ICH HABE GEMERKT, ihr habt nicht auf mich gehört.", Ginsterstern hörte ein Miauen.
Überrascht wandte er sich um.
Ein rotbrauner Kater stand hinter ihm und etliche Narben durchzogen seinen Pelz. Sein Körper war muskulös und er wirkte auf Ginsterstern wie ein erfahrener Anführer. Hirschgeweih!
"Was willst du?", fragte er.
"Euch zu dem machen was ihr schon immer ward: Der beste Clan, aller Clans!", verkündete er, "Immer habt ihr euch hinter den anderen Clans wie eingeschüchterte Kaninchen versteckt, wurdet vertrieben und als schwach bezeichnet! Ihr ward der dünne, ausgemergelte und schwache Clan! Doch damit ist nun Schluss! Die anderen Clans haben euch lange genug unterdrückt! Nun ist die Zeit gekommen, in der der WiesenClan der stärkste, beste und ehrenvollste Clan wird! Ist es nicht das, was du schon immer wolltest?"
Ginsterstern war verwirrt. Zweifel nagten an ihm.
Hirschgeweih fuhr fort: "Es ist eure Bestimmung! Schau nur! Die Sonne geht über eurem Territorium auf! Ist das nicht ein Zeichen? Ist das nicht das eindeutigste aller Zeichen?"
"Wie willst du das anstellen? Wie willst du es schaffen, dass der WiesenClan der beste Clan wird?", fragte Ginsterstern, während er die aufgehende, rotglühende Sonne betrachtete.
Hirschgeweih schien vorbereitet: "Nächsten Sonnenaufgang werden wir das NadelClan-Lager von den Streunern befreien. Anschließend die Streuner vertreiben. Allein. Dann werden die anderen Clans zu uns aufschauen müssen!"
"Zu uns? Und wenn wir es nicht schaffen, die ... ", Hirschgeweih unterbrach ihn.
"Ich werde natürlich mitkämpfen. Ich werde der erste auf dem Schlachtfeld sein und der letzte, der es verlässt.", meinte er, "Wir werden es schaffen! Ich kenne diese fliegenhirnigen Streuner gut; ich weiß, was sie vorhaben. Ich kenne ihre Taktik, ihre Schwächen. Wir werden mit ihnen fertig! Du unterschätzt deinen Clan!"
"Wie kann ich dir vertrauen?", fragte Ginsterstern.
"Das wirst du müssen. Aber lass dir diese Chance nicht nehmen!", meinte er.
Ginstersterns Zweifel nagten noch immer an ihm, aber er miaute: "Der Clan muss entscheiden."
"Danke, Ginsterstern.", Hirschgeweih nickte ihm zu und ein freundlicher, erwartungsvoller Blick trat in seine Augen.
Zusammen liefen sie zum Lager über die Wiese, der aufgehenden Sonne entgegen. Der Reif streifte Ginstersterns Bauchfell und ließ es an seiner Haut kleben. Die Kälte drang in seinen Körper und gelbliche Wolken standen am Himmel. Einen kalten, steinigen Geruch brachte der eisige Wind aus den Bergen mit. Dort lag der Schnee in einer dicken Schicht und verdeckte die kleinen Kiefern, die sich an den Fels klammerten.
Im Lager fauchte Riedgras: "Warum bringst du diesen Eindringling ins Lager?"
Hirschgeweih antwortete gelassen: "Es macht mir nichts aus, mich direkt anzufauchen."
Riedgras knurrte.
"Ich will euch helfen, eurer Bestimmung zu folgen!", verkündete Hirschgeweih.
Ich beginne hier die Versammlungen! Du bist noch nicht einmal Mitglied des Clans!
Hirschgeweih beachtete das Fauchen und Knurren nicht und begann: "Ich werde euch zu dem stärksten aller Clans machen!"
Jubelrufe unterbrachen ihn, aber auch verächtliches Knurren. Riedgras fauchte: "Wie willst du das anstellen?"
Hirschgeweih schaute ihm direkt in die Augen. Er verkündete mit deutlicher Stimme: "Ich verstehe eure Skepsis, eure Zweifel, die an euch nagen wie hungrige Mäuse. Aber hört mich an! Ich biete euch die Gelegenheit, eurer ewig vorherbestimmten Bestimmung zu folgen und der stärkste Clan zu werden. Man wird zu euch aufschauen und euch nicht wie Dreck behandeln. Man wird euch nicht angreifen, weil man denkt, ihr seid schwach. Keiner wird je mehr wagen, euch zu vertreiben, weil man eure Stärke sieht. Kein Clan wird es wagen, auch nur daran zu denken, dass ihr böse und hinterlistig seid. Ihr werdet geehrt, geachtet und man wird euch für ewig dankbar sein! Denn nächsten Sonnenaufgang werden wir die Streuner vertrieben haben!", verkündete er.
Immer nehr Jubelrufe ertönten, kaum Skepsis. Nur Lichtschatten fragte: "Ich weiß von keiner Bestimmung. Wie sollen wir dir trauen?"
"Schaut nur zur aufgehenden Sonne! Sie geht über eurem Territorium auf! Ich schwöre euch, ich werde verbittert kämpfen. Ich werde der erste sein, der beginnt und der letzte, der aufhört. Werde ich sterben, sind die Streuner vertrieben!", meinte er, "Ihr werdet dann geehrt, bis das Silbervlies verschwunden ist!"
Nun hatte keiner mehr Zweifel oder rief sie nicht aus. Alle jubelten und nahmen Hirschgeweih zwischen sich. Dieser verkündete: "Ich bin Hirschgeweih; euer Retter!"
Retter! Wie eingebildet das klingt!
An Ginsterstern nagten nach wie vor Zweifel. Lichtschatten trat auf ihn zu. Sie miaute leise: "Ich traue diesem Hirschgeweih nicht. Er führt etwas im Schilde, das spüre ich. Das weiß ich."
Ginsterstern nickte: "Das glaube ich auch. Aber wir können den Clan nicht enttäuschen. Nicht jetzt, wo sie so große Hoffnungen haben."
Er dachte an Ältestengeschichten, die er als Junges gehört hatte. Der WiesenClan wurde nach einem Kampf vertrieben, in dem er fast ausgerottet wurde, nur weil angeblich zu wenig Beute da war. Keiner traute damals dem WiesenClan etwas zu. Er durfte nicht auf sein Territorium, angeblich, um ihn vor Angreifern zu schützen. Dafür wurde er vertrieben. Suchte heimatlos nach Schutz, kehrte zurück und gewann schließlich mit einigen Einzelläufern und Streunern sein Territorium zurück. Sie haben uns gerettet. Warum misstraue ich dann Hirschgeweih?Ginsterstern schlug die Augen auf, sowie er eingeschlafen war. Ein rotbrauner Kater stand vor ihm. Er miaute: "Hallo, Ginsterstern. Ich brauche natürlich eine Entschädigung für meine Hilfe."
So etwas hatte er schon erwartet. "Was stellst du dir darunter vor?", fragte er mit fürchterlichen Vorahnungen.
"Ich habe einen alten Freund mitgebracht.", er wedelte mit den Schwanz, "Nun, da er verstorben ist, kann er wieder der sein, der er immer sein wollte."
Ein junger, schwarz-weißer Kater trat vor ihn. In seinem Mund hatte er eine weiße Kätzin gepackt.
"Nein!", rief Ginsterstern, "Nicht Eisblüte!"
Seine Mutter rang in dem Maul des Katers nach Luft, doch dieser lockerte den Griff kein bisschen.
Ginsterstern stürmte auf sie zu, doch Hirschgeweih sprang ihm in den Weg. Er meinte gelassen: "Ich bin nun der Anführer des WiesenClans. Übergibst du mir dein Amt, bleibt sie am Leben, tust du es nicht, muss sie bedauerlicherweise ihr Leben lassen."
"Aber sie ist doch schon tot!", rief Ginsterstern.
Er dachte an den schrecklichen Tag zurück, an dem sie von Hunden getötet wurde.
Hirschgeweih fauchte: "Das tut nichts zur Sache."
Ginsterstern hörte Eisblüte hauchen: "Bring den Clan nicht wegen mir in Gefahr!"
Ginsterstern miaute: "Ich gebe mein Amt nicht ab."
"Nun ja, dann.", miaute Hirschgeweih ruhig, "Töte sie!" Er fauchte den Kater an.
"Nein, nein, nein! Warte! Du kannst Anführer werden!"
"Zu spät, mein Freund. Morsches Holz, töte sie trotzdem!", befahl er kalt.
Ginsterstern kniff die Augen zusammen. Er sah sie schon zu Boden sinken, zucken und dann erschlaffen. Doch Morsches Holz spuckte sie auf den Boden. Überrascht sah er, wie sie sich erhob und sich zusammen auf Hirschgeweih stürzten. Er hatte die Augen geöffnet und hörte Morsches Holz fauchen: "Ich töte keine unschuldigen Katzen, nur Feinde!"
"Feinde?!", fragte Hirschgeweih überrascht und gar nicht mehr gelassen, "Ich dachte, wir wären ... "
Morsches Holz drückte ihn zu Boden. Er fauchte: "Ich werde den WiesenClan zu seinem Ruhm führen! Aber ohne Kampf! Die Clans wollten mir helfen!"
Hirschgeweih fauchte: "Verräter! Sie hätten dir helfen können, taten es aber nicht, du Fliegenhirn!"
Doch Morsches Holz drückte seine Nase an seine und knurrte eindringlich: "Der einzige Verräter hier bist du! Ich werde deinem nutzlosen Leben ein Ende setzen!"
"Halt!", rief Ginsterstern, "Das brauchst du nicht zu tun!"
Morsches Holz wandte sich um: "Ich werde euch retten, warum soll dieser Verräter überleben?"
"Er sollte freiwillig gehen.", schlug er vor.
"Nun gut", Morsches Holz wandte sich an Hirschgeweih, "Wirst du freiwillig die Clans verlassen?"
Dieser nickte ängstlich und geschlagen.
"Dann tu das auch!", fauchte Morsches Holz.
Hirschgeweih verschwand und Morsches Holz wandte sich nun Ginsterstern zu und miaute: "Ich werde nicht euer Anführer werden, aber helfen kann ich euch trotzdem."
"Wie können wir dir ... ", fragte Ginsterstern, wurde aber unterbrochen.
Augen tauchten auf, erhellten die Nacht, immer mehr. Sternenbeschienene Pelze wurden sichtbar, schritten auf ihn zu. Sterne tauchten am Himmel auf, in den Augen spiegelte sich das Silbervlies. Was geschieht hier? Ginsterstern war verwirrt. Es schien so, als würden alle vergangenen Anführer, Heiler, Krieger und alle anderen Katzen hier auf ihn zukommen.
Ein weißer Kater mit glänzendem Pelz trat vor: "Es ist seine Bestimmung, die Clans zu retten."
"Er wird es tun, vertraue dem SternenClan.", miaute Dämmerstern, die ehemalige SchluchtClan-Anführerin.
"Froststern, Dämmerstern, ihr seid alle gekommen, um mir das zu sagen?"
"Nur er kann euch retten.", betonte Froststern.
"Dann vertraue ich euch.", meinte er, "Aber wie soll das gehen?"
Morsches Holz miaute: "Ich kann auferstehen. Immer und immer wieder. Allerdings nur für wenige Tage, weil es mir sehr viel Kraft kostet. Danach brauche ich einen Viertelmond um auszuruhen, ich kann dann nicht in deinen Träumen erscheinen." Dann senkte sich sein Blick zu Boden: "Bitte erschreckt nicht vor meinem Aussehen, als lebende Katze. Ich werde nicht kämpfen können, aber ich kann euch taktisch leiten."
Ginsterstern nickte verwirrt.
Froststern schritt auf ihn zu: "Ich war dein Vorgänger. Du musst mir vertrauen. Ihr werdet zwar nicht der stärkste Clan, aber ihr werdet respektiert. Morsches Holz wird euch führen. Die Clans haben Zukunft."
"Bist du dir da sicher? Eine Katze kann doch unmöglich fünf Clans retten!"
"Er schon. Solange nichts dazwischen kommt, wird alles gut gehen.", miaute er und legte seine Schwanzspitze sanft auf Ginstersterns Schulter.
"Ich vertraue dir und euch allen! Morsches Holz ist uns willkommen!", verkündete er und blickte zum Silbervlies empor.________________________________________________
Die vielen Absätze werden jetzt immer so kommen, weil Schattenwunsch es mir nahegelegt hat.
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Geheime Verschwörung
FanfictionStreuner tauchen im Wald auf und meinen, der SchluchtClan würde die anderen Clans demnächst angreifen wollen und bekommen Unterstützung von anderen Streunern. Doch, stimmt das überhaupt? Und wer will hier wen angreifen? Aber eines wird schnell klar:...