Kapitel 15

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♠Adam♠

Während ich mit Holt telefoniere, trocknet Ion mich ab und bindet mir das Handtuch um, ist das nicht süß? Wäre es nicht Ion, hätte ich es niemals zugelassen. Außer es wäre mein fester Freund gewesen, dann eventuell. Ich bin mit meinem Körper nicht wirklich zufrieden, doch Ion kennt ihn schon und damals hat er ihn geliebt. Vielleicht tut er das heute ja auch noch, ich weiß es nicht, aber ich würde es mir wünschen.

Holt teilte mir mit, dass die Ergebnisse von der Spurensicherung da sind. Nannte mir Namen und sagte Bescheid, dass noch zwei Agenten von ihm her geschickt wurden die heute am späten Nachmittag ankommen.

Die Spurensicherung hat auch die Fingerabdrücke von Heya, Phedoka und dem Manager genommen um sie mit denen im Raum und auf den Akten abzugleichen und sie so von möglicherweise hinterlassenen, Täterspuren zu unterscheiden.

Laut der Spurensicherung waren keine fremden Abdrücke drauf, dafür aber etwas Anderes.

"Ion?", rufe ich ihn. Ich habe immer noch nur ein Handtuch um mich herum, vielleicht sollte ich mir mal etwas anziehen.

"Hast du Thomas gesehen als du aus dem Bad raus bist?", fragt er mich und ich schürze die Lippen und schüttle mit dem Kopf.

"Er wird wohl gegangen sein, nachdem er den Tisch so schön gedeckt hat. Was willst du denn von ihm? Stehst du jetzt neuerdings doch auf kleine, süße, devote Twinks?", entgegne ich ihm und er sieht mich scharf an.

"Woher willst du wissen dass er das ist, mhm?"

"Ach komm schon Ion, das sieht man doch."

"Na dann. Und wenn es so wäre?"

Echt jetzt? Was soll ich jetzt antworten, dass ich dann eifersüchtig oder enttäuscht wäre? In Sorge, weil er somit nicht mehr auf mich steht?

Am Besten ignoriere ich diese Frage. Ich winke ab und gehe in mein Zimmer um mich anzuziehen.

"Ach, kennst du einen Vladimir Petrow", frag ich ihn nachdem ich mich angezogen und wieder in den Wohnraum gegangen bin.

Skeptisch sieht er mich an.

"Woher kennst du ihn?", stellt er mir eine Gegenfrage anstatt meine zu beantworten und reizt mich damit noch mehr.

"Beantworte erst meine Frage", kurre ich ungehalten und er sieht mich herausfordernd an.

"Hab ich das nicht schon? Kannst du immer noch nicht zwischen den Zeilen lesen? Wie hast du bitte deine Agentenprüfung geschafft?"

"Wow, danke. Nicht jeder ist so aufmerksam wie du. Nicht jeder kann Menschen so lesen wie du. Ich habe in den letzten Jahren mehr Aufträge erledigt als du in deiner aktiven Zeit."

Kaum ausgesprochen bereue ich schon, was ich gesagt habe. Ion konnte nichts dafür das es so für ihn endete. Gott ich bin so dumm. Jetzt frage ich mich selbst wie ich die Prüfung geschafft habe.

"Es tut mir leid", entschuldige ich mich voller Reue. "Wirklich, ich wollte das nicht sagen, es ist einfach so rausgerutscht."

"Lass gut sein Adam. Mach einfach deine Arbeit", erklärt er trocken und ich kann trotz meiner begrenzten Aufmerksamkeitsspanne erkennen das ich ihn damit verletzt habe. Mal wieder. Verdammt. Jetzt kann ich nichts anderes tun als ihn in Ruhe zu lassen und wie er sagt, einfach meine Arbeit machen.

"Vladimir Petrow?", frage ich noch einmal und setze mich an den Tisch um endlich zu Frühstücken. Auch wenn es jetzt schon Zeit für Mittagessen wäre.

"Zu meiner Anfangszeit, war er die rechte Hand von Egor. Doch er hat ihn hintergangen. Da sie aber miteinander aufgewachsen sind, wollte Egor ihn nicht eliminieren. Stattdessen schickte er ihn in die Wüste mit dem Befehl sich nie wieder blicken zu lassen, sonst würde er ihn doch noch töten. Danach wurde ich dann zu seiner rechten Hand und Vladimir verschwand spurlos von der Bildfläche."

