Viel zu lange

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Am nächsten Morgen konnte es Suga gar nicht erwarten das es an der Tür klingelte.
Den ganzen Tag ertappte er sich dabei wie er den Schulaltag abfragte. Jetzt hatte er gerade Mathe, danach kam Japanisch, Englisch und Physik. Als nächstes Pause, danach noch ein paar Stunden, dann Training.
Jetzt war es gerade 4, also räumten sie in der Halle vermutlich gerade alle auf.
Wie gerne wäre Koshi jetzt dort, doch er war wohl oder übel an sein Bett gefesselt.
Mit Argwohn beäugte er die zwei Krücken die an seinem Nachttisch lehnten. Die Dinger würde er am liebsten aus dem Fenster werfen. Vielleicht war es Gewohnheitssache aber er kam mit denen gar nicht zu Recht. Deshalb lies er sie meist stehen und hüpfte auf einem Bein durch die Gegend. Zumindest in seinem Zimmer. Wenn seine Mutter das gesehen hätte, hätte er wohl gänzliche Bettruhe aufgebrummt bekommen. Schließlich war sie dahinter das er sich so schnell wie möglich wieder erholte, damit er zurück in die Schule könnte.
Niemals hätte er sich vorstellen können das er die Schule so vermissen würde. Naja, eigentlich fehlten ihm viel mehr die Leute als die Lehrer und der Unterricht.
In den letzten Tagen war es ihm wirklich schwer gefallen allein zu sein.
Allein zu sein war für ihn nichts neues, schließlich arbeiteten beide seiner Elternteile, und er war deshalb öfters allein zuhause.
Aber damit kam er auch ganz gut klar. Er hatte sogar, nachdem seine Mutter immer mehr Geschäftstermine abends hatte oder eben erst spät davon zurück kam, das kochen gelernt.
Einerseits aus einer Not heraus, man konnte sich eben nicht außschließlich von Lieferservice und Kiosk ernähren. Andererseits hatte ihm das richtig Spaß gemacht, jedoch hatte er bis jetzt nur für seine Familie gekocht.
In diesem Moment klopfte es an der Tür und er erschrak etwas. Ein schneller Blick auf die Uhr sagte ihm das es definitiv noch nicht Daichi sein konnte.
Trotzdem rief er: "Herein".
Seine Mutter streckte den Kopf zur Tür herein und lächelte ihn an.
"Ich gehe dann, mein Meeting fängt in einer halben Stunde an. Dein Vater müsste vor mir nach Hause kommen. Ich habe unten etwas auf dem Herd für euch. Ihr müsst nicht auf mich warten", sagte sie und wirkte etwas hecktisch. Wahrscheinlich war sie spät dran.
"Ist gut Mama, danke dir", bedankte sich Suga und schenkte ihr ein Lächeln.
"Wir sehen uns dann morgen zum Frühstück".
"Klar, viel Erfolg bei deinem Meeting", wünschte er ihr und legte sein Buch zur Seite das er bis gerade noch in der Hand gehalten hatte.
Sie nickte freundlich und hatte schon fast die Tür geschlossen als sie doch nochmal aufschwang.
"Oh und Sawamra darf gerne mitessen wenn er möchte. Je nachdem wie lange ihr braucht für die Schulaufgaben".
"Okey dann bis morgen Mama", versuchte er sie loszuwerden und hatte diesmal auch Glück denn sie schloss gleich darauf die Tür und wenig später hörte man die Eingangstür ins Schloss fallen.
Puh endlich hatte er mal ein wenig Luft zum atmen. Er liebte seine Mutter wirklich aber manchmal erdrückte sie ihn fast ein wenig mit ihrer Fürsorglichkeit.
Aufatmend legte er sein Buch zur Seite und griff nach dem Spielsolenkontroller in seinem Nachtschränkchen. Innerhalb weniger Minuten hatte er die Konsole hochgefahren und tippte sich durch die Spiele. Wenn seine Eltern zuhause waren bemühte er sich eigentlich eher zu lernen oder sich zu bilden mit Büchern oder Onlinekursen. War er jedoch alleine hatte er ganz andere Interessen. Zum Beispiel zeichnete er gerne, spielte Onlinerollenspiele und kochte inzwischen regelmäßiger.
Vollkommen entspannt loggte er sich in sein Spiel ein und war so beschäftigt damit seine Tiere, Charaktere und weiteres zu versorgen das er gar nicht merkte wie die Zeit verging.
Irgendwann riss ihn das Vibrieren seines Handys aus dem Geschehen und ungeschickt angelte er unter dem Kissen danach.
Daichi.
Oh Mist, wieviel Uhr war es denn?
Shit, schon fast dreiviertel 5.
"Entschuldige ich hab voll die Zeit vergessen", ging er gleich mal ran und beeilte sich aufzustehen.
"Schon ok, ich ähm wollte nur nicht ungefragt ins Haus stürmen nachdem ich zweimal geläutet hatte. Bist du allein? "
"Ja, meine Mum ist auf ein Meeting gefahren und mein Dad ist noch auf der Arbeit."
"Okey, dann komm ich hoch".
Noch bevor Suga überhaupt nur eine Antwort geben konnte, beendete Daichi das Gespräch und man hörte die Haustür aufgehen.
Er schaffte es gerade noch ein paar Klamotten in den Schrank zu stopfen und sich auf seinen Schreibtischstuhl zu setzen bevor auch schon die Tür aufschwang.
"Hey, na alles klar", begrüßte ihn sein Freund.
"Ja, ganz entspannt", sagte Suga lachend.
"Ich hab hier noch ein paar deiner Sachen mitgebracht, die hat mir unser geliebter Mathelehrer zurück gegeben", sagte Daichi grinsend und reichte ihm einen Schwung Hefte.
"Danke. Und wie wars sonst so", fragte Suga neugierig?
Ihm fehlte der Schulaltag. Einfach mal rauskommen, mit Leuten reden, draußen sein, man wie konnte man den öden Alltag so vermissen.
Er hatte wohl etwas melancholisch dreingeblickt da Daichi ihn gleich darauf mit einem verwirrten Blick ansah.
"Du kommst echt nicht viel raus oder"?
"Nicht wirklich, meine Mum ist ziemlich vorsichtig, du kennst sie ja, wenn sie wüsste das ich manchmal ohne Krücken gehe würde ich richtig Ärger kriegen".
"Sag mal ihr habt doch einen Garten oder".
"Ja wieso fragst du"?
"Meinst du wir könnten uns einfach draußen zum "Lernen" hinsetzen", fragte sein Freund und unterstrich seinen Satz mit aufgezeichneten Gänsefüßchen.
"Ähm meine Mutter ist gerade zu einem Meeting los, wir sind also alleine", erklärte er lachend.
"Na dann komm, ich glaube du brauchst dringend frische Luft".
Daichi schulterte bereits seine Tasche und sah ihn auffordernd an.
Suga zögerte zunächst. Nach unten war ein weiter Weg obwohl ihm ein bisschen Sonne wohl nicht schaden würde.
Mit einem Seufzen nahm er sich also seine Krücken.
Er hasste die Dinger wirklich. Doch da er den Fuß nicht belasten wollte blieb ihm wohl nichts anderes übrig. 

Daisuga  Freunde, Vertraute, Liebende Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt