Kapitel 20

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♠Ion♠

"Ion, steh auf", höre ich Adam flüstern während er mich an meinem Oberarm berührt.

"Was ist los?", frage ich leise. In all den Jahren habe ich es nicht ablegen können, in Sekunden hellwach zu sein.

"Draußen hat es geknallt, da ist irgendwas oder wer." Adam schnappt sich sein Holster und schleicht, ohne das Licht anzumachen, durch den Flur in den Wohnraum.

"Nathan? Haltet euch bereit." Ich habe das Funkgerät in der Hand und höre die umgehende Bestätigung von Nate. Er ist bereits an der Hütte – hat wohl die Nachtschicht, doch sein Partner ist jetzt auch auf dem Weg hierher.

Ein Schatten wandert am Fenster vorbei zur Hintertür und bleibt einen Moment davor ruhen. Adam hat seine Waffe jetzt gezogen und ich tue es ihm gleich. Gemeinsam schleichen wir der Gefahr entgegen. An der Tür angekommen sehen wir uns kurz an, nicken und ich öffne sie dann ruckartig während Adam seine Waffe in Anschlag bringt. Doch als wir raus sehen ist da keiner.

Adam wagt sich weiter vor ohne seine Waffe zu senken, doch es ist zu dunkel um viel zu erkennen und so lauschen wir weiter angespannt in die Nacht. Ein Rascheln erregt unsere Aufmerksamkeit und wir drehen uns beide in die Richtung aus der es kam. Eine Taschenlampe leuchtet uns an und ich bin froh den Mann zu sehen, der sie trägt.

"Wheele", flüstert Adam ebenfalls erleichtert und er kommt vorsichtig auf uns zu, ohne die Aufmerksamkeit auf unsere Umgebung zu verlieren. Es ist gut zu sehen, dass die beiden jetzt wie ein Team zusammenarbeiten und ihre Animositäten beiseite lassen.

"Alles okay?", fragt Nate und Adam und ich zucken beide mit den Schultern.

"Es gab einen Knall und dann schlich jemand draußen herum. Doch wir haben die Ursache dafür nicht gefunden", klärt Adam ihn ohne zu zögern auf und Nate hält es ebenso. Gut.

„Aber etwas geht vor. Ich habe Fußspuren entdeckt, wir sind nicht mehr alleine." Nates leise vorgebrachter Bericht sorgt dafür, dass wir uns alle anspannen. Haben wir Angst? Sicher, wer jetzt keine Angst hat ist schon so gut wie tot. Angst ist ein Lebensretter. Doch wir stellen uns dieser Angst wie wir es gelernt haben, das ist unser Job. Ich muss grinsen als mir klar wird, dass ich mich – trotz aller Gegenwehr zuvor – jetzt wieder als einer von ihnen sehe. Dreizehn Jahre sind nicht lang genug, um alles zu vergessen, was einen davor ausgemacht hat.

„Wie gehen wir weiter vor?" Ich richte meine Frage an Adam, da er aktuell der führende Agent ist und er schluckt einen Moment. Doch Nates Anwesenheit und mein offensichtliches Vertrauen in ihn sorgen dafür, dass er sich schnell sammelt. Er kann jetzt zeigen was er kann und ist bereit dazu. Gott, das ist sexy.

Statt sinnlose Befehle zu geben tut Adam genau das, was ich von einem guten führenden Agenten erwarte. „Wir müssen Egor aus der Deckung locken. Ich will nicht, dass seine Handlanger den Job erledigen. Wie siehst du das, Wheele?" Adam hat erneut seine Stimme gesenkt und Nate ist offensichtlich überrascht über Adams professionelle und wenig arrogante Bereitschaft das Team in seine Entscheidungen mit einzubeziehen, doch er fängt sich schnell und nickt. „Balko und ich können uns um das Fußvolk kümmern. Ich glaube, er hat bereits damit angefangen", gibt er ebenso leise zurück und grinst als wir alle ein leises 'Flop' hören. „Könnt ihr ihn in die Hütte locken?"

Ich nicke. „Laden wir ihn ein", beschließe ich leise und werfe dann genervt die Hände in die Luft während ich laut zu schimpfen beginne. „Ich bin kein Agent mehr und habe keine Lust auf Eure Spielchen." Dann verziehe ich mich wieder zurück in die Hütte, bleibe aber im Dunkeln hinter der Tür stehen um weiter zu lauschen und zu beobachten.

"Scheint wohl ein Fehlalarm gewesen zu sein", mein jetzt Nathan und Adam sieht ihn böse an. "Glaubst du ein großes Tier ist am Fenster vorbei geschlichen? Ich weiß doch was ich gesehen habe", faucht er den Agenten an der abwinkt. „Ich gehe wieder zurück. Wenn dich noch was aus dem Schlaf schreckt, Jungchen, dann melde dich." Ich muss grinsen. Die beiden genießen diesen Schlagabtausch zu sehr um zu glauben, dass er nur gespielt ist.

Adam lässt seine Blicke erneut schweifen, zieht sich dann aber ebenfalls in die Hütte zurück und schließt die Tür hinter sich ab. Dann kommt er auf mich zu und zieht mich in seine Arme. „Hey", versuche ich ihn zu beruhigen. „Alles wird gut, mein Hübscher." Schnell lösen wir uns wieder voneinander und bewegen uns durch den Raum, bleiben aber am Durchgang zum Schlafzimmer stehen.

Jetzt heißt es warten. Wir rutschen am Rücken die Wand hinunter bis wir auf dem Fußboden sitzen, die Tür zwischen uns. Adam reicht mir seine linke Hand und ich muss meine Waffe ablegen um sie zu ergreifen. So sitzen wir in absoluter Stille und warten. Egor war noch nie einer der geduldigsten und so müssen wir nicht lange warten, bis wir das leise Geräusch hören, das entsteht, wenn jemand versucht, eine Tür zu knacken. Wir drücken noch einmal unsere Hände, dann greife ich nach meiner Waffe und wir erheben uns langsam wieder. Nun mach schon Egor, so kompliziert ist das Schloss nicht.

Schließlich gleitet die Tür auf und ein mir unbekannter Mann schlüpft herein und schaut sich im dunklen Raum um. Wir stehen still und halten den Atem an, damit er uns nicht sofort bemerkt. Adam hat ihn bereits im Focus doch ich bin enttäuscht. All der Aufstand dass er mich finden will, und dann kommt er nicht mal selber? Verdammt. Meine Finger wandern zum Lichtschalter, doch bevor ich ihn betätigen kann öffnet sich die Tür erneut und endlich stolziert der Mann herein, um den es hier geht. Ich hebe automatisch meine Waffe und ziele auf ihn. Leider sorgt diese Bewegung dafür, dass die Männer uns bemerken und ebenfalls ihre Waffen zücken. Ich atme noch mal tief durch, bevor ich reagiere. „Egor, lange nicht gesehen!"

Resort de la Pheya 1 - AdamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt