7. Kapitel

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ROTSTERN LAG NEBEN einer hellbraune Kätzin mit grünen Augen. Sie war das erste Opfer der Hungersnot im SeeClan. Gestern, als die Sonne untergegangen war, hatte sie ihre Augen für immer geschlossen. Nun wurde die Totenwache beendet und der Älteste Flussufer trug sie zu ihrem Grab, dieses hatten die Schüler schon ausgehoben, da Flussufer zu schwach war. Mühsam zerrte er die Kriegerin hinter sich her und stöhnte auf. Der SeeClan lief hinterher. Der gesamte Clan war vor Hunger ausgemergelt und schwach. Vor einigen Tagen waren die Streuner gekommen und haben von dem Plan des SchluchtClans berichtet. Rotstern glaubte nicht daran. Der SchluchtClan war friedlich und Gelbstern würde niemals unnötig kämpfen. Außerdem kannte er Streuner nur zu gut. Er war selbst bei Streunern aufgewachsen, die die Clans angegriffen haben. Vor allem der WiesenClan war stark geschwächt, er musste sogar kurzzeitig den Wald verlassen, da die Beute zu rar war und er sich nicht selbst ernähren konnte. Aber bevor der Kampf begann, wurde er im Lager zurückgelassen und der SeeClan hatte ihn aufgenommen. Seitdem war er ein loyales Mitglied des Clans. Flussufer blieb stehen. Rotstern hatte gar nicht bemerkt, wie der alte Kater gekeucht hatte. Der Fluss und der See waren vereist, alle waren unglaublich dünn. Rotstern schaute sich um. Das nächste Opfer wird wahrscheinlich Flussufer sein. Der Kater hatte kaum noch Kraft. Die Schüler sprangen ein. Rippen stachen auch unter ihren Pelzen hervor, aber sie waren noch stärker und nicht alleine. Flussufer schleppte sich zu Rotstern und miaute keuchend: "Wir können nicht mehr. Der Clan braucht Hilfe!" Rotstern schnaubte ärgerlich: "Wir brauchen keine Hilfe! Noch nie hat der SeeClan Hilfe gebraucht und das wird sich jetzt nicht ändern! Außerdem werden die anderen Clans uns wahrscheinlich nichts abgeben, sie fangen selber kaum etwas." In welcher utopischen Welt lebt er bloß? Flussufer miaute mit der Kraft der Verzweiflung: "Oh Rotstern, versuche es bitte! Du musst! Für uns, nicht für deinen Stolz!" Es geht hier nicht um Stolz und Ehre, sondern darum, ob die anderen Ckans unsere Schwäche sehen! Rotstern lief nach vorne. Die Schüler schoben Schilfrohr, die verstorbene Kriegerin in ihr Grab. Noch einmal schritt der Clan an ihr vorbei, dann wurde das Grab geschlossen. Plötzlich hustete es hinter Rotstern. Ein grauer Kater mit schwarzen Flecken wand sich unter heftigen Hustanfällen. Frostbart, die weiße Heilerkatze, schritt auf ihn zu. Sie roch an seinem Atem und erschrak: "Grüner Husten." "Haben wir noch Katzenminze?", fragte Rotstern. Frostbart schnaubte: "Du wolltest, dass wir unsere gesamten Vorräte an den SchluchtClan abgeben, weil ihre Pflanzen ausgestorben waren. Ich habe keine neuen mehr finden können." Rotstern bekam Panik. Was ist, wenn das alles geplant war und der SchluchtClan nur einen Vorwand um uns zu schwächen gesucht hatte? Er miaute: "Ich muss zum SchluchtClan-Lager." Frostbart miaute: "Nimm mich mit." "Nein, ich werde allein gehen. Ich nehme auch keine Krieger mit, es soll keine Bedrohung entstehen und dich, Frostbart, brauchen wir hier.", meinte Rotstern. Damit eilte er zum Lager des SchluchtClans. Er eilte durch den Nadelwald des NadelClans, durch den Laubwald des BaumClans und den Wald mit den alten Bäumen und der Schlucht des SchluchtClans. Schließlich kam er im Lager an. "Gelbstern!", rief er erzürnt. Schnell kam ein schwarzer Kopf mit nur einem gelben Auge zum Vorschein, hinter einer Mooswand. Hey! Voll gute Idee! Er schritt auf Rotstern zu. Ruhig fragte er: "Was liegt dir auf dem Herzen, Rotstern?" "Du hast unsere Katzenminze gestohlen!", fauchte Rotstern ärgerlich. "Haben wir nicht! Wir haben schließlich selber kaum welche!", stellte Gelbstern klar. "Ach nein?", fragte Rotstern, "Nachdem ihr unsere eingefordert habt?" "Haben wir nicht!", knurrte Gelbstern. "Doch, habt ihr!", Rotstern peitschte mit dem Schwanz. "Nein!", Gelbstern peitschte nun auch mit dem Schwanz. "Wir haben jedenfalls keine und einige deiner Krieger meinten, eure Pflanzen seien abgestorben!" "Nein, stimmt nicht!", rechtfertigte sich Gelbstern. "Oh doch!", knurrte Rotstern. Gelbstern trat nun auch auf Rotstern zu: "Wir brauchen jedenfalls auch welche." "Wo ist euer Patient?", fragte Rotstern vorwurfsvoll. "Wir haben Weißen Husten im Lager, schlimm genug.", miaute Gelbstern. "Wir Grünen Husten und wir brauchen eure, besser gemiaut, unsere Katzenminze!", fauchte Rotstern und peitschte den Schwanz. Gelbstern auch und meinte knurrend: "Ich weiß nicht, was du meinst. Die anderen Clans werden dir sicher helfen!" Damit verschwand der Anführer des SchluchtClans in seinem Bau und war verschwunden. Schnaubend ging er in den Heilerbau. Er suchte im hinteren Teil des Baues nach Katzenminze, dort lagen auch die anderen Kräuter. Hier! Der unvergleichliche Geruch stieg Rotstern sofort in die Nase. Doch was war das? Fünf Bündel lagen dort! Mit allen Clan-Gerüchen! Er packte sich das gesamte Bündel mit SeeClan-Geruch, zusammengehalten durch ein Farnblatt und ging in den vorderen Teil zurück. Dort erwarteten ihn funkelnde Augen. "Geh mir aus dem Weg, Raukenfell!", fauchte er. Doch dieser erwiderte: "Du stiehlst mir meine Katzenminze!" Rotstern schnaubte. Er stieß den älteren Heiler zur Seite und rannte den steinernen Pfad die Schlucht hinauf. Doch dort oben wartete schon Fransenfell, die Zweite Anführerin des SchluchtClans, mit zwei Kriegern und einem Schüler auf ihn. Rotstern preschte voller Wut in sie hinein und brach hindurch. Er hastete durch das Territorium, kam zur BaumClan-Grenze. Er schaute sich schnaubend um. Sie verfolgten ihn noch. Mäusedreck! SternenClan, oh hilf mir doch! Rotstern preschte keuchend weiter, das Bündel Katzenminze in seinem Maul. Er erreichte die Grenze zum NadelClan, wieder schaute er sich um. Sie waren weg. Ein Triumphgefühl breitete sich in Rotstern aus. Plötzlich stürzte sich mit voller Wucht ein grauer Blitz auf ihn. Vor Schreck ließ er das Kräuterbündel fallen und fiel zu Boden. Ein junger Kater schnappte sich das Bündel und vier Katzen rannten weg. Das waren sie! Doch Rotstern hatte keine Kraft mehr und blieb keuchend liegen.
Erst, als die Sonne sich dem Horizont näherte und der See sich rot wie Blut färbte, setzte er sich wieder in Bewegung und ging in Richtung SeeClan-Lager. Dort angekommen erwarteten ihn gespannte Blicke. Er miaute enttäuscht: "Sie wollten uns kein Blatt abgeben! Kein einziges! Obwohl sie so viel haben! Ich habe welches mitgenommen, aber auch das wurde mir wieder entrissen!" Flussufer fauchte: "Wir müssen darum kämpfen!" "Lass uns erstmal die anderen Clans fragen, vielleicht geben sie uns etwas ab.", meinte Friedherz, die Zweite Anführerin. Rotstern widersprach kopfschüttelnd: "Nein, ich habe viel mehr, als nur von uns gesehen. Es hingen von allen Clans Gerüchein den Bündeln." Die Clan-Katzen zogen die Luft ein. "Morgen greifen wir den SchluchtClan an, keine Widerrede!", befahl Rotstern. Damit zogen sich die Katzen in  ihre Baue zurück.

Geheime VerschwörungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt