5. Kapitel

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RUSSSTERN SCHLÜPFTE DURCH EINEN FARN und schaute die Schlucht hinunter. Sie erschauderte. Was ist, wenn man da hinunter fällt? Sie kannte die Geschichte der Ältesten, die sie gehört hatte, als sie ein Junges war. Vor unendlich vielen Monden war ein SchluchtClan-Anführer in die Schlucht gestürzt. Er war der Vorgänger von Dämmerstern, der Anführerin, die unglaublich lange die Anführerin des SchluchtClans gewesen war, bis sie von Gelbstern abgelöst wurde. Es fuhr ihr kalt über den Rücken. Was für ein schrecklicher Tod! Sie wandte sich entschieden von diesen Gedanken ab und lief die Schlucht entlang, mit einer Fuchslänge Abstand, zum SchluchtClan-Lager. Dort wollte sie sich von den Worten der Streuner überzeugen. Plötzlich fauchte es hinter ihr: "Eindringling!" Krallen zogen über ihr Hinterbein, bevor sie sich umdrehen konnte. Sie wich einen Schritt auf die Schlucht zu, vor Schreck. Nein! Nein! "Lindenpfote, nein! Das ist Rußstern!", schimpfte eine verärgerte Stimme hinter ihr. Rußstern wandte sich um. Eine graue Kätzin stand mit freundlichem Blick hinter ihr. "Entschuldigung, meine Schülerin", sie schaute streng auf die junge Kätzin, die sich klein machte, "hat leider zu eilig gehandelt." Die Schülerin stotterte entschuldigend: "Es ... es tut mir furchtbar leid." "Schon gut.", miaute Rußstern. Zwei weitere Katzen tauchten auf. "Oh, Rußstern, willst du zu Gelbstern?", fragte ein Krieger namens Rotbeere. Rußstern nickte. "Ich führe dich zu ihm, geht ihr schon mal weiter.", meinte er zu den anderen. Diese nickten. Rotbeere schnippte mit dem Schwanz nach vorne und sie gingen nebeneinander, Rotbeere näher an der Schlucht, zum Lager. Rotbeere fragte: "Was willst du von Gelbstern?" "Ich glaube nicht, dass Krieger das wissen sollten. Jedenfalls noch nicht.", meinte sie. "Oh, verstehe.", meinte Rotbeere ein wenig enttäuscht. "Bringt ihr euren Schülern eigentlich nicht bei, erstmal den Rest der Patrouille über einen Eindringling zu informieren, bevor man angreift?", fragte Rußstern schnippisch. Rotbeere schnurrte amüsiert: "Hattest du noch nie einen jungen Schüler? Sie sind eigensinnig. Lindenpfote ganz besonders. Sie will nicht auf andere hören, sie will Anführerin werden. Welcher Schüler will das nicht?" Rotbeere hatte recht. Rotbeere und Rußstern kamen zum Lager. Er schnippte mit dem Schwanz den Pfad hinunter. Sie ging voran, eng an die Wand gehalten. Rotbeere stellte fest: "Ich kann mir vorstellen, wie angsteinflößend die Schlucht ist, aber man gewöhnt sich dran." Sie kamen zu den Lagern, Höhlen in der Schluchtwand. Moospolster hingen an den Eingängen. Warum sind wir nicht darauf gekommen? Ganz hinten kamen sie an das Ende des Pfades. "Jetzt lasse ich dich alleine.", meinte Rotbeere. Rußstern nickte: "Danke, dass du mich hergeführt hast." Der Kater nickte: "Du bist eine Anführerin." Aus der Höhle drang, gedämpft durch das Moos, eine Stimme: "Bist du das Rußstern? Komm herein!" Rußstern schlüpfte durch das Moos. Im Bau war es warm und ein gelbes Auge funkelte sie im Dunkeln an. "Ich muss mit dir sprechen, Gelbstern.", miaute Rußstern. Es wirkt nicht so, als ob hier die Krieger bestimmen würden. Oder haben sie das nur vor mir gekonnt verborgen? Gelbstern blinzelte: "Was gibt es?"  Rußstern seufzte. Wie wird er reagieren? "Ich habe Streuner getroffen, eher haben sie mich gesucht, sie meinten im SchluchtClan hätten die Krieger die Führung übernommen und dich abgesetzt. Ich wollte mich davon überzeugen, da ich das nicht recht glauben kann.", miaute sie schließlich. Gelbstern fragte überrascht: "Die Krieger? Wirkt es auf dich so, als würde ich hier nichts mehr zu befehlen haben?"  "Nein, natürlich nicht.", miaute Rußstern entschlossen. Gelbstern meinte: "Die Streuner haben gelogen. Ich weiß nicht wieso, aber ich ahne Schlechtes. Wir müssen die anderen Anführer warnen, bevor es zu spät ist."  Rußstern nickte. Gelbstern miaute: "Morgen sollten wir uns zu Sonnenhoch an der gemeinsamen Grenze am Ufer treffen und dem ganzen schnellstens ein Ende setzen!" Rußstern nickte: "Unbedingt! Bevor die anderen Clans angreifen!" Gelbstern schaute an ihr herunter. Er miaute sanft: "Ich rieche deinen Hunger, du kannst dir was von unserem Frischbeutehaufen nehmen." "Fangt ihr denn viel?", fragte Rußstern überrascht. "Nicht gerade viel, aber eine Maus können wir entbehren.", meinte Gelbstern freundlich. Rußstern entgegnete: "Das ist nicht nötig, ich will euch nicht zur Last fallen." "Wie du meinst." Ein Schrei ertönte gedämpft durch die wärmende Wand aus Moos, Entsetzung schwang deutlich in der Stimme: "Der Frischbeutehaufen ist weg!" Gelbsterns Augen weiteten sich. Er zwängte sich eilig an Rußstern vorbei. Er lief durch die Mooswand und eilte den Pfad hinauf. Rußstern kam auch durch die Wand. Eine Älteste kam gerade aus ihrem Bau und fauchte verächtlich: "Was willst du denn hier?" "Ich musste mit Gelbstern ...", wollte sich Rußstern rechtfertigen, wurde aber von der Ältesten unterbrochen. Diese krächzte zu den anderen Katzen empor: "Der BaumClan hat die Beute gestohlen!" Rußstern erschrak. Oh nein! Rotbeere kam zu der alten Kätzin und miaute beruhigend: "Rußstern kam alleine, außerdem hat kein BaumClan-Geruch an den Büschen gehangen." Die Kätzin schnaubte: "Dann haben sie eben ihren Geruch verdeckt!" Rotbeete senkte den Blick. Rußstern miaute: "Nein, das stimmt nicht." Die Älteste fauchte sie wutentbrannt an: "Du wolltest mit deinem Gespräch nur Gelbstern ablenken!" Die Älteste kam bis auf eine Schnurrhaarbreite an sie heran. "Du Diebin!", zischte sie. "Beruhige dich, Bachschweif.", miaute Gelbstern, "Streunergeruch hing an den Büschen." Bachschweif schaute Rußstern nur noch verächtlicher an: "Jetzt arbeitet sie auch noch mit Streunern zusammen!" "Nein, nicht ich.", meinte Rußstern, sie fragte Gelbstern: "Kann ich den Geruch riechen?" Gelbstern nickte. Rußstern wollte an der Ältesten vorbei, aber sie blieb auf dem Pfad stehen. Gelbstern befahl: "Lass sie durch, Bachschweif." Abschätzig betrachtete sie die ältere Kätzin und zog sich dann schnaubend zurück. Rußstern lief den Pfad nach oben. Gelbstern zeigte ihm einen Brombeerbusch und Rußstern roch. "Das sind die Streuner!", rief sie. Gelbstern meinte: "Wir laufen der Geruchsspur hinterher. Jetzt. Bevor sie weggewischt wird oder vollkommen verfliegt. Wann hast du sie getroffen?" Rußsterns Pelz brannte vor Verlegenheit. Hätte ich doch gestern bloß Gelbstern aufgesucht! "Gestern.", miaute sie. Gelbstern holte tief Luft: "Versuchen wir es." "Darf ich mitkommen?", fragte Rotbeete. "Ja.", meinte Gelbstern, "Hol Wühlmauspelz und Staubpfote, sie kommen auch mit." Rotbeere nickte. Zwei Kater traten vor. "Oh, ihr seid schon da. Dann los!", meinte Gelbstern. Die Katzen nickten und liefen hinter Gelbstern los. Rußstern folgte ihnen durch den unterholzdichten Wald.

Geheime VerschwörungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt