, das du sie nun nicht mehr los wurdest.

Du seufztest einmal, ehe du zu einer Antwort ansetztest. „Ja. Es wird lila wenn ich traurig bin und rot wenn ich wütend bin."

„Mh...", nachdenklich legte Urokodaki seinen Kopf in den Nacken. „Nun, das mysterium um dein Schwert wird nicht wirklich einfacher."

„Du hast also auch keine Idee was das noch für mich bedeuten könnte oder Urokodaki-san?"

„Nein, derweilen nicht. Vorerst werden wir das ganze erst einmal weiter beobachten. Doch die Tatsache dass wir nun wissen unter welchen Umständen sich dein Niichirin verfärbt, ist schon einmal ein fortschritt."

Erneut kam ein trübseliges Seufzen über deine Lippen. „Das hab ich befürchtet..."

Auch die Tage darauf halfen dir nicht wirklich weiter. Du warst mittlerweile schon ein gutes halbes Jahr bei Urokodaki, der Winter war mittlerweile verflogen und der Frühling war mitten in seiner blühte, doch für dich fing somit auch die Zeit im Jahr an, in der sich dein Schwert immer öfter mal wieder rot verfärbte.

Pollen ließen deine Nase rot anlaufen und deinen Hals zuschwellen, mit den Atem-Techniken machtest du kaum fortschritte mehr und alles in allem warst du einfach nicht sonderlich gut drauf.

Die ersten zwei Techniken der Wasseratmung erforderten dich eine gute Portion an Geduld, doch im Endeffekt schafftest du es dennoch irgendwie mit ihnen klar zu kommen - wenn auch nur gerade so. Die anderen... waren da weitaus problematischer.

Oder eher gesagt: Katastrophal. Egal wie sehr du es auch versuchtest, wie sehr du dich auch bemühtest, das Ergebnis war im Grunde nicht vorhanden. Den genau das war auch, was die ganze Zeit passierte. Absolut nichts.

Du brachtest bei allen anderen Techniken nichts zu Stande. Fast so als wäre es für dich gar nicht möglich sie zu lernen. Du atmetest richtig, du standest richtig und du schwangst dein Schwert richtig, doch der Ausgang blieb immer der selbe. Es war nur verständlich dass dich das über die Zeit immer mehr frustrierte. Am Anfang warst du noch voller guter dinge dass das schon noch irgendwie werden würde, doch mit der Zeit verlorst du die Hoffnung immer mehr. Es frustrierte und machte dich wütend zu gleich.

Was wiederum das nächste große Problem war. Denn wenn dein Schwert die falsche Farbe hatte funktionierte absolut gar nichts mehr. Hatte die klinge eine Rote oder lilane Farbe, so brachtest du noch nicht einmal mehr die ersten zwei Techniken zustanden und da dein Schwert in letzter Zeit öftersmal rot anlief...

Es war wirklich zum Haare raufen.

Warum musste das ganze immer komplizierter werden?

Während du immer mehr am verzweifeln warst, blieb Urokodaki gelassen. Er sagte nicht viel zu deinen Misserfolgen und beobachtete sie schlicht weiter. Einzig und allein die Tatsache das du ihn scheinbar noch nicht komplett enttäuscht hattest, motivierte dich irgendwie dazu weiter zu machen.

Jedoch warst du dir auch ziemlich sicher das er dir etwas verschwieg. Irgendwas ging in seinen Kopf vor, es stellte sich nur die Frage was zum Teufel es war.

Im Zeitraum des neunten Monats deines Aufenthaltes, lies er sich endlich dazu herab dich aufzuklären. Die Sonne hing mittlerweile stetig am Himmel und knallte erbarmungslos auf euch nieder, so wie es jeder gescheite Sommer versprach.

„Ab sofort werden wir aufhören die anderen Techniken zu trainieren und uns nur noch auf die ersten beiden konzentrieren."

Du schlucktest lautlos. Hatte er nun doch die Hoffnung aufgegeben dass du die anderen Techniken noch erlernen würdest? War er sich so sicher das du es eh nie schaffen würdest?

Du konntest es ihm nicht wirklich verübeln.

„Urokodaki-san... ich bin mir sicher-"

Dein gegenüber schüttelte nur seinen Kopf. „Nein, das ganze weiter in die Länge zu ziehen ist zwecklos. Du bist offensichtlich nicht dazu in der Lage die anderen Techniken jemals zu meistern.", seine Worte schnitten sich tief in dein Fleisch. Es war bitter.

„Wow, das klang ganz schön hart...", murmeltest du leise vor dich hin.

Dein Lehrer ignorierte deinen Kommentar gekonnt, bis er erneut anfing zu sprachen und dich gleichzeitig mit einer Handbewegung dazu anwies ihm zu folgen. „Ich war noch nicht fertig. Um genau zu sein habe ich eine Vermutung warum du lediglich die ersten zwei Techniken anwenden kannst und das auch nur, wenn dein Schwert weiß ist."

Du folgtest ihm in seine Hütte, nahmst auf einem der Sitzkissen platz, beobachtest ihn schweigend dabei wie er dir eine Tasse Tee hinstellte und sich selbst hinsetzte. Das war eine dieser Kleinigkeiten die du an Urokodaki mochtest, er tat zwar immer auf unnahbaren und strengen Lehrer, doch es waren die minimalen Gesten von ihm, die zeigten das er sich für dein wohlbefinden interessierte. Ja du würdest sogar soweit gehen und behaupten das du mittlerweile eine Art Verbindung mit dem alten Mann aufgebaut hast.

"Wie wir mittlerweile wissen, basiert die Farbe deines Schwertes auf deinem am stärksten Gefühl. Dabei darf dieses Gefühl jedoch nicht nur einfach nur schwächlich sein, sondern muss eine ziemliche starke Ausprägung vorweisen.", wiederholte er noch einmal alles was dir bereits bekannt war und fuhr fort. „Mein Vermutung diesbezüglich ist das deine Schwert Farbe nicht nur aussagt wie du derzeit gestimmt bist, sondern ebenfalls mit deiner Atemtechnik in Zusammenhang steht."

„Warte... du meinst damit doch nicht etwa...", entkam es dir überrascht und gleichzeitig nachdenklich. So langsam hattest du eine Ahnung worauf er hinaus wollte.

„Doch, genau das meine ich. Ich gehe stark davon aus dass, wenn deine Schwert eine a speziell Farbe hat, du ebenfalls nur dazu in der Lage bist eine gewisse Atemtechnik anzuwenden. Was eventuell auch der Grund dafür sein könnte weswegen du nur zwei Techniken lernen kannst."

„Weil ich zwar mehrere Atem-Versionen anwenden kann, aber nur in gewissem Maße, nicht war?"

„Genau. Es wäre bei mehreren Techniken sonst wohl zu undenkbar alle Atem-Versionen ordentlich zu meistern. Jedenfalls die, die du dann auch meistern kannst. Ich nehme mal schwer an das es sich nur um eine Limitierte Anzahl handelt."

Nachdenklich fuhrst du dir mit der Hand durch die Haare und ließt dein Blick auf das Schwert fallen das neben dir lag. Das Ding machte dir dein Leben nicht wirklich einfacher. Zwar klang es im ersten Moment natürlich schön einen hang für mehrere Atem-stile zu haben, doch um so mehr du darüber nachdachtest, umso eher wurde dir bewusst dass eigentlich das gegenteil der Fall war.

Das machte dich nicht stärker.

Viel eher machte es dich schwächer.

Wie zum Teufel solltest du bitte lernen für jede Technik einen Stil anzuwenden? Und vor allem wer zum Teufel soll dir das alles beibringen?

Urokodaki konnte dir nur was Wassertechniken anging, behilflich sein. Alles andere war nicht sein Gebiet.

Was wiederum hieß dass du vorerst auf zwei Techniken eingeschränkt warst. Wie zum Teufel solltest du bitte mit nur zwei Atem-Techniken die Finale Selektion bestehen?

Außerdem viel dir da ein weiterer Haken an der Sache auf.

„Wenn die Farbe meines Katanas mit dem Atem-stil verbunden ist... warum kann ich die ersten beiden Techniken dann mit einem weißen Schwert anwenden? Sollte es nicht eher Blau sein?"

„Benutzer der Wasser-Atmung müssen nicht zwangsweise ein blaues Schwert haben.", Simmt, Tanjiro hatte ebenfalls kein blaues Schwert. Seins war Schwarz. Ob dein Schwert wohl auch kohlrabenschwarz werden konnte?... Wolltest du das überhaupt?

„Doch es ist für gewöhnlich der Fall, also ja. Jedoch hab ich auch da so meine Vermutungen. Die erste wäre das bei dir Weiß schlichtweg für Wasser stehen könnte, doch das halte ich für eher unwahrscheinlich. Die zweite Theorie wäre, dass es nicht unbedingt darauf ankommt welche Farbe mit welcher Atmung in Verbindung steht, sondern wie und in welcher Reihenfolge du sie lernst. Das heißt, lernst du Blitz-Atmung nur in einem wütenden Zustand, so verbindet sich Blitz mit der Farbe Rot. Oder die allerletzte Möglichkeit: Das Weiß ein ausnahme symbolisieren könnte"

„Inwiefern ein Ausnahme?"

„Wenn du ein weißes Schwert hast, hat derzeit keins deiner Gefühle die oberhand. Du bist einfach nur in einem ruhigen und neutralem Zustand, somit könnte es durchaus möglich sein, das du bei dieser Farbe alle Techniken anwenden kannst. Sofern du sie den bereits gelernt hast versteht sich."

Leicht nicktest du. „Das letzte wäre natürlich am praktischsten. Es würde meine Situation um einiges einfacher machen."

„In der Tat, dennoch würde ich mich nicht zu früh freuen. Es wäre nämlich nicht weiter verwunderlich, wenn dir das um einiges schwieriger fällt als bei der jeweils richtigen Farbe - oder um so mehr Techniken du lernst. Jetzt gerade beherrscht du nur die ersten beiden Techniken der Wasser Atmung, deswegen fällt es dir auch noch einfach, aber sollten da jedoch noch mehrere verschiedene dazu kommen, könnte sich das ganze als kompliziert erweisen.... Immerhin hat es einen Grund weswegen Dämonen Slayer normalerweise nur eine oder in seltenen Ausnahmefällen zwei Atem-stile lernen. Jede Atmung ist auf ihr Art einzigartig und erfordert einiges an Umstellung. Sie dann auch noch bunt zu mischen...", ein seufzen entkam Urokodakis Lippen. „Ich warne dich vor Y/N, das wird kein leichtes unterfangen und es wird dich wahrscheinlich sehr viel Zeit und Mühe kosten, zu lernen alles zu beherrschen. Jedenfalls wenn meine Theorie überhaupt aufgeht. Denn auch das dürfen wir nicht vergessen: es ist nur eine Theorie. Beweise für das ganze haben wir noch keine."

Du schlucktest. Im besten Fall wärst du also nicht komplett unfähig sondern nur sowas wie der Avatar der Schwert Techniken? Nur mit der kleinen Ausnahme dass das so alles gar nicht funktionieren dürfte und es so gut wie unmöglich werden würde alles problemlos zu beherrschen?

Na toll. Da kam ja wirklich Freude in dir auf.

Wieso konnte nicht einmal etwas normal laufen?

„Und uh... Was machen wir jetzt?"

„Du wirst absofort nur noch die ersten beiden Techniken trainieren, während wir versuchen eine neue Farbe zu triggern."

Du warst gerade dabei die Tasse Tee anzuheben und zu deinen Lippen zu führen, stopptest jedoch mitten in der bewegen.

Eine... Neue Farbe?

„... Welche?"

„Die Farbe des Wassers, Blau."

Blau. Ja das ergab Sinn. Eventuell könnte eine blaue Farbe dir sogar zu Gute kommen, doch die frage war... Wie?

„Das heißt...", fingst du etwas unschlüssig an „wir müssen erstmal herausfinden für welches Gefühl Blau stehen könnte."

„Genau."

Ein seufzen kam dir über dir Lippen. „Urokodaki-san... du weißt schon dass das wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen wird oder? Und selbst wenn wir eine Ahnung hätten was für ein Gefühl ich brauche... muss dieses Gefühl verdammt stark sein."

„Ja."
.
.
.
Ja. Ja? Ja?!

Wollte dieser Kerl dich eigentlich komplett verarschen? Wie stellte der sich das bitte vor? Das du einfach alles ausprobiertest bis irgendwas funktionierte? Sowas wie Trauer und Wut gingen ja noch irgendwie, aber wie sollte man manche gefühle den überhaupt triggern? Angst zum Beispiel?

Wollte Urokodaki sich irgendwo im Wald verstecken uns so oft versuchen dich zu erschrecken bis du dir in die Hose scheißt oder was?

Du fandest das alles wahrlich zum kotzen.

-*-

Die nächsten drei Monate verliefen wieder wie in einer Routinierten Trance. Mit jedem Tag der verging wurde dir immer bewusster dass die Zeit am Ticken war. Es würde nicht mehr lange dauern, bis Tanjiro Familie das zeitliche segnen würde. Der Gedanke daran ließ unbehagen in dir auf keimen. Du wusstest das sie sterben würden und doch könntest du nichts tun.

Zwar war es auch nicht unmöglich das vor Tanjiro auftritt noch ein weiteres Jahr verstreichen würde, doch das bezweifeltest du stark. Dafür war Tomioka bei eurem ersten Treffen nicht jung genug. Zwar war er ohne Frage jünger, doch nicht mehr als höchstens zwei oder drei Jahre.

Ja, irgendwas sagte dir das es nicht mehr lange dauern würde bis du die Kamado-Geschwister kennenlernen würdest. Es war nur noch eine Frage der Zeit.

Die Fortschritte die du gemacht hattest waren mittlerweile deutlich erkennbar, dein Körper war trainierter, deine Ausdauer endlich in einem - laut Urokodaki - annehmbaren Bereich und auch mit der Wasser-Atmung wurdest du immer besser. Zwar konntest du noch immer nur zwei Techniken anwenden, doch mittlerweile hattest du gelernt darin einen deutlichen Vorteil zu sehen.

Immerhin konntest du dich somit viel besser auf einzig und alles diese beiden Techniken konzentrieren und sie stetig verbessern. Zwei Techniken zu perfektionieren klang einfacher als eine ganze handvoll.

Auch das herabsteigen des Berges war mittlerweile keine wirkliche Herausforderung mehr. Wo es doch am Anfang alles so schwierig war, so wurdest es nun langsam einfacher.

Auch was die Farbe der Klinge deines Schwertes anging, hattest du mittlerweile Erfolge vorzuweisen, auch wenn diese dir noch immer bitter in Erinnerung lagen.

Es waren 3 Monate voller Verzweiflung.

„Frieden? Was soll Frieden bitte für ein Gefühl darstellen?!"

„Du sollst den Frieden spüren."

„Und wie soll ich das bitte machen? Und vorallem Warum?"

„Für die blaue Klinge. Blau ist die Farbe des Friedens."

„Aber-"

„Kein aber!"

Du warst dir sicher das Urokodaki dich in dieser Zeit genauso oft verflucht hatte, wie du ihn.

Doch wirklich beschweren konntest du dich nicht, immerhin war er es, der es letztendlich geschafft hatte dich auf den richtig Zweig zu bringen. Auch wenn seine anfänglichen Versuche mit dem 'Frieden', eher als Misserfolg galten.

"Ruhe und Neutralität sind zwei unterschiedliche Dinge." hatte er eines abends mir nichts dir nichts zu dir gesagt und dich dabei zum Nachdenken gebracht.

Um so öfters du darauf hin trainiertest die Farbe deines Schwertes zu ändern, umso bewusster wurde dir auch wie recht er doch hat.

Denn es gab eine Sache die dir nie wirklich bewusst geworden war, wenn du eine der Bunten Klingen zurück auf die Weiße brachtest, wurdest du nicht wirklich ruhig. Es war was anderes, schlichteres.

Du liest ledeglich alle Gefühle los, verdrängte sie einen Moment und erzieltest somit einen kurzen Moment des reinen nichts.

Nichts weiter als einen Augenblick lang, in dem du absolut gar nix fühltest. Natürlich waren deine Emotionen daraufhin wieder sofort da, aber eben nicht stark genug um einen erneut Wechsel anzuregen.

Es war so simpel und doch hattest du es die ganze zeit übersehen.
Der schwierige Part kam jedoch erst danach.

Den Blauen Gefühlszustand zu erreichen.

Ruhe, aber keine Emotionslosigkeit. Gelassenheit, aber keine leere.

Wirklich Ruhig zu werden war schwieriger als gedacht, du fühltest dich nie wirklich ruhig. Immer war irgendwas dazwischen, waren es deine eigenen Zweifel, die Nervosität vor der Zukunft oder ähnliches.

Du musstest im einklang mit dir selbst sein, doch gerade das wollte dir einfach nicht gelingen. Dafür gab es einfach zu viel was dir im Kopf herumspukte. So kam es auch das du nach Tagelangen und erfolglosen versuchen, etwas tatest womit du wirklich niemals gerechnet hättest.

Du fingst an zu Meditieren. Nicht nur weil Urokodaki es so wollte, sondern auch weil du wirklich davon überzeugt warst das es dir helfen könnte.

Und das tat es auch im Endeffekt. Es erforderte dich mehrere Versuch, doch nach etlichen Stunden voller langeweile, fühltest du dich tatsächlich das erste Mal seit du in dieser Zeit gestrandet warst wirklich gelassen und Spürtest deine innere Ruhe.

Und du konntest nicht leugnen das es tatsächlich einen Unterschied gab.

Ruhe und Neutralität waren tatsächlich nicht dieselben Dinge.

Die Klinge deines Katanas war in ein wunderschönes tiefblau getaucht. Es war nicht nur ein heller Ton oder gar nur ein schwimmern, nein, es war tatsächlich eine satte, strahlende Farbe.

Ohne groß weiter nachzudenken sprangst du mit einem ruck auf und ranntest zu deinem Lehrer, nur um knapp vor ihm abrupt abzu bremsen. Dieser wandte seine Maske einen Moment lang verwirrt in deine Richtung, ehe ihm die Farbe deines Schwertes auffiel.

„Du hast es also geschafft.", stellte er nickend fest. „Gut gemacht."

Der unerwartete Lob riss dich einen Moment lang kurz aus der Fassung, ehe du nur lächeltest und dich wieder auf dein Schwert konzentriertest.

„Ja, es war wie du es gesagt hattest. Ruhe bedeutet nicht gleich Neutralität."

„Gut, gut, probier es aus."

Kurze perplexion machte sich in dir breit, ehe dir bewusst worauf er anspielte.

Schnell gingst du ein paar Schritte zurück, bräuchtest deine Füße in einen festen Stand und strecktest deinen Rücken durch. Deine Hände umklammerten fest den Griff deines Schwertes, schwanger es nach hinten, ehe sie es gezielt wieder nach vorne schnellen ließen.

„Wasser-Atmung, Erste Form: Water surface slash!"

Geschmeidig Schnitt dein Schwert durch die Luft, erzeugte das Wasser wie von selbst und hinterließ nichts weiter als eine sauberen Schwerthieb. Erstaunt blicktest du auf dein Schwert hinab.

„Es fühlt sich... so viel einfacher an. Fast so als hätte ich mich erst gar nicht bewegt."

„Es ist also genauso wie ich es vermutet hatte, die richtige Farbe macht den Unterschied."

Die entscheidendste aller Frage blieb dennoch offen.

Was hatte das nun für dich zu bedeuten?

Trotz der Tatsache dass du nun langsam - ganz langsam - anfingst zu verstehen was es mit deinem Schwert auf sich hatte, so fühltest du dich doch noch immer mehr als nur aufgeschmissen.

Es waren genau zwölf Monate nach deinem ersten Erscheinen auf dem Mount Sagiri, als Urokodaki unerwarteten Besuch von einem Raben bekam.

Es hätte alles bedeuten können, nur ein freundlicher Brief unter Ausbilder- Kollegen oder ähnliches. Doch du wusstest instinktiv das der Brief den Urokodaki in den Händen so viel mehr zu bedeuten hatte. Das dieser Brief eine neue Phase ankündigen würde und ein Zeichen war. Ein Zeichen dafür das erst jetzt alles richtig seinen Anfang finden würde.

Das komplette letzte Jahr kam dir mit einem mal nur noch so vor wie unbedeutendes vorgeplänkel. Die Ruhe vor dem Sturm war gebrochen und der Sturm selbst, fing ab sofort an sich immer weiter zusammen zu brauen.

Es war nun endlich an der Zeit.

An der Zeit für zwei neue und doch altbekannte Gesichter.

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Guten Tag und erstmal ein herzliches Willkommen zurück! Ja, es geht tatsächlich endlich weiter, wer hatte das gedacht? Für die lange Pause muss ich mich wirklich erstmal entschuldigen, aber keine Sorge, dafür gabs ja heute ein extra langes Kapitel :)
Und ihr könnt euch freuen, ich war wenigstens nicht komplett tatenlos in der zwischen Zeit und habe noch ein paar Kapitel auf Lager! Ja ich weiß, wenn ich doch noch ein paar Kapitel habe, warum hab ich sie dann nicht schon längst hochgeladen? Ich bin ehrlich, ich war einfach faul. Aber wenigstens stehe ich dazu, ehrlich wie ich bin. Das wird sich ab jetzt aber wieder bessern. Ich kann zwar nicht komplett versprechen das es zwischen durch trotzdem mal ein paar längere Pausen gibt, aber ich versuche es trotzdem so gut ich kann zu vermeiden. Außerdem hab ich vor alle Kapitel in den nächsten Tagen noch einmal zu überarbeiten, da mir zu Ohren gekommen ist das ich wohl doch noch ziemlich viele Fehlerchen übersehen habe. Auch das tut mir natürlich Leid und ich versuche dran zu arbeiten :)
Noch mal danke an alle die mich darauf aufmerksam gemacht haben und mich und meine Fehler erdulden :D

Ich hoffe ihr hattet Spaß mit diesem Kapitel und bis zum nächsten mal.
(Und wer weiß, wenn ich gut drauf bin geht es vielleicht direkt schon in den nächsten Tagen weiter?)

𝒞𝑜𝓁𝑜𝓊𝓇𝓈 | 𝒦𝒾𝓂𝑒𝓉𝓈𝓊 𝓃𝑜 𝒴𝒶𝒾𝒷𝒶Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt