Ging das nicht zu weit?

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Als Daichi nach ca einer Stunde erneut am Haus der Sugawaras klingelte öffnete ihm Suga und diesesmal sah er wesentlich entspannter aus.
Er hatte offensichtlich geduscht was man an seinen dunkleren grauen feuchten Haaren sah und an dem frischen Geruch der ihn nun einhüllte.
"Hey na hast die letzte Stunde auch nichts dummes angestellt? ", begrüßte ihn Daichi grinsend und stellte seinen Rucksack an die Treppenstufe.
"Haha, ich bin durchaus imstande alleine klar zu kommen", antwortete Suga augenverdrehend und Daichi bekam fast ein schlechtes Gewissen. Womöglich kratzte es echt an der Ehre seines Freundes wenn er ihn so bemutterte. Er sollte das echt etwas runterschrauben obwohl das Gefühl ihm irgendwie helfen zu wollen verdammt übermächtig war.
"Weiß ich doch. Also was machen wir jetzt"?
"Ähm ich hab an nen Filmmarathon gedacht, das wollte ich schon lange mal machen, aber alleine fand ichs immer doof", schlug Suga vor und gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer.
Scheinbar hatte der grauhaarige die Zeit genutz und hatte Getränke, Knabberzeug und Gläser auf dem niedrigen Tisch an dem sie sonst auch manchmal aßen bereit gestellt.
"Sehr einladend, da kann man ja gar nicht nein sagen. Was willst du denn für einen Marathon starten? "
Suga schlug eine Trilogie vor die er super cool fand und so legten sie die erste DVD ins Laufwerk.
Danach machten sie es sich auf der Couch bequem.

Während es draußen immer dunkler wurde und sie gemeinsam auf den Bildschirm starrten und zusammen lachten fühlte sich Suga immer wohler.
Zwischen Daichi und ihm war alles wie immer, keine komischen Gedanken durchkreuzten seinen Kopf und wenn er ihn ansah musste er sich auch nicht erneut vorstellen ihn in seine vollen Lippen zu beißen.
Die Snacks die er herausgeholt hatten wurden durch die Spannung des Filmes schnell vernichtet was allmählich müde machte.
Der dritte Teil hatte soeben richtig angefangen als eine sehr intime Scene gezeigt wurde.
Ein Paar das sich im Treppenhaus heftig küsste und dann auf dem Weg zum Bett immer mehr Klamotten verlor und das ganze dann in einer etwas zensierteren Scene beim Sex endete.
Sugas Wangen färbten sich leicht rot, es hatte schon etwas verwerfliches sich das mit seinem besten Freund anzusehen.
Es war wie in einen dieser schlechten Filme wo sich europäische Jungs nebeneinander zu einem Porno einen runterholten.
Das passierte doch nirgendwo wirklich oder?
Naja allein der Gedanke lies ihn noch mehr erröten.
Peinlich berührt wand er sogar seine Augen vom Bild ab, was es nicht gerade besser machte, da man sie noch eindeutig hören konnte. Da er nicht wusste wo genau er sonst hinsehen sollte schweifte sein Blick etwas ziellos herum.
Bis er plötzlich an einem hellen Licht hängen blieb.
Daichi hatte sein Handy in der Hand und textete offensichtlich jemandem.
Etwas verwirrt war er ja schon, irgendwie hatte er damit gerechnet das der andere wie gebannt dem Geschehen folgen würde. Wäre das nicht normal gewesen für jeden pupertierenden Jungen?
Doch ihn schien das komplett kalt zu lassen.
Also natürlich war er auch nicht sonderlich angetan von den beiden, was er aber darauf schob das sie eben zu zweit hier saßen und außerdem konnte er die Stimme der Frau, bzw. Ihr Stöhnen echt nicht ausstehen.
Plötzlich änderte sich die Scenerie und die beiden wurden unterbrochen, das lies selbst Daichi aufsehen.
Scheinbar musste der Mann (der Held in der Scene) plötzlich weiter, lies die Frau liegen und man sah seinen nackten Hintern in die Dusche hüpfen während sich die Frau über irgendwas aufregte und schnell anzog.
Suga schielte zu Daichi hinüber. Diesesmal klebten seine Augen am Bildschirm und er legte leicht den Kopf schief.
Dann biss er sich auf die Unterlippe.
Scheiße.
Das warme kribbelnde Gefühl war sofort wieder da.
Schnell sah er weg.
Verdammt.
Gott sei Dank kam im Anschluss gleich eine Actionscene und die komische Stimmung verschwand wenigstens ein bisschen.
Es dauerte eine Weile bis Suga wieder aufmerksam dem Film folgen konnte, aber dann kam die Müdigkeit und die späte Stunde dazu bis ihm allmählich immer mehr die Augen zufielen.

Als der Abspann fast ganz durchgelaufen war und Suga immer noch keine Anstalten gemacht hatte aufzustehen leuchtete Daichi kurz hinüber zu seinem Freund.
Oh, er schlief wohl. Seine Augen waren zu und sein Atem ging gleichmäßig.
Süß dachte Daichi und schüttelte gleich darauf den Kopf über sich.
Er war doch kein Mädchen.
Man, zur Zeit war er wirklich ganz schön verwirrt.
Leise begann er die Sachen in die Küche zu räumen und dann den Tisch abzuwischen.
Währendessen schlief der andere seelenruhig weiter, er hatte echt einen tiefen Schlaf.
Als alles erledigt war, stand er etwas unschlüssig vor der Couch.
Sollte er ihn wecken?
Naja, allein oben schlafen war nicht auszudenken, deshalb blieb ihm wohl oder übel nichts anderes übrig.
Andererseits sah er so friedlich aus und der Aufstieg mit den Krücken würde wieder ewig dauern. Diesmal war er sich nicht mal sicher ob er ihm helfen dürfte. An seinem Ton hatte er erkannt das ihn seine Hilfe wohl manchmal wirklich störte.
Naja aber wenn er doch schlief?
Vielleicht machte er da eine Ausnahme.
Daichi fasste vorsichtig unter Sugas Kniekehlen und in seinen Nacken und hob ihn in seine Arme.
Der andere stöhnte zwar leicht im Schlaf doch ansonsten blieben seine Augen zu.
Grinsend ging der dunkelhaarige also den inzwischen vertrauten Weg im Dunkeln nach oben.
In seinem Zimmer angekommen lies er das Licht ebenfalls aus. Die Matratze unter dem Bett konnte er auch ohne Lampe herausholen.
Der Mond schien außerdem hell in das Zimmer und so war es ein leichtes das Bett zu erreichen. Mit einer ungelenkten Bewegung strich er die Bettdecke weg und lies seinen Freund in die Kissen sinken.
Er wollte gerade seinen Arm von seinem Nacken befreien als Suga plötzlich an eben diesem zog.
Vielleicht noch im Schlaf aber dafür mit ganz schön viel Kraft.
Er wollte gerade einen zweiten Versuch starten als er bemerkte das sich Sugas Atem verändert hatte.
Nun ging er schnell und unregelmäßig es hörte sich fast wie ein ächtzen an.
Träumte er etwa?
Aber wenn ja, dann klang das nicht gerade angenehm.
Als er aus einer Eingebung heraus dem grauhaarigen sachte über die Stirn strich, spürte er den kalten Schweiß darauf. Das war nicht gut.
Etwas unschlüssig was genau er jetzt tun sollte stand er erstmal einfach neben ihm doch auf einmal schreckte Sugawara hoch und schnappte hörbar  nach Luft.
"Was, wie, Wo bin ich", stöhnte er erschöpft und sah sich wie wild um.
Im schalen Licht des Mondes konnte er den Schreck auf seinem Gesicht sehen.
"Alles gut Suga, es war blos ein Traum. Ich bin hier, du bist in deinem Zimmer", versuchte Daichi ihn zu beruhigen.
Eine Weile kamen nur Atemgeräusche von seinem Freund.
"Hier trink mal was, vielleicht gehts dir dann besser", schlug er vor und reichte ihm die Wasserflasche neben dem Bett.
Suga setzte sich auf und trank mit hastigen Schlucken.
Daichi zog derweil die Schlafmatte unter dem Bett hervor und richtete seinen Schlafplatz her.
"Besser"?
"Etwas".
"War wohl kein schöner Traum"?
"Ich, ähm, ich weiß es nicht mehr", brachte sein gegenüber über die Lippen und lies sich wieder in die Kissen sinken.
"Dann versuch weiter zu schlafen, jetzt ist es vorbei und ein neuer Traum kann anfangen".
"Mhhm".
Daichi legte sich gähnend unter seine Decke und schloss ebenfalls die Augen.
Obwohl auch er ziemlich müde war konnte er es doch nicht überhören das Sugas Atem immer noch ziemlich schnell ging.
"Kann ich sonst noch irgendwas tun, Suga. Ich merk doch das es dir nicht gut geht. "
Eine Weile blieb es still und es kam ihm beinnahe so vor als ob der andere immer wieder den Mund öffnete um etwas zu sagen es aber dann doch nicht tat.
"Wirklich, du musst es nur sagen", versuchte er ihn zu bestätigen. Um Hilfe bitten schien ihm wirklich schwer zu fallen.
Wieder Stille.
Doch dann mit ganz leiser fast gehauchter Stimme: "Kannst du... Kannst du mich umarmen. Ich glaub dann gehts mir besser. "
"Klar, komm her".
Wie selbstverständlich stand Daichi auf, krabbelte ins Bett und schloss seinen Freund in seine Arme.
Er spürte das leichte Zittern das von dem Körper des anderen ausging. Fühlte seine warme fast heiße Haut auf seiner und roch seinen leicht verschwitzten Geruch.
Der Augenblick indem sie sich so aneinander klammerten wurde immer länger und länger doch keiner der beiden machte anstalten sich zu lösen.
Irgendwann, vielleicht war Suga eingeschlafen, sackten sie zur Seite und lagen auf der Matratze.
Der braunhaarige hielt ihn immer noch und verschlafen kuschelte sich der etwas kleinere an seine Brust und schlief.
Es war warm, bequem und irgendwie angenehm so zu liegen.
Eigentlich machte sich Daichi gar keine Gedanken darüber was hier vor sich ging bis der andere ein Bein über seine Hüpfte legte und sich an ihn drückte.
Suga trug nur eine dünne Jogginghose und Daichi eine kurze.
So nah waren sie sich sonst nie.
Es dauerte ein wenig bis er das Gefühl an seinem Oberschenkel verstand.
Was tat er hier nur?
Ging das nicht zu weit?
Wie zwei kleine Männchen auf seiner Schulter gab es zwei Stimmen in ihm.
Die eine redete ihm ins Gewissen das er sich wieder auf seinen Schlafplatz legen sollte und das vergessen sollte, er hatte nur einem verstörten, verängstigten Mitschüler geholfen und gut.
Die andere Stimme wies ihn auf das warme Gefühl in seinem Bauch hin, und das ruhige und gleichmäßige Schlagen seines Herzens das im Einklang mit Sugas schlug.
Er fühlte sich wohl bei ihm.
Immer noch in Gedanken atmete er seinen Duft ein der ihm sowohl vertraut als auch neu vorkam.
Aber immer noch gut und anziehend.
Für eine kleine Ewigkeit ging das in seinem Kopf hin und her bis er sich dafür entschied das es das beste für Suga war, wenn er an Ort und Stelle blieb.
Deshalb schloss er beruhigt die Augen und wenige Momente danach fiel er in einen tiefen erholsamen Schlaf.

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