♠Adam♠
Warum genau ich in der Nacht zu Ion gegangen bin weiß ich wirklich nicht. Ich war alleine, konnte in diesem kleinen Einmannbett nicht einschlafen und fühlte mich irgendwie verloren. Nicht, dass es zuhause, in meinem eigenen Bett, anders gelaufen wäre, doch heute Nacht hatte ich die Chance das zu ändern und habe sie genutzt. Meine Hoffnung, Ion würde mich nicht rausschmeißen, wurde erfüllt und wie es aussieht, wollte er es genauso wie ich. Das hörte ich zumindest aus seiner Aussage, dass wir gut geschlafen hätten, heraus.
Wie wohl die heutige Nacht aussehen wird? Das Bett in dem ich schlafe ist nur so ein Einzelbett. Die Hütten wurden scheinbar so konzipiert, dass Familien hier übernachten können. Elternschlafzimmer und Kids.
Vielleicht sollte ich mir nicht so viele Gedanken darum machen was heute Abend geschehen wird und es einfach auf mich zukommen lassen.
"Adam, huhuuu", höre ich hinter mir rufen und drehe mich um. Phedoka kommt mit ihrem Schwinggang auf mich zu und lächelt.
Nachdem ich mich angezogen und mit Holt telefoniert hatte, machte ich mich gleich auf den Weg ins Hotel, wo ich nun den Flur entlang zu meinem Zimmer laufe.
Phedoka nimmt mich in den Arm, als sie bei mir ankommt und drückt mich fest. Seit ich, ein paar Tage vor der Eröffnung, angereist bin, hatte ich mehrfach mit ihr und ihrer Partnerin Heya zu tun und festgestellt, dass beide Frauen sehr herzlich sind. Besonders die kleinere und buntere scheint einen Narren an mir gefressen zu haben. Ihre überschwängliche Art entlockt mir jedesmal ein Lächeln, weil es einfach gut tut.
"Danke, dass du dich um den Einbruch kümmerst, es bedeutet uns sehr viel jemanden zu haben dem man vertraut. Heya und Dustin haben mir alles erzählt. Es ist schrecklich. Habt ihr schon einen Verdacht?", fragt sie mich aufgeregt und ich schaue auf meine Uhr.
"Phedoka, es ist noch früher Morgen, ich bin noch gar nicht so lange wach und habe bis jetzt leider nur mit meinem Chef telefoniert um die Genehmigung zu bekommen, dass ich den Fall überhaupt übernehmen kann. Leider musst du dich mit Ergebnissen noch ein wenig gedulden und auch dann darf ich dir leider nicht alles mitteilen", erkläre ich ihr und ihr Gesichtsausdruck lässt mein Herz ein wenig schmerzen. Sie zieht die Unterlippe über die Obere und ihre braunen Bambiaugen fangen langsam an feucht zu werden. Diese Mimik kenne ich gar nicht von ihr, normalerweise lacht sie immer und das hat sie auch vorher getan, wieso also jetzt so ein Gesicht?
"Alles in Ordnung?", frage ich sie besorgt und streiche ihr über den Arm.
"Ja. Nein. Es tut mir leid wenn ich so aufgeregt und vorschnell bin, aber weißt du? Heya und ich hatten schon ein paar Hotels unter unserem Regime und sowas ist einfach noch nie passiert. Die Ungewissheit hat mich heute Nacht einfach nicht schlafen lassen, da werde ich etwas sentimental. Ich möchte einfach wissen ob es jemand auf uns, Dustin oder unser Konzept abgesehen hat. Oder vielleicht sogar auf Ion."
Den letzten Satz sagt sie so leise, dass jemand anderes ihn wohl kaum verstanden hätte, aber ich schon.
"Wie kommst du auf Ion?", frage ich, neugierig darauf was genau sie weiß.
"Ach, schon gut. Ich muss dir nichts erzählen du weißt sehr gut warum Ion hier ist. Ich bin aber guter Hoffnung, dass ihr den Täter oder das Motiv bald herausfinden werdet."
"Das werden wir ganz sicher. Kann ich dich mal was anderes fragen?"
"Natürlich, immer zu."
"Was läuft da zwischen Heya und dem Manager?", frage ich sie frech und sehe sie neugierig an.
"Mhm", macht sie und setzt eine Denkerstirn auf. "Das fragst du sie am Besten selbst"
Kichernd dreht sie sich um und schwingt davon. Ok, dann frag ich Heya irgendwann selbst. Ich weiß auch nicht wie ich darauf kam, dass Phedoka Dinge über ihre Freundin ausplaudern könnte. Man kann es ja mal versuchen.
In meinem Zimmer angekommen packe ich alles zusammen, was sich nicht schon in meinem Koffer befindet. Egal wo ich übernachte, ob in einem Hotel oder einem Fremdenzimmer, ich packe nie komplett aus, denn nicht selten muss ich meinen Schlafplatz Hals über Kopf wieder verlassen. Also liegt nicht viel außerhalb meines Koffers herum. Nachdem ich ihn geschlossen habe verlasse ich das Zimmer und gehe den langen Flur entlang, wo ich mich zu Paul an den Empfang stelle.
"Adam, ihr Chef hat uns schon Bescheid gegeben. Ihr Zimmer geht an ihre zwei Kollegen und sie ziehen für die nächste Zeit bei Mister Hargrove ein."
Ich nicke und unterschreibe mit dem Namen mit dem ich hier eingecheckt habe, nun auch zum auschecken. Und das ist nicht mein richtiger. Nur falls hier irgendwer die Datenbank hackt, oder - wie es ja schon passierte - in das Büro einbricht. Denn im Moment möchten wir auf keinen Fall, dass Egor eine Verbindung zwischen Ion und mir zieht, denn das wäre fatal. Er soll ihn weder über mich erreichen können, noch wollen wir aktuell die Möglichkeit verlieren, dass ich selbst irgendwann wieder Kontakt mit meinem Bruder aufnehmen könnte.
Aus diesem Grund werde ich ab jetzt auch nicht als offizieller Bewohner in der Berghütte aufgeführt sein, zumindest nicht namentlich, sondern nur noch als Ions Gast. Damit die Bücher stimmen.
"Vielen Dank Paul", bedanke ich mich bei ihm und nehme den Schlüssel entgegen den er mir hinstreckt, dann greife ich nach meinem Koffer und verlasse das Hotel. Mit dem Caddy fahre ich dann wieder zurück zu Ions, und jetzt auch meiner, Berghütte.
Dort angekommen benutze ich den Schlüssel, doch bevor ich rein gehe mache ich auf mich aufmerksam, nicht das Ion gleich mit gezogener Waffe vor mir steht.
Bilder tauchen vor meinem inneren Auge auf. Ion mit gezogener Waffe ist so heiß und wirklich sexy. In den Genuss dieses Anblicks bin ich zwar nicht oft gekommen, denn so viele Situationen, die das erforderlich machten, gab es damals nicht. Aber wenn, dann schmachtete ich ihn immer und immer wieder an. Es gibt eigentlich kaum eine Situation in der er nicht sexy aussieht. Beim Kochen, Lesen und Reden, wenn er hochkonzentriert ist, oder nachdenkt. Sogar wenn er wütend oder zornig ist. Doch am erotischsten sieht er aus wenn er kommt. Den Mund leicht geöffnet, den Kopf in den Nacken und laut stöhnend. Sein Körper erst total unter Spannung und dann merkt man wie er sich langsam entspannt und ein Lächeln auf sein Gesicht huscht.
Oh verdammt, ich könnte sterben, diesen Anblick noch einmal sehen zu dürfen. Ich sollte diese Gedanken beiseite schieben, wenn ich nicht will dass ich diese Hütte nun mit einem Harten betrete.
Thomas lugt um die Ecke. Er ist ja immer noch da. Steht er auf Ion? Oder wieso bleibt er so lange? Ein eifersüchtiges Stechen in meiner Brust kann ich nicht verhindern, doch ich lasse mir nichts anmerken und lächle ihn stattdessen an.
"Ich habe alles sauber gemacht und Frühstück vorbereitet. Ich werde gleich wieder verschwinden, keine Sorge", kichert er und hüpft gut gelaunt wieder zurück in die Küche. Hat er meinen Mini-Eifersuchtsanfall bemerkt? Normalerweise kann man mich nicht wie ein offenes Buch lesen. Aber ich kenne Thomas ja auch nicht. Vielleicht ist er einfach auch sehr empathisch, genauso wie Phedoka und Heya. Wer weiß.
"Wo ist Mister Hargrove?", frage ich, weil ich Ion nicht gesehen habe seit ich reingekommen bin.
"Oh, er wollte ein Bad nehmen. Er erzählte dass er in seiner Wohnung keine Badewanne hatte und nicht in die seines Bosses gehen wollte, also würde er jetzt das erste mal nach dreizehn Jahren wieder baden."
Meine Mundwinkel zucken. Denn wenn seine Zeitangabe stimmt war das letzte Mal, als Ion badete, mit mir in Egors riesiger Whirlpoolbadewanne, als dieser mit samt Anhang für ein paar Tagen ausgeflogen war und uns allein zurück ließ.
Grinsend gehe ich an Thomas vorbei zu meinem 'Schlafzimmer' und überlege ernsthaft ob ich gleich einen Abstecher im Bad machen soll.
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Resort de la Pheya 1 - Adam
Romance🍀Buch 1🍀 Alter Fall, alte Liebe. Specialagent Adam Moore wird nach dreizehn Jahren auf die Suche nach seinem ehemaligen Partner und großen Liebe, geschickt um ihn zum FBI zurück zu holen. Doch so leicht wie Adam sich das vorgestellt hat wird das...