"Er scheint ein bisschen dumm zu sein, kann das sein?"

"Wie kommst du darauf?"

"Naja, weder am Fenster noch an deiner Akte oder den anderen Sachen im Büro wurden Fingerabdrücke gefunden. Das heißt, er hatte Handschuhe an. Doch die Ecken jeder Seite deiner Akte waren gerunzelt als wären sie feucht geworden. Vladimir scheint seine behandschuhten Finger abgeleckt zu haben um die Seiten umzublättern, denn an jeder Ecke klebte seine DNA dran", erkläre ich ihm und er fängt lauthals an zu lachen.

"Dein Ernst? Oh man, solche Fehler können wirklich nur ihm passieren. Ja er ist nicht gerade der Schlauste. Wie wird jetzt weiter verfahren?"

"Die hiesige Polizei sucht ihn per Haftbefehl. Er kann ja nicht weit sein. Die Stadt ist nicht groß und hier kennt fast jeder jeden. Da wird Vladimir bestimmt auffallen. Wir können jetzt nicht mehr machen als warten bis sie ihn haben und Ausschau halten ob er Egor schon informiert hat. Aber mich würde interessieren, woher Vladimir wusste dass du hier bist. Außer deinem Boss und dem Label weiß doch niemand dass du hier bist und außer mir und die Agency kennt auch keiner von damals deinen richtigen Namen. Deine Leute hier wiederum kennen deine falschen Namen von damals nicht. Also mich würde wirklich interessieren wie er drauf kam."

"Das würde mich auch interessieren", meint er dann nachdenklich.

Den Rest des Morgens sprechen wir kaum mehr ein Wort miteinander. Weder über Thomas noch über die Aktion in der Badewanne. Jeder macht irgendwie sein Ding. Während Ion auf dem Sofa sitzt und liest, surfe ich durch mein Handy.

Das Telefonat kam wirklich zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt und es tat mir schrecklich leid für Ion. Er war nicht voll erigiert, aber kalt hat ihn das auch nicht gelassen. Wäre zwischen uns gerade nicht so eine dicke Luft würde ich nicht davor zurückschrecken ihm heute Nacht erneut einen Besuch abzustatten.

Vielleicht sollte ich es trotzdem machen, als Entschuldigung für meine kindische Eifersuchtsszene. Die war wirklich unnötig, aber kurz hat es mich wirklich gepackt. ich meine, für was braucht er diesen Thomas denn? Ion kann sehr gut kochen und ich kann es auch. Zwar nicht so gut aber doch einigermaßen passabel. Also brauchen wir Thomas nicht. Und was interessiert es ihn wo der Kerl hin ist? Wenn er nicht mehr in der Hütte ist, wird er ja wohl gegangen sein. Was ist mit Ion nur los? So kenne ich ihn wirklich nicht. In vielen Bereichen so unaufmerksam und unlogisch.

Oder liegt es vielleicht an meiner Anwesenheit? Sollte ich ihn mal darauf ansprechen? Mir fällt es auch schwer mich zu konzentrieren, aber ich muss es tun, wer weiß was passieren würde wenn ich total unkonzentriert wäre.

Vielleicht sollte ich mich jetzt ganz der Arbeit widmen und meine Gefühle für Ion außen vor lassen. Wir können unsere Differenzen immer noch am Ende klären. Auch wenn das noch weit in der Zukunft liegen könnte.

Gegen Spätnachmittag machen wir uns dann gemeinsam auf den Weg in Dustins Büro um uns mit den eingeflogenen Agenten zu treffen. Hier wird ab jetzt vorübergehend unsere Einsatzzentrale sein.

Als wir das Büro betreten, gibt Ion ein undefinierbares Geräusch von sich und ich starre ihn an.

Was zum Teufel?

Ich drehe mich um, um zu schauen was oder wen er fixiert.

Nathan, Nathan Wheele, der hat mir ja gerade noch gefehlt. Er konnte mich noch nie leiden.

Er grinst wie ein Honigkuchenpferd und geht auf Ion zu, welcher ihn in seine Arme zieht und ihm eine Bärenumarmung schenkt.

Was haben die beiden miteinander zu tun und wieso wusste ich nichts davon?

Resort de la Pheya 1 - AdamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt