Komisch, Eingebildet oder verknallt?

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Suga hatte zwar gewusst das sein Freund stur war, doch mit dieser Tirade an Argumenten hatte er nicht gerechnet.
Irgendwann gab er sich einfach geschlagen und willigte ein das Daichi  das Wochenende bei ihm verbringen würde solange bis seine Eltern wiederkamen.
"Aber du musst verschwinden bevor sie kommen und du solltest wohl niemals erwähnen das du hier geschlafen hast, ich habe keine Ahnung wie sie darauf reagieren würden", fügte Suga hinzu und nahm einen Schluck Wasser aus seiner Flasche.
"Ist schon klar, deine Eltern sind wieder mal Spielverderber wenn es um irgendwas cooles, bzw. total normales geht", meinte Daichi und rollte mit den Augen.
"Naja sie sind eben vorsichtig", versuchte Suga sie zu verteidigen obwohl er die Worte nur halbherzig rüberbrachte.
"Warum eigentlich, ist mal irgendwas passiert in der Vergangenheit das ihnen einen Anlass für ihre Übervorsichtigkeit geben würde", fragte Daichi und leerte seine Suppenschüssel.
"Also nicht das ich wüsste", sagte Suga und überlegte gleichzeitig, doch ihm kam nichts in den Sinn das so ausschlaggebend gewesen wäre.
"Na gut, wir werden es wohl nie erfahren. Solange sie dich Volleyball spielen lassen und ich dich treffen darf ist mir das eigentlich egal. "
"Ja dich scheinen sie echt zu mögen". Suga sah seinen Freund lächelnd an.
Wie konnte man diesen Kerl auch nicht mögen? Er war höflich, hilfsbereit, lustig, intelligent, sportlich, attraktiv... Moment was dachte er denn da. Schnell nahm er einen weiteren großen Schluck von seinem Wasser und hoffte das die Kühle seine sich rot färbenden Wangen beruhigen würde.
Leider falsch gedacht.
"Alles ok Suga, deine Wangen sind etwas rot, war die Suppe zu scharf für dich? "
"Nein, passt schon, mir ähm ist nur etwas warm."
Zur Bekräftigung seiner Worte zog er sich den Pullover über den Kopf.
Dabei bemerkte er wie sein T-shirt mit nach oben rutschte, doch er war so mit den Arm beschäftigt und dem Zugband das eigentlich nur zu war das er es nicht herunter ziehen konnte.
Als er es endlich geschafft hatte den warmen grauen Hoodie auszuziehen sah er wie Daichis Augen blitzschnell nach oben schoßen. So als hätte zuvor sein Blick auf etwas anderem gelegen.
Noch verlegener als zuvor wechselte er schnell das Thema.
"Ähm, sollen wir uns einen Film ansehen oder noch ein bisschen spielen, auf was hast du Lust".
"Ähhhmm". Daichi wirkte unentschlossen und etwas durch den Wind. Er sah ihm nicht mal in die Augen sondern betrachtete irgendwas hinter Suga. Dabei biss er sich wahrscheinlich unbewusst auf die Unterlippe.
Suga beobachtete dieses Schauspiel mit einer Faszination die ihm nicht ganz klar war.
Diese vollen Lippen, hellrosa und leicht glänzend da er gerade seine Zunge darüber gleiten gelassen hatte. Nun schimmerte sie feucht und einladend. Dann die weißen Zähne die immer wieder in sie hinein bissen.
Wie sich das wohl anfühlen würde wenn es nicht Daichis Zähne wären. Wenn er selbst in diese vollen Lippen beißen würde? Wie würden sie wohl schmecken, wie würde es sich anfühlen wenn er...
Der grauhaarige fuhr so heftig zusammen das er fast von Stuhl rutschte.
"Oh man alles klar bei dir", fragte Daichi besorgt und riss die Augen auf.
"Ähm ja, ähm mir ist nur die Uhrzeit bewusst geworden, ähm, ich sollte meine Eltern anrufen das ich noch lebe. Ich ähm komm gleich wieder".
So schnell es seine Krücken zuliesen ging er in Richtung Küche schnappte sich dort sein Handy und bog dann direkt zum Bad ab.
Dem einzigen Ort im Haus den man abschließen konnte.
Sein Herz schlug ihm bis zu Hals. Als er einen kurzen Blick in den Spiegel warf sah er das sein Gesicht tomatenrot war. Oh mein Gott was war blos los mit ihm.
Plötzlich kraftlos rutschte er an der Tür zu Boden und versuchte sein Salto schlagendes Herz zu beruhigen und seinen angehaltenen Atem wieder in einen richtigen Rhytmus zu bekommen.
Was in aller Welt war das gerade?
Wieso hatte er darüber nachgedacht, in die Lippen seines Freundes zu beißen?
Oh mein Gott, er war ein Junge, sie waren Freunde. Das war definitiv nicht normal?!
Tief einatmend schloss er die Augen und sah erneut das Gesicht seines Freundes vor sich. Um Himmels willen was war blos los mit ihm.
Er hatte soviel Menschen verstand das er wusste was das zu bedeuten hatte, er hatte es schon oft in Gesprächen der Oberstüfler gehört.
Wenn man sich vorstellt jemand anderen zu küssen dann ist man in den verknallt.
Sugas Hirn sträubte sich gegen diesen Gedanken. Verknallt?
Nein, er war nicht verknallt. Schon gar nicht in Daichi. Also was hieß schon gar nicht. Er wäre ja eine gute Partie. Aber er war eben wie er ein Junge. Zwei Jungs konnten doch nicht zusammen sein.
Konnte er nicht aus reiner Neugier darüber nachgedacht haben in die Lippen des anderen beißen? Das musste doch keine besonderen Hintergedanken haben. Ach was er bildete sich das nur ein.
Wieso sollte er auch...
Klopf, klopf.
"Alles klar bei dir Suga"?
"Ähm, klar, ich also es scheint nur ein Problem mit der Verbindung zu geben, ich probiers wohl später nochmal", sagte er immer noch mit geschlossenen Augen und umklammerte sein Telefon.
"Ähm okey. Also ich geh noch kurz nach Hause, sag meinen Eltern Bescheid das ich bei einem Kumpel penn und hol ein paar Klamotten", sagte Daichi durch die geschlossene Badezimmertür.
"In Ordnung", krächtzte Suga und räusperte sich schnell.
"Bau derweil keinen Scheiß ich bin in einer halben Stunde wieder da".
"Ist gut, ich bemüh mich", antwortete Suga mit einem leicht sarkastischen Unterton.
"Okey dann bis gleich. "
Der am Boden sitzende hörte wie die Haustür ins Schloss fiel und atmete tief durch.
"Scheiße", murmelte er und raufte sich die Haare.
"Jetzt krieg dich wieder ein".
Irgendwie schaffte Suga es vom Boden aufzustehen und sich einbeinig am Waschbecken festhaltend im Spiegel anzusehen.
Seine Wangen waren zwar nicht mehr rot doch stattdessen sahen seine Haare aus wie ein lebendiges Vogelnest.
Seufzend versuchte er sie wieder in Ordnung zu bringen doch vergebens.
"Na gut, dann sollte ich wohl kurz unter die Dusche springen. "
Gut das sie im Haus, zwei funktionsfähige Badezimmer besaßen.
Das untere war hauptsächlich für seine Eltern gedacht, da ihr Schlafzimmer sich ebenfalls im Erdgeschoss befand.
Oben waren nur sein Schlafzimmer, das Arbeitszimmer und ein kleineres Badezimmer das sozusagen ihm gehörte da es an sein Zimmer grenzte.
Das untere Bad war zu dem abgeteilt in Waschen, abduschen und Wanne.
Die Toilette war in einem anderen Raum. Traditionell japanisch eben.
Für Baden hatte er jedoch keine Zeit deshalb musste eine schnelle Dusche herhalten. Vielleicht würde die auch sein erhitztes Blut wieder in ruhige Bahnen bringen.
Darum zog er sich langsam aus, legte seine Klamotten auf einen kleinen Stuhl und stellte dann die Brause an.

Daichi verlies mit einem unguten Gefühl Sugawaras Haus.
Wieso war er so komisch heute?
Warum hatte er ihm nicht erzählt das er allein sein würde dieses Wochenende?
Vertraute er ihm nicht?
Wollte er ihn beeindrucken?
Oder bemutterte ihn Daichi womöglich zu sehr?
Daichi seufzte und lief den kurzen Weg nach Hause. Die Hände tief in den Taschen seiner Jeans vergraben versuchte er irgendwie schlau daraus zu werden.
Und dann war er vorhin einfach ins Bad geflüchtet. Die Geschichte mit dem vergessenen Telefonat kaufte er ihm nämlich nicht wirklich ab. Suga war wahnsinnig schlecht im lügen. Außerdem war er rot geworden und das hatte wahrscheinlich rein gar nichts mit der Suppe zu tun.
Was also?
Daichi biss sich erneut nachdenklich auf die Lippe.
Als Suga seinen Pullover ausgezogen hatte, war ihm kurz ein ganz komischer Gedanke gekommen.
Das T-shirt des anderen war mit nach oben gerutscht und so hatte man für einen kurzen Augenblick den nackten Oberkörper seines Freundes gesehen.
Eigentlich nichts, was er noch nie gesehen hatte, schließlich sahen sie sich beim Umziehen im Clubraum und in den Duschen bei Turnieren öfter leicht bekleidet oder auch nackt.
Trotzdem hatte er in diesem Moment die Augen nicht von ihm lassen können.
Interessiert hatte er seine schmale Tailie und die eindeutige V-Form gemustert. Die helle Haut die so makellos war das er sie zu gern berührt hätte.
Suga war schlank aber durch das Training auch trainiert. Sein Bauchnabel war klein und süß und darunter schummelte sich ein dünner Haarstreifen heller Haare in seine Jeans.
Fasziniert hatte er ihn gemustert.
Er hatte zum ersten Mal darüber nachgedacht ob er seinen Kumpel als attraktiv einschätzen würde.
Also ob Mädchen ihn attraktiv finden würden.
Und er würde das bejahen.
Aber als Suga ihn dann erneut ansah, hatte er ihm schnell wieder in die Augen gesehen.
Seine verrückten Gedankengänge sollte er schließlich nicht mitbekommen.
Vielleicht hatte er das aber schon und es war ihm peinlich gewesen.
Man womöglich kam daher sein komisches Verhalten.
Er sollte sich wohl bei ihm entschuldigen.
Naja jetzt musste er erst mal ein paar Klamotten holen und seinen Eltern auf möglich anonyme Weise beibringen das er bei einem Kumpel schlief. Ein Allibee wäre wohl auch nicht übel, er sollte wohl Asahi anrufen und ihn fragen ob das klar ging. Obwohl es viel einfacher wäre die Wahrheit zu sagen, verstand er Sugas Wunsch und würde ihn respektieren.
Der Gedanke daran die nächsten zwei Nächte bei ihm zu schlafen verpassten ihm irgendwie ein warmes Gefühl im Bauch.
Er freute sich darauf.
Vielleicht mehr als er sollte.

Daisuga  Freunde, Vertraute, Liebende Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt