1. Kapitel

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DER VOLLE MOND war am Himmel zu sehen, als Gelbstern von der großen Versammlung zurückkam. Die Luft war eisig kalt und Reif glitzerte im schwachen Mondlicht auf dem festen Gras im WiesenClan-Territorium. Gerade hatten sie sich vom BaumClan verabschiedet, der nun den Waldrand erreichte. Auch der SchluchtClan würde bald den Waldrand erreichen und im eigenen Territorium ankommen. Die kalte Luft schmerzte in Gelbsterns Lungen und er freute sich auf sein warmes Nest. Plötzlich blies ein eisiger Wind vom See herauf und Gelbstern musste zittern. Fransenfell, seine Zweite Anführerin, trat neben ihn und miaute zitternd: "Ich habe noch nie so eine eisige Nacht erlebt. Die Ältesten frieren und kommen kaum voran. Es ist schrecklich. Mir selber dringt die Kälte in die Knochen. Wie kannst du das nur aushalten?" Gelbstern wusste die Antwort nicht. Schon immer hielt er Kälte besser aus, als seine Clan-Kameraden, obwohl er auch so ein kurzes Fell wie die anderen hatte. Aber auch Gelbstern zitterte und antworte: "Mir geht es nicht viel besser als euch. Meine Lunge schmerzt und auch ich fühle mich halb erfroren." Gelbstern trat in den blattlosen Wald.  Der Mond schien durch die kahlen Äste und Schattenflecke bedeckten den steinhart gefrorenen Boden. Sterne bedeckten den wolkenlosen Himmel und Gelbstern schaute auf. Macht, dass es wärmer wird! Wir halten es nicht mehr lange aus! Gelbstern senkte den Blick zum Boden. Seine Clan-Gefährten folgten ihm schweigend und zitternd. Als er sich umdrehte, sah er, wie die Ältesten sich weiterschleppten. Gelbstern lief zu einer Ältesten, die kaum noch stehen konnte. Als er sich an ihre Flanke drückte, um sie zu wärmen und zu stützen, spürte er ihr Zittern und ihre schwere Atmung. Er miaute zu den anderen: "Stützt die Ältesten!" Ein paar Krieger drehten sich um und stützen die Ältesten. Gelbstern führte den SchluchtClan weiter durch den kalten Wald und stützte die Älteste. Noch nie hatte er so eine harte Blattleere erlebt. Die Beute hatte sich in ihre Baue versteckt und kam nur sehr selten zum Vorschein. Die Katzen waren deshalb sehr mager und hielten die Kälte noch schlechter aus. Den anderen Clans ging es nicht besser. Kaninchen, Mäuse, Vögel, Frösche. Sie waren alle verschwunden und nicht zu fangen. Sogar der SeeClan, der sonst immer gut durch die Blattleere kam, litt schwer unter ihr. Sie waren am magersten von allen Clans und ihre Rippen hatten während der Versammlung unter ihrer Haut hervorgestochen und Rotstern kam kaum auf den Baum der Insel, auf dem die Anführer die Versammlung abhielten. Der See war zugefroren und auch die Flüsse und Bäche. Der SeeClan hatte sich auf Fische spezialisiert und es fiel ihm schwer, andere Beute zu fangen, vor allem, wenn nur so wenig da war. Gelbstern kam zur Schlucht. Er ging mit der Ältesten an seiner Seite den steinernen Pfad zu den Bauen hinunter. Normalerweise kamen nun die SchluchtClan-Katzen aus ihren Bauen und begrüßten die ankommenden Katzen, doch heute blieben sie in ihren Bauen. Gelbstern führte die Älteste zu ihren Baugefährten in den Ältestenbau. Er ging durch die Mooswand, die die Schüler vor einigen Tagen zusammengeklebt hatten und in jeden Baueingang gehängt hatten, um ihn zu wärmen und setzte sie in ihr Nest. Die Älteste miaute dankbar: "Danke Gelbstern, der Clan hat Glück, dich als ihren Anführer zu haben." Gelbstern freute sich über die lobenden Worte und verließ den verhältnismäßig warmen Bau und ging in seinen Bau. Auch bei ihm hatten die Schüler Moos in den Eingang gehängt. Als er sich aufgewärmt hatte, ging er vor den Bau. Er war die einzige Katze vor den Bauen und schaute die Schlucht hinunter. Eis bedeckte den Boden und hing an Steinvorsprüngen. Wolken stiegen aus seiner Nase, wenn er ausatmete. Er schaute kurz zum Mond und zum Silbervlies und miaute leise zu den Sternen: "Tut doch etwas! So kann es nicht weitergehen! Sonst werden wir noch alle sterben!" Gelbstern seufzte. Er musste wieder zittern, als ihn ein eisiger Wind streifte. Er ging in seinen Bau und legte sich in sein Nest. Nach kurzer Zeit schlief er ein.
Er erwachte auf einer grünen Wiese. Es war wärmer, als in seinem Territorium und kein Reif bedeckte das Gras. Seltener Geruch von Beute war in der Luft und Gelbstern fühlte sich sofort wohl. Eine langhaarige, graue Kätzin mit bernsteinfarbenen Augen trat aus dem grünen Wald. "Dämmerstern!", rief Gelbstern erfreut aus. Seine Mutter und Vorgängerin trat ihm entgegen und miaute: "Man wird sagen, ihr wollt kämpfen und Blut sehen. Ihr könnt nichts dagegen tun und Kampf wird den mondelangen Frieden beenden." "Was heißt das?", fragte Gelbstern. Dämmerstern miaute: "Das wirst du noch früh genug sehen." Als sie sich gerade abwenden wollte, fügte sie hinzu: "Hüte dich vor Streunern die eine Verschwörung planen." "Was soll das heißen?", fragte Gelbstern erneut, aber die Welt verblasste bereits. Gelbstern seufzte. Was soll das alles heißen? Warum klärt sie es nicht auf?

Geheime VerschwörungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt