Kapitel 3

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♠Adam♠

"Ja, nein, Director Holt. Ich befürchte Ion wird uns nicht helfen, aber ich werde alles versuchen um ihn dazu zu bewegen mit uns zusammenzuarbeiten", seufze ich in das Mikrofon des Laptops, welchen ich gerade für einen Videochat mit Director Holt benutze.

"Ansonsten, wenn alles nichts hilft, müssen sie ihm eben ein paar Internas erzählen. Ich denke er hat sehr großes Interesse daran zu erfahren was damals passierte beziehungsweise wieso wir uns für sie entschieden und ihn ausrangiert haben."

So wie Holt das sagt hört es sich wirklich mies an, was sie damals mit Ion gemacht haben, aber es war leider nötig. Ob ich ihm das wirklich sagen soll? Nur im äußersten Fall. Einfach so werde ich ihm das sicher nicht sagen.

"Mal sehen wie es sich weiterentwickelt. Er weiß, dass ich noch ein wenig hier bleiben werde und wenn er nicht auf mich zukommen sollte, dann versuche ich es noch einmal."

Schulterzuckend drehe ich mich um und sehe, da ich es rascheln gehört habe, durch die offene Glasschiebetür auf die Terrasse des Erdgeschosszimmers.

Ich zieh meine Waffe aus dem Holster und lege für Holt einen Zeigefinger auf meine Lippen. Mit der entsicherten Waffe im Anschlag schleiche ich auf die Terrasse um nachzusehen wo das rascheln her kommt. In einem etwas größeren Busch kann ich Bewegungen ausmachen.

"Komm raus und Hände nach oben, wer auch immer da drin ist", rufe ich in den Busch und ziele darauf, als die Bewegung deutlicher werden bis plötzlich ein Ponykopf aus dem Gebüsch herausschaut.

"Was zum Teufel."

Lauthals fange ich an zu lachen und packe schnell die Waffe zurück ins Holster.

"Was genau tust du auf meiner Terrasse? Bist du ausgebüchst?", frage ich das gescheckte Minipony, das nun komplett vor mir steht und genüsslich das Gras vom Rasen rupft.

Kopfschüttelnd gehe ich zurück an den Laptop.

"Da steht tatsächlich ein Minipony auf meiner Terrasse. Holt, ich melde mich wenn ich Neues von Ion habe, aber ich werde nun das Pony mal dahin bringen wo es hingehört", erkläre ich und nuschle noch ein: „Falls ich das finde was ich denke", vor mich hin. Schnell verabschiede mich von Holt und beende den Videochat.

Als ich wieder auf die Terrasse komme, steht das Pony immer noch auf dem Rasen und lässt sich nicht dabei stören, wie es mit den Lippen die frischesten Grashalme heraussucht und vernascht. Lächelnd gehe ich auf das Tier zu und packe es an seinem Halfter, das es zum Glück trägt. "Also los, lass uns dich in deinen Stall bringen."

Ich setze mich in Bewegung und das Pony tut es mir gleich. Das scheint ja sehr menschenfreundlich zu sein und nicht scheu.

Wir schlüpfen durch den Busch aus dem ich es kommen gesehen habe und augenblicklich fällt mein Blick auf ein rotes Stallgebäude unweit von meiner Terrasse, Bingo.

"Also auf auf, ich denke ich weiß wo wir hin müssen."

Ich folge dem Weg und als wir die erste Gabelung erreichen, sehe ich das erste Mal seit ich hier bin kleine Wegweiser und sogar einer, auf dem ein Reitstall ausgeschildert wird. Das ist toll, vermutlich aber sinnvoll bei dem riesigen Areal, damit die Leute sich nicht verlaufen und auch im Notfall immer wissen wo genau sie gerade stehen. Sehr clever gemacht.

Ich folge dem Schild und stehe kurze Zeit später direkt vor dem Eingang zu einem Stall.

"Nosy Checker", höre ich ein Mädchen im Teenageralter rufen. Sie rennt auf uns zu und greift gleich nach dem Halfter des Ponys.

"Hat er ihnen Ärger gemacht? Es tut mir wirklich leid, er ist mir beim Boxen ausmisten entwischt."

Ganz aufgeregt sieht sie mich mit ihren blauen Kulleraugen an und wartet bis ich etwas sage. Ich lächle sie an und strecke ihr meine Hand hin.

"Adam und nein, er oder auch sie, naja das Pony, stand vor meiner Terrasse auf dem Rasen und schien glücklich damit gewesen zu sein das Gras zu fressen. Ich dachte, ich bring es besser gleich wieder zurück."

"Oh, danke danke. Es tut mir wirklich leid. Ich bin Anastasia und ich reite eigentlich nur hier, aber manchmal komme ich auch her um zu helfen. Sie sind hier alle so nett und die Pferde sind toll."

Sie redet ohne Luft zu holen, was mich noch mehr grinsen lässt, denn so war ich als Kind und Jugendlicher auch, sogar noch viel länger. Eigentlich, bis ich Ion kennengelernt habe. Erst da fing ich an ruhiger und erwachsener zu werden. Wobei, vielleicht nicht gerade erwachsen, jedoch konzentrierter und verantwortungsvoller. Doch Anastasia scheint mit ihrer Aufgabe im Stall auch verantwortungsvoll zu sein.

"Anastasia, hast du Checker gefunden?", höre ich eine tiefe Stimme rufen und schaue auf.

"Ich nicht, aber er stand bei Mister Adam...."

"Nur Adam.."

"Okay, bei Adam auf der Terrasse und hat gefuttert", klärt sie den Mann lächelnd auf.

"Oh man dieses freche, neugierige Pony. Was mache ich nur mit dir", wendet er sich nun dem Pony zu, doch dieses schnaubt nur und schüttelt den Kopf. Alle lachen wir und Anastasia verabschiedet sich noch einmal dankend von mir und geht, mit Checker im Schlepptau, zurück in den Stall.

"Ich bin Daniel und habe hier die Verantwortung, zudem bin ich noch der Reitlehrer und Bereiter. Vielen Dank dass sie sich Checker angenommen haben. Ich hoffe das passiert nicht noch einmal", stellt er sich vor und wir schütteln uns die Hände.

"Ach, kein Problem, solange ich noch da bin werde ich ihn immer wieder zurückbringen, falls es noch einmal vorkommen sollte."

"Das ist wirklich nett. Hat er viel Schaden am Rasen gemacht? Wenn ja muss ich den Damen Bescheid sagen, damit man sich darum kümmert."

Ich verneine kopfschüttelnd, was ihm ein erleichtertes Seufzen entlockt.

"Das ist gut, also dann, ich muss dann mal wieder hinein. War nett sie kennenzulernen Adam."

"Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite", sage ich und stelle sofort fest dass ich mich gerade angehört habe wie Ion zu seiner Zeit als Butler meines Bruders. Oh Gott. Dieser Mann beherrscht meine Gedanken schon seit wir uns getrennt haben und ich befürchte er wird dort auch nie wieder herauskommen.

Schnell verabschiede ich mich von Daniel, bevor ich mich wieder in meinen Gedanken verliere und vergesse was ich eigentlich wollte.

Die letzten dreizehn Jahre lebte ich nur für die Arbeit und wenn ich nicht über selbige nachdenke, dann über Ion. Ich wollte ihn eigentlich im Auge behalten, doch dann tauchte er ab und ich fand ihn nicht mehr. Letztendlich fand ich es dann doch besser so, denn hätte ich ihn oft gesehen, sei es auch nur auf Bildern, wäre meine Sehnsucht viel zu groß gewesen und ich hätte im Job womöglich Fehler gemacht und die konnte ich mir einfach nicht leisten.

So stürzte ich mich in Arbeit und besorgte mir ab und zu mal einen Callboy von einem diskreten Escortservice. Nie durfte einer ähnlich sein wie Ion. Ich wollte einfach nur Druck abbauen, so buchte ich immer Twinks. Die bliesen mir dann meist fast das Hirn heraus, so dass ich nicht mehr an den Mann denken musste, den ich damals habe einfach fallen lassen.

Ich weiß nicht auf was genau ich mich da eingelassen habe. Ich hatte gehofft dreizehn Jahre wäre eine lange Zeit, doch als er plötzlich vor mir stand und mich am Hals gegen die Wand presste, war mein erster Gedanke, 'bitte Mischka, nimm mich, ich brauch dich so sehr'.

Ich vermisse ihn so sehr.

Ich kann nicht mehr ändern was passiert ist, aber ich kann dafür sorgen, dass es nicht noch einmal vorkommt und vielleicht verliebt er sich ja wieder in mich. Es ist nicht unbedingt so, dass ich meine Entscheidung damals bereue. Doch wäre ich es anders angegangen. Aber erst einmal muss ich dafür sorgen dass Ion uns hilft meinen Bruder zu fassen, dann können wir über den Rest reden. 

Resort de la Pheya 1 - AdamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